Im Gespräch mit Sebastian Haberkorn © Sebastian Haberkorn

Im Gespräch mit Sebastian Haberkorn

Sebastian Haberkorn ist passionierter Automotive-, People- und Tierfotograf aus München.  Mit seiner Fotografie möchte er auf Augenhöhe mit dem Betrachter die Emotionen und den Moment festhalten. Dabei ist ihm die Natürlichkeit und Echtheit besonders wichtig. Besonders bei der Automotivefotografie achtet der Münchner auf die Details, in die sich der Kunde im besten Fall am Ende verlieben soll.

Hallo Sebastian, wir freuen uns Teil deiner fotografischen Reise zu sein. Was war in den letzten Jahren dein absolutes Lieblingsprojekt?

Servus, vielen Dank. Es freut mich auch sehr, ein Teil von SIGMA sein zu dürfen. Ihr habt immer sehr viele spannende Projekte, die Ihr mit euren Fotografen macht, dass ich ein Teil davon sein darf, ist eine große Ehre für mich. 🙂
Mein absolutes Lieblingsprojekt im vergangenen Jahr war mit Abstand der SIGMA on Location (SOL) Dreh mit dem Lamborghini Huracan EVO Spyder. Ich hatte das Fahrzeug knapp zwei Wochen von Lamborghini zur Verfügung gestellt bekommen, um Aufnahmen in und um München anfertigen zu können. Da hat es sich natürlich angeboten den SOL Dreh mit dem Fahrzeug zu machen. 🙂
Auch wenn das Wetter an dem Tag alles andere als perfekt war, wir hatten ja strömenden Regen den ganzen Tag über, sind wirklich tolle Moody Aufnahmen entstanden und so sieht man dieses Fahrzeug auch einmal in anderen Wettersituationen als immer nur bei Sonnenschein.


Wie würdest du deinen Stil beschreiben? Und wie hat sich dieser Stil mit der Zeit entwickelt?

Ehrlich gesagt habe ich keinen wirklichen Stil. Ich versuche mit meinen Aufnahmen immer das Produkt, in dem Fall ein Automobil, perfekt abzulichten, nämlich so, dass nichts ablenkt und die vielen Designelemente und Details des jeweiligen Fahrzeugs sichtbar sind. In Social Media sieht man viele Aufnahmen von Fahrzeugen, in denen der untere Bereich des Fahrzeugs sehr ins dunkel gezogen wird und man hier so gut wie keine Details mehr sieht. Dies mache ich nicht. Es ist mir wichtig, dass man auch die Lufteinlässe in der Frontstoßstange oder den Seitenschweller sieht. Das sind Karosserieelemente, die dem Betrachter ins Auge fallen und die auch über die Meinung entscheiden, ob man ein Fahrzeug ansprechend findet oder nicht.
Ich fotografiere zu 99% auch nur mit Available Light! Ich höre hier immer wieder die Vorurteile, dass man ein Fahrzeug immer „Light Painten“ muss, auch von Kunden. Dem widerspreche ich aber rigoros! Wie sehen wir – die Kunden – den das Fahrzeug zu 99%? In Available Light. Es geht keiner ums Auto und belichtet es für uns bzw. es steht nirgends eine externe Lichtquelle auf einem Lichtstativ und bestrahlt das Fahrzeug, wenn wir es betrachten. Deswegen mache ich das auch so gut wie nie. Ich möchte das Fahrzeug so zeigen, wie es der Kunde/Betrachter wirklich draußen auf der Straße sieht.


Wie findest du die passende Location für das jeweilige Auto?

Ich suche nicht wirklich aktiv nach Locations. Meistens bin ich irgendwo unterwegs und sehe eine Location, die geeignet sein könnte. Wenn ich dann mit dem PKW unterwegs bin, halte ich kurz an und mache ein paar Testaufnahmen und wenn sie mir gefallen, werde ich die Location mit einem Auftragsfahrzeug probieren.
Ab und zu sehe ich aber auch großartige Locations bei Instagram und versuche diese dann zu finden, so war es z. B. bei einem Shooting in München in der Nähe vom Odeonsplatz.
Hier steht ein schönes Gebäude von Siemens, welches sich super eignet. Die Straße ist mit Kopfsteinpflaster versehen, so dass es ein wenig wie in Italien aussieht. Gerade im Frühsommer bei Sonnenaufgang liebe ich diesen Spot.


Welche fotografischen Vorbilder hast du und welche prägen dich und deinen Arbeitsstil?

