Auf der Suche nach dem perfekten Astro-Objektiv
SIGMA 14mm F1.4 DG DN | Art vs. SIGMA 15mm F1.4 DG DN DIAGONAL FISHEYE | Art
Begeisterung für den Nachthimmel
Der Nachthimmel hat mich schon immer fasziniert. Ein Blick in die Sterne hat auf mich eine besondere Wirkung: Ich fange direkt an darüber nachzudenken, was noch alles da draußen im Universum zu finden ist, mache mir Gedanken über die unfassbare Größe des Weltraums und stelle dann schnell fest, dass ich mir diese unbeschreibliche Weite nicht annähernd vorstellen kann. So eine Nacht draußen relativiert häufig vieles und zeigt, dass die Erde nur ein kleiner Planet in den unvorstellbaren Weiten des Universums ist.
Ich entschied mich für zwei SIGMA Objektive für die Astrofotografie, das SIGMA 14mm F1.4 DG DN | Art und das SIGMA 15mm F1.4 DG DN DIAGONAL FISHEYE | Art. Ich war sehr gespannt auf die Leistungsfähigkeit der Linsen und machte mich an die Planung.
Schon der erste Eindruck beim Auspacken begeisterte mich, beide Objektive machten einen sehr hochwertigen Eindruck. Verarbeitungsqualität und Wertigkeit liegen auf höchstem Niveau, die Objektive sind hervorragend ausgestattet und die verschiedenen Bedienelemente sinnvoll platziert.
Hervorzuheben ist bei beiden Objektiven insbesondere die Fokus-Lock-Funktion (MFL-Schalter). Die am Fokusring eingestellte Entfernungseinstellung wird damit arretiert, ein versehentliches Verstellen durch Berühren des Fokusrings bei der Aufnahme ist damit ausgeschlossen. Das ist gerade bei längeren Astro-Sessions ein nicht zu unterschätzender Vorteil. Auch die integrierte Stativschelle an beiden Objektiven ist für mich ein Game-Changer, um die Ausrichtung schnell vom Quer- zum Hochformat zu ändern.
Die Vorbereitung
Auch wenn mich gute Technik begeistert, bin ich in der Fotografie praktisch veranlagt und daher wollte ich die beiden Objektive am liebsten sofort im Praxiseinsatz testen. Leider bedarf die Astrofotografie immer einiges an Vorbereitung und so musste ich den Einsatz zunächst präzise planen.
Es war Anfang September und ich hatte keinen größeren Trip geplant, aus diesem Grund kam nur die Gegend in meiner unmittelbaren Umgebung in Frage. Da ich am Rande von Berlin wohne, muss ich mich auf jeden Fall einige Zeit ins Auto setzen, um der Lichtverschmutzung zu entgehen. Also habe ich in die Lightpollution Map geschaut und die in Frage kommenden Standorte mit geringer Lichtverschmutzung identifiziert, um einen möglichst dunklen Nachthimmel zu sehen.
Neben der Lichtverschmutzung ist die aktuelle Mondphase und Jahreszeit essenziell bei der Planung, da die optimalen Bedingungen ca. eine Woche vor bis eine Woche nach Neumond sind. Anfang Herbst sind in Mitteleuropa die Milchstraße und das galaktische Zentrum noch über dem Horizont zu sehen , von daher passte das auch gut. So hatte ich also den perfekten Zeitpunkt und einen guten sowie einen sehr guten Ort identifiziert. Nun brauchte ich noch etwas Glück mit dem Wetter. Am besten eignet sich eine absolut sternenklare Nacht, aber bei den für mich in Frage kommenden Nächten waren leider ein paar hoch liegende Cirrus Wolken angesagt. Nichtsdestotrotz wollte ich den Versuch wagen, denn vor Ort lassen sich die Konditionen immer am besten abschätzen.
Die Sterne stehen nicht immer günstig
In der ersten Nacht habe ich mich für den Werbellinsee entschieden. Dieser ist ca. 40-50 km nördlich von Berlin. Meine Idee war eine Bildkomposition, die eine Spiegelung der Milchstraße im See zeigt.
Leider hat sich herausgestellt, dass die Lichtverschmutzung hier trotz der Entfernung zu Berlin noch zu hoch ist. Dazu kam, dass leider etwas zu viel Wind wehte und es somit Bewegung im Wasser gab, was leider keine perfekte Spiegelung zuließ. Auch wenn dadurch nicht das perfekte Astrobild entstanden ist, bin ich durchaus zufrieden mit dem Ergebnis und finde, die Lichtverschmutzung im Himmel und die Spiegelung im See bringen eine interessante Lichtstimmung in das Bild. Zum besseren Vergleich hier zwei Varianten des Bildes, einmal gestackt aus vielen Einzelbildern, einmal ein Einzelbild.
