Zwischen Mut und Schaffenskrisen – Ein Motivationsblog
Fotografie… eine wunderbare Nebensache, die vielen von uns so viel gibt. Ich beschäftigt mich seit geraumer Zeit mit der Ebene hinter dem eigentlichen Bild, den Sinn meines eigenen Schaffens und auch mit den Ängste die mich begleiten. Sicher ist, ich bin nicht alleine damit.
Doch vorweg etwas über mich und meinem Weg… hin zu dem wer ich heute bin. Seit mehr als 10 Jahren bin ich der Fotografie erlegen. Über diese lange Zeit habe ich viele Erfahrungen gesammelt und bin rückblickend stetig gewachsen. Oftmals mit einem Gefühl auf der Stelle zu treten, habe ich jedoch immer wieder Wege gefunden mich neu zu erfinden. Am Anfang stand die Fotografie noch nicht so präsent in meinem Leben. Sie war nach der Geburt meines ersten Kindes eher eine dokumentarische Begleitung. Daneben hatten fotografische Streifzüge durch den Garten oder das Ablichten von Industriearchitektur durchaus auch Platz. Dies war sicher eine prägende Phase, in der sich herausstellen sollte, in welche Richtung die Reise gehen wird. Das Arbeiten mit Menschen, dazu noch mit Fremden, konnte ich mir als eher introvertierter Mensch gar nicht vorstellen. Dies lag außerhalb meiner Komfortzone und zog mich seltsamerweise magisch an. Mit Mut voran wurden die ersten Schritte mit durchaus brauchbaren Ergebnissen belohnt. Das war schon ein schönes Gefühl, das mich in meinem Schaffen weiter bestärkte. Aus Wiederholung wurde Erfahrung und plötzlich öffnete sich eine große Themenwelt, die scheinbar hinter dem eigentlichen Foto liegt. Dazu an späterer Stelle mehr.
Je mehr ich mit Menschen arbeiten durfte, desto klarer wurde mir, dass ich meinen künstlerischen Ausdruck gefunden hatte. Schnell wurde daraus eine Leidenschaft, gar eine Sucht. Wenn ich so darüber nachdenke, wie ich zu dem heutigen Punkt gelangt bin, muss ich gestehen, dass mein Weg oftmals geprägt von Zufällen war. Ich habe beispielsweise gerne auf Netzwerk-Veranstaltungen Kontakt zu neuen Menschen gesucht und mich ausgetauscht. Wenn sich dabei heraus stellt, dass ein fotografisch interessantes Model zudem noch als Make-Up Artist und Friseur arbeitet, ist das einer dieser Zufälle. Man kann so etwas natürlich nicht erzwingen, aber doch durch das eigene Handeln begünstigen. Aus vielen dieser Netzwerkkontakte wurden schließlich Freundschaften. Sie alle haben dazu beigetragen, dass meine Fotografie wachsen konnte. Kontakte zu leben und zu pflegen ist somit ein Punkt, den ich euch besonders ans Herz legen möchte. Vielleicht ergibt sich Jahre später aus einem Kontakt oder Projekt eine Empfehlung für einen Job. Jeder Schritt führt zum Nächsten.
Manche Zufälle können dir auch Wege weisen, für die es Mut bedarf sie zu gehen. Seine Komfortzone verlassen, um sich auf unbekannten Grund zu begeben, braucht auch Mut. Ich habe es rückblickend nie bereut diese Hürden mutig genommen zu haben. Es hat mich in meinem Selbstbewusstsein gestärkt. Ein Prozess, der mich über die Jahre von einem Fotografen, der Mut hatte fremde Menschen zu fotografieren, hin zu einem Fotografen, der gerne sein Wissen vor Menschenmengen weiter gibt, hat wachsen lassen. An dieser Stelle fällt mir auch ein inspirierender Film ein: Der Ja-Sager. Natürlich ist dies ein überspitzt dargestellter Charakter, aber die Grundaussage blieb mir doch sehr im Gedächtnis. Einfach mal JA sagen zu Herausforderungen, JA sagen zu Projekten, die du aus Bequemlichkeit vielleicht nicht machen würdest.…daraus können sich wunderbare Dinge ergeben.
