Wenn einem bei der Jagd die Luft ausgeht
Die Nacht ist wieder um 04:30 Uhr rum. Sie war für alle kurz, denn es gab am späten Abend noch einen kleinen Workshop zum Thema Sternen- / Milchstraßenfotografie, den ich aber ausfallen lassen musste, da der Blog geschrieben und mit aktuellen Bildern versehen werden musste.
Seit wir unsere Lodge in Madikwe in Südafrika erreicht haben, sind wir wieder begrenzt mit Internet versorgt. Noch bevor ich dazu kam, die überfälligen Tage ins Netz hochzuladen, kamen bei einigen Mitreisenden schon die Reklamationen von zu Hause, weil Verwandte und Freunde gerne auf dem Laufenden sein wollten. Das Interesse an diesem Blog ist groß. Danke, liebe Leser!
Aber zurück zum frühen Morgen, zu Hause würde ich sagen, mitten in der Nacht. 05:30 Uhr besteigen wir wieder die Safariwagen. Heute die Variante mit Bohnensäcken zum Auflegen des Objektivs bzw. frei Hand. Gestern fuhr ich im Wagen, der wie die Boote auf dem Chobe, mit Gimpro Gimbals ausgestattet war. Zwei Varianten mit Vor- und Nachteilen. Die Gimpro Gimbals ermöglichen natürlich ein verwacklungsärmeres Ausrichten der Kamera, nicht jedoch, wenn das Motiv auf der anderen Seite des Fahrzeugs auftaucht. Dann heißt es abschrauben und per Hand auf der anderen Seite arbeiten. Der Umstand entfällt, wenn man auf die Gimbals verzichtet, mit dem Nachteil von mehr Verwacklungsunschärfe.
Aber dazu muss man erst mal ein Motiv haben. In der Nacht konnte man von der Lodge das Brüllen einiger Löwen hören und genau diese sitzen fast vor dem Eingang der Lodge und warten auf uns. Ein einzelnes Männchen und ein weiteres im Schlepptau einer Löwendame. Die Hoffnung auf ein bisschen Löwenromantik erfüllt sich zwar nicht, auch ein Löwe will ein bisschen Privatsphäre, aber als die beiden Männchen zum Brüllen ansetzten, bin ich, genau wie am Vorabend, zutiefst beeindruckt von den gewaltigen, durchdringenden Tönen.
Leider ist die Sonne noch nicht aufgegangen und so kämpfen wir mit Bildrauschen aufgrund hoher ISO bzw. zu langer Belichtungszeit.
Was uns nun noch fehlt, wäre ein Leopard, um die „Big Five“ zu vervollständigen. Leider sind Leoparden in diesem Park sehr scheu, aufgrund der früheren Farmer in dieser Gegend, und auch nicht sehr zahlreich. Der nächste große Wunsch sind die Wildhunde, die es hier geben soll, aber auch hier will man uns keine zu große Hoffnung machen, da das Rudel zuletzt sehr weit entfernt gesehen wurde. Also fahren wir auf gut Glück weiter.
Doch das Glück meldet sich per Funkspruch bei unserem Fahrer. Das Rudel wurde weit im Westen bei einer Lodge gesehen. Sofort machen wir uns auf den Weg, angehalten wird nur noch in Notfällen oder für einen Leoparden, der leider nicht erscheint. Gefühlte Stunden später erreichen wir die Lodge und tatsächlich erspähen wir das Rudel Wildhunde. Aber im Gegensatz zu den eher gemütlichen Löwen und Geparden, wird hier nicht im Schatten gedöst, sondern das ganze Rudel ist in Bewegung. Dabei bleiben einzelne Tiere immer stehen, sichern die Umgebung und der Rest vom Rudel, läuft in relativ hoher Geschwindigkeit.
Uns bleibt nichts anderes übrig, als parallel zum Rudel durch den Busch zu brettern, zu versuchen am Rudel etwas vorbei zu kommen, das Fahrzeug abrupt zum Stillstand zu bringen und die paar resultieren Sekunden ohne wildes Durchrütteln für ein paar Fotos, des wilden Haufens zu nutzen. Wir sind auf den Hund gekommen und das mit größter Begeisterung. Wir jagen den erfolgreichsten Jäger dieses Landstrichs, bis uns die Luft ausgeht. Und das im wahrsten Sinne des Wortes, denn ein spitzer Ast bohrt sich bei der Wilden Querfeldeinfahrt durch die Flanke des Hinterreifens unseres Fahrzeugs. Während es schon wild pfeift folgt unserer Fahrer noch ein paar letzte Meter der Meute, dann ist für uns Schluss.
Das zweite Fahrzeug bleibt an dem Rudel dran, wird aber kurze Zeit später abgeschüttelt. Wildhunde sind ausdauernd und zäh. Was wir geschafft haben, nämlich einige schöne Fotos dieses großen Jägers zu erjagen, macht uns glücklich.
Reifenpannen kommen hier im Busch so häufig vor, wie für manche Auto Auftanken in Deutschland. Und so ist der Radwechsel auch nur eine Sache von wenigen Minuten. Das zweite Fahrzeug schließt sich uns wieder an und so ist es Zeit für eine Tasse Tee oder Kaffee mit Amarula, wer will, und ein paar Kekse. Dieser Vormittag war ein voller Erfolg!
Über Mittag geht es wieder geruhsam zu bis es um 15:00 Tee (Kaffee) gibt. Einige harrten in dem Bunker im Wasserloch aus, in der Hoffnung auf ein paar interessante Tiere. Doch diese Hoffnung wurde nicht erfüllt.
Als wir dann 15:30 Uhr, die Lodge verlassen und am Wasserloch vorbeikommen, sind hier plötzlich 50 Elefanten am Trinken und ihre Haut mit Schlamm und Staub bedecken. Und so plötzlich, wie diese Elefanten kamen, verschwinden sie auch wieder, in einem hohen Tempo in den Busch hinein. Ihnen zu folgen fällt uns leicht, bei den Staubwolken, die sie aufwirbeln.
Auf der Fahrt durch den Park gibt es noch ein weiteres Highlight: zwei Löwinnen mit 4 Jungen dösen unter einem Baum. Unser Wagen findet sie zuerst und so können wir die Situation mit den „putzigen Kätzchen“ fotografisch voll ausnutzen. Ansonsten haben wir heute Abend kein großes Glück mehr. Beim Wasserloch an der Lodge ist aber wieder einiges an Betrieb. Ich sehe Elefanten und höre einen Löwen.
Zum heutigen Abschiedsabendessen gibt es am Lagerfeuer auch mal Steaks vom Kudu und weitere feine Sachen. Wir genießen das Essen unter dem Sternenhimmel mit dem Kreuz des Südens und sprechen über die fast vergangene, wunderschöne Reise.
Was die Teilnehmer ganz besonders interessiert, ist die Frage, wohin Harald Bauer, die nächste Fotoworkshop Reise führen wird. Denn das Interesse ist und bleibt ungebrochen groß. Insbesondere, wenn man auch weiß, wie schnell diese Reise ausgebucht war.
Doch für heute ist erst mal Schluss. Wir haben sehr viel erlebt und werden morgen auch noch mal eine frühe Ausfahrt in den Park haben, bevor wir zur Rückreise aufbrechen müssen.
Ob wir dann den Leoparden sehen werden?