Ich finde es immer schwer ein Vorbild zu nennen, da es so viele gute Automotivefotografen da draußen gibt.
Zum einen ist da Simon Puschmann, der diese unglaublichen Katalogaufnahmen für beispielsweise BMW oder Porsche gemacht hat. Aaron Brimhall, der die besten Aufnahmen von bewegten Fahrzeugen macht, meiner Meinung nach.
Tom Kahler, der zwar viel mit externem Licht macht, aber dennoch wunderschöne Aufnahmen produziert oder auch Dennis Wierenga.
Wenn es aber um Motorsportaufnahmen geht, da geht kein Weg an Larry Chen vorbei. Ich denke, dass jeder Autofan und Motorsportfan Larry Chen kennt. Seine Aufnahmen vom Pikes Peak Rennen oder der Formula Drift sind einfach unglaublich gut.
Von all diesen Personen kann man so viel lernen was Betrachtungswinkel, Komposition und Nachbearbeitung angeht.
Meiner Meinung nach gehören diese Fotografen zu den absolut besten in ihrem Genre. Natürlich versucht man dann auch das ein oder andere Bild dieser Fotografen einmal nachzustellen und dann daraus zu lernen.


Welche Linsen verwendest du am liebsten und in welchen Situationen? (z. B. bei Detailaufnahmen)

Mein „Immer-drauf“ an meiner Canon R3 ist das SIGMA 50mm F1,4 DG HSM | Art. Mit dieser Linse mache ich 90% meiner Aufnahmen. Die Abbildungsleistung und Schärfe sind beeindruckend! Das 50er verwende ich zum Großteil bei Exterieuraufnahmen und wenn ich kein anderes Objektiv dabeihabe, auch für die Interieur- und Detailaufnahmen.
Durch die geringe Naheinstellungsgrenze komme ich nämlich auch sehr nah an Details, wie z.B. ein Emblem, ran.
Auf meiner zweiten Kamera ist dann zum Großteil das SIGMA 35mm F1,4 DG HSM | Art montiert, hier wechsle ich aber auch öfter einmal auf das SIGMA 70mm F2,8 DG MACRO | Art, um wirklich nah an die Details kommen zu können.
Das 35mm verwende ich immer dann, wenn ich wenig Platz zur Verfügung habe oder eben im Interieur, zum Beispiel um eine Totale des Interieurs aufzunehmen oder aus der zweiten Sitzreihe das Lenkrad freizustellen.
Ich habe aber auch noch das SIGMA 85mm F1,4 DG HSM | Art und das SIGMA 70-200mm F2,8 DG OS HSM | Sports, welche ich dieses Jahr mehr für Autos verwenden möchte. Durch die längere Brennweite habe ich ganz andere Möglichkeiten in der Bildkomposition und kann das Fahrzeug auch schön freistellen. Anfang des Jahres habe ich dies mit dem 85mm an einem BMW i4 M50 getestet und war von dem Ergebnis begeistert.


Was ist das Must-have Zubehör bei der Automotivfotografie? (z.B. Polfilter)

Das ist, wie ihr es schon gesagt habt, der POL-Filter. Auf jedem meiner Objektive ist einer montiert, ja, auch auf dem 70-200mm und ja, auch auf dem 85mm mit einem Durchmesser von 86mm 😀
Mit dem POL-Filter bekommt man die Spiegelungen, welche unvermeidbar an der Karosserie sind, perfekt weg. Und da fast jedes Auto in Uni oder Metallic lackiert ist, spiegelt auch jedes Auto die Umgebung auf den lackierten Flächen wider. Aber auch in den Seitenscheiben oder Front- bzw. Heckfenster gibt es Reflektionen, die mit dem POL-Filter perfekt eliminiert werden können.
Ich kann euch hier nur wirklich ans Herz legen, einen POL-Filter zu verwenden. SIGMA bietet auch hier hochqualitative Filter an.


Deine 3 Tipps für ein wirklich gelungenes Foto?

 Tipp 1) Sucht euch einen Blickwinkel, der nicht alltäglich ist. Aus der Blickhöhe sehen wir die Fahrzeuge tagtäglich und sie ist deswegen nicht spannend. Geht in die Hocke oder weiter nach oben.

Tipp 2) Achtet auf die Details. Klar, dass Fahrzeug steht im Fokus, aber auch die kleinen Details wie z. B. ein Emblem ist super spannend und zieht Blicke auf sich. In Social Media haben die Posts von Detailaufnahmen meist mehr Aufrufe als die Bilder vom Gesamtfahrzeug, weil dies nicht jeder macht und was Neues ist.

Tipp 3) Wie gerade schon gesagt, verwendet immer einen POL-Filter. Das ist die einzige Regel, die ich nie breche.


Du fotografierst aber nicht nur Autos, richtig? Was begeistert dich an der People- und Haustierfotografie? Beides ist ja ein recht großer Kontrast zur Automotivfotografie.

