Winter in Albanien – Teil 3: Die sonnige Riviera und kulturellen Schätze im Süden von Albanien © Johannes Hulsch

Winter in Albanien – Teil 3: Die sonnige Riviera und kulturellen Schätze im Süden von Albanien

Johannes Hulsch begann seine winterliche Reise im Norden von Albanien. In Teil 1 berichtete er uns von seinen Abenteuern zwischen Schneelawinen und Hochwasser. Nachdem er in Teil 2 die geheimen Perle des Balkans besucht hat, verlässt er nun im dritten Teil Nordmazedonien wieder und reist in den Süden von Albanien.

Im letzten Teil meiner Reise durch den Balkan möchte ich euch mitnehmen in den Süden von Albanien, der im Vergleich zum Norden des Landes eher wie ein Teil von Griechenland wirkt. Ob auch die Temperaturen mitspielten sollten sich erst noch zeigen.

Nachdem ich mich diesmal für die Hauptverkehrsroute von Nordmazedonien nach Albanien auf der westlichen Seite des Ohrid-Sees entschieden hatte musste ich auch über eine Stunde an der Grenze im Stau stehen. Dabei wurde mir wieder bewusst wie einfach das Reisen innerhalb der EU doch war. Da nun schon der späte Nachmittag angebrochen war beschloss ich keine allzu weit entfernte Stadt anzufahren.

Die Stadt Korçë liegt im Südosten des Landes und ist mit 51.000 Einwohnern eine der größeren Städte des Landes. Sie liegt auf einer fruchtbaren Hochebene in 850 Meter Höhe umgeben von Gebirgsmassiven, welche selbst an die 2000 Meter Marke heran reichen. Kein Wunder also, dass ich mich noch nicht vom Schnee verabschieden konnte. Korçë gilt als kulturelles Zentrum des Landes und wurde geprägt von osmanischen und französischen Einflüssen. So findet man im Stadtzentrum breite, mit Bäumen gesäumte Boulevards, üppige Parkanlagen, Märkte, Moscheen und Kirchen. Ein besonders beeindruckendes Bauwerk stellt die orthodoxe Wiederauferstehungskathedrale dar, welche 1995 wiedererrichtet wurde und durch die roten Ziegel und die vielen Arkaden an der Fassade ins Auge fällt.

Nach einem eher verregneten Morgen beschloss ich zu einer Kapelle oberhalb der Stadt in den Bergen zu fahren, dort bekommt man einen wunderschönen Ausblick über die Hochebene und die umliegenden Berge. Auch etwas Schnee ließ sich wieder blicken. Dieser Aussichtspunkt war natürlich wie gemacht um das SIGMA 70-200mm F2,8 DG OS HSM | Sports Tele-Zoom an die Kamera zu schrauben und mir die schneebedeckten Gipfel näher ran zu holen.

Da ich von den Temperaturen und dem nasskalten Wetter erst einmal genug hatte beschloss ich mich wieder an eine längere Autofahrt zu wagen und dem Winter zu entfliehen.

Nach etwa dreieinhalb Stunden Fahrt erreichte ich endlich mein Ziel für die nächsten Tage: Berat, die „Stadt der tausend Fenster“. Den Namen trägt die Stadt dank der hervorragend erhaltenen Altstadtgebäude, die man vom Flusstal des Osums erblicken kann. Bereits im 9. Jahrhundert wurde die Stadt das erste Mal namentlich erwähnt und im 15. Jahrhundert Teil des Osmanischen Reiches. Aus dieser Zeit stammen auch die typischen weißen Wohnhäuser mit den roten Dächern, welche das pittoreske Erscheinungsbild der Stadt prägen. 2008 wurde die Altstadt von Berat deshalb zum UNESCO- Weltkulturerbe ernannt.

Nachdem ich meine Sachen im AirBnB verstaut hatte machte ich mich auf zu einer Erkundungstour durch die in der Dämmerung erleuchteten Gassen. Da es im Winter, wenn überhaupt die Touristen an die Küste von Albanien verschlägt war es nicht verwunderlich, dass mir kaum anderen Menschen um diese Zeit begegneten. So konnte ich gemütlich durch die verwinkelten Gassen schlendern und fand mich schließlich im Viertel Kalaia wieder, welches die alte Burgfestung darstellt, die hoch oben über der eigentlichen Stadt thront. Berat lässt sich einteilen in vier Stadtteile, wovon drei die geschützten Teile der Altstadt sind: Mangalem, Gorica und Kalaia. Der vierte Teil ist die angrenzende Neustadt, welcher ein krasser Kontrast zu dem Baustil der Altstadt darstellt. Hier stapeln sich ohne erkennbare Struktur die Bauten aus den letzten Jahrzehnten kommunistischer Herrschaft. Jedoch spielt sich auch hier das alltägliche Leben der Albaner ab und in den Kaffees und Bars wird man überall sehr gastfreundlich empfangen und kommt ganz ungezwungen ins Gespräch.

