Wildlifefotografie in Finnland mit dem SIGMA 150-600mm F5-6,3 DG OS HSM | Sports
Seit einer Woche liege ich nun flach im Bett. Ich habe eine schwere Virusinfektion. Ich weiß nicht, vor wie vielen Jahren ich das letzte mal so krank war. Doch nun hat es mich richtig erwischt. Morgen geht mein Flug nach Finnland. Doch so richtig bereit fühle ich mich bisher nicht. Ich hatte noch nicht einmal die Kraft, um das 150-600mm F5-6,3 DG OS HSM | Sports von SIGMA zu testen, welches mir für diese Reise zur Verfügung gestellt wurde.
Den Flug und die 3stündige Autofahrt schaffe ich dann doch irgendwie. Nun beginnt das Abenteuer Finnland. Die ersten Eindrücke erfüllen alle Klischees. Wälder und Seen egal wo man auch hin kommt. Nahe der russischen Grenze ging es in das Camp von Lassi Rautiainen. Hier fühlt man sich perfekt aufgehoben. Man hat einen gemütlichen Standort für seine nächtlichen Ausflüge. Das Camp ist direkt am See und natürlich auch im Wald.
Um auch das letzte Klischee zu erfüllen gibt es natürlich eine finnische Sauna. Die Stimmung hier im Camp ist sehr familiär und man kommt meist leicht mit anderen Fotografen ins Gespräch. Nach einen weiteren ruhigen Tag fühle ich mich auch wieder fast gesund und es geht zum ersten mal raus.
Nach dem Abendessen fahre ich zusammen mit einen Bekannten um 17:00 Uhr zu einen von Lassis Hides. Die ganze Nacht bis um 8:00 Uhr am Morgen wollen wir hier verbringen. Unser Fotoversteck befindet sich in der Sperrzone zwischen Finnland und Russland. Da hier kaum Menschen unterwegs sein dürfen, ist das Vorkommen von Tieren besonders zahlreich. Unser Hide hat eine wirklich schöne Lage direkt an einem kleinem See oder besser gesagt Tümpel. Wenn alles gut läuft, können wir hier eine wunderschöne Spiegelung der Tiere einfangen.
Das 150-600mm Objektiv wirkt durch seine Bauweise ziemlich robust. Endlich ist die Zeit gekommen es testen zu können. Doch nun heißt es erst einmal warten. Es herrscht Stille. Nur das kreischen der Möwen ist zu hören. Unterbrochen wird dieses Kreischen nur durch das Krächzen von Raben oder den Rufen anderer Vögel. Man verharrt fast regungslos, um diese Atmosphäre nicht zu stören und die Tiere nicht zu verschrecken. Ja sogar die Gurke im Sandwich scheint zu viel Lärm zu erzeugen, in dieser Einsamkeit. Neben den Möwen hat sich nun auch ein Seeadler in der Nähe nieder gelassen und beobachtet von einen alten Baumstamm herab. Doch ist dieser leider hinter ein paar Zweigen versteckt und von meiner Position aus kaum zu fotografieren. Anton gelingen jedoch erste gute Bilder.
Die Stunden vergehen. Wir warten noch immer angespannt. Die Sonne ist bereits um 23:30 unter gegangen. Es ist eine dunkle Atmosphäre auch wenn es zu dieser Jahreszeit nie finster wird. Ich sehe einen großen geräuschlosen Schemen von links kommen. Der erste Braunbär den ich in freier Wildbahn erleben darf. Ein wirklich großartiges Gefühl steigt in mir hoch und man fühlt sich plötzlich ganz klein beim Anblick des Kolosses. Einer von ca. 1400 Bären Finnlands steht vor uns. Die ersten Bilder werden gemacht und das Objektiv hat trotz der schwierigen Lichtbedingungen kein Problem die Schärfe zu finden. Doch leider ist das Licht etwas wenig um vernünftige Ergebnisse zu erhalten. So entscheide ich mich für ein paar Mitzieher als der Braunbär am See entlang geht. Der Bär war ca. 40 Minuten bei uns und neben der Fotografie war das beobachten allein schon ein riesen Erlebnis. Zu sehen wie er einen Tierkadaver mit seinen Gebiss in einer Leichtigkeit zerreisst oder sein Schnauben die Stille durchbricht werde ich wohl nie vergessen.
