Fototipps für den Herbst – Teil 1: Details im Wald © Harald Bauer

Fototipps für den Herbst – Teil 1: Details im Wald

Mit Kamera und offenen Augen durch den Wald

Was ist der Grund, warum so viele Fotos nichts werden? Keine Kamera dabei.

Oft entdecken wir auf einem Spaziergang die tollsten Motive, aber die Kamera liegt natürlich zu Hause. An anderen Tagen nehmen wir sie gezielt mit, finden aber keine passenden Motive.

Natürlich muss man auch unterscheiden, ob man vordergründig spazieren oder wandern geht und die Kamera dabeihat. Oder ob man gezielt fotografieren geht.

Für die Reihe „Fototipps für den Herbst“ war die Herangehensweise klar; hier ging es um das Fotografieren. Jetzt kann man sich mit einem Makro-Objektiv im Wald aussetzen lassen und wird sich auf engstem Terrain in Motiven verlieren. Ich hatte jedoch vor, unterschiedliche Motive einzusammeln. Aus diesem Grund habe ich tags zuvor mit dem Fahrrad Motiv-Scouting betrieben. Ich bin mit offenen Augen durch Wald und Flur gefahren, um für den nächsten Tag die Locations festzulegen und die Ausrüstung zu bestimmen.

Tipp #1: lassen Sie nicht zu viel Zeit zwischen Scouting und Shooting vergehen. Maisfelder sind plötzlich gemäht, Pilze angeknabbert und Blumen verblüht.

Ich bin gleich am nächsten Tag losgezogen, im Fotorucksack hatte ich: das 105mm F2.8 DG DN MAKRO | Art, das 10-18mm F2.8 DC DN | Contemporary, das 70-200mm F2.8 DG DN OS | Sports und, ja, einfach, weil es so kompakt ist und sich bestimmt etwas damit ergibt, das 500mm F5.6 DG DN OS | Sports. Klar war, dass das Makro sicherlich am meisten zu tun bekommt. Ein kompaktes Stativ, eine Unterlage (Isomatte, Folie), einen Bohnensack und Aufheller/Abschatter ergänzten die Ausrüstung.

Bei Herbst denkt man vermutlich zuerst an schöne bunte Laubaufnahmen, goldener Herbst, leuchtende Farben.

Daher Tipp #2: Einen Deal mit Petrus aushandeln und für ideale Wetterbedingungen sorgen. Hatte ich leider versäumt.

Fototipps für den Herbst – Teil 1: Details im Wald © Harald Bauer

Zunderpilze: 105mm F2.8 DG DN MACRO | Art – F8 – 1/40s – ISO400

An der ersten Station warteten Pilze darauf, verewigt zu werden. Aus Bequemlichkeit habe ich erst einmal auf den Einsatz des Stativs verzichtet. Das habe ich aber nach einem Blick auf die Verschlusszeiten schnell geändert. Zu groß ist die Gefahr, dass der ganze Aufwand durch verwackelte Aufnahmen umsonst war. Für die kleinen Zunderpilze musste ich mit dem 105mm Makro ganz schön nah ran. Für eine akzeptable Schärfentiefe habe ich auf f 8,0 abgeblendet. Hier steht der Zugewinn an Tiefe noch in gutem Verhältnis zu der in Kauf zu nehmenden Beugungsunschärfe. Man sieht bei der Blendenreihe auch sehr schön, wie die Hintergrundunschärfe von sanftem Weich in unruhige Struktur übergeht. Das hat man als Fotograf selbst in der Hand zu steuern.

Gelbe Lohblüte: 105mm F2.8 DG DN MACRO | Art – F10 – 1/25s – ISO400

Direkt daneben prangte dieser Pilz, der an einen Badeschwamm erinnert, eine sog. Gelbe Lohblüte. Ich bin übrigens kein Pilzkenner und ohne eine Pilzapp hätte ich keine Ahnung, wie die Pilze heißen, die ich da fotografiere. Sollte der ein oder andere Name also falsch sein, bitte ich um Verständnis.

Dessen Struktur offenbarte sich erst mit dem Makro im größeren Maßstab.

Fototipps für den Herbst – Teil 1: Details im Wald © Harald Bauer
Fototipps für den Herbst – Teil 1: Details im Wald © Harald Bauer

Dunkle Laubholzhalimsch: 105mm F2.8 DG DN MACRO | Art – F8 – 1/20s – ISO400

Am nächsten Baumstumpf warteten zwei „Dunkle Laubholzhalimsch“ auf mich, zumindest wenn ich meiner Pilzbestimmungsapp glauben darf. Mit etwas Abstand sorgte das 105mm bei Blende f8,0 hier für die nötige Tiefenschärfe, ohne den Hintergrund zu sehr verschwimmen zu lassen.

Beim nächsten Motiv (hier konnte die App keine eindeutige Zuordnung finden, nennen wir ihn einfach Lamellenpilz), kam mein Aufheller als Schattenspender zum Einsatz. Beim ersten Bild hielt ich mit ihm das direkt einfallende Sonnenlicht ab. Warum Abschatten? Nun ja, ich hätte den Hintergrund gerne heller, luftiger gehabt. Jedoch kann ich aber den Wald nicht aufhellen oder ausleuchten. Aber: ich kann den Pilz abdunkeln. Somit kann ich länger belichten und infolgedessen wird der Hintergrund heller. (f10 | 1/5s). Bei der zweiten Aufnahme habe ich nicht abgeschattet. Hier hat der Pils mehr Kontrast, man sieht auch das durchscheinende Licht in den Lamellen und erhält einen Lichtsaum am Rand des Pilzhuts. Aber der Hintergrund wurde aufgrund der knapperen Belichtung deutlich dunkler (f10 | 1/13s). Welche Aufnahme man jetzt persönlich bevorzugt, ist wie immer im Leben eine Frage des persönlichen Geschmacks. Das Beispiel zeigt allerdings, wie nützlich ein kleiner Faltaufheller in der Fototasche sein kann.

