Vogelfotografie in Ungarn mit dem SIGMA 60-600mm F4,5-6,3 DG OS HSM | Sports
Hallo zusammen, heute möchte ich über ein Thema schreiben, was in der Vogelfotografie sowohl sehr beliebt ist, aber auch oftmals sehr kontrovers diskutiert wird. Es geht darum, Fotos aus Verstecken heraus zu machen, die man bei diversen Anbietern buchen kann.
Bisher habe ich so etwas noch nie gemacht, sondern habe selbst recherchiert und bin dann auf die Suche gegangen, wenn ich eine bestimmte Vogelart fotografieren wollte. Je mehr Zeit man investiert, desto aussichtsreicher und erfolgreicher wird dieses Unterfangen. Es gibt dabei nur ein paar Probleme. Zum Einen wenn ich eine Vogelart fotografieren möchte, die in Hamburg nicht vorkommt und zum Anderen, wenn man nicht wirklich viel Zeit zum Recherchieren hat.
Ich hatte eine Woche Zeit und wollte für mich neue Vogelarten fotografieren und das auch aus annehmbarer Distanz. Nach einiger Recherche bin ich dabei auf Ungarn gestoßen und dass es dort recht vielversprechend sein soll, wenn es um die Vogelfotografie geht. Ich wollte aber nicht die Hälfte meines Urlaubes mit Suchen verbringen und mich dabei allzu sehr auf den Zufall verlassen, sondern die vorhandene Zeit effektiv nutzen.
Ich habe mich in diesem Jahr daher entschieden, der Hidefotografie eine Chance zu geben und es einfach mal auszuprobieren. Letztendlich habe ich einen passenden Anbieter gefunden und die Reise gebucht. Anschließend musste ich mich um nichts mehr kümmern, außer mit meiner Kamera, dem SIGMA 500mm F4 DG OS HSM | Sports und dem SIGMA 60-600mm F4,5-6,3 DG OS HSM | Sports in den Flieger zu steigen und nach Budapest zu fliegen. Dort wurde ich bereits von dem Guide erwartet und dann in eine kleine Stadt 150km südwestlich von Budapest gebracht. Der Guide lebt dort schon sein ganzes Leben und kennt sich daher in der Gegend bestens aus. Insgesamt hat er 12 Hides, die alle verschiedene Habitate abdecken, so dass man je nach Bedarf andere Vogelarten zu Gesicht bekommt und fotografieren kann.
Nach einem netten Kennenlernen mit den anderen Gästen wurde am ersten Abend der Plan für den nächsten Morgen geschmiedet. Unser Guide wusste ganz genau, welches Hide sich bei welchem Licht und welcher Tageszeit am besten eignet, um die besten Bedingungen für schöne Fotos zu haben. Ich entschied mich am ersten Morgen für das Gartenversteck, welches sich inmitten einer kleinen Obstbaumplantage befand. Ausgestattet mit einem künstlichen Teich und einem Futterspender, dauerte es nicht lange bis ich die ersten Fotos machen konnte. Viele Vögel stillten ihren Durst und nach einer Weile konnte ich dann auch meine erste neue Art fotografieren, einen Blutspecht.
Worauf ich mich schon im Vorfeld gefreut hatte und was sich dann als wirkliches Highlight herausgestellt hat, war der Towerhide. Denn dort hatte ich die Möglichkeit eine weitere neue Art zu fotografieren, die Rotfußfalken. Wie am Tag zuvor klingelte der Wecker bereits um 4Uhr morgens, damit wir uns um 4:30Uhr auf den Weg zum Hide machen konnten. Im Prinzip handelt es sich dabei um einen besseren und bequemeren Hochstand. Direkt vor dem Hide befanden sich zwei Brutkästen in den Bäumen, die auch beide besetzt waren. In einem der Kästen waren Turmfalken und in dem anderen die besagten Rotfußfalken. Zunächst baute ich mein Stativ auf, welches bei dieser Art der Fotografie definitiv Pflicht ist. Man sitzt mehrere Stunden in dem Versteck und die meiste Zeit passiert eigentlich nicht allzu viel. Aber wenn es dann los geht, muss man blitzschnell reagieren und die Fotos machen. Daher muss vorher schon alles genau eingestellt sein. Es war kurz nach Sonnenaufgang und ich hatte mich gerade erst häuslich eingerichtet, als die beiden Rotfußfalken plötzlich ihren Frühlingsgefühlen freien Lauf ließen. In dem Moment passte dann wirklich alles und das Licht war perfekt. Eher zufällig entsprechen sogar die Farben der Hauptprotagonisten genau dem Hintergrund. Die blaugraue Farbe des Männchens spiegelt quasi den Himmel wieder, das orangefarbene Weibchen den Horizont und der grüne Ast die Wiese in der Ferne. Und warum die Tiere Rotfußfalken heißen, kann man am besten erkennen, wenn man sie auch mal im Flug erwischt.
