Eine Reise durch den Norden von Norwegen
Reise- und Landschaftsfotografie mit dem 24-70mm
Im Juli dieses Jahres ging es für mich endlich wieder nach Nordland. Die Provinz im nördlichen Norwegen besticht mit einigen der schönsten Landschaften der Welt. Von gewaltigen Bergen mit atemberaubenden Panoramen, bis hin zu traumhaften weißen Sandstränden haben die Lofoten und ihre Nachbarregionen einiges zu bieten. Jederzeit die richtige Brennweite griffbereit zu haben, ist da gar nicht so einfach – vor allem als Fan von Festbrennweiten.
Als ich vor einigen Jahren den Norden Norwegens also das erste Mal erkundete, waren meine Wanderungen deshalb vor allem von einem Aspekt geprägt: Einem schweren Rucksack. Allerlei Objektive waren darin verstaut, um ja keine Gelegenheit zu verpassen und alle möglichen Perspektiven abdecken zu können. Oftmals kam einiges an Equipment zwar mit auf den Berg, aber dort oben nicht zum Einsatz. Das sollte diesen Sommer anders werden – auch meinem Rücken zuliebe.
Mit wenig Gepäck auf steilen Pfaden
Nach der Wanderung ist vor der Wanderung – so oder so ähnlich hätte man unsere Reise durch Norwegen beschreiben können. Wir waren gerade von einem zweitägigen Campingausflug zurückgekommen, da zog es uns schon auf den nächsten Berg. Knapp 700 Höhenmeter lagen vor uns. Für geübte Wanderer klingt dies nach einem Kinderspiel – auf den Lofoten darf man die Steigung jedoch nicht unterschätzen. Nach einigen Hindernissen und dem letzten Stück, das sich als besonders matschig und steil herausstellte, waren wir nach gut drei Stunden am Ziel.
Oben auf dem Gipfel angekommen, erblickte ich einen atemberaubenden Ausblick, etliche fröhliche Gesichter und ebenso viele Kameras. Egal wohin man sah, das Meer war in Sichtweite. Vor uns stiegen in regelmäßigen Abständen Wolken empor und tanzten im goldenen Abendlicht. Die Sonne näherte sich langsam aber stetig dem Horizont – hinter dem sie zu dieser Jahreszeit nur kurz verschwand. Da es wirklich in sämtlichen Himmelsrichtungen spannende Motive zu entdecken gab, kam mir das 24-70mm sehr gelegen.
Mal harmonierte die Aussicht als Ganzes, dann konnte ich das Panorama mit 24mm gut festhalten – mal kam mir für Detailaufnahmen von dem faszinierenden Wolkenspiel die längere Brennweite sehr gelegen. Auch um die Silhouetten der anderen in Szene zu setzen, musste ich mir keine Gedanken um die richtige Brennweite machen. Ganz im Gegenteil: Durch den Zoom lief alles wortwörtlich reibungslos und harmonisch ab.
Im Kontrast zu unserer fröhlichen Stimmung und des goldenen Lichts stand die Kälte. Obwohl es auf diesen Bildern schön warm wirkt, verlangte der kalte Wind hier oben einiges von uns ab. Ein weiterer Grund dafür, warum ich sehr froh war, dass ich von einem ständigen Wechseln von Objektiven absehen konnte.
41mm – F2,8 – 1/6.400s – ISO 160
Farbenfrohes Zusammenkommen
Mit den Jahren habe ich mir immer mehr vorgenommen, einen Ort so ganzheitlich wie möglich festzuhalten – anstatt nach „dem einen Foto” zu streben. Deshalb begebe ich mich auch gerne auf die Suche nach scheinbar unperfekten Motiven. Hier an unserem Campingplatz war von der Idylle und Einsamkeit der Berge nicht mehr viel zu spüren. Je weiter der Sonnenuntergang voranschritt, desto mehr Menschen versammelten sich am Strand. Während die einen die letzten Sonnenstrahlen des Tages für einen Spaziergang entlang der Wellen nutzten, genossen andere das Lichtspektakel von den Felsen oder ihren Campingstühlen aus.
