Haustiere fotografieren – Teil 2
Im ersten Teil der SIGMA Artikelreihe über Haustierfotografie haben wir aufgezeigt, wie wichtig der richtige Umgang mit Haustieren ist. In diesem Teil verraten wir euch, wie Brennweite und Lichtstärke die Bildgestaltung beeinflussen und was es beim Fotografieren von Haustieren im Hinblick auf die Kameraeinstellungen zu beachten gilt.
Möchte man ein Tierporträt so aufnehmen, dass der Betrachter das Gefühl bekommt „mittendrin“ zu sein, so muss man die richtige Brennweite verwenden und nah an das Motiv herangehen. Mit besonders langen Tele-Objektiven lassen sich Tiere zwar komfortabler formatfüllend fotografieren, je länger jedoch die verwendete Brennweite ist, umso mehr wird die Perspektive gestaucht und umso distanzierter und weniger authentisch erscheint das Motiv. Kürzere Brennweiten haben wiederum eine spezielle perspektivische Wirkung, die sie für Tierporträts weniger geeignet macht. Die schönsten Tierporträts lassen sich folglich mit Brennweiten zwischen 50 mm und 100 mm (bezogen auf das Kleinbildformat) und aus nächster Nähe machen.
Tierische Starallüren
Da wir Menschen instinktiv den Blickkontakt suchen, spielen Augen als der Spiegel der Seele in der Haustierfotografie eine besonders wichtige Rolle. Zwar gibt es Ausnahmen von der folgenden Regel, liegt aber der Fokus nicht auf den Augen, wird ein Foto als misslungen wahrgenommen, auch wenn es in jeder anderen Hinsicht perfekt umgesetzt ist. Dabei ist es gar nicht so einfach präzise auf die Augen scharfzustellen, zumal Tiere impulsiv reagieren und anders als ein menschliches Fotomodel keine Anweisungen befolgen. Die richtige Vorgehensweise im Hinblick auf das Fokussieren ist deshalb auch dann wichtig, wenn man keine Aktion-Aufnahmen von Haustieren machen möchte. Die weitverbreitete Methode, mit dem mittleren AF-Punkt scharfzustellen und dann zu verschwenken, führt in der Haustierfotografie oft zu einem unnötig hohen Ausschuss. Um die Verzögerung zwischen Fokus und Aufnahme, und somit auch den Ausschuss zu verringern, sollten daher die äußeren Fokuspunkte verwendet werden.
Nicht nur der Fokus, auch die Wahl einer großen Blendenöffnung kann, indem Vor- und Hintergrund freigestellt werden, dazu beitragen, dass die Aufmerksamkeit des Betrachters auf das Motiv und dessen Augen gelenkt wird. Hohe Lichtstärke von f/2.8 und höher vorausgesetzt, bieten Objektive mit den zuvor erwähnten Brennweiten, ein ausreichendes Freistellungspotential, ohne dabei die perspektivischen Nachteile längerer oder kürzerer Brennweiten zu haben.
Bei der Haustierfotografie ist Timing alles
Eine besondere Herausforderung für den Fotografen stellt das impulsive Wesen der Haustiere dar. Um den entscheidenden Moment festzuhalten, reicht es nicht aus, diesen vorherzusehen, auch der Auslöser muss rechtzeitig betätigt werden. Dabei spielen, neben dem Gefühl für Timing, auch die Kameraeinstellungen eine nicht zu vernachlässigende Rolle. Im Besonderen der Serienbildmodus, in dem Aufnahmen kontinuierlich gemacht werden, solange der Auslöser gedrückt bleibt, macht es erheblich einfacher, den entscheidenden Moment festzuhalten.
Wie bereits erwähnt, sind beim Fotografieren, neben dem richtigen Umgang mit Haustieren, auch die gestalterischen und technischen Aspekte von großer Bedeutung. Dabei sind die besagten Kriterien eng miteinander verbunden: die Brennweite legt die mögliche Perspektive, die Lichtstärke das Freistellungspotential fest. Die Kamera kann, abhängig von den vorgenommenen Einstellungen, das Fotografieren erleichtern oder erschweren. Sich dieser Zusammenhänge bewusst zu sein, erlaubt es dem Fotografen, die für seine Fotos am besten geeignete Ausrüstung zu wählen und die vorteilhaftesten Kameraeinstellungen vorzunehmen.