Die Turmfalken waren schon etwas weiter mit ihrer Familienplanung und haben die Frühlingsgefühle bereits hinter sich gelassen. Das Weibchen saß mittlerweile auf den Eiern und das Männchen war damit beschäftigt Futter zu besorgen. Am Abend strahlte die Sonne einen Busch im Hintergrund an und das Männchen landete mit einer Maus im Schnabel auf einem der Äste und rief das Weibchen zu sich. Sie kam dann aus dem Brutkasten heraus und nahm das Geschenk entgegen. Das Licht war perfekt und der ganze Moment dauerte nur ein paar Sekunden, denn das Weibchen verschwand direkt wieder im Nest, um sich das Abendessen schmecken zu lassen. Mäuse waren definitiv die bevorzugte Beute der Turmfalken, was aber nicht heißt, dass sie kleine Echsen verschmähen. Denn auch darüber hat sich das Weibchen sehr gefreut.
Nach dem Sonnenuntergang ging es zurück zur Unterkunft. Aus dem Auto heraus konnte ich plötzlich auf einem Baum einen Steinkauz entdecken, doch mittlerweile hatte man nur noch den dunklen und farblosen Himmel als Hintergrund. Ich versuchte das Beste aus der Situation zu machen und rannte auf einen kleinen Hügel neben der Straße. So konnte ich den Rest der Abenddämmerung als Hintergrund nehmen und den kleinen Kauz dann als Scherenschnitt abbilden.
Das Licht war die meiste Zeit ziemlich gut, aber an einem Nachmittag sollte es ununterbrochen regnen. Die Vorstellung bei Regen und ohne Licht in dem Hide zu sitzen war nicht sonderlich berauschend und so bin ich mit einem weiteren Gast und einem der Guides mit dem Jeep zu den Fischteichen gefahren und wir haben geschaut, was uns unterwegs so begegnet. Wie befürchtet hat es die ganze Zeit geregnet, aber wir konnten innerhalb kürzester Zeit sechs verschiedene Reiherarten (Graureiher, Silberreiher, Purpurreiher, Seidenreiher, Rallenreiher, Nachtreiher) und verschiedenste andere Vogelarten beobachten. Wir haben durchs offene Autofenster fotografiert und Bohnensäcke als Unterlage verwendet. Alles wurde total nass, aber wir hatten eine Menge Spaß und der Regen verpasste den Fotos eine ganz eigene melancholische Stimmung.
Ich war dennoch froh, dass das Wetter die anderen Tage wieder wesentlich besser war.
Ein bekannter Vogel für Ungarn ist der größte noch flugfähige Vogel der Welt, die Großtrappe. So groß wie der Vogel ist, so groß ist auch seine Fluchtdistanz. Unter 150m ist da im Prinzip nichts zu erreichen. In der Nähe gab es jedoch ein Schutzzentrum für diese Vögel. Verletzte Vögel werden dort hingebracht und dann wieder aufgepäppelt.
In einem Außengehege sind diese dann durch einen hohen Zaun vor Fressfeinden geschützt. Sobald es ihnen wieder besser geht und sie wieder fliegen können, machen sie sich dann auf und davon. Bis dahin hat man jedoch ideale Möglichkeiten ganz nah heran zu kommen. Ich habe diese Gelegenheit genutzt, ein paar Fotos von diesen schönen Vögeln zu machen, auch wenn diese dann natürlich nicht Wildlife sind.
Zum Ende der Woche wurde es dann noch mal richtig spannend. Ich wollte unbedingt schon immer mal den Wiedehopf vor die Linse bekommen und habe meinen Guide gefragt, ob es da eine Möglichkeit gibt. Während ich dann mal wieder in einem der Hides saß, machte er sich auf den Weg und klapperte ein paar Orte ab und meinte dann, dass die Chancen gut stehen. Am nächsten Morgen ging es wieder um 4:30Uhr los und nach einer halben Stunde hielt er plötzlich an, stellte ein mobiles Tarnzelt auf und suchte einen Stock, den er dann in einiger Entfernung zum Zelt in den Boden steckte.
Er wünschte mir viel Erfolg und verschwand wieder. Ich war zunächst noch etwas skeptisch, aber es dauerte nicht lange, bis der Wiedehopf angeflogen kam und sich direkt auf den Ast setzte. Der Guide wusste ganz genau was er dort tat und ich konnte den ganze Vormittag das Wiedehopfpärchen beobachten, wie sie den Nachwuchs in einer Nisthöhle mit riesigen Würmern versorgten.
Ein wunderbarer Abschluss einer viel zu schnell vergangenen Woche. Die Hidefotografie hat mich überrascht und ich muss sagen, dass es gar nicht so langweilig ist, wie man es sich vielleicht vorstellt, wenn man darüber nachdenkt stundenlang in einer kleinen Box zu sitzen und aus dem Fenster zu gucken.
Es ist eine komplett andere Art zu fotografieren, als wenn man einfach so los zieht, aber man kommt an Fotos, an die man sonst eher nicht rankommt. Ich bezweifle, dass ich eine Rotfußfalkenpaarung fotografiert oder überhaupt gesehen hätte, wenn ich auf eigene Faust nach Ungarn gefahren wäre.
Wichtig ist dabei für mich vor allem, dass die Vögel weder gestört noch wesentlich beeinflusst werden. Ich bin daher kein großer Freund, wenn zum Beispiel Wasservögel mit kiloweise totem Fisch angefüttert werden, damit sie vor den Hides Modell stehen. Man kann von dieser Art der Vogelfotografie halten was man möchte, aber eines ist klar, Spaß gemacht hat es auf jeden Fall.