Am nächsten Morgen beschloss ich den Berg hinter Gorica auf der anderen Seite des Osum Flusses zu erklimmen, auch wenn dies bedeutete quasi senkrecht querfeldein zu laufen. Oben angekommen hatte ich eine beeindruckende Aussicht über den Kessel von Berat und die mit Schnee bedeckten Gipfel im Hintergrund, auch die Festungsanlage von Kalaia ließ sich von hier aus überblicken.

Ich beschloss dem Osum Fluss weiter stromaufwärts zu folgen, um zu meinem nächsten Ziel zu gelangen, auch wenn dies bedeutete die asphaltierten Straßen zu verlassen und mich wieder in das off-road Terrain zu wagen. Nach über 50 Kilometer entlang des Flusslaufs verengte sich plötzlich der Flusslauf und ich war gezwungen auf die umliegenden Hügel auszuweichen. Hier hatte sich über Jahrtausende hinweg durch die Kraft des Stroms aus den Bergen ein fast hundert Meter tiefer Canyon gebildet, den ich mir natürlich auch einmal aus der Nähe anschauen wollte. Die Aussichtsplattform, welche ich mir auf der Karte rausgesucht hatte, war leider im Winter gesperrt, so musste ich mich durch Sträucher und Geröll schlagen, um einen Blick in den Canyon zu erhaschen. Der Ausblick am Ende entlohnte mehr als genug dafür. Um die Ausmaße des Tals ganz abbilden zu können entschloss ich mich das SIGMA 14-24mm F2,8 DG HSM | Art Superweitwinkel zu verwenden. Trotz des sehr weiten Sichtfelds kommt es damit nicht zu starken Verzerrungen in den Randbereichen.

Im Sommer kann man auch geführte Wildwasser-Kanu-Touren durch die Schluchten machen. Der Ausblick vom Boot aus, die senkrecht aufsteigenden Felswände hinauf muss atemberaubend sein.

Da ich immer wieder neue Felskanten und Winkel in den Canyon entdeckte vergaß ich schnell die Zeit, dies sollte mir fast zum Verhängnis werden. Der Weg wurde immer steiler und auch anspruchsvoller zu fahren. Seitdem ich den Canyon hinter mir gelassen hatte war ich keinem anderen Auto oder Person begegnet, was wenn ich nun in dem unwegsamen Gelände liegen blieb? Eine Nummer vom Abschleppdienst hatte ich nicht und auch nur sporadisch Handy-Empfang. Mit zunehmender Höhe wurde es auch wieder kälter und die Fahrbahn war streckenweise vereist. Am schlimmsten waren die zugefrorenen Schlaglöcher, Spurrillen und Pfützen, deren Tiefe man dank der darüber liegenden Eisschicht nicht abschätzen konnte. So musste ich öfters aussteigen und prüfen wie tief es sein könnte. Dadurch zog sich der nur 20 Kilometer lange Bergpass gefühlt eine Ewigkeit und kurz vor der höchsten Stelle kam es zum finalen Schockmoment. Beim Versuch eine vereiste Stelle zu überqueren brach das Auto plötzlich ein und ich steckte fest. Schon halb in Panik verfallen legte ich den Rückwärtsgang ein und versuchte mich zu befreien. Zum Glück konnte ich wieder ein Stück zurücksetzten und nahm beim zweiten Mal mehr Anlauf, um durch die Grube zu kommen. Diesmal klappte es mit Müh und Not sich durch den Schlamm zu kämpfen und ich konnte die letzten Meter zur Passhöhe zurücklegen. Die Dämmerung war bereits hereingebrochen und so blieb mir nur einen kurzen Moment des Triumpfs. Ich setzte die Fahrt abwärts fort, vorbei an verschlafenen Bergdörfern mit Schafherden vor der Tür. Im Tal angekommen war es bereits stockduster, aber endlich hatte ich wieder Asphalt unter den Rädern. Ich setzte meine Fahrt in Richtung meiner Unterkunft in Gjirokaster fort, wo ich auch todmüde ins Bett fiel.