Mit verbesserter Planung geht es weiter
Nun galt es, meine Planung für die nächsten Tage zu verbessern. Ich entschied mich für den Sternenpark Westhavelland. Der Ort ist für seine geringe Lichtverschmutzung bekannt und soll der dunkelste Ort Deutschlands sein.
Ich war hier bereits in der Vergangenheit und konnte die Gegebenheiten vor Ort recht gut einschätzen. Ein sehr fotogenes Motiv ist dort die Bockwindmühle. Ich hatte vor, die Windmühle mit der Milchstraße im Hintergrund abzulichten. Im Sternenpark angekommen testete ich erst einmal verschiedene Perspektiven aus, dafür nutzte ich die App PhotoPills mit dem Nacht-AR Modus, um die Richtung der Milchstraße zu identifizieren.
Die Wahl des Objektivs ist Geschmackssache
Mein Ziel war es, die Stärken der beiden Objektive optimal einzusetzen, um die jeweiligen Perspektiven und Motive bestmöglich einzufangen. Ich begann mit dem 15mm Fisheye und wollte die Mühle direkt sehr präsent in den Vordergrund nehmen und die Milchstraße über der Windmühle darstellen. Das Objektiv eignet sich perfekt für solch eine enge Umgebung, denn vor der Mühle ist nicht viel Platz. Einen Meter hinter mir ging es einen kleinen Hang hinunter und dahinter beginnt direkt der Wald. Also war ich begrenzt mit Positionierungsmöglichkeiten und konnte hier die Fisheye Charakteristik und den 180 Grad Bildwinkel perfekt ausnutzen. Zum Vergleich habe ich aus derselben Perspektive ein Bild mit dem 14mm gemacht. Hier ist der Flügel abgeschnitten, was mir weniger gut gefällt.
Eine weitere Kompositionsidee war es, ein Bild hinter der Mühle zu machen und den Weg als führende Linie zur Mühle und Milchstraße zu nutzen. Auch dieses Bild habe ich sowohl mit dem 14mm als auch mit dem 15mm gemacht. Ich finde beide Bilder sehr charmant. Bei dem Fisheye gefällt mir, dass der Weg präsenter im Bild ist und ich somit einen besseren Einstieg mit den Augen in das Foto habe, im Sinne von führenden Linien, die zum Motiv hinführen. Das 14mm hat für mich den Vorteil, dass der Horizont auf der linken Seite gerade bleibt, was auf mich natürlicher wirkt. Im Prinzip ist es Geschmackssache, welches der beiden Objektive einem mehr zusagt.
Auch hier noch eine gestackte Variante des 14mm, um den Einfluss der Wolken zu reduzieren (Hier rechts auf dem Bild mit 14mm – 10s – F1,4 – ISO 6.400
Da ich aber auch an diesem Abend mit Wolken zu kämpfen hatte, wollte ich ein paar Tage später meine Chance noch einmal nutzen. Es war eine sternenklare Nacht vorausgesagt, ohne eine einzige Wolke. Also packte ich ein drittes Mal meine Tasche und fuhr los. Es ging wieder in den Sternenpark Westhavelland, aber dieses Mal fiel meine Wahl auf eine offenere Fläche, mit vollem Fokus auf die Milchstraße, da ich ja bereits Bilder mit der Mühle im Vordergrund hatte.
Ich hatte Glück, an diesem Abend waren tatsächlich keine Wolken am Himmel auszumachen. Auch wenn ich Bilder mit einem schönen Vordergrund sehr mag, so finde ich es mindestens genauso reizvoll, wenn die Milchstraße das zentrale Objekt des Bildes ist und nichts davon ablenkt. Die 14mm Fotos sind gestackt, die 15mm Bilder sind jeweils ein Einzelbild.
Die Abbildungsqualität und Lichtstärke beider Objektive sind beeindruckend
An dieser Stelle möchte ich noch auf ein paar technische Details und Zahlen eingehen. In der Astrofotografie gibt es bestimmte Belichtungsregeln. Damit kann ich bestimmen, wie lange ich belichten kann, ohne Sternenspuren zu erzeugen.
