Papageitaucher auf Island © Julia & Tim Glaeser

Papageitaucher auf Island

Der wohl fotogenste Vogel der Welt

Auf unserer 5-wöchigen Reise durch Island stand ein Tier ganz oben auf unserer Shot-Liste: Der Papageitaucher. Er ist sowas wie das Wahrzeichen Islands und die Chancen ihn dort anzutreffen sind besonders hoch, da ca. 40% der weltweiten Population dort beheimatet ist. 

Direkt nach unserer Ankunft stellten wir fest, dass die Wetterbedingungen die kommenden Tage mit viel Sonne besonders gut sein würden, was auf Island nicht so oft der Fall ist. Aus diesem Grund beschlossen wir, einen vielversprechenden Spot zur Sichtung der Vögel anzusteuern.

Mit dabei hatten wir unser 100-400mm F5-6.3 DG DN OS I Contemporary, unser all-time Favorit für die Wildlife Fotografie. 

Bei dem Spot, den wir anfuhren, handelte es sich um eine Kolonie in den Ostfjorden, zu dem die Papageitaucher jedes Jahr zwischen April und August zum Brüten kommen. Tausende kleine Höhlen befinden sich auf dem Hang mit noch weit mehr Tieren. Die Eltern fliegen regelmäßig aus, um Fische zu fangen und füttern anschließend ihre Kleinen in den Erdhöhlen. 

Die Lichtverhältnisse gezielt nutzen

Wir konnten unser Glück kaum fassen, denn als wir eintrafen, begann sich die Sonne gerade über den Horizont zu schieben und tauchte alles in goldenes Licht. Da wir Ende Juni auf Island eintrafen, kam zu unserer Freude hinzu, dass die Sonne zu dieser Jahreszeit kaum untergeht und wir somit während der Nacht fast durchgehend perfekte Lichtverhältnisse mit weichem Licht hatten. Sowohl die Mittagssonne, die zu harte Schatten auf die Motive werfen würde, als auch Nebel, der unsere Sicht zu sehr einschränken würde und auf Island durchaus wahrscheinlich ist, wollten wir vermeiden. 

Die Strahlen der Abendsonne leuchteten auf den Federn der Vögel und wir versuchten das Licht bestmöglich zu nutzen. Als ein Puffin die Flügel ausbreitete, konnten wir so die einzelnen Federn in Szene setzen. 

Besonders reizvoll waren aber auch Aufnahmen im Gegenlicht, in denen nur die Silhouetten der Papageitaucher zu sehen sind.

Die richtige Perspektive 

Das Sigma 100-400mm war für diesen Ort eine ideale Wahl, da der Zoombereich uns die Möglichkeit gab, sowohl Papageitaucher, die weiter weg sind aufzunehmen, als auch solche einzufangen, die relativ nah dran sind, und somit wundervolle Nahaufnahmen zu erhalten. 

Über angelegte Wege kamen wir nah an die Tiere heran, ohne sie zu stören. Dies bot uns die Gelegenheit, die Tiere auf Augenhöhe zu fotografieren, also im Fall der Papageitaucher von sehr nah am Boden. Bei der Wildlife-Fotografie achten wir immer darauf, die Tiere möglichst aus dieser Perspektive darzustellen. Zum einen haben wir eine bessere Chance auf eine höhere Distanz zwischen dem Objekt und dem Hintergrund, was zu einem unschärferen Hintergrund führt. Zum anderen wirken die Aufnahmen für den Betrachter natürlicher. Man nimmt die Sicht des Tieres ein und schafft somit ein Gefühl von Intimität. 

Den Vordergrund nutzen

Um gute Portrait-Aufnahmen der Papageitaucher zu bekommen, nutzten wir die Gegebenheiten, die uns vor Ort zur Verfügung standen.   

Auf dem Puffin-Hügel gab es Gras, Blumen und andere Pflanzen. Perfekt, um mit dem Schärfebereich zu experimentieren. Solche Gräser können nicht nur für die Gesamtkomposition der Fotos genutzt werden und dem Motiv einen Rahmen geben, sondern auch als unscharfer Vordergrund dienen. 

Ist die Linse nah genug an dem Grasbüschel oder der Blume dran und die Distanz zum Puffin gegeben, erhält man damit ein schönes Bokeh im Vordergrund, wodurch der Blick des Betrachters direkt auf das Hauptmotiv gelenkt wird.

Vögel im Flug fotografieren

Nachdem wir einige schöne Portrait-Shots im Kasten hatten, war unser nächstes Ziel unbedingt auch Puffins im Flug zu fotografieren. Doch dabei gab es eine große Herausforderung: Mit ihren 400-mal pro Minuten schlagenden Flügeln können die kleinen Vögel bis zu 90 km/h schnell fliegen. Erschwerend hinzu kam, dass sie, wenn sie vom Jagen im Wasser mit Fisch zurückkamen, selbst wiederum von Möwen gejagt wurden, die versuchten ihnen den Fang wegzuschnappen. Dies führte dazu, dass die Papageitaucher mit voller Geschwindigkeit direkt in ihre Höhlen flogen, sobald sie genügend Fische im Schnabel hatten, ohne vorher ersichtlich langsamer zu werden. 

