Tipps zum Bildaufbau © Leonie Hinrichs

Foodfotografie Part 1 – Tipps zum Bildaufbau

Wie gestalte ich meine Bilder

Bei jedem neuen Job, bei jedem Bild das ich aufnehme, drehen sich meine Gedanken um den Bildaufbau. Wie stelle ich das Licht, welche Setrequisieten benutze ich und mit welchen Farben will ich arbeiten. Hartes oder weiches Licht? Natürlich oder künstlich? Will ich Schatten haben oder nicht und wenn von wo sollen sie kommen und wie stark sollen sie sein. 

Welche Setrequisieten passen zum Licht? Welche Setrequisieten, welchen Stil will der Kunde? Welche Setrequisieten unterstreichen noch das Licht und was brauche ich, um den Bildaufbau zu konstruieren, den ich aufbauen möchte? Welche Farbwelt möchte ich gestalten? Welche Farben passen zusammen und welche Struktur dürfen die Farben haben? Welches Licht brauche ich, um gewisse Strukturen erscheinen zu lassen und wie harmoniert alles zusammen? 

Fragen über Fragen und mein Kopf sprudelt vor Ideen und Energie. Aber genauso überfordernd können diese ganzen Fragen sein und dies hindert uns beim kreativ sein. In den nächsten Monaten schreibe ich etwas ausführlicher darüber, wie ich meine Bilder gestalte. Im ersten Beitrag geht es um den Bildaufbau bzw. darum, welche Elemente ich in Bildern nutze, um Dynamiken zu schaffen, um mein Rezept/mein Produkt, in den perfekten Mittelpunkt zu stellen.
Im zweiten Beitrag werde ich auf das Thema Licht eingehen. Mit welchem Licht arbeite ich, warum arbeite ich damit und womit würde ich nicht arbeiten. Wie wirkt Licht wenn es von vorne, hinten oder der Seite kommt? Welche Dinge gibt es zu beachten wenn man Essen fotografieren muss? Und zu guter Letzt schreibe ich über Farben. Wie wichtig Farben in der Foodfotografie sind. Welche Dinge es zu beachten gibt und wie wir Farben nutzen können, um das perfekte Food Foto zu gestalten. 

Aber erstmal geht es um meinen Bildaufbau.

Damals in der Berufsschule ging es immer wieder um den Bildaufbau. Goldener Schnitt, Bilder anhand eines Rasters aufbauen, Perspektiven und Winkel beachten. Natürlich ist von damals nicht alles hängen geblieben und um ehrlich zu sein, ist auch vieles was wir gelernt haben, unnötiges Wissen gewesen, weil niemand, wirklich niemand sich ausrechnet wie weit man wegstehen muss, damit das Haus 2,5cm groß abgebildet wird. Aber ein, zwei Dinge wende ich bis heute an. Ich glaube, jeder Fotograf arbeitet mit einem Rasteraufbau in seinen Bildern. Dazu gibt es verschiedene Raster, die ihr unten erkennen könnt, wie der oben genannte Goldene Schnitt, das Diagonal-, das Dreiecks- oder das Spiral-Raster. 

Am Ende sorgen aber alle Raster für das Gleiche – Sie sollen dem Betrachter helfen, sich das Bild anzuschauen. Durch einhalten dieser verschiedenen Raster und Linien, gibt man dem Betrachter Hilfslinien durch das Bild. Er wird gezwungen sich das Bild nicht nur in der Mitte anzuschauen sondern wird auch dazu geleitet, in die Ecken zu schauen oder erst in die Ecken und dann Diagonal durch die Mitte in die andere Ecke zu gucken. Durch das Arbeiten mit diesen Hilfsmitteln sorgt man dafür, dass sich der Betrachter das Bild länger ansieht.

Der Goldene Schnitt

Der Goldene Schnitt ist einer dieser Methoden mit denen ich nach wie vor arbeite. Wenn wir ein Bild anschauen, indem der Goldene Schnitt beachtet wurde, wirkt es für uns als Betrachter harmonischer. Das liegt auch zum Teil daran, dass er ebenfalls in der Natur vorkommt. Die Bildgestaltung ist für jedes Bild von Bedeutung egal, ob du wichtige Informationen übermitteln oder ein ästhetisches Foto machen möchtest. Der Goldene Schnitt hilft dir dabei, indem du ein Bild symmetrisch in neun ungleich große Felder teilst, dessen Linien und Kreuzungen dir als Wegweiser dienen. Wer noch nie mit dem Goldenen Schnitt gearbeitet hat, kann mal in seiner Kamera nachschauen, ob es in den Rasterfunktionen, auch dieses Raster gibt. So hat man es direkt vor Augen. Ansonsten gibt es auch bei Photoshop und Lightroom die Einstellung, beim Zuschneide-Werkzeug mit diesem Raster zu arbeiten.  

