Wie fotografiere ich einen Sanderling? © Robert Sommer

Wie fotografiere ich einen Sanderling?

How I got this picture?

Für gute Naturfotos braucht man in der Regel einiges an Vorbereitung, eine prise Glück und manchmal muss man auch den inneren Schweinehund überwinden, was zugegeben nicht immer einfach ist, schon gar nicht morgens bevor die Sonne aufgeht.

Dazu möchte ich heute einmal erklären, wie dieses Foto eines Sanderlings entstanden ist.

Während des Vogelzugs sind unzählige Watvögel an den Küsten Deutschlands zu beobachten, so wie auch im September letzten Jahres in Prerow auf dem Darß.

Mein Ziel war es, die kleinen Vögel zum Sonnenaufgang zu fotografieren, um das beste Licht der tiefstehenden Sonne zu erwischen.
Normalerweise weckt mich mein Wecker noch lange vor Sonnenaufgang, damit ich rechtzeitig am Strand bin. Doch an dem Morgen wurde ich durch hämmernden Regen auf dem Wohnwagendach geweckt. Meist hört es sich schlimmer an, als es wirklich ist, aber an dem Morgen goss es ganz gewaltig.

Und hier kam dann der Punkt des Schweinehundes ins Spiel. Das warme Bett zerrt an einem und mit jedem Regentropfen den man hört, wird der Gedanke daran einfach wieder die Augen zu schließen und weiterzuschlafen attraktiver. Aber nun ja, vielleicht hilft ja ein Blick auf das Regenradar, um abzuschätzen wie lange es wirklich noch regnen wird.

Wie fotografiere ich einen Sanderling? © Robert Sommer

Und tatsächlich war zu sehen, dass das Regengebiet zwar relativ konstant von Nordwest nach Südost zieht, aber in Richtung Sonne waren ansonsten relativ wenig Wollken zu sehen.

Ich dachte mir also, dass es vielleicht zwischendurch schon irgendwann mal aufhören wird zu regnen und ich dann eventuell doch noch die Chance auf nettes Licht bekomme.

Hier kommt nun der zweite Punkt ins Spiel – gute Vorbereitung.

Es war vorher schon klar, dass es vermutlich nicht komplett nur Sonnenschein geben würde. Und so hatte ich neben Regenhose und Regenjacke auch noch Gummistiefel mit dabei. Somit war ich gegen das Gröbste geschützt.

Für meine Kamera und das Sigma 500er hatte ich mir im Vorfeld den Mr. Jan Gear Showercap als Regenschutz gekauft. Dieser schützt, wie der Name schon sagt, vor allem gegen Regen, aber gerade am Strand kann man bei Wind auch schon sehr schnell gesandstrahlt werden. Somit war der Regenschutz auch sehr gut gegen die kleinen Sandkörner, die sich sonst in jede Ritze quetschen.

Nun ging es also raus in den strömenden Regen und zunächst sah es nicht so aus, als würde es etwas mit Fotografieren werden, aber als ich einen kleinen Trupp Sanderlinge fand, kniete ich mich in den Schlamm und wartete. Ich bin am Strand generell ohne Stativ unterwegs, da ich so flexibler auf die Gegebenheiten reagieren kann, gerade wenn die kleinen Vögel an einem vorbeilaufen. Damit ich aber dennoch möglichst bodennah fotografieren kann, stelle ich meine Kamera direkt mit dem Stativfuß auf den Boden.

Mit dem Standard-Stativfuß des Sigma 500er würde das allerdings nicht funktionieren, da dieser sehr kurz und klein ist. Der Schwerpunkt liegt dann zu weit vorne und die Kamera somit nach vorne kippen. Hier kann ich jedoch wärmstens den Stativfuß Sigma TS-81 empfehlen.

Wie fotografiere ich einen Sanderling? © Robert Sommer

Dieser ist viel größer und hat somit auch eine größere Auflagefläche und für mich daher ideal, um möglichst bodennah zu fotografieren, ohne dass das Objektiv oder die Kamera direkt im Dreck liegt. Durch die Größe ist es auch einfacher aus der Hand zu fotografieren, man kann ihn benutzen, um die Kamera samt Objektiv zum nächsten Spot zu tragen und dank Arca-Swiss-Profil kann man ihn natürlich auch direkt auf ein passendes Stativ klemmen, ohne noch eine Stativplatte montieren zu müssen. Der Stativfuß passt nicht nur an das 500er, sondern auch an die anderen gängigen Tele-Objektive wie das 150-600er Sports oder das 60-600er Sports.

Wie fotografiere ich einen Sanderling? © Robert Sommer

Nach einer Weile ist der Regen dann endlich durchgezogen und am Horizont öffnete sich die Wolkendecke. Die Sonne war jedoch nicht direkt zu sehen, sondern nur ein paar Sonnenstrahlen, die den Regenschauer anstrahlten.