Das stimmt, leider habe ich letztes Jahr aber viel zu wenig in diese Richtung gemacht und möchte das dieses Jahr ändern.
Generell bin ich ein offener Mensch und liebe den Kontakt zu anderen Personen. In der Peoplefotografie habe ich diesen Kontakt und kann gleichzeitig noch einen Moment dieser Person für immer festhalten. Sie sehen sich also im besten Fall auch noch in 10-20 Jahren dieses Bild an und erinnern sich an diese Zeit in ihren Leben zurück.
Bei der Haustierfotografie ist es ähnlich. Ich habe selbst einen Hund und er ist wirklich wie ein Familienmitglied. Viele Menschen ohne Haustier können das meist nicht nachvollziehen, aber man zieht das Tier von klein auf groß und das über 10, 12 oder auch 15 Jahre. Man muss es füttern, zum Arzt gehen, bei Wind und Wetter Gassi gehen, etc. … Es ist fast so wie ein Baby groß zu ziehen.
Daher macht man hier kein Foto eines Tieres, sondern eines Familienmitgliedes. Und auch hier ist der Kontakt zu den Besitzern und zum Tier ein ganz wesentlicher Punkt und entscheidet über ein gutes oder schlechtes Bild. Man möchte, genau wie beim Menschen, ja das Wesen des Tieres ablichten und dazu muss es sich wohlfühlen. 🙂 Das ist manchmal eine große Herausforderung, macht aber unheimlich viel Spaß.


Wenn Zeit, Geld und andere Faktoren keine Rolle spielen würden: Wie würde dein absolutes Traumprojekt aussehen?

Das ist eine coole Frage. Ich glaube es wäre ein Roadtrip durch die USA, Kanada und Lateinamerika mit der gesamten Bentley oder Porsche Produktpalette.
Diese Länder haben so viele schöne und coole Locations, die perfekt für die Automotivefotografie geeignet sind, speziell in den Großstädten mit den Hochhäusern und modernen Bauten. Sowas ist leider sehr rah in Deutschland bzw. wird man oft von der Security in Deutschland verscheucht. In Deutschland braucht man für alles eine Genehmigung, die meistens auch noch eine Gebühr kostet. Selbst bei so autobezogenen Locations, wie beispielsweise einer MotorWorld, ist sofort der Wachschutz da und vertreibt dich.
In den USA habe ich das so noch nicht erlebt. Man fährt zum Spot, fragt kurz ob es OK ist, wenn man ein paar Bilder macht und das wars. Das höchste der Gefühle ist, dass die Firma, der das Grundstück/Gebäude gehört bei Social Media markiert werden möchte.
Von daher würde ich so einen Roadtrip gerne einmal machen, wenn ich alle Zeit der Welt und Geld zur Verfügung hätte. Aber vielleicht liest Bentley/Porsche ja das Interview und meldet sich demnächst bei mir. 😉 Ok, genug geträumt.


Welchen Rat möchtest du unseren Lesern hier noch mit auf den Weg geben?

Geht raus und fotografiert. Gerade in den Anfangszeiten fotografiert man zu wenig. Ich höre das immer wieder, dass viele Fotografen sich sehr viel mit YouTube Videos beschäftigen und sich so genannte „How-To“ Videos ansehen, um etwas zu lernen. Das ist an sich auch nicht falsch, in der heutigen Zeit gibt es unendlich viele Videos auf YouTube zu den unterschiedlichsten Themen. Dabei vergessen die meisten aber, dass man nur etwas lernen kann, wenn man es wirklich ausprobiert und im besten Fall auch einmal scheitert. Denn nur aus Ausprobieren und Scheitern nimmt man wirklich was mit und verinnerlicht es dann auch. Und bevor man sich einen neuen Kamerabody mit 1000 MP, den neusten Autofokussystem, etc. kauft, steckt das Geld lieber in ein hochwertiges Objektiv! Das bringt euch viel mehr als ein neuer Body mit ein paar Megapixeln mehr. Auf Social Media, wo der Großteil der heutigen Fotografie landet, sieht man den Unterschied eh nicht. Und wann druckt man schon einmal ein Bild in XXXXL? Den Unterschied bei Social Media sieht man eher bei einem „schlechteren“ Objektiv im Vergleich zu einem guten.

Erwähnte Objektive:

 
Sebastian Haberkorn
Automobilfotograf

Der passionierte Automobil- und People-Fotograf Sebastian Haberkorn aus München freut sich, wenn seine Bilder Emotionen im Betrachter wecken. Im besten Fall sogar so sehr, dass sie das abgelichtete Fahrzeug unbedingt selbst haben wollen. Er ist überwiegend im Bereich der Automotive Fotografie zuhause, in  der er seine Leidenschaft zum Automobil verwirklichen kann. Dabei versucht er in seinen Bildern die Emotionen eines Roadtrips mit Premium und Sportwagen dem Betrachter erlebbar zu machen. Seine Bilder sollen ein Gefühl von Begehrlichkeit für das abgelichtete Produkt wecken.

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