Am Anfang meiner Zeit als Fotografin und auch während meiner Ausbildung, habe ich viel mit dem Goldenen Schnitt gearbeitet. Ich weiß noch, wie ich wild mit meiner ersten Kamera rumgelaufen bin und ausprobieren wollte wie er wirkt und wo ich ihn anwenden kann. Schnell habe ich aber versucht was passiert, wenn man ihn bewusst nicht einhält. Mir hat dies auch wahnsinnig dabei geholfen meinen eigenen Bildstil zu finden. Daher glaube ich ist es für Einsteiger die perfekte Methode, um sich auszuprobieren um eventuell auch seinen, eigenen Bildstil zu finden. 

Wenn ich mit dem Goldenen Schnitt arbeite, ist mir aufgefallen, dass ich oft versuche, 1/3 des Bildes freizulassen. Ich nenne es immer „Raum zum Betrachten“. Es gibt dem Fokus mehr Luft zum Sein. Es bringt etwas Ruhe ins Bild, denn wenn das Bild von oben bis unten und von rechts nach links voll bepackt ist mit Gegenständen oder Informationen, wirkt es schnell überladen und der Betrachter weiß gar nicht, worauf er sich konzentrieren soll. 

Tipps zum Bildaufbau © Leonie Hinrichs

Im neben stehenden Bild sieht man, wie unausgeglichen es wirkt kann, wenn man sich nicht an den Goldenen Schnitt hält. Es wirkt unharmonisch und ich würde es dem Kunden nicht mit in die Auswahl packen. Wenn ich auf dieses Bild schaue, sehe ich erst beim zweiten Hinsehen wo der Fokus liegt, wo die Schärfe ist. Das Essen sieht verloren aus da unten am Bildrand. Mein Blick wird immer wieder auf den unscharfen Hintergrund gezogen und das soll nun mal nicht passieren. Da das Gericht auf dem Teller auch schon eher klein ist und im Hintergrund große Gegenstände stehen, wäre es hier wichtig, dass das Essen mehr im Mittelpunkt des Bildes steht oder man hätte aus einem anderen Winkel fotografieren müssen, damit es größer erscheint. 

105mm – F2,8 – 1/125s – ISO 125

Das Dreiecks-Raster

Tipps zum Bildaufbau © Leonie Hinrichs

Mittlerweile arbeite ich allerdings primär mit dem Dreiecks- Raster, auch wenn dies etwas schwieriger in der Anwendung ist. Dennoch arbeite ich gerade in der Foodfotografie viel damit, um den Blick von Ecke zu Ecke zu leiten und imaginäre Linien immer wieder auf das Produkt/das Essen zeigen zu lassen. Ich mag es nicht, wenn das Bild in gleiche Teile aufgeteilt ist, wie bei der Drittel-Regel zum Beispiel. 

35mm – F8 – 1/500s – ISO 100

Ich mag es meine Bilder etwas „spannender“ aufzubauen und mehr Dynamik in das Bild zu bringen. Für mich klappt das wunderbar mit dem Dreiecks-Raster. Im Beispiel hier unten sieht man, wie unterschiedlich das gleiche Motiv aussieht, wenn man nach den unterschiedlichen Raster arbeitet. 

Mehr und mehr fällt mir auch auf, dass ich oft beide Raste beachte. Dass es für mich ein gutes Foto ist, wenn meine Bilder nach beiden Rastern aufgebaut sind. Ich muss gestehen, dass ich das nicht wirklich bewusst tue, aber wenn ich jetzt zurück schaue und betrachte, was meine liebsten Bilder aus den letzten Monaten sind, dann sind es die in denen beide Raster vorkommen. 

Um es kurz zu fassen: probiert es mal aus.

Probiert aus, wie unterschiedlich Bilder wirken wenn man mit den verschiedenen Rastern arbeitet. Was passiert wenn man sie einhält und was passiert wenn man sie bewusst bricht. Welches Raster gefällt dir am besten und welches unterstützt deinen fotografischen Stil?
Mir hat es unfassbar viel Spaß gemacht, damit zu spielen und herauszufinden, was mir gefällt und was nicht. Natürlich verändert sich das eigene Auge auch immer wieder. Umso schöner, dass man es einfach immer wieder aufs neue ausprobieren kann. 

Wenn ihr wissen wollt, wie Essen ins richtige Licht gesetzt werden kann, schaut auch gerne bei meinem zweiten Beitrag vorbei.

Verwendetes Objektiv:

Die Autorin

 
Leonie Hinrichs
Restaurant- & Food Fotografin

Zwischen klirrenden Gläsern, flackerndem Licht und dem Geruch leckeren Essens wird meine Kreativität am lautesten. Ich liebe es im Getümmel zu sitzen, Leute zu beobachten und mich von Licht und Schatten inspirieren zu lassen. Ich will Momente einfangen, Emotionen übermitteln und die Schönheit jedes Restaurants, jedes Gerichts oder Drinks zeigen.


Für mich ist Essen keine reine Nahrungsaufnahme. Es verbindet Leute, es erzählt Geschichten verschiedener Kulturen und Traditionen. Es ist ein Moment, wo nur das jetzt zählt, die Menschen um dich herum und die Gespräche die man führt.


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