Tipps zur Produkt- und Makrofotografie
Abstrakte Produkt- und Makrofotografie
Grundsätzlich bin ich mit der Kamera eher outdoor unterwegs um die Schönheit der Landschaft, Berge und Wälder einzufangen. Doch hin und wieder verschlägt es mich in den Bereich der Produkt- bzw. Makrofotografie. Dabei macht es natürlich doppelt so viel Spaß mit einem echten Makroobjektiv zu arbeiten. Insbesondere mit dem SIGMA 105mm F2.8 DG DN MACRO, das mehr als ideal für meinen heutigen Anwendungsbereich geeignet ist. Also lasst uns nicht zu viel Reden, sondern direkt einsteigen in die Magie der Produkt- bzw. Makrofotografie.
Fotografieren kann man in der Produkt- bzw. Makrofotografie einfach alles. Von der Briefmarke bis hin zum Auto. Entscheidend sind die Details, die das Interesse des Betrachters wecken. Ich beschränke mich heute auf das von fast allen vorhandene Fotografenequipment wie z. B. Objektive und Kameras. Ok, klingt vielleicht erstmal etwas langweilig, aber ich möchte euch zeigen, dass man auch mit einfachen Gegenständen und kleinen Setups richtig tolle, abstrakte und interessante Fotos erstellen kann. Los gehts!
Tipp: Wie bei der Fotografie im Allgemeinen benötigt man auch bei der Makrofotografie natürlich gutes Licht. Doch ihr braucht jetzt nicht gleich die Profi-Studioausrüstung. Für meine Fotos habe ich lediglich eine kleinere LED-Leuchte mit Softbox verwendet, aber im Grunde reicht auch schon eine einfache kleine Leuchte, die sich von der Helligkeit und vielleicht noch von der Wärme individuell einstellen lässt.
Vor den eigentlichen Aufnahmen sollte man sich unbedingt ein kleines Konzept überlegen, welche Motive man überhaupt fotografieren möchte. Ok, einfach drauflos-fotografieren geht zwar auch, aber da kommt oft nicht das Gewünschte bei rum. Daher schaut euch einfach mal euer Kameraequipment oder andere Alltagsgegenstände genau an und sucht nach auffälligen und interessanten Details, die ihr fotografisch festhalten wollt. In meinem Fall habe ich mich z. B. auf all die kleinen Schalter und Einstellrädchen meiner Objektive und der Kamera fokussiert.
Als nächstes werden wir uns ein Setup überlegen, wie wir die festgelegten Details gut in Szene setzen können. Dabei spielt natürlich auch die Lichtsetzung eine entscheidende Rolle. Denn Erhebungen, Schriften oder reflektierende Details hängen unweigerlich vom Licht ab. Mal werfen sie Schatten, mal nicht. Mal spiegelt sich alles, mal nicht. Je nach dem, was man mit seinen Aufnahmen zeigen möchte, sollte auch die Lichtsetzung sein. Passend auf jeden Fall.
Tipp: Um die unterschiedlichen Auswirkungen der einzelnen Lichtsetzungen zu simulieren, nutze ich dafür eine kleine Leuchte, die ich mit einer Hand in alle Richtungen bewegen kann. Dabei beobachte ich parallel das Motiv über den Bildschirm, sodass ich dann das für mich beste Licht einstellen und fest in Position bringen kann. Bei dieser Variante könnt ihr sehr gut sehen, wann die Details gut zum Vorschein kommen und interessant wirken und wann das Bild von der Lichtstimmung her eher langweilig daher kommt.
Das Makroobjektiv ist nicht nur aufgrund der großen Blende ideal um das Motiv auch scharf abzubilden oder Details mit seinem tollen Bokeh freizustellen. Auch durch die relativ kleine Naheinstellgrenze von nur 29,5 cm bleibt zusätzlich trotzdem genug Spielraum bei der Bildgestaltung.
Tipp: Eine Sache ist bei der Produktfotografie und besonders bei der Makrofotografie super wichtig. Und zwar die Reinigung der Gegenstände. Die Produkt- bzw. Makrofotografie verzeiht leider keine Fehler wie z. B. Flusen, Fusseln, Fingerabdrücke oder ähnliches. Daher versucht das Objekt vor der Aufnahme bestmöglich zu reinigen. So erspart ihr euch im Nachgang eine Menge Arbeit bei der Bildbearbeitung.
Zum besseren Verständnis hier mal eine Aufnahme von einem Objektiv, dass ich nicht vorher gereinigt habe. Man sieht tatsächlich jedes noch so kleine Staubkörnchen. Je nach Lichtführung sogar noch deutlicher als hier. Sowas in der Nachbearbeitung zu retuschieren macht absolut keinen Spaß. Ich spreche da aus Erfahrung 😉
Meist versuche ich bei meinen Produkt- und Makroaufnahmen immer das eigentliche Produkt, also das Hauptmotiv, irgendwie in einen Kontext zum Einsatzbereich des Produktes zu bringen. Das kann beispielsweise der Fotorucksack oder anderes Fotoequipment sein, wenn ich eine Kamera fotografieren möchte, wie z. B. die folgenden beiden Bilder, zeigen. Oder aber auch mal komplett gegensätzliches. Bei Fotoequipment bietet sich meiner Meinung nach Kaffee immer ganz gut an. Also gerne auch mal in Kontrasten zum Motiv denken.
