
Sigma BF on the Streets
Die neue SIGMA BF Kamera sorgte schon kurz nach ihrer Präsentation in Aizu, Japan, für ordentlich Wirbel. Besonders beeindruckt haben mich die Videos zum Herstellungsprozess: Aus einem einzelnen Aluminiumblock wird ein kompletter Kamerabody gefräst. Falls ihr das noch nicht gesehen habt – unbedingt anschauen!
Das Ergebnis kann sich sehen lassen: eine wunderschöne Kamera, die mit schlichtem Design und minimalistischer Ästhetik hervorsticht wie kaum eine andere. Beautiful Foolishness – dafür steht das „BF“ im Namen. Und genau dieses Konzept zieht sich durch die gesamte Bedienung:
Weniger ist hier wirklich mehr. Das macht es leicht, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Die BF lässt sich intuitiv bedienen – ganz gleich, von welchem System man kommt.
Wie gut das in der Street Photography funktioniert und ob sich das reduzierte Konzept dort bewährt, konnte ich in den letzten Wochen ausgiebig testen. Ich nehme euch mit auf mehrere Runden durch Frankfurt und teile meine Eindrücke – ergänzt durch einige Aufnahmen, die mit der BF entstanden sind. Alles, was ihr hier seht, wurde in RAW aufgenommen und in Lightroom angepasst – wie bei mir üblich, auch bei den Fotos, die ich mit Fujifilm Kamers mache.


Haptik, Bedienung & Bildqualität – Positive Vibes
Meine Erwartungen an die BF waren nicht gerade klein. Als ich sie dann endlich in den Händen hielt, war ich direkt beeindruckt: Sie liegt gut, ist angenehm leicht und wirkt durch die leicht strukturierte Oberfläche an der Vorderseite (rund um den Auslöser) sehr griffig.
Die Kamera kommt mit insgesamt nur fünf Bedienelementen aus – ganz im Sinne ihres reduzierten Designs:
- Auslöser
- Ein-/Ausschalter
- Wiedergabetaste
- Optionstaste
- Kombiniertes Steuerkreuz mit Drehrad und zentraler Bestätigungstaste
Im Vergleich zur Fujifilm X-T5 (mit der ich üblicherweise arbeite) wirkt das zunächst ungewohnt. Aber: Das war für mich kein Nachteil – im Gegenteil. Genau das macht den Reiz der BF aus. Man legt einfach los. Keine Ablenkung, keine tausend Optionen. Und sie liefert – direkt, zuverlässig und mit starker Qualität.
Ich habe sie mit dem Sigma 50mm aus der neuen I-Serie kombiniert. Diese Kombi hat sich als erstaunlich tauglich für Street Photography erwiesen. Nicht nur technisch, auch optisch: Ich wurde mehrfach auf die Kamera angesprochen. Und obwohl „Auffallen“ normalerweise nicht ideal ist in der Street Photography, war es hier anders – positiv. Die Leute sehen ein schönes Objekt, es entsteht ein Gespräch, und plötzlich geht’s um Fotografie. Das ist selten – und schön.
Genau das ist es, was für mich den Reiz der BF ausmacht: Sie bringt positive Vibes. Mag etwas naiv klingen – aber ich hatte richtig Freude, mit ihr zu fotografieren. Und das zeigen auch die Bilder: Sie haben Tiefe, tolle Farben und eine feine Zeichnung.



