Der Hexentanzplatz im Harz
Als Landschaftsfotograf hast du es oft nicht einfach, gerade in den Sommermonaten. Der Sonnenaufgang ist gefühlt mitten in der Nacht und ab dem späten Vormittag kannst du die Kamera nur noch wegpacken, zumindest wenn die Sonne scheint. Denn dann bleiben nur noch harte Schatten in der Natur übrig, die keiner so richtig auf seinem Bild gebrauchen kann.
Das ist einer der Gründe, warum ich meist graue Tage bevorzuge. Klar möchte ich auch Sonnenaufgänge festhalten, aber nicht, wenn ich den ganzen Tag auf Fototour gehe. Mit dem Wetterbericht im Harz ist es nicht selten wie beim Glücksspiel. Du kannst alles noch so gut planen, wenn du dann vor Ort bist, kommt es oft anders, als erwartet.
Der frühe Vogel
Noch mit dem Kissenabdruck im Gesicht fuhr ich gegen 03:00 Uhr von zu Hause los in Richtung Thale. Um solche Zeiten stelle ich mir immer wieder die Frage, warum machst du das eigentlich? „Normale“ Menschen liegen noch im Bett und du stehst freiwillig so zeitig auf. Aber spätestens, wenn die Bedingungen passen und ich das erste Foto schieße, ist jede Müdigkeit vergessen.
Ende Mai wollte ich mit ein paar befreundeten Fotografen den Nebel im Bodetal festhalten. Das Tal bekam nach dem frostigen Winter sein grünes Sommerkleid zurück und wenn alles klappt, stehen wir über den Nebelschwaden. Das gibt immer ein fantastisches Bild ab. Bisher durfte ich sowas nur in der Sächsischen Schweiz erleben, wenn der Dunst über der Elbe hängt. Vielleicht kommt wenig später noch kurz die Sonne durch und strahlt die Landschaft an. So zumindest der Plan. Als ich auf dem Parkplatz ankam, rutschte meine Euphorie jedoch kurzerhand in den Keller. Von Luftfeuchtigkeit war nicht viel zu spüren und weit und breit entdeckte ich keinen Nebel… naja, abwarten.
Gegen 05:00 Uhr standen wir dann am Spot und die Motivation stieg wieder leicht an. Ganz hinten im Tal gab es klitzekleine Nebelschwaden. Ich holte meine Kamera mit dem SIGMA 16mm heraus und schoss die ersten Bilder. Mit der Brennweite konnte ich perfekt das ganze Tal einfangen und die saftig grünen Blätter als Vordergrund nutzen, denn wie sagt man so schön – Vordergrund macht Bild gesund 😉
Die ersten Bilder waren im Kasten und keine 30 Minuten später wurde die fantastische Aussicht von einer dicken Nebelsuppe abgelöst. Ich muss dazu sagen, ich liebe Nebel, vor allem, wenn ich mitten drinstehe. Alles wirkt so ruhig, die Luft ist rein und die Motive springen einem förmlich ins Auge.
Highlight des Tages
Mein Highlight an diesem Tag waren die Bäume vor Ort. Zusammen mit dem Nebel hatte ich das Gefühl, ich stehe auf der Insel Madeira. Falls ihr jetzt nicht wisst, was ich genau damit meine, dann gebt gern bei Google Bäume Nebel Madeira ein. Auf Instagram stapeln sich die Bildmotive von solchen Spots. Und ich musste mich nicht stundenlang in den Flieger setzen – gerade mit einer kleinen Flugangst ist es sehr praktisch, wenn ich mich nur ins Auto setzen kann, um dorthin zu gelangen.
Die Herausforderung
Das einzige, was bei so einem Wetter um diese Uhrzeit schwierig ist, ist das Licht – denn es ist kaum welches da. Wir standen mitten im Wald und es war mächtig düster. Die Blende lag meist zwischen 3,5 und 5,6 und die Verschlusszeit zwischen 1/100 s und 1/250 s. Das restlich fehlende Licht glich ich dann mit dem ISO aus, der lag um die 500. Natürlich hätte ich mit einem Stativ noch viel mehr herausholen können, aber damit fühle ich mich immer eingeschränkt. Ich springe oft von einer Perspektive zur nächsten und das Stativ behindert mich dann meist, meiner Kreativität freien Lauf zu lassen. Den Bildausschnitt wähle ich dann intuitiv. Ich habe an meiner Kamera die Gitterlinien eingeblendet und orientiere mich grob daran, das Motiv auf einen der Kreuzpunkte zu setzen, zumindest wenn es passt.
Wenn ihr am frühen Morgen im Harz unterwegs seid, solltet ihr unbedingt eure Augen offenhalten. Vor allem, wenn die Luft noch kühl und feucht ist, könnt ihr Glück haben und es läuft euch ein kleiner Feuersalamander über den Weg. Wir durften an dem Tag sogar ein Pärchen bestaunen. Mit meinen 16mm musste ich zwar ziemlich nah heran, aber der Kleine war gnädig mit mir und hielt für einen kurzen Moment still. Durch diese Brennweite bekomme ich den Salamander inklusive seiner natürlichen Umgebung aufs Bild. Und dank der Offenblende konnte ich ihn trotzdem ganz gut freistellen. Ein krönender Abschluss für eine fantastische Wanderung.
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