Am nächsten Morgen weckten mich die Regentropfen, welche an die Fensterscheibe klopften. Eine tiefliegende Wolkendecke lag über der Stadt, dennoch ließ ich mir einen morgendlichen Spaziergang durch die „Stadt der Steine“ nicht nehmen. Den Namen verdankt Gjirokaster dem einzigartigen Baustil der Altstadt am Fuße der Burg. An den steilen Berghang wurden die, wie kleine Burgen anmutenden Wohnhäuser, gebaut. Die Steinplatten der Häuserdächer wurden von dem umliegenden Gebirge herangetragen, zum einen um Kosten zu sparen als auch um die Innentemperatur das Jahr über möglichst konstant zu halten. Auch hier findet man die weißen Außenfassaden mit hohen Holzfenstern wie in Berat, welche die typische „Balkan-Architektur“ widerspiegeln. Die Stadt ist deshalb auch seit 2005 auf der Liste der USECO-Weltkulturerbe-Städte. Oberhalb Altstadt thront die Burg von Gjirokaster, welche zur Zeit des Osmanischen Reiches zwischen dem 12. und 13. Jahrhundert errichtet wurde. Besonders beeindruckend sind die meterhohen Befestigungsmauern, die sich auf einer Länge von 500m erstrecken und an der engsten Stelle kaum zehn Meter auseinander stehen. Am abfallenden Ende der Burg befindet sich der markante Uhrenturm aus dem 19. Jahrhundert. Durch die verwinkelten Gassen mit teilweise extremer Steillage kommt man leicht aus der Puste, wenn man von einem Ort zum nächsten will. Deshalb entschloss ich mich den Kamera Rucksack in der Unterkunft zu lassen und nur mein allzeit geliebtes Universalzoom SIGMA 24-70mm F2,8 DG OS HSM | Art adaptiert mit dem SIGMA MC-11 mitzunehmen. Damit hatte ich sowohl genügend Flexibilität, um einzelne Häuser freizustellen, als auch die Berge im Hintergrund näher ran zu holen und die mystische Stimmung einzufangen. So verbrachte ich den ganzen Tag damit durch die Stadt zu schlendern und Perspektiven zu suchen. Nachts hat die Stadt vor allem in den Wintermonaten rund um Weihnachten einen besonderen Charme, da Teile der Altstadt mit Lichterketten und Lampions geschmückt sind.

Um mich den wärmeren Temperaturen wieder etwas zu nähern setzte ich meine Reise fort in Richtung der Küste über den Bergpass vorbei am „Blauen Auge“, der tiefblauen, unterirdischen Quelle eines kristallklaren Bergsees bis nach Saranda, der letzten größeren Stadt Albanien an dem Ionischen Meer, vor der Grenze zu Griechenland. Dort verbringe ich eine Nacht und fahre morgens weiter entlang der Küste Richtung Borsh.

Winter in Albanien – Teil 3: Die sonnige Riviera und kulturellen Schätze im Süden von Albanien © Johannes Hulsch

Die Küstenregion im Süden von Albanien ist noch einmal ganz anders, als der Rest des Landes. Die eher dünn besiedelten Küstenabschnitte erinnern stark an die Urlaubsregionen der anderen Balkanstaaten, wie Kroatien oder Montenegro. Eher karg bewachsenes Land, dafür das Wasser kristallklar, mit einem Wechsel aus Steilküste und teilweise Kilometer langem Sandstrand die optimale Mischung aus Erholung und Abenteuer. Mein erstes Ziel waren die Ruine der Burg Borsh, welche etwas landeinwärts gut 40 Kilometer nördlich von Saranda zu finden ist. Diese liegt etwas erhöht in den Bergen und von dem Plateau aus hat man eine Sicht sowohl ins umliegende Gebirge als auch den Strand von Borsh.

