Portraitfotografie mit dem 17-40mm F1.8 DC | Art Objektiv

Bei der Ankündigung des Sigma 17-40mm F1.8 DC | Art war ich positiv überrascht. Ein APS-C Objektiv aus der Art-Serie gab es sehr, sehr lange nicht mehr. Seiner Zeit haben das Sigma 18–35mm F1.8 DC HSM | Art sowie das 50-100mm F1.8 DC HSM | Art im Foto- und Videobereich Maßstäbe gesetzt. Gerade das 18-35mm war für Videoaufnahmen ein sehr beliebtes und flexibel einsetzbares Objektiv. Nun knüpft Sigma mit dem neuen 17-40mm F1.8 DC | Art an diese Stärken an und bietet ein kompromisslos auf Abbildungsleistung und Ausstattung konzipiertes Objektiv an.

Äussere Stärken

Als sich mir die Möglichkeit bot, das Objektiv im Einsatz zu testen, war ich als Technikliebhaber natürlich sofort begeistert. Beim Auspacken freute ich mich, dass wie erwartet eine robuste Tasche und eine Streulichtblende im Lieferumfang enthalten waren. Ich lege großen Wert auf beides, da Schäden durch Transport oder versehentliches Anstoßen mit dem Objektiv mehr als ärgerlich wären.

Rein optisch macht das Objektiv einen sehr robusten und wertigen Eindruck. Auch bei diesem Art-Serie Objektiv gibt es wieder einen Ring zum Verstellend der Blende. Dieser ist von F/1.8 bis F/11 manuell einstellbar und in Position A im Automatikmodus über die Kamera steuerbar, falls dies bevorzugt wird. Zudem gibt es einen Schalter zum Feststellen, um unbeabsichtigtes Verstellen zu vermeiden. Auch befindet sich am Objektiv ein De-Click Schalter, der die Rastgeräusche der einzelnen Blendenstellungen deaktiviert und für Filmer ein wichtiges Feature sein kann.

Den Wahlschalter für den Auto- oder Manuellfokus gibt es hier natürlich auch. Des Weiteren befinden sich gleich 2 Funktionstasten, die über die Kamera frei mit Funktionen belegt werden können. Die 2 Tasten sind gleich geschaltet und sollen die einfache Bedienung im Hoch- als auch Querformat erleichtern. Abschließend sind 2 Ringe für Zoom und Fokus zu erwähnen. Diese sind wie gewohnt leichtgängig zu drehen. Das Objektiv hat einen internen Zoom und verändert nicht die Baulänge. Dadurch werden Gewichtsverlagerungen minimiert, was das Austarieren auf einem Gimbal vereinfacht. Das Filtergewinde ist mit 67mm angegeben.

Innere Stärken

Kommen wir zu dem, was am Ende zählt: Abbildungsleistung. Als Porträtfotograf sind mir, was die Abbildungsleistung eines Objektives angeht, einige Punkte wichtig…andere jedoch nicht. Für mich gewichten die Bildschärfe bei offener Blende und die Geschwindigkeit und Lautstärke des Autofokus über Bildverzerrungen oder chromatische Aberrationen (Farbsäume). Bei Objektivtests betrachte ich jedoch bewusst alle Eigenschaften eines Objektives. Beginnen wir mit dem offensichtlichsten, dem Brennweitenbereich und der Lichtstärke. Die 17-40mm des für APS-C konzipierten Objektives entsprechen 25,5-60mm am Kleinbild. Ein guter Allrounder für Weitwinkel bis Normalbrennweite. Ob es nun Natur- und Landschaftsaufnahmen oder Porträtaufnahmen sind, der Brennweitenbereich ist für viele Aufnahmebereiche sehr gut nutzbar. Die über alle Brennweiten durchgehende Offenblende von F/1.8 liefert hervorragende Ergebnisse bei der Motivfreistellung und bei schlechten Lichtverhältnissen. Die Blende besteht aus 11 Lamellen, was sich positiv auf das Bokeh auswirkt. Positiv aufgefallen ist mir die Autofokusgeschwindigkeit beim Wechsel zwischen nahen und fernen Motiven. Das geht schon sehr zackig und gefühlt ohne Zwischenstufen. Da es für Videografen wichtig ist, habe ich hier mal das Fokus Breathing getestet, welches im Weitwinkel leicht vorhanden ist, im Normabrennweitenbereich aber nicht mehr zu finden ist. Somit kann man dieses Objektiv getrost Fans des damaligen 18-35mm empfehlen.

Ich habe ebenfalls versucht, chromatische Aberrationen sowie Kissen- und Tonneverzerrungen in meinen Testaufnahmen zu finden. Diese werden in meiner Kamera sowie im Raw-Entwickler so gut automatisch korrigiert, dass es mir im Grunde egal sein kann, ob sie hardwareseitig vorhanden sind. Anders als zur Zeit der Spiegelreflexkameras, wo aufwendig über den Glasweg korrigiert wurde, haben wir heute einen Hybriden aus Hard- und Software. Diese Entwicklung hat auch den Vorteil, dass Objektive kleiner konstruiert werden können und gleichzeitig eine höhere Abbildungsleistung bieten. Natürlich bildet das Objektiv auch sehr scharf ab. Und natürlich macht es dies auch bei offener Blende. Es wäre eher erwähnenswert, wenn es hier anders wäre.

Abschließend sei noch die geringe Naheinstellgrenze von 28cm erwähnt, welche bei 40mm Brennweite schon sehr nah am Makro-Bereich kratzt und somit auch beim großen Darstellen von kleinen Dingen punktet. Das Objektiv hat keine Bildstabilisierung. Ich persönlich halte eine Sensor-Stabilisierung, die auf alle Objektive greift, für wichtiger. In Kombination mit der hohen Lichtstärke des Objektivs kommt es dadurch zu gestochen scharfen Fotos auch bei bewegten Motiven. 

Persönliches aus dem Fotostudio

Für mich ist bei der Verwendung von Zoom-Objektiven im Fotostudio immer interessant zu sehen, bei welchen Brennweiten die meisten Fotos entstehen. Zwar habe ich die gesamte Range genutzt, jedoch sind 70% der Fotos auf 40mm Anschlag entstanden.  Daher ist es nicht verwunderlich, dass eines meiner bevorzugten APC-C-Objektive das SIGMA 56 mm F1.4 DC DN ist.

Fazit

Das Sigma 17–40mm F1.8 DC | Art ist ein bemerkenswertes Objektiv, das als Allrounder sowohl in der Fotografie als auch im Videobereich überzeugt. Seine hohe Lichtstärke, das kompakte Design und die exzellente Bildqualität machen es zu einer tollen Wahl für jene, die APS-C Kameras nutzen. Verfügbar für L-Mount, Sony E-Mount, FUJIFILM X Mount und Canon RF Mount

Frank Jurisch

Model: @kaysavoir

Make-Up Artist: @alexa.makeup.artist

Verwendetes Objektiv:

 
Frank Jurisch
Portraitfotograf

Frank Jurisch ist ein Studiofotograf und Workshopleiter aus Oberhausen. In seinem Studio arbeitet er ausschließlich mit LED Dauerlichtern und hat den Fokus auf Lichtsprache gesetzt. Zudem hat er eine Leidenschaft für die Beautyretusche und kann sich darin stundenlang verlieren.

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