Es wird wieder etwas heller die Sonne sollte bereits über den Horizont sein doch durch die Wolken ist dieser Übergang kaum wahr zu nehmen. Plötzlich erblicke ich einen weißen Schatten, welcher durch die Bäume huscht. Er kommt näher. Kaum zu glauben es ist ein Wolf. Auch Anton mein Bekannter wird bei den geflüsterten Wort Wolf gleich wieder munter. Wie ein Geist des Waldes bewegt er sich durch die Landschaft. Ich kann mein Glück kaum fassen, gleich in der ersten Nacht einen Wolf zu erblicken. Doch ist er vorsichtiger als der Bär zuvor. Schnell holt er sich einen Brocken Fleisch, welches der Bär liegen gelassen hat und ist auch schon wieder weg. Das wiederholt sich dann gleich noch 2 mal. Im Rausch des Erlebten geht es am Morgen wieder zurück ins Camp.
Der Brennweitenbereich von 150-600mmm wurde von mir letzte Nacht ziemlich ausgereizt. Auch wenn ich mir hier und da bei den schwierigen Lichtverhältnissen eine lichtstärkere Festbrennweite gewünscht hätte. Aber Kompromisse muss man eben eingehen und so erhielt ich erste Aufnahmen von Bär und Wolf. Nach einer weiteren Nacht mit Bären kommen dann auch noch mehrere Leute von meiner Fotogruppe. Wir teilen uns immer auf und es ist jedes mal wieder spannend was die Nacht so bringen wird. Die dritte Nacht hatte ich mehrere Vielfrasse vor der Linse. Teile meiner Fotogruppe hatten während der Tage Wölfe auf nur 10 Meter Entfernung. Einen Wolf, welcher mit einen Vielfrass spielt oder mehrere Bären die so nah kamen, dass sie deren Atem hören konnte und die auf Bäume kletterten. Manche hatten mehr Glück und die anderen etwas weniger aber das ist nun einmal Wildlifefotografie. Man weiß eben nie was man bekommen wird. Es kann sein, dass man für Stunden warten muss für nichts.
Am nächsten Tag kommt man dafür nicht zur Ruhe weil die Tiere so aktiv sind. Neben den Bären, Wölfen und Vielfrass war ein weiteres einzigartiges Erlebnis mit Sicherheit der Ausflug zu Eulen. Wir durften einen Biologen begleiten welcher für Eulen und andere Greifvögel zuständig ist. Er beringt sie, erforscht ihr Verhalten sowie die Population in Finnland. So bekamen wir Einblick in seine Arbeit und an einem Tag einen Sperlingskauz, Rauhfusskauz, Habichtskauz sowie Uhu zu sehen.
Am beeindruckendsten war wahrscheinlich der Ästling des Habichtskauz. Um diesen zu beringen, musste der Biologe einen Motorradhelm aufsetzen, da die Muttertiere häufig sehr aggressiv auf die Störung reagieren. Doch diese Mutter blieb entspannt und so konnten wir auch noch schnell ein Foto des Jungvogels machen.
Die Tage vergingen wie im Flug und der Schlaf kam definitiv zu kurz. Wir schafften vielleicht im Schnitt 4 Stunden pro Tag. Doch niemand störte sich daran. Im Gegenteil jeder war im Jagdfieber und konnte es kaum abwarten bis es wieder raus in die Wildnis ging. Nur die Autofahrt am letzten Tag war dann doch etwas anstrengend und man bemerkte, dass der Körper sehr beansprucht wurde. Ich freue mich jedenfalls jetzt schon 2020 wieder zurück zu kehren und falls ihr auch mit dabei sein wollt dann könnt ihr gerne mit mir Kontakt aufnehmen.