Tanzfotoshooting in Berlin
Tanzfotografie mit dem neuen 30mm und 56mm F1,4 DC DN | Contemporary
Anfang des Jahres habe ich mir eine spannende Aufgabe gesetzt: ein Tanzshooting mit Festbrennweiten. Bei Festbrennweiten habe ich in der Vergangenheit immer erst gezögert, ob sie mir in der Tanzfotografie nicht eher im Weg stehen würden. Dabei habe ich in der Vergangenheit immer erst gezögert, ob sie mir in der Tanzfotografie nicht eher im Weg stehen würden.
Nicht umsonst ist mein Immer-Drauf ein Zoomobjektiv, da ich die Flexibilität sehr schätze und in der Tanz-und Zirkusfotografie öfter schnell agieren und auf viele verschiedene Dinge achten muss. Abgesehen von den ganzen Kameraeinstellungen, dem Fokus, den wechselhaften Lichtverhältnissen draußen und den Perspektiven vom Hintergrund eines Bildes, beschäftigt mich bei der Tanzfotografie natürlich auch die Technik des Tanzes. Hier achte ich vor allem auf die Körperlinien, korrekte Tanztechnik, für die Tanzbewegungen vorteilhaft fotografierte Perspektiven und Bewegungsrichtungen.
Nun zusätzlich noch hin- und herrennen zu müssen, weil ich mit einer Festbrennweite fotografiere, war mir bisher einfach ein bisschen zu aufwendig. Doch bin ich gerade in der Fotografie ein Fan von neuen Herausforderungen: Ich probiere gerne Neues aus, improvisiere viel und mache es dann doch anders, als vorher geplant.
Bei den beiden Festbrennweiten handelte es sich um die neuen SIGMA X-Mount Objektive 30mm und 56mm F1.4 DC DN | Contemporary. Da ich selbst mit einer FujiFilm X-T3 und dem Fujinon XF16-55mm F2.8 R LM WR und dem Fujinon XF 50mm F2 fotografiere, waren die beiden Brennweiten von SIGMA natürlich sofort interessant. Wer selbst zur FujiFilm-Community gehört, weiß, dass sich sehr viele schon lange auf dieses Release gefreut haben.
Einsatz im Home-Studio
In dem Zeitraum, indem mir SIGMA die beiden Objektive zur Verfügung gestellt hatte, war es in Berlin noch zu kalt, windig und regnerisch, um die Tänzer:innen draußen zu fotografieren. So kam es, dass ich die Objektive als erstes in meinem Home-Studio ausprobiert habe. Zugegeben, der Platz reicht bei mir an vielen Stellen für bestimmte Beleuchtungseinstellungen nicht aus, aber um gemeinsam mit anderen Künstler:innen kreativ zu werden, reicht es allemal.
Es waren tatsächlich eine meiner ersten Studio Fotoshootings überhaupt. Für gewöhnlich fotografiere ich die Tänzer:innen mit dem vorhandenen Licht und den Kulissen, die Berlin zu bieten hat. Umso spannender war für mich der Vergleich, wie die Objektive in beiden Situationen performen. Gearbeitet habe ich hier mit 1-2 Blitzen, wobei ich das Licht mit einem offenen Reflektor, einem Reflektorschirm oder einem Durchlichtschirm geformt habe.
Im Home-Studio habe ich schnell gemerkt, dass ich das 35mm Objektiv bevorzuge. Das war aber auch etwas den Platzgründen geschuldet und der Tatsache, dass ich in der Tanzfotografie natürlich eher Ganzkörperfotos mache. Für Portraits war das 56mm jedoch super. Sehr schnell war ich auch hier von der Qualität und Schärfe der Bilder beeindruckt.
Zunächst musste ich mich aber etwas an die andere Handhabung gewöhnen. Die SIGMA Objektive haben im Gegensatz zu den Fujifilm Objektiven keinen Blendenring. Diese kann man jedoch durch die Bedienung am Kamerabody einstellen. Da ich normalerweise mit dem Blendenring arbeite, war ich erst einmal etwas skeptisch. Zurückblickend kann ich aber sagen, dass es mir persönlich schon fast besser gefällt. Die SIGMA Objektive sind wesentlich leichter als mein Immer-Drauf Telezoom-Objektiv. Hier ist es also nicht notwendig, die Objektive aufgrund des leichten Gewichts zusätzlich zu stützen. Dabei habe ich bei meinen Objektiven den Blendenring öfters mal ausversehen und unbemerkt verstellt. Das Problem hatte ich bei diesen Objektiven nicht.