Ich hatte von den Guides der Autovermietung den Tipp bekommen mir das nah gelegene Bergdorf Qeparo einmal genauer anzuschauen. Es besteht aus zwei Teilen; der untere Teil umfasst ein paar Häuser, Restaurants und Unterkünfte direkt am Strand, wo man im Sommer gut entspannen kann. Den oberen Teil, auch Alt-Qeparo genannt erreicht man über eine, sich in Serpentinen den Berg hinaufschraubende Straße. Dieser liegt auf einer Höhe von 300 Metern und wirkt auf den ersten Blick wie eine Geisterstadt. Nach dem Fall des Kommunistischen Systems in den 90ern zogen fast alle Familien in andere Städte oder Länder, wo es Arbeit gab und die Häuser wurden dem Verfall hingegeben. Leider sieht man, dass sich seit dem auch der Zustand vieler Häuser hier drastisch verschlechtert hat, jedoch strahlt der Ort immer noch einen gewissen Charme aus. Ich war mir relativ sicher, dass ich in den letzten paar Monaten sicher der einzige Tourist war, welcher sich bis hier hoch verirrt hatte, da ich von ein paar Einheimischen ziemlich erstaunt beäugt wurde.

Zum Abend hin wurde das Wetter immer besser und ich beschloss mich einfach weiter der Küste entlang treiben zu lassen, denn ein festes Ziel hatte ich nicht mehr. Meine nächste und gleichzeitig letzte Unterkunft der Reise lag hinter den Bergen der Albanischen Riviera in Vlora. Immer wieder hielt ich an, um vom Straßenrand aus die untergehende Sonne zu fotografieren. Nachdem die letzten Strahlen den Horizont rot eingefärbt hatten kam ich an dem kleinen Dorf Dhermi vorbei. Dank der erleuchteten Straßen konnte ich noch wunderbar die Stimmung zur blauen Stunde einfangen. Danach erklomm ich mittels des Llogara-Passes das Ceraunische Gebirge, dessen höchster Gipfel die 2000 Meter Marke überschreitet. Kurz nach zehn erreichte ich endlich meine letzte Unterkunft in Vlora. Leider musste ich am nächsten Morgen schon früh nach Tirana aufbrechen, um meinen Flieger nicht zu verpassen. Die weitere Rückreise nach Deutschland verlief dann auch ohne Probleme.

Winter in Albanien – Teil 3: Die sonnige Riviera und kulturellen Schätze im Süden von Albanien © Johannes Hulsch

Nach dem knapp einmonatigen Aufenthalt in Albanien und Nordmazedonien kann ich zurecht behaupten, dass mich die Freundlichkeit und Gastfreundlichkeit der meist wirtschaftlich schwächeren Länder immer wieder positiv überrascht und ich lieber hier meinen Urlaub verbringen würde als im fünf Sterne Resort auf den Malediven. Die Balkanländer haben so viel zu bieten, sowohl für Abenteurer als auch zum Entspannen und das zu einem mehr als fairen Preis. Ich habe in diesem Monat gefühlt mehr erlebt als im kompletten letzten Jahr und auch neue Freunde gefunden an Orten, die touristisch noch komplett unerschlossen sind. Dank meinem minimalistischen Setup, bestehend auch dem Superweitwinkel SIGMA 14-24mm F2,8 DG HSM | Art, dem Universalzoom SIGMA 24-70mm F2,8 DG OS HSM | Art und dem Tele-Zoom SIGMA 70-200mm F2,8 DG OS HSM | Sports adaptiert mit dem SIGMA MC-11 konnte ich einen großen Brennweitenbereich mit nur drei lichtstarken Zoomobjektiven abdecken und damit ohne Probleme mit nur einem Kamerarucksack entspannt reisen.

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Johannes Hulsch
Landschaft- und Reisefotograf

Aufgewachsen in einer ländlichen Gegend entdeckte Johannes Hulsch bereits früh die Schönheit der Natur für sich. Mit der alten Kamera seines Vaters begann er seine ersten Schritte im Bereich der Landschaftsfotografie. Dabei beschränkte er sicher vorerst auf das Gebiet des Erzgebirges. Mit zunehmendem Erfolg seiner Bildern in den sozialen Medien begannen sich auch die Reisen auf Deutschland und Europa auszuweiten. Mittlerweile ist er selbständig als Landschaft- und Reisefotograf in Leipzig ansässig und nimmt seine Follower mit auf seine Abenteuer rund um den Globus. Jedoch gilt für ihn nach wie vor das Motto: „Für ein gutes Foto muss man seinen Blick nicht in die Ferne schweifen lassen, die schönsten Dinge findet man meistens direkt vor der Haustür, da man sich dort auskennt wie kein zweiter.“

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