Bei der Aufnahme des „Rotrandigen Baumschwamms“ hieß es wieder Schärfentiefe vs. Beugungsunschärfe. Mit f 8,0 wurden die sog. Guttationstropfen scharf (nein, es hatte nicht geregnet, diese Tropfen geben Pilze ab, um den Wasserkreislauf aufrecht zu halten), während sich die Beugungsunschärfe noch nicht bemerkbar machte.

Etwas weiter entfernt richtete ich das Makro auf einen Fichtenporling. Bei näherem Hinsehen entdeckte ich, dass der Pilz dabei war, ein Blatt auf seiner Oberfläche als willkommene Nahrungsergänzung zu betrachten. Mit Blende f 7,1 konnte ich die Schärfe, dank des Stativs, an die richtige Stelle setzen und die Linienführung im Bild kontrollieren.

Tipp #3: Halten Sie Ihren Blick nach unten. Damit vermeiden Sie nicht nur das Stolpern über im Weg liegende Äste (autsch!), sondern entdecken an den Baumstümpfen auch faszinierende Pilzfamilien.

Wie diese Gruppe von Buntstieligen Helmlingen. Dank der Telebrennweite des 105mm konnte ich den Baumstumpf wunderbar vom Hintergrund separieren, die Blende f 4,0 sorgte für die nötige Schärfentiefe und ließ den Hintergrund weich, aber erkennbar werden.

Dieser Familie habe ich mich schrittweise genähert. Mit einer leichten Untersicht konnte ich die Bokeh-Bubbles des 105mm schön für einen harmonischen Hintergrund des Gruppenbildes nutzen (f 7,1).

Tipp #4: Denken Sie an Ihren Vordergrund! Um etwas mehr Pep in die Nahaufnahmen der Pilze zu bringen, nutze ich die bunten Blätter des Herbstlaubs um mich herum.

Zwei kleine Blätter direkt vor dem Objektiv platziert, brachten Farbe und Form in den Vordergrund. Dabei sollten Sie unbedingt auf die Blende achten. Im ersten Bild bei Blende f 7,1 wirken die Blätter schon fast wie feste Körper und decken den Vordergrund der Pilze vollständig ab. Bei der zweiten Aufnahme mit Blende f 2,8 ist der Vordergrund durchscheinend, lässt das dahinterliegende Laub noch erkennen und drängt sich nicht dominant auf. Bei diesen Aufnahmen war ich über die Isomatte froh, dank ihr brauchten die Klamotten anschließend nicht in die Reinigung.

Aber ich hatte ja nicht nur das 105mm Makro dabei, also suchte ich meine nächsten Motive mehr in luftiger Höhe und folgte dabei unserem

Tipp #5: einfach mal stehen bleiben und nach oben schauen, es lohnt sich. 



Pilze wachsen nicht nur am Boden, sondern, wie diese Familie des Hochtrohnenden Schüplings auch an den Bäumen. Dank der Lichtstärke von f 2,8 war das Freistellen des Stamms kein Problem und der unruhige Hintergrund aus Blättern uns Ästen verwandelte sich in einen harmonischen Mix aus Bubbles und verlaufenden Grüntönen. Mit der Brennweite von 200mm konnte ich auch die Lamellenstruktur der Pilzunterseite festhalten.  Bei Blende f 5 wurden selbst feinste Details wie die Spinnenfäden präzise abgebildet.

Auf meinem Rückweg kam ich wieder an einigen Fichtenporlingen vorbei. Nach einigen Detailaufnahmen mit dem Makro, kam dann unser 10-18mm aus der Contemporary-Linie zum Einsatz.

Fototipps für den Herbst – Teil 1: Details im Wald © Harald Bauer

Nacktschnecke: 105mm F2.8 DG DN MACRO | Art – F4,5 – 1/15s – ISO1000

Neben der spektakulären Unteransicht, bei der dank der weitwinkligen Brennweite der Hintergrund enorm zurücktritt, nutzte ich das Objektiv für die Betonung des Vordergrunds. Netterweise hatte eine Nacktschnecke nichts dagegen, als Fotomodell zu wirken. Dank der extremen Naheinstellgrenze von nur 11,6 cm bei 10mm Brennweite, lieferte das Objektiv auch hervorragende Nahaufnahmen der Schnecke in ihrem Lebensraum.

Daraus folgt Tipp #6: Experimentieren Sie! Nutzen Sie die vorhandenen Brennweiten für ungewöhnliche Perspektiven und auch mal außerhalb der „normalen“ Bestimmung. Ein Weitwinkelzoom muss beispielsweise nicht nur für Landschaft und Architektur genutzt werden.

Wenn Sie sich jetzt fragen, warum ich das 500mm auch dabeihatte, obwohl es in dieser Folge noch nicht zum Einsatz kam, dann antworte ich Ihnen: Nur Geduld, in zweiten Teil unserer Fototipps-Reihe erfahren Sie, was man mit einer so langen Brennweite außer Sport und Tiere im Herbst noch fotografieren kann. Und wenn Sie die Ergebnisse des 105mm F2.8 DG DN MACRO | Art überzeugt haben und Sie auch solche Bilder machen möchten, dann können Sie jetzt von der SIGMA Cashback Herbst Aktion profitieren. Noch bis 30.11.2024 gibt es beim Kauf eines 105mm F2.8 ein Cashback in Höhe von 80 € zurück! Mehr Infos zur Cashback-Aktion finden Sie hier.