Steetphotography in Italien © Toni Seoane

Streetphotography in Italien

Ein Winter, den es nicht gibt

dove, mi chiedi
dove il sole va a dormire?
e ti rispondo
là
nel posto, che ti sembra un abbraccio
nel giorno in cui il sorriso di un passante ti colpisce
con un giubilo terso
e ti risponderò fra un attimo
wo, fragst du mich
wo geht die Sonne schlafen
und ich sage dir
dort
an dem Ort, der wie eine Umarmung
an dem Tag an dem das Lächeln eines Vorübergehenden
dich trifft 
wie ein heller Jubel

Man könnte meinen, der Sommer in Italien findet nie ein Ende. Das Strahlen in den Gesichtern der Menschen auf den Straßen jedenfalls bleibt lange erhalten und die Lust, mit der Kamera auf die Straße zu gehen nimmt nicht ab. Und doch… auch hier werden die Tage kürzer, die früh untergehende Sonne lässt die Temperaturen sinken und die Schwalben in der Abendröte Richtung Süden ziehen. 

Die alltäglichen Begegnungen mit den Italienern aber wärmen einen auch an kalten Tagen. Da fällt mir ein, wie ich während eines Spaziergangs am Tiber an einem „Chioschetto“ nahe der Milvischen Brücke vorbeilaufe. Am Fenster hängen antike Fotos, die sowohl die Brücke als auch den Kiosk in vergangenen Zeiten abbilden. Noch während ich interessiert die Fotos betrachte, kommt mir der strahlend dreinblickende Besitzer entgegen. Mit römischem Akzent fragt er mich, ob mir die Fotos gefallen würden. Und keine zwei Sätze später habe ich ein Dutzend schöner Postkarten über den Kiosk und die Brücke in der Hand. 

Das großzügige Gemüt hier ist allgegenwärtig und begegnet einem häufig. Als ich mit meiner Kamera durch das wunderschöne Jugendstilviertel Prati laufe und nach einer Toilette Ausschau halte, sehe ich eine der überall in der Stadt zu findenden Bars. Eigentlich möchte ich nichts trinken. Aus Höflichkeit aber bestelle ich beim Vorbeigehen an der Theke einen „café“, nicht mal wirklich rüberschauend. Als ich wieder aus der Toilette komme, hastig meinen Espresso trinke und die Kellnerin frage, was dieser mich kostet, schaut sie mich nur lächelnd an und sagt „a la casa“ – auf’s Haus.

Und wenn mal das Kartenlesegerät in der kleinen Pizzeria um die Ecke nicht funktioniert, wird man nicht zum nächsten Geldautomaten geschickt. Man kann einfach morgen zahlen… oder in zwei Wochen. Ohne die warme Pizza geht man jedenfalls nicht nach Hause.

Das Leben auf den Straßen Italiens mit der Kamera einzufangen ist auch immer ein nostalgischer Blick in die Vergangenheit. Seien es Werbeposter, die an die goldenen 20er erinnern, elegant gekleidete Damen vor historischen Theatern oder die überall in den Straßen zu findenden Oldtimer mit ikonischem ROMA Nummernschild. Und obwohl einem auch mal die Hände an der Kamera gefrieren, der Winter hier, er scheint keiner zu sein.

Verwendetes Objektiv

Der Autor

 
Toni Seoane
Fashion, People und Streetfotograf

Ich bin Toni Seoane, Fashion-, People- und Streetfotograf aus Hamburg.

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