Einsatz im Outdoor-Shooting
Durch ein paar unglückliche Umstände, Verletzungen und Corona Fällen unter den Tänzer:innen, haben sich einige geplante Shootings bei mir verschoben. Umso glücklicher war ich, die ersten paar warmen Tage des Jahres genutzt haben zu können, um draußen zu fotografieren. Hier habe ich mich vor allem darauf gefreut, das 56mm Objektiv noch einmal richtig auszuprobieren, da es bei mir im Studio gefühlt einfach zu kurz gekommen ist.
Die Location-Wahl fiel bei meinem ersten Outdoor-Shooting auf ein Parkhaus, welches durch seine verglaste Dachkonstruktion ein schönes Oberlicht bot und harte Sonnenstrahlen durch die milchigen Scheiben etwas weicher zauberte. Da ich möglichst viel von der Parkhausarchitektur im Hintergrund zeigen wollte und der Tänzer hauptsächlich schnelle und weiträumige Bewegungen gemacht hatte, fiel meine Objektivwahl auf das 30mm.
Bei dem zweiten Outdoor-Shooting entschied ich mich bei der Location für die Museumsinsel und Umgebung. Da ich hier vom Platz her deutlich flexibler war als im Parkhaus, habe ich hauptsächlich versucht mit dem 56mm zu fotografieren. Lediglich wenn ich mehr von der Umgebung zeigen wollte, kam das 30mm zum Einsatz.
Begonnen haben wir unser Fotoshooting bei der James-Simon-Galerie, bei dem besonders die Schatten ein interessantes Motiv boten. In unmittelbarer Nähe dazu bot sich beim Deutschen Historischen Museum ebenfalls ein interessantes Schattenspiel auf dem Pflasterstein. Gleichzeitig half das Bokeh bei beiden Motiven, den Blick vom eher unruhigen Hintergrund auf den Tänzer zu lenken.
Nach einer kurzen Pause ging es weiter zur Humboldtpromenade. Dort wollten wir ein paar Bilder im Schatten, bzw. unter indirektem Lichteinfluss machen. Trotzdem wollten wir uns das tolle Motiv des Berliner Fernsehturms nicht nehmen lassen. Zum Schluss ging es noch einmal zum Nikolaiviertel, dem ältesten Wohngebiet Berlins. Hier bot sich ein besonders interessantes Licht: Ein schmaler Streifen Sonne zwischen zwei Häusern.
Fazit
Ich muss sagen, ich habe beide Objektive wirklich lieben gelernt. Die Lichtstärke hat mir in Gegensatz zu meinen eigenen Objektiven eine viel schnellere Verschlusszeit ermöglicht. Ein wichtiges Kriterium für schnelle Bewegungen und Sprünge. Die Bilder sind ebenfalls scharf und die Handhabung für mich mehr als optimal.
Nachdem ich meine Aufgabe mit Festbrennweiten zu fotografieren abschlossen habe, kann ich sicher sagen, dass mich diese gar nicht so einschränken, wie ich dachte. Man fotografiert etwas bedachter, überlegt sich im Vorfeld, was und wie man es am besten macht, was zu welchem Objektiv und welcher Location passt. Ganz so gut hat das am Anfang allerdings nicht geklappt: Gewechselt habe ich trotzdem oft. Das leichte Gewicht der Objektive macht es das aber ganz schnell wieder wett. Als jemand mit chronischen Handschmerzen bei Überlastung, war das eine sehr positive und angenehme Erfahrung. Meine Objektivauswahl werde ich also in Zukunft sehr wahrscheinlich noch einmal überdenken.
Schlussfolgernd kann ich sagen, dass ich von den beiden Objektiven überzeugt bin. Ich möchte auf jeden Fall alle diejenigen, die vielleicht noch zweifeln, motivieren etwas Neues auszuprobieren. Den Fokus in der Fotografie von der Technik wegzulenken, und stattdessen auf die Kreativität zu legen. Sich selbst herauszufordern, umzudenken, die Dinge mal anders zu machen als gewohnt. Meist resultiert das in tollen Ergebnissen, neuem Wissen und zufällig unterbewusst angeeigneten Skills.
Tänzer:innen: Diana Mora, Elias Brenneisen, Francesco Maria de Fazio, Giovanni Cancemi, Sabine Burket
Verwendete Produkte:
Die Autorin
Carolin Thiergart lebt und arbeitet u.a. als freiberufliche Tanzfotografin in Berlin. Ihre Begeisterung fürs Tanzen entdeckte sie schon in ihrer frühen Kindheit. Nach über 10 Jahren Balletterfahrung entdeckte sie 2015 die Fotografie für sich. Seit 2019 fotografiert Carolin hauptsächlich Tanz, mit dem Schwerpunkt Ballett, Contemporary Ballett und Zirkusartistik. Dabei macht ihr vor allem das gemeinsame kreativ sein mit anderen Künstler:innen Spaß.
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