Dieses Zusammenkommen all dieser Leute prägte die Stimmung. Instinktiv suchte ich mir also zunächst eine Ecke mit weniger Tumult und beobachtete das Szenario. Jede:r bestaunte den Sonnenuntergang für sich – und dennoch auch irgendwie alle zusammen. Gleichzeitig gehören für mich zum “ganzheitlichen Fotografieren” auch immer Nahaufnahmen. Von kleinen, leuchtenden Blumen, Sandkörnern oder Wellen zum Beispiel. All das wollte ich am liebsten gleichzeitig festhalten. Auch hier wäre ich mit meinen Festbrennweiten wohl vor der Qual der Wahl gestanden und hätte so manchen tollen Moment verpasst.
Von Gletschern gezeichnet
An meinem Geburtstag ging es dann zu einem ganz besonderen Ort. Pünktlich um 00:00 wanderten wir also los, in den Nationalpark und mein neues Lebensjahr hinein. Gut 3 Stunden und einige matschige Kilometer später kamen wir auf dem großen Felsplateau an. Geformt und regelrecht abgeschliffen wurde das Gestein hier oben über Jahrtausende von Gletschern. Heutzutage kann man von dort eine wunderbare Aussicht genießen: Ein Wasserfall, der einen Bergsee speist, der wiederum einen der höchsten Wasserfälle des Landes hervorbringt und sich schließlich durch die Wälder eines wunderschönen Tals schlängelt. All das sieht man hier auf einen Blick.
Es gibt also einiges zu sehen – endlos viele Fotomotive inklusive. Kein Wunder, dass mir dieser Anblick seit meinem ersten Besuch ziemlich genau 3 Jahre zuvor nicht mehr aus dem Kopf ging. Und noch schöner ist diese ganze Szenerie, wenn man sie zum Sonnenaufgang bestaunen kann. Da wir schon ziemlich früh aufgebrochen waren, konnten wir uns zunächst auf den geschliffenen Felsen ausruhen. Ein paar hundert Meter weiter hörte man die Wassermengen ins Tal stürzen, ansonsten war alles still. Dies änderte sich auch nicht, als die blaue Stunde langsam von der Dämmerung vertrieben wurde. Wir hatten diesen tollen Ort ganz für uns allein.
49mm – F3,5 – 1/1.000s – ISO 320
Mit dem goldenen Licht machten wir uns auf, um eben dieses festzuhalten. Gleichzeitig erinnerte ich mich allerdings auch daran, dass ich damals regelrecht von der weitläufigen Landschaft und den Möglichkeiten überfordert war. Damals hatte dies ein ständiges Wechseln von Objektiven zur Folge – und das Gefühl, dass ich bereits kurze Zeit später wieder eine ganz andere Brennweite benötigen würde.
Also beschloss ich, es an diesem Morgen nicht ganz so hektisch anzugehen und war überrascht, wie gut ich die meisten meiner Ideen mit nur einem Objektiv umsetzen konnte. Nahaufnahmen von meinem geliebten Wollgras, Weitwinkelaufnahmen, die hier oben wirklich nötig sind, um die Landschaft mit ihren vielen verschiedenen Highlights festzuhalten und der leichte Zoom, um Motive im Vordergrund und Landschaft näher zueinander zu rücken. Das gelingt selbst mit 70mm schon erstaunlich gut.
Leider markierte diese Wanderung auch das Ende unserer Norwegenreise, weshalb es für uns recht zügig nach der goldenen Stunde wieder zurück zum Auto ging. Mit vielen neuen Erinnerungen und einem nicht ganz so lädierten Rücken träume ich seitdem von meiner nächsten Reise in den hohen Norden.
Verwendetes Objektiv:
Die Autorin
Marina Weishaupt kommt aus dem beschaulichen Ulm im Süden Deutschlands. Am liebsten bereist sie jedoch die eher rauen Berge, Moore und Küsten dieser Welt. Mit der Kamera immer griffbereit macht sie sich dort auf die Suche nach einzigartigen Landschaften, besonderen Lichtverhältnissen und den kleinen Momenten dazwischen. Bereits ihr halbes Leben lang entstehen ihre farbenfrohen Fotografien meist spontan und mit viel Liebe zum Detail.