Uhrenfotografie mit dem SIGMA 105mm F2,8 DG DN MACRO | Art © Lars Kehrel

Uhrenfotografie mit dem SIGMA 105mm F2,8 DG DN MACRO | Art

Die Produktfotografie ist eine ganz eigene Disziplin in der weiten fotografischen Welt. Sie ist sehr technisch und manchmal kann man einen ganzen Tag in ein einziges Bild investieren. Auf der anderen Seite gibt es auch einen immer größer werdenden Bedarf an “schnellen” Produktbildern, die von den Herstellern besonders im Socialmedia-Kontext genutzt werden. In den letzten Jahren habe ich mich auf die Fotografie von Uhren spezialisiert. Ob Katalogfoto oder Instagram-Post – mir macht es unheimlich viel Freude, schöne Uhren in das richtige Licht zu rücken.

Eine Uhr zu fotografieren ist eine kleine Herausforderung. Zum einen ist sie wirklich nicht besonders groß, typischerweise beträgt der Durchmesser eine Uhr um die 4 cm. Und zum anderen besitzt sie in den allermeisten Fällen unterschiedlich verarbeitet und hochreflektierende Oberflächen. Fototechnisch betrachtet bewegen wir uns also häufig im Bereich der Makro-Fotografie und in komplexen Licht-Setups. Um euch ein paar Eindrücke und Tipps mitzugeben, schauen wir uns heute mal ein Shooting etwas genauer an, das ich für den Glashütter Uhrenhersteller NOMOS durchgeführt habe.

Uhrenfotografie mit dem SIGMA 105mm F2,8 DG DN MACRO | Art © Lars Kehrel

Die Bilder werden primär für die Online-Verwendung erstellt, jedoch produziere ich meine Fotos immer so, dass sie auch problemlos im Print genutzt werden. Bei der Aufnahme der Bilder ist für mich eine möglichst fehlerfreie optische Wiedergabe besonders wichtig – also wenig Verzeichnung, gute Kontraste, Mikrokontraste, Schärfe und keine optischen Fehler, wie Chromatische Aberrationen. Bereits seit mehreren Kameragenerationen in meinem Studio arbeite ich hierfür in erster Linie mit dem SIGMA 105mm F2,8 DG DN MACRO | Art. Früher mit der EX Version am EF-Bajonett, heute mit der neuen DG DN Rechnung für das L-Mount. Die L-Mount-Allianz ermöglicht mir meine Objektive an Kameras verschiedener Hersteller zu nutzen. So zum Beispiel an meiner Leica SL2 und ganz aktuell an der ziemlich neuen SIGMA fp L, die ich zum Testen von SIGMA Deutschland ausleihen durfte.

Die kleine fp L harmoniert sehr gut mit dem 105mm Macro Objektiv und durch einen Macro-Schlitten kann ich sie optimal ausbalanciert auf meinem Stativ montieren. Der zusätzlich anschraubbare Blitzschuh ermöglicht mir die Nutzung meiner Studioblitze.

Ich war mit dem 105mm EX schon sehr zufrieden – die Abbildungsleistung des neueren DG DN Macro Objektives ist aber noch einmal eine Klasse besser und einfach beeindruckend. Besonders die so gut wie nicht mehr vorhanden Farbsäume an starken Kontrastkanten machen mir die Nachbearbeitung der Bilder einfacher. Für Produktbilder ist eine hohe Auflösung immer gut, daher sind die 61 Megapixel der neuen SIGMA fp L für mich besonders interessant. Eine sehr hohe Auflösung hat für mich zwei Vorteile: zum einen kann ich meinen Kunden dadurch Bilder liefern die sich bei großen Ausdrucken, wie zum Beispiel Messeständen, auch bei einem geringeren Betrachtungsabstand noch gut ansehen lassen und zum anderen habe ich die Möglichkeit mit Bildausschnitten zu arbeiten die immer noch hochauflösend genug sind um sie problemlos online zu verwenden. Das ist vor allem dann praktisch, wenn ich eine größere Schärfentiefe erreichen will. Denn durch die kleinen Objekte erhält man bei formatfüllender Fotografie im Macro-Bereich selbst bei Blende 8 oder 11 nur eine ziemlich geringe Schärfentiefe. Dank der hohen Auflösung der fp L kann ich weiter vom Objekt weg und damit mehr schärfe erzielen. In der finalen Bildkomposition kann ich dann getrost bis zu 75% des Bildes wegschneiden und habe immer noch genug Auflösung für ein hochwertiges Bild. Wäre das nicht möglich würde ich bei noch mehr Bildern auf aufwendige Techniken, wie das Focus-Stacking, zurückgreifen müssen.

So ist dieses Bild durch die Möglichkeiten des Zuschnitts bei Blende 11 mit einer angenehmen Schärfentiefe gestaltbar. Aus den Ursprünglichen 61 Megapixel blieben nach dem Zuschnitt noch immer ca. 22 Megapixel übrig. Zur visuellen Abrundung und für einen frischen Look habe ich in der Nachbearbeitung noch ein bisschen Farbe ins Spiel gebracht.

