Reise nach Henan / China
Ab Herbst dieses Jahres bietet SIGMA zusammen mit Fotocoach Dietmar Baum und dem Reiseveranstalter China Tours einzigartige Fotoreisen nach China an. Da das Reich der Mitte als Reisedestination für Fotografen noch weitestgehend unbekannt ist, haben sich drei Blogger vorab auf die Reise gemacht und Land und Leute mal genauer unter die Lupe genommen.
Die Reise führte Eva, Ariane und Stefan in die historische und kulturelle Wiege Chinas. Nach einem kurzen Stopp in der Hauptstadt Peking ging die Reise in das Herz des Reichs der Mitte zu einigen der bedeutendsten Zeugnisse antiker chinesischer Kultur. Die Provinz Henan bietet neben bekannten Highlights wie dem Shaolin-Kloster oder den Longmen-Grotten auch im Westen nahezu Unbekanntes, wie das Yuntaishan-Gebirge oder die jüdische Geschichte von Kaifeng. Somit war diese Reise ein fantastischer Ausflug zu großen Monumenten und echten Geheimtipps im Reich der Mitte.
In den nächsten Wochen werden wir hier Auszüge aus ihrem Reistagebuch veröffentlichen. Wir hoffen so allen Interessierten das Reiseland China als Ziel für Fotoreisen näher bringen und einige Klischees und Vorurteile ausräumen zu können.
Himmlischer Himmelstempel
Text: Eva Grossert
Bilder: Ariane Kovac
P-E-K-I-N-G, welch klingender Name. Man denkt an dampfende Garküchen, immense Straßenzüge, Qi Gong im Park, ehrwürdige Kaisertempel neben ultramoderner Hochhausarchitektur. Genau das ist Peking und noch so viel mehr. Dennoch werden wir ob der immensen Größe und Monumentalität ein wenig ehrfürchtig.
Wer Peking kennt, sei es auch nur von Bildern, hat meist ihn vor Augen, den berühmten Himmelstempels. Wir steuern ihn zuerst an und statten dem wohl markantesten Bauwerk der Stadt einen Besuch ab. Der Himmelstempel oder auch Himmelsaltar, ist wohl der bedeutendste aller kaiserlichen Altäre und zeigt klassische chinesische Baukunst in Vollendung. Die imposanten Hauptgebäude auf weißen Marmorterrassen stehen inmitten eines weitläufigen Parks entlang einer Nord-Süd-Achse, die für Peking recht bezeichnend ist, wie uns gesagt wird.
Die Kaiser der Qing Dynastie, die Söhne des Himmels, brachten im Tempel Tieropfer in Stellvertretung für das ganze Reich. Es gehörte zu seinen rituellen Aufgaben, durch jährliche Opfer für stete Harmonie zwischen Mensch und Kosmos zu sorgen, sowie günstige Umstände für die Ernte zu erflehen. Uns erwarten auch besonders günstige Umstände, ein blauer Himmel und relativ wenige Menschen – unüblich für Pekinger Verhältnisse. Zu schaffen macht uns nur die Kälte, die in die Glieder kriecht, als die Sonne langsam am späten Nachmittag schwindet.
Eine heiße Dusche vor dem Abendessen wärmt uns wieder, als wir dann doch endlich unser Hotel beziehen. Rundum satt nach einem hervorragenden, aber im Ritual gewöhnungsbedürftigen Abendessen, wollen wir den Tag noch nicht enden lassen. Wir packen die Skiunterwäsche aus und ziehen nochmals um die Häuser. Mit der U-Bahn fahren wir in Pekings berühmteste Einkaufsmeile, Wangfujing. Hier präsentiert sich die Metropole modern und international. Doch wir haben anderes im Sinn, uns düngt es nach Authentischem, nicht Alltäglichem. Der Nachtmarkt in der Dong’anmen Dajie ist unser Ziel. Das Speiseangebot der der Stände, die sich allabendlich auf dem Garküchen Nachtmarkt reihen, bietet nie gesehene Spezialitäten: gesottene Zikaden, Skorpione am Spieß, Seidenraupen frittiert, Heuschrecken geröstet, Seepferdchen am Stil, Seestern gedämpft, und was du nicht sagst an Kunterbunten, Exotischem und Dampfendem… Die Atmosphäre und Speisenangebot ist einmalig und beschert uns „süße“ Träume.
Im Laufschritt durch Peking
Wir sind trotz Jetlag früh wach, denn wir haben uns einiges vorgenommen. Uns bleibt nicht viel Zeit, bevor der High-Speed Train uns heute Nachmittag nach Anyang in die Provinz Henan, das eigentliche Ziel unserer Reise bringt. Von Peking wollen wir daher noch so viel als möglich sehen. Allerdings unterschätzen wir die immense Größe und Entfernungen innerhalb der Stadt und legen etliche Kilometer im Laufschritt zurück. Merke: wer deutsche Logik anwendet und gegen den Strom schwimmt, tut in Peking nicht gut. Oftmals müssen wir daher Umwege in Kauf nehmen, da wir die Idee hatten, das Feld von hinten aufzuräumen und den Kaiserpalst, die Verbotene Stadt, vom Kohlehügel, also von Norden her zu betreten. Wir müssen heute leider draußen bleiben, erhalten aber dafür einen atemberaubenden Blick auf Peking und die prächtige Kaiserstadt vom sogenannten Kohlehügel im Jingshan Park. Zudem dürfen wir vergnüglichen Rentner beim Frühsport zusehen.
Was wir uns allerdings nicht nehmen lassen, einmal im Leben auf dem Tian’Anmen Platz zu stehen, quasi im Herzen des sozialistischen Chinas mit Blick auf Mao-Mausoleum, Nationalmuseum, Volkskongresshalle und Heldengedenkstätte. Pekings zentraler „Platz am Tor des Himmelsfrieden“ gilt als größter innerstädtischer Platz der Welt und lässt uns ob seiner Mächtigkeit wirklich Bauklötze staunen. Der Platz besitzt große Symbolkraft und noch mehr Geschichte. Viele Chinesen kommen zum Sonnenaufgang her, um das Fahnenhissen zu erleben.
Wir jedoch streichen die Segel, nehmen die Beine in die Hand, bzw. nutzen die U-Bahn, um zum Bahnhof zu gelangen und unseren Zug nach Anyang noch rechtzeitig zu erwischen.
Erkenntnisse des Tages: Zugfahren in China ist fast wie fliegen, der High Speed Train kommt wie ein ICE daher (steckt da etwa deutschen Ingenieurskunst darin?), in allen chinesischen Hotelzimmern steht eine Waage und vom Essen kann man sich getrost überraschen lassen. Es ist köstlich – daher wohl die Waagen?!