Aufzehengehen – Jonas Hafner und die Portraitfotografie
Mein Name ist Jonas Hafner, ich bin 31 Jahre alt, und freue mich euch diesen Monat ein Stück fotografisch begleiten zu dürfen. Bis vor nicht allzu langer Zeit studierte ich noch in Freiburg Medizin, bevor es mich schließlich in den hohen Norden nach Hamburg zog, wo ich nun seit einem Jahr lebe und als Assistenzarzt arbeite.
Direkt nach meinem Abitur verbrachte ich 12 Monate in Schottland, wo ich meinen Zivildienst in einer Behinderteneinrichtung absolvierte. Hier hatte ich das erste Mal eine Spiegelreflexkamera in der Hand, die ich am liebsten gar nicht mehr losgelassen hätte. Wenig später bereiste ich für ein weiteres Jahr Neuseeland – nun mit meiner eigenen Kamera um den Hals.
Auf vielen wunderschönen Wanderung widmete ich mich hier ausgiebig der Landschaftsfotografie und so kann ich bis heute die Faszination verstehen, die von ihr ausgeht. Es war deshalb sehr spannend die Artikel von Daniel Ernst zu lesen, dem ich schon seit einer Weile auf Instagram folge.
Die Leidenschaft für Portraitfotografie beginnt
Zurück in Deutschland war es wohl eher dem Zufall und sicher auch meinem Studium geschuldet, dass ab und zu Menschen auf meinen Bildern auftauchten. Wie ein Strudel erfasste mich nun das Thema Portraits und zog mich immer tiefer in seinen Bann. Anfangs kostete es noch jede Menge Überwindung Freunde zu fragen, ob sie sich vor meine Kamera stellen würden. Mit der Zeit wuchs der Bilderstapel auf meinem Schreibtisch jedoch schneller als das Unkraut im Garten unseres Studentenwohnheims.
Einige Zeit später, während meines Erasmusjahres in Schweden, blätterte ich in der Notfallambulanz durch einen neurologischen Untersuchungsbogen und fand dort das Wort „gåpåtå“. Bei diesem Test lässt man Patienten auf den Zehen gehen, und kann dadurch bestimmte Krankheitsbilder erkennen. Mir gefiel sowohl das Wort mit seiner Symmetrie als auch die Vorstellung davon auf Zehen über eine Wiese zu laufen.
So hieß meine erste Foto-Seite damals „Gåpåtå“. Nach meiner Rückkehr musste ich allerdings feststellen, dass die meisten Menschen hier dem Schwedischen nicht mächtig sind. Aus der direkten Übersetzung gehen (gå) auf (på) Zehen (tå) wurde „Aufzehengehen„. Ein weiteres Beispiel dafür, dass man auch über Umwege zum Ziel kommen kann.
Irgendwann bemerkte ich, dass ich mit meinem Hobby nicht alleine bin und fing an mich mit anderen Fotografen und Fotografinnen zu treffen. So habe ich den letzten Jahren viele wunderbare Menschen kennengelernt und bin gespannt wie es weiter gehen wird.