Wichtig war hierbei also, die Belichtungszeit sehr gering zu halten, um die Tiere scharf einzufangen. Ein Wert von mind. 1/2000 oder kürzer stellte sich als ideal heraus, damit auch die Flügel keine Bewegungsunschärfe aufweisen. Aufgrund der Schnelligkeit der Vögel, wählten wir die Serienaufnahme, was generell bei sich schnell bewegendem Wildlife ein guter Rat ist.

Man kann aber auch mit der Belichtungszeit spielen und diese verlängern. Das hatte den Effekt, dass wir die sich bewegenden Flügel unscharf darstellen konnten, was dem Bild mehr Dynamik verleiht. Hier sind wir bis auf 1/320 bzw. sogar 1/160 gegangen. 

Die Königsdisziplin: Ein Papageitaucher mit Fisch im Schnabel 

Wildlife-Fotografie hat immer auch sehr viel mit Geduld und Glück zu tun. Das wurde uns insbesondere in diesem Fall wieder klar. Wir verbrachten mehrere Tage bei der Kolonie der Papageitaucher, doch aufgrund ihres zuvor bereits genannten Verhaltens nach erfolgreicher Jagd war es sehr schwierig, eines der Tiere mit Fischen im Schnabel einzufangen. 

Erst bei unserem zweiten Besuch der Kolonie, bekamen wir endlich die Chance auf unser Zielfoto. Nachdem wir die Vögel ausgiebig beobachtet hatten, erkannten wir, welcher konkrete Spot am meisten Potenzial versprach. Es galt mehrere Dinge zu beachten: Wir mussten gute Sicht auf die Flugbahn der herankommenden Tiere haben, um sie rechtzeitig zu sehen. Zusätzlich wollten wir unser Motiv möglichst freigestellt, also mit Himmel oder Wasser im Hintergrund darstellen. Wir mussten also die Anflugbahnen der Puffins gut im Blick behalten, die Kameras bereithalten und stets mit dem Finger auf dem Auslöser warten. Wie auch beim Fotografieren im Flug wählten wir die Serienaufnahme, um eine bessere Wahrscheinlichkeit auf ein scharfes Bild zu erhalten und den perfekten Moment nicht zu verpassen. 

Nach einigen Stunden des Wartens war das Glück endlich auf unserer Seite und ein Papageitaucher landete mit Fisch im Schnabel direkt an der von uns erhofften Position. Und anstatt direkt in seinen Bau zu verschwinden, ließ das Tier sich dieses Mal ein klein wenig mehr Zeit und bot uns so die Möglichkeit, unsere Bilder zu schießen. So konnten wir sogar noch die Belichtungszeit verlängern, um gezielt den ISO zu verringern. Unsere Geduld hatte sich also am Ende ausgezahlt und wir wurden mit wunderschönen Bildern belohnt. 

Fazit

Papageitaucher zu fotografieren war eine spannende Herausforderung. Der Umstand, dass die Tiere in der Kolonie brüteten und verlässlich dort zu finden waren, gab uns die Möglichkeit, viele verschiedene Bildideen umzusetzen. Unser Tipp für andere Fotografen ist, nutzt im Sommer das goldene Licht der (fast) Mitternachtssonne, so umgeht ihr auch die Touristenmassen am Tage. Während selbst zum Sonnenuntergang oft noch einige andere Personen dort waren, hatten wir den Spot zum Sonnenaufgang fast für uns allein. Zusätzlich ist es ratsam nicht zu spät in der Brutsaison zu den Orten zu fahren. Während Ende Juni noch sehr viele Papageitaucher auf dem Hügel zu finden waren, hatte die Anzahl Anfang August bereits stark abgenommen.

Alles in allem bereitete uns die Zeit mit den Papageitauchern sehr viel Freude und wir sind sehr zufrieden mit den Aufnahmen, die wir mit dem 100-400mm gemacht haben.

Verwendetes Objektiv: Sigma 100-400mm F5-6.3 DG DN OS | Contemporary

Die Autoren

 
Tim Glaeser
Natur- und Wildlifefotograf

Tim ist leidenschaftlicher Natur- und Wildlifefotograf mit besonderem Fokus auf Unterwasserfotografie. Er liebt es Tiere in ihrer natürlichen Umgebung zu fotografieren und einzigartige Momente für immer mit der Kamera festzuhalten. Da ihm das Thema Naturschutz sehr am Herzen liegt, nutzt er seine Bilder, um die Schönheit der Natur zu zeigen und um Menschen daran zu erinnern, wie schützenswert unser Planet ist.

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Julia Glaeser
Wildlife- und Unterwasserfotografin

Julias Leidenschaft für den Ozean und die Tierwelt fand die perfekte Ergänzung, als sie das erste Mal eine Kamera mit Unterwasser nahm. Seither gab es kaum einen Tauchgang, bei dem sie nicht versuchte, diese Schönheit mit einer Linse einzufangen. Ihr Ziel ist es, mit ihren Bildern auch auf die Bedrohung der Meere und Arten aufmerksam zu machen und andere zu deren Schutz zu inspirieren.

Die Begeisterung für die Fotografie erstreckt sich seither mehr und mehr auch auf Lebewesen über dem Meeresspiegel. Von der heimischen Wildbiene, über kanarische Eidechsen bis zu australischen Buschkängurus gibt es kaum ein Tier, welches die Wildlife- und Unterwasserfotografin nicht stundenlang beobachten und fotografieren könnte.

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