Um besonders nah an das Objekt zu kommen bietet sich in Kombination mit dem Macro-Objektiv der SIGMA TC-2011 Tele-Konverter an. Dieser verdoppelt die Brennweite und ermöglicht hier auch einen erhöhten Abbildungsfaktor von 200%. Hier kam ich nun aber für eine durchgehend scharfe Abbildung nicht mehr um das Focus-Stacking herum. Daher ist das nächste Bild aus 43 einzelnen Aufnahmen kombiniert. Bei jeder wandert der Fokus ein kleines Stück weiter. 

Ein bisschen schwierig gestaltet sich das Thema Blitzen. Die fp L hat einen anschraubbaren Blitzschuh zur Ansteuerung von Aufsteckblitzen oder Blitzauslösern. Bei Letzteren ist die Blitzsynchronzeit der fp L minimal 1/15 Sekunde, wobei bei mir in der Praxis keine kürzere Belichtungszeit als 1/8 Sekunde möglich war. Belichtete ich kürzer, löste die Kamera die Blitze nicht aus. Das bedeutet, dass man neben den Blitzen keine helleren Lichtquellen im Raum haben sollte. Ist dies gegeben, so friert der ausgelöste Blitz das Bild ein und die lange Belichtungszeit wirkt sich nicht auf das Bild aus. Sobald etwas mehr Umgebungslicht vorhanden ist, sollte zumindest die Kamera sehr stabil auf einem Stativ befestigt sein und verwackelungsfrei ausgelöst werden.

Es ist sowieso hilfreich solche Bilder vom Stativ aus anzufertigen, denn so kann in Ruhe an der Bildkomposition gearbeitet und die Lichtsetzung wiederholbar feinjustiert werden. Auch ermöglicht nur dies eine einfache Kombination mehrere Aufnahmen. Will man zum Beispiel ein Uhrenfoto mit offenblendigem Look erzeugen, aber das Zifferblatt komplett im Fokus haben, so bietet sich die Kombination zweier Aufnahmen mit unterschiedlich gewählter Blende aus.

Uhrenfotografie mit dem SIGMA 105mm F2,8 DG DN MACRO | Art © Lars Kehrel

Bei diesem Bild ist das eigentliche Bild mit Blende 2,8, also Offenblende des 105mm Macro, fotografiert worden. Es wurde jedoch in der Postproduktion das Zifferblatt aus einer zweiten Aufnahme eingefügt, bei dem die Blende auf den Blendenwert 10 abgeblendet wurde.

Das schwierigste bei solchen Uhren ist der Umgang mit Reflexionen. Würde man hier nicht sorgsam arbeiten, so könnte man in vielen Bildern das gesamte Studio und auch den Fotografen in den polierten Flächen des Uhrengehäuses entdecken – denn diese wirken wie Spiegel. Nicht selten wie kugelförmige Spiegel. Ich bin also mit einer Menge Reflektoren und Deflektoren ausgestattet, um dies zu verhindern. Falls eine ungewünschte Reflektion nicht gänzlich zu verhindern ist, kann man diese natürlich auch noch in der Nachbearbeitung entfernen. Lieber ist mir aber ein nahezu perfektes Bild schon aus der Kamera.

Zum Schluss dieses Blogbeitrages noch ein etwas anderes Bild und auch ein anderes Objektiv. Im Uhrenbereich gibt es den sogenannten „Wristshot“, also das Bild der Uhr am Handgelenk. Dieses ermöglicht dem Betrachter das bessere Einschätzen der Uhrengröße und ihrer Wirkung beim Tragen. Einen solchen Wristshot kann man mit einem Smartphone zum Beispiel in einfacher Qualität recht einfach selbst erstellen. Mit deiner System- oder DSLR Kamera ist das aber aufgrund der Brennweiten und besonders der Naheinstellgrenzen häufig recht schwierig. Eine interessante Ausnahme bietet das SIGMA 24mm F3.5 DG DN | Contemporary, denn dieses hat eine so geringe Naheinstellgrenze, dass diese Bilder recht einfach zu machen sind. Und auch hier kann man dank der hohen Auflösung der SIGMA fp L im Nachhinein noch sehr schön einen engeren Bildschnitt auswählen.

Ich hoffe, euch hat der kleine Einblick in die Uhrenfotografie gefallen und ihr konntet dabei ein paar interessante Dinge erfahren. Ich freue mich auf jeden Fall schon auf die nächste Uhr in meinem Studio.

 
Lars Kehrel
Produktfotograf

Lars Kehrel hat sich die Fotografie autodidaktisch angeeignet und ist seit über 10 Jahren fotografisch tätig. Er hat sich auf die Fotografie von Uhren spezialisiert und bereits Bilder für über 50 verschiedene Uhrenhersteller angefertigt. Er fotografiert mit L-Mount Kameras und SIGMA Objektiven.

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