Dieser wirkte dadurch wie ein riesiger Diffusor, da das Licht nicht direkt auf das Motiv schien, sondern nur reflektiert wurde. Dadurch entstand ein extrem weiches Licht, ohne harte Schatten. Zudem sorgte die Farbtemperatur dafür, dass das Motiv quasi die gleiche Farbe hatte wie der Hintergrund. Die sehr tiefe Kameraposition führte zu einem unscharfen Vorder- und Hintergrund, wodurch der Vogel wunderbar freigestellt wurde.
Ich habe mich für eine kurze Verschlusszeit von 1/4000 Sekunde entschieden, um auch auf jeden Fall ein scharfes Foto zu bekommen. Und so sah das Foto dann direkt von der Kamera aus.

Nass und zufrieden war der Morgen dann doch noch ein Erfolg und anschließend ging es zu Hause an die Nachbearbeitung des Fotos, wofür ich hauptsächlich Lightroom nutze.
Zunächst habe ich das Foto etwas beschnitten, so dass der Vogel im linken und oberen Drittel landet, da dies für mich harmonischer aussieht.

Als nächstes ging es dann an die eigentliche Bearbeitung. Wenn das Foto aus der Kamera kommt, dann ist es meist etwas grau und fade. Die Farben kommen nicht richtig zur Geltung und viel Kontrast ist auch nicht vorhanden. Im Prinzip versuche ich das Foto so zu bearbeiten, dass das Foto insgesamt mehr strahlt und mehr oder weniger die Lichtsituation vor Ort wiedergegeben wird.

Zuerst erhöhe ich ein wenig die Gesamtbelichtung. Damit die Lichter im weißen Gefieder dadurch nicht ausbrennen, gehe ich mit dem Regler für die Lichter wieder fast komplett nach unten. Um im Gegenzug ein paar mehr Details aus den dunklen Bereichen des Gefieders zu holen, gehe ich mit den Tiefen dafür recht weit nach oben. Um nun den Kontrast und somit das Strahlen des Fotos zu erhöhen, nutze ich neben dem Regler für den Kontrast auch die Regler für schwarz und weiß.

Das gesamte Foto wirkt nun viel lebendiger, was natürlich, wie so oft, reine Geschmackssache ist.

Wie fotografiere ich einen Sanderling? © Robert Sommer

Durch die Erhöhung der Belichtung und den relativ hohen ISO von 3200 ist natürlich auch etwas Rauschen im Bild vorhanden. Um dem Entegenzuwirken, nutze ich die Software TopazLabs, die meiner Meinung eine hervorragende Leistung abliefert.

Wie fotografiere ich einen Sanderling? © Robert Sommer

Gerade in der Tierfotografie ist man fast immer auf sehr kurze Belichtungszeiten angewiesen und da habe ich schon immer einen höheren ISO in Kauf genommen, wenn ich dafür im Gegenzug noch kürzer belichten konnte. Denn gegen das Rauschen lässt sich im Nachhinein oftmals noch etwas unternehmen, wohingegen man bei verwackelten Bildern keine Chance mehr hat, noch was zu retten, es sei denn der Verwackler war gewollt.

Wie fotografiere ich einen Sanderling? © Robert Sommer

Und so bin ich am Ende zu diesem Foto gekommen. Man sieht also, dass letztendlich doch einige Faktoren zusammenkommen, sei des die Vorbereitung, das richtige Equipment, oder einfach auch den inneren Schweinehund zu überwinden und einfach raus zu gehen, auch wenn es zunächst nicht so aussieht, als würde überhaupt irgend etwas dabei herauskommen.

Ich hoffe die kleine Erläuterung hat euch gefallen und wenn ihr noch Fragen zum Prozess habt, oder weitere Einzelheiten wissen wollt, dann meldet euch gerne.

Verwendetes Objektiv: 500mm F4 DG OS HSM | Sports

Der Autor

 
Robert Sommer
Landschafts- und Tierfotograf

Robert Sommer ist geboren und aufgewachsen in Röbel / Müritz, ist ein Softwareentwickler aus Hamburg und ein international ausgezeichneter Naturfotograf. Fotografiert hat er schon immer gerne, doch erst mit dem Kauf der ersten Spiegelreflexkamera ging die Leidenschaft so richtig los. Während die ersten Jahre alles geknipst wurde, was vor die Linse kam, konzentriert sich Robert Sommer mittlerweile ausschließlich die Naturfotografie. Dabei macht es keinen Unterschied, ob es sich um Landschaften, Pflanzen oder Tiere handelt. Doch es gibt ganz klar einen Favoriten – die Vogelfotografie.

Portfolio | Webseite | Instagram | Mail: robert@sommerblende.de

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