Das kreative Erarbeiten eines Fotos steht für mich immer im Vordergrund. Oftmals ist es ein Bild vor meinem inneren Auge, welches ich versuche umzusetzen. Diese Visualisierung ist für mich, als jemand der ausschließlich im Studio eine leere Wand füllen muss, ein wichtiges Element. Ich bediene mich dabei aus einem großen Ideenpool gesammelter Fotos. Aus einem Potpourri an Bildern, Teilideen und Gefühlen entstehen wiederum neue Ideen. Ich versuche mich mit Abwechslung und viel Ausprobieren immer wieder neu zu erfinden. Ich würde mir sonnst irgendwann selber im Wege stehen, gelangweilt und in meinem eigenen Handeln blockiert und entmutigt. Auch hier wirkt das Verlassen von Komfortzonen wahre Wunder. Warum nicht mal ein aufwendiges Projekt mit Kulissenbau wagen? Bewusst den so gerne befolgten Regeln der Fotografie trotzen und ein Model auch mal von unten beleuchten. Es gibt kein Richtig oder Falsch.
Mit jedem Monat, der ins Land zieht, mit jeder Erfahrung, die ich mache, wird mir immer klarer, dass ein Foto mehr ist als nur den Auslöser zu drücken. Die Erkenntnis, dass die Kommunikation mit einem Model einem Foto so viel mehr Ausdruck verleihen kann, dass eine gute Komposition mit Linienführung und Farbharmonie den Betrachter ans Bild fesselnd kann, und auch dass eine erkennbare Geschichte einem minimalistischen Foto eine unglaubliche Tiefe zu geben vermag, sind für mich die Ebenen, die hinter dem eigentlichen Foto stehen. Ich strebe stetig danach dies in meiner Fotografie umzusetzen.
Da komme ich zu einem weiteren wichtigen Punkt, den ich als Rat gerne weiter tragen möchte: Ziele setzen. Warum ist dies so wichtig? Sich selber ein Ziel zu setzen, auf das man hin arbeitet, kann ein großer Ansporn sein. Es bewirkt, dass du dich nicht in wiederholenden Routinen verläufst oder im schlechtesten Fall einer Schaffenskrise erliegst. Ein Ziel kann natürlich vielseitig sein. Ich habe lange Zeit Fotografen hinterher geeifert, die mich begeistern konnten. Teils thematisch, teils kompositorisch reizten ihre Werke mich so sehr, dass ich so etwas ebenfalls umsetzen wollte. Irgendwann gab es dann einen Moment wo ich für mich merkte „Ja, jetzt bist du an dem Punkt gelangt“. Und nun? Was wäre eine neue Herausforderung? Ich habe etwas gefunden. Eine Geschichte in einem einzigen Foto erzählen, die den Betrachter vor Staunen nicht mehr loslässt. DAS wäre doch was, oder? Ich arbeite daran und werde dies auch irgendwann verwirklichen können. Ziele setzen.
Für manch einen kann auch Zielsetzung sein, von der Fotografie leben zu können, ein anerkannter Künstler zu werden, oder 100 Schwarzweiß Portraits in einer Collage zu vereinen. Und bei allem ist das wichtigste…machen!
Das war nun doch ein sehr persönlicher Text, der bei dir vielleicht einen kleinen Funken entfachen konnte, der jetzt wachsen wird.
Setze dir Ziele, gehe mit Mut an neue Herausforderungen heran und lebe, was du liebst.
Alle Bilder dieses Beitrags in der Übersicht
Frank Jurisch ist ein Studiofotograf und Workshopleiter aus Oberhausen. In seinem Studio arbeitet er ausschließlich mit LED Dauerlichtern und hat den Fokus auf Lichtsprache gesetzt. Zudem hat er eine Leidenschaft für die Beautyretusche und kann sich darin stundenlang verlieren.