Bei meinen heutigen Makroaufnahmen passt das jedoch nicht so gut, sodass diese Motive meist eher abstrakt und ohne einen Kontext zu verstehen sind.
Auch in der Makrofotografie gilt natürlich die klassische Aufteilung eines Bildes in Vordergrund und Hintergrund. Für den Vordergrund kann ich in meinem Fall jedoch eher keine anderen Gegenstände nutzen, sodass ich die Tiefe im Bild über die unterschiedlichen Schärfeebenen erzeugen muss. Je kleiner also die Blendenzahl, desto kleiner ist der Bereich der Schärfenebene. Doch Vorsicht. Gerade bei Produktaufnahmen will man natürlich auch viel scharf abbilden, sodass eine kleine Blende manchmal doch etwas ungeeignet ist. Jetzt hab ihr natürlich die Möglichkeit die Blende zu erhöhen und so den Bereich der Schärfe zu verbreitern. Doch täuscht euch nicht, der Bereich wird zwar größer, aber nicht so groß wie man es vielleicht erwarten würde. Eine alternative Möglichkeit den Schärfebereich zu erhöhen ist z. B. Fokus-Stacking bzw. Fokus-Bracketing.
Dabei nehmt ihr mehrere Bilder vom selben Motiv mit z. B. Blende 2.8 auf, verschiebt hierbei aber den Fokuspunkt bei jedem einzelnen Bild, sodass ihr nach dem zusammenfügen der Bilder ein finales Bild mit deutlich erhöhtem Schärfebereich habt. Wichtig ist bei dieser Vorgehensweise, dass die Kamera auf einem Stativ stehen sollte und das Motiv während der Aufnahmen nicht verändert wird. Hier mal drei Bilder von derselbe Aufnahme mit unterschiedlichen Schärfebereichen und dem daraus zusammengefügten Bild.
Bild 4 105mm F2,8 DG DN Marco | A – ISO 100 – F11 – 1/10s – Fokus-Stacking aus 3 Aufnahmen
Tipp: Ich verwende bei meinen Bildern oft zusätzlich die Möglichkeit des Tetherings, also der Verbindung der Kamera mit einem Laptop, PC oder Tablet, um so das ganze Foto schon vorher deutlich besser beurteilen zu können und vor allem den Fokus so exakt wie möglich setzen zu können. Hierzu gibt es von fast allen Kameraherstellern, die entsprechende Software zum Download.
Ansonsten sind in der Produkt- und Makrofotografie keine Grenzen gesetzt. Ihr könnt euch hier kreativ völlig austoben. Dabei ist natürlich ein gutes und verlässliches Makroobjektiv von enormen Vorteil. Mit einer Abbildungsleistung von 1:1 solltet ihr alle Details gut, scharf und leicht aufnehmen können. Außerdem darf in einer guten Fotoausrüstung eigentlich kein Markroobjektiv fehlen.
Tipp: Achtet bei der Bildbearbeitung nicht als erstes auf die Farb- oder Helligkeitseinstellungen, sondern fokussiert euch zunächst auf den für euch richtigen Bildausschnitt und das Retuschieren von störenden Fremdkörpern. Genauso wichtig ist das gerade Ausrichten des Bildes bzw. des Motivs.
Auch wenn das Wetter aktuell immer schöner wird und man vielleicht eher draußen unterwegs sein möchte – Kein Problem. Makrofotografie funktioniert überall. Probiert es aus, experimentiert und vor allem habt Spaß dabei!
Und damit ihr nichts vergesst, hier nochmal meine 5 Tipps in der Kurzversion:
- Leuchtet eure Objekte immer gut aus. Dafür reicht oft schon eine kleine LED-Lampe
- Spielt mit dem Licht, während ihr auf das Display schaut.
- Reinigt eure Objekte vorher. Das Makroobjektiv sieht alles.
- Nutzt Thethering um den Fokus noch besser einschätzen zu können.
- Fangt in der Nachbearbeitung mit dem Beschnitt und der Retusche an.
Bis zum nächsten Mal
Maik Lipp
Verwendete Objektive:
Der Autor
Der Frankfurter Maik Lipp ist hauptberuflicher Zahlenmensch mit einer großen Leidenschaft für Architektur und Landschaften. So reist er seit einigen Jahren um die Welt um Architekturhighlights der Metropolen einzufangen und das Erlebnis Natur zu transportieren.
"Es spielt nicht so sehr die Rolle, wie gut ein Foto technisch ist, sondern eher, das Gefühl, das es beim Betrachten entstehen lässt."