Sternenspuren sind gezogene Sterne und somit werden die Sterne nicht mehr als einfache Punkte am Himmel abgebildet, sondern linienförmig. Diese Linien entstehen durch die Rotation der Erde. Früher galt die sogenannte 500er-Regel, d.h. um die korrekte Belichtungszeit auszurechnen, muss 500 durch die Brennweite in mm (an Vollformat) geteilt werden. Somit würde sich eine Belichtungszeit bei 14 mm von 35 Sekunden bzw. 33 Sekunden bei 15mm ergeben. Diese Regel ist heute nicht mehr aktuell, da die Sensoren der Kameras wesentlich sensibler geworden sind. Aus diesem Grund gibt es die 300er-Regel. Diese funktioniert identisch und ergibt Belichtungszeiten von 21 Sekunden bei 14mm und 20 Sekunden bei 15mm. Aber auch diese Regel ist nicht immer exakt, daher gibt es heute zusätzlich die sogenannte NPF-Regel, welche auch den Pixelabstand des Sensors, sowie die genutzte Blendenöffnung berücksichtigt. Die Rechnung dafür lautet wie folgt: Belichtungszeit = (35 x Blende + 30 x Pixelabstand) / Brennweite. Der Pixelabstand berechnet sich wie folgt: Pixelabstand = Breite des Kamerasensors (mm) / Anzahl horizontaler Pixel des Sensors x 1000. Keine Angst, hierfür gibt es entsprechende Rechner im Netz. Es ergeben sich demnach bei 14mm 13,59 Sekunden Belichtung und bei 15mm 12,70mm.
Letztendlich muss jeder für sich selbst entscheiden, für wie störend er oder sie Sternenspuren an den Rändern des Bildes hält. Im Prinzip ist es auch immer ein Kompromiss zwischen Sternenspuren und Belichtungszeit und damit einhergehendem ISO-Wert und Rauschen. Hier hilft auf jeden Fall auch ein wenig herumprobieren, um ein Gefühl dafür zu entwickeln.
Bild Sternenhimmel: 14mm – 20s – F1,4 – ISO 3.200
Ein absoluter Vorteil der beiden Objektive in der Astrofotografie ist die maximale Offenblende von F1,4. Das sind 2/3 Blendenstufen im Vergleich zu einer 1,8er-Blende und 2 Blendenstufen Unterschied zu einer 2,8er-Blende. Das bedeutet, dass wesentlich mehr Licht auf den Sensor gelangt und somit die Belichtungszeiten bei gleichem ISO-Wert sehr spürbar reduziert werden können, was zu geringeren Sternenspuren führt. Alternativ kann der ISO-Wert bei gleichbleibender Belichtungszeit reduziert werden, was zu geringerem Rauschen führt.
Darüber hinaus ist es bemerkenswert, wie gut die Abbildungsfehler und insb. Koma bei beiden Objektiven korrigiert sind. Vor allem bei lichtstarken Weitwinkelobjektiven kommt es hier immer wieder zu Problemen, beide Objektive verhalten sich hier jedoch schon auffällig unauffällig.
Alles in allem bin ich sehr begeistert von beiden Objektiven und möchte die unfassbar starke Abbildungsleistung hervorheben. Sie sind beide gestochen scharf, auch bereits bei Offenblende, Koma spielt keine Rolle und durch die maximale Offenblende von F 1,4 kann der ISO reduziert und/oder kürzer belichtet werden, was zu rauschfreieren Bildern und weniger Sternenspuren führt.
Ich kann beide Objektive uneingeschränkt für professionelle Astrofotografen oder ambitionierte Hobby-Nachtfotografen empfehlen und bin absolut angetan von der Qualität, die SIGMA hier abliefert.
Verwendetes Objektiv:
Die Autoren
Julias Leidenschaft für den Ozean und die Tierwelt fand die perfekte Ergänzung, als sie das erste Mal eine Kamera mit Unterwasser nahm. Seither gab es kaum einen Tauchgang, bei dem sie nicht versuchte, diese Schönheit mit einer Linse einzufangen. Ihr Ziel ist es, mit ihren Bildern auch auf die Bedrohung der Meere und Arten aufmerksam zu machen und andere zu deren Schutz zu inspirieren.
Die Begeisterung für die Fotografie erstreckt sich seither mehr und mehr auch auf Lebewesen über dem Meeresspiegel. Von der heimischen Wildbiene, über kanarische Eidechsen bis zu australischen Buschkängurus gibt es kaum ein Tier, welches die Wildlife- und Unterwasserfotografin nicht stundenlang beobachten und fotografieren könnte.
Tim ist leidenschaftlicher Natur- und Wildlifefotograf mit besonderem Fokus auf Unterwasserfotografie. Er liebt es Tiere in ihrer natürlichen Umgebung zu fotografieren und einzigartige Momente für immer mit der Kamera festzuhalten. Da ihm das Thema Naturschutz sehr am Herzen liegt, nutzt er seine Bilder, um die Schönheit der Natur zu zeigen und um Menschen daran zu erinnern, wie schützenswert unser Planet ist.