Wie finde ich die richtigen Locations?
Ich habe das Gefühl, seitdem ich fotografiere, sehe ich die Welt mit ganz anderen Augen. Man ist ständig auf der Suche nach guten Locations und betrachtet die Umgebung anders als andere. Bewusster. Wo andere z.B. nur eine langweilige Brücke sehen, sehe ich Symmetrien, Schatten und perfekte Strukturen für Hintergründe.
Ich liebe es, spazieren zu gehen, auf dem Nachhauseweg einfach mal ein paar Stationen eher auszusteigen und einen Weg laufen, den ich noch nicht kenne. Ich schaue mir die Umgebung ganz genau an und fotografiere potentielle Orte mit dem Handy. Die Bilder verschiebe ich dann in einen Extraordner.
In der heutigen Zeit ist es wirklich super easy schon im Vorfeld coole Locations über das Internet zu finden.
Die klassische Google Bilder suche nutze ich hierbei jedoch eher selten. Viel effektiver finde ich es, über Instagram nach Orten zu suchen. Außerdem taggen viele die Orte an denen sie die Fotos gemacht haben. Wenn ich einen Ort cool finde, speichere ich ihn mir sofort ab. Mit zwei Kumpels habe ich mich mal zusammen gesetzt um all diese Orte in eine gemeinsame Karte bei Google Maps einzufügen. Hier gibt es die Funktionen Informationen, sowie auch Bilder hinzuzufügen. Plant man nun einen Roadtrip kann man ganz easy sehen, welche Spots auf dem Weg liegen.
Was mache ich, wenn ich dann dort bin und eine coole Hausfassade sehe, die aber hinter einem Zaun ist? Fragen kostet nix. Oft ist es viel leichter als man denkt. Einfach klingeln und freundlich nachfragen, ob man ein paar Fotos machen darf – ein nettes Lächeln wirkt dabei Wunder.
Außerdem finde ich es wichtig, sich immer an eine Regel zu halten:
‚Hinterlasse den Ort so, wie du ihn vorgefunden hast’. Wer Müll o.ä. einfach in die Natur schmeißt, kommt sowieso in die Hölle und die Person, die nach dir dort ein Foto machen will, hat sicher keine Lust deine Coladose oder Zigarettenstummel aus jedem Foto zu retuschieren.
Ich liebe es, durch das Fotografieren neue, spannende Orte zu entdecken, dabei geht es meist mehr um den Spaß mit Freunden und die Fotos passieren nebenbei. Wenn ich z.B. Portraits fotografiere, finde ich die Wahl eines total außergewöhnlichen Ortes sogar oft etwas überbewertet. Ich habe schon oft erlebt, dass man meilenweit zu einer vermeintlich tollen Location gefahren ist und ich mir im Nachhinein dachte: ‚Genau so gute Bilder hätten wir auf der ollen Wiese in Castrop-Rauxel auch machen können’.
Bei Fotos in denen es um Personen geht, darf man nicht vergessen: Die Location ist ja „nur“ der Hintergrund, noch dazu ist dieser meist unscharf. Viel wichtiger sind die Emotionen von den Menschen vor der Kamera. Bei der Wahl vom Hintergrund achte ich hier meist weniger auf ein ausgefallenes Motiv, sondern viel mehr auf Lichteinfälle, Farben und Strukturen im Hintergrund.
Ich finde es ist wichtig, im Einfachen das Besondere zu sehen. Dafür benötigt es Begeisterungsfähigkeit. Das hat auch viel mit der persönlichen Einstellung zu tun. Gefällt es mir an einem Ort überhaupt nicht, fühle ich mich unwohl oder habe an einem Tag einfach nur schlechte Laune, dann fällt es mir auch schwer die Umgebung mit dem „Fotoblick“ wahrzunehmen. Es ist durchaus schon ein paarmal passiert, dass ich an Orten war, die meiner Meinung nach fotografisch überhaupt nichts hergaben und dann kam ein anderer Fotograf und hat daraus etwas Besonderes gemacht. Da habe ich mich echt über mich geärgert.
Es muss also nicht immer die ausgefallenste Location sein. Dein Treppenhaus, das Garagentor ums Eck oder ein Parkhaus deiner Stadt können ebenso super spannend sein, wenn du sie mit der richtigen Einstellung betrachtest. Manchmal sind Locations auch überhaupt nicht so, wie du sie dir im Vorfeld vorgestellt hast. Dann geht es darum das Beste draus zu machen.
Hier eine kleine Hintergrundgeschichte zu dem Foto von Blair im Sand liegend. Das Foto ist auf Mallorca entstanden und wir hatten uns einen, wie wir dachten, schönen Strand als Location rausgesucht. Dieser entpuppte sich jedoch als totaler Touri-Strand, war total überfüllt, dreckig und hatte kaum Schatten. Nicht gerade gute Voraussetzungen. Wir haben uns dann eine Mini-Ecke, direkt neben einer hässlichen Betonwand gesucht. Diese spendete jedoch immerhin Schatten, womit das Problem der prallen Sonne schon mal gelöst war. Den Strand habe ich hinterher in Photoshop bereinigt. Was auf dem Foto also paradiesisch aussieht war in Wirklichkeit ein ziemlicher Locationflop. Trotzdem bin ich mit dem Ergebnis mehr als happy, manchmal muss man seine Pläne eben kurzfristig ändern und improvisieren.
Außerdem ist eine gute Location auch nicht immer eine gute Location. Hier ist die Uhrzeit oft entscheidend. Wenn ich an einen neuen Ort komme der mir gut gefällt, checke ich meist erstmal zu welcher Seite die Sonne untergeht. Ich liebe Aufnahmen im Gegenlicht, deswegen entscheidet hier meist die Himmelsrichtung in welche Richtung fotografiert wird.
Mindestens genauso gerne mag ich die „blaue Stunde“. Sie beginnt, wenn die Sonne gerade am Horizont verschwunden ist, es aber noch nicht ganz dunkel ist. Ich liebe diese „moody“ Stimmung, die du nur in dieser kurzen Zeit einfangen kannst. Hierfür eigenen sich z.B. Orte mit Aussicht auf eine Stadt, oder generell Plätze, an denen du Lichter im Hintergrund hast. Mit einer offenen Blende bekommst man dadurch ein besonders schönes Bokeh und durch die extreme Lichtstärke der SIGMA Art Objektive kannst du noch extrem lange ohne zusätzliches Licht fotografieren.
Alina ist freiberufliche Fotografin und bevorzugt minimales Equipment, natürliches Licht, echte Momente und zurückhaltende Nachbearbeitung. Sie liebt es, die Menschen vor der Kamera kennen zu lernen, gemeinsam schlechte Witze zu erzählen, ein Teil der Szenerie zu werden. - So erzeugt Alina ihren natürlichen, authentischen Stil.