Praxiseinsatz Street Photography
Intuition, Bauchgefühl, Reaktion – das sind entscheidende Faktoren in der Street Photography. Man muss bereit sein für den Moment. Und genau dafür ist die BF gemacht.
Dinge wie der fehlende Sucher oder das nicht klappbare Display fallen auf den ersten Blick als fehlend auf – im Alltag habe ich sie kaum vermisst. Vielmehr passt gerade diese Reduktion zum Gesamtkonzept: Alles wirkt wie aus einem Guss – schlicht, fokussiert, funktional. Stattdessen gibt es ein kleines Zusatzdisplay mit wählbaren Infos zu ISO, Zeit oder anderen Parametern, die sich schnell über das Wahlrad anpassen lassen.
Das gelingt meist intuitiv – ich konnte mich auf meine Motive konzentrieren, ohne ständig über Einstellungen nachdenken zu müssen. Vorausgesetzt, man nimmt sich vorher kurz Zeit, um sich mit der Bedienung vertraut zu machen – wie bei jeder neuen Kamera. Denn am Ende sollte man das Werkzeug beherrschen, nicht umgekehrt. Die BF macht es einem hier besonders leicht, hineinzufinden.
Die Kamera ist wirklich sofort einsatzbereit – das Einschalten geht so fix, dass man es kaum bemerkt. Der Autofokus ist beeindruckend zuverlässig und kann Objekte gezielt verfolgen oder „haften“ bleiben.
Ein Grund, warum es so viel Freude gemacht hat, mit der BF zu arbeiten, ist die Kombination aus dem eleganten Design und der funktionalen Klarheit. Die BF ist nicht nur schnell, sondern auch zuverlässig. Für mich ist sie ein idealer Begleiter im Alltag – egal ob für eine kurze Street-Runde nach Feierabend oder für einen gezielten Tag voller Fotografie.




Ein kleiner Hinweis zur Praxis: Ein bis zwei Ersatzakkus oder eine Powerbank sollte man dabeihaben. Ich habe die Kamera unterwegs problemlos per USB geladen – etwa während einer Kaffeepause.
Der interne Speicher mit 250 GB ist eine Wohltat: sorgloses Arbeiten ohne SD-Kartenwechsel. Die Kamera wird via USB zuverlässig vom Laptop oder Smartphone erkannt – ich konnte also auch unterwegs Fotos übertragen. Bluetooth oder WLAN fehlen zwar, das wäre komfortabler gewesen, stört das Gesamterlebnis aber kaum.
Was mir besonders gefallen hat
- Intuitives Bedienkonzept – direkt und unkompliziert.
- Reduziertes, durchdachtes Design.
- Kleines Zusatzdisplay mit wählbaren Infos zu ISO, Zeit oder anderen Parametern.
- Plastisch wirkende, hochwertige Bildqualität.
- Schneller, präziser Autofokus.
- Kompaktes Format und angenehmes Gewicht – ideal für unterwegs.
- Rundum positives Gefühl beim Fotografieren – die Kamera macht einfach Spaß.
- Beautiful Foolishness – spürbar in jedem Detail.



Was mir gefehlt hat – oder schöner wäre
Funktionale Aspekte mit Entwicklungspotenzial:
- Ein integrierter Sucher würde die Nutzbarkeit bei direktem Sonnenlicht erweitern.
- Ein klapp- oder schwenkbares Display könnte die Flexibilität bei der Perspektivwahl erhöhen.
- Höhere Helligkeit oder bessere Entspiegelung des Displays wäre bei starkem Umgebungslicht hilfreich.
- Die Akkulaufzeit ist solide, bei längeren Sessions empfiehlt sich ein zusätzlicher Akku Ein Blitzschuh wäre für bestimmte Setups nützlich.
- Ein optionaler mechanischer Verschluss könnte die Einsatzmöglichkeiten weiter abrunden.



Für wen ist sie geeignet – und für wen eher nicht?
Ich denke, die BF ist ideal für ambitionierte Fotografen, die ein kompaktes, leichtes System mit Wechselobjektiven suchen. Wer eine Kamera möchte, die einen im Alltag begleitet – für Street Photography, spontane Portraits oder Familienmomente – und dabei auf Zuverlässigkeit,
Schnelligkeit und Bildqualität setzt, wird hier fündig. Die BF überzeugt mit ihrer Klarheit, ihrem Design und ihrer intuitiven Bedienung. Sie ist ein Werkzeug, das zum Ausprobieren und bewussteren Sehen einlädt – und allein durch ihr Auftreten schon Freude macht.
Weniger geeignet ist sie vermutlich für Wildlife- oder Sportfotografie, wo lange Teleobjektive, Robustheit und ein Sucher unter schwierigen Lichtverhältnissen notwendig sind. Auch für den Einsatz bei extremen Wetterbedingungen ist sie (noch) nicht die erste Wahl.



Fazit: Eine Kamera, die man einfach gern dabeihat
Die Sigma BF hat mich überrascht – nicht mit spektakulären Specs, sondern mit einem Gefühl. Sie ist eine Kamera, die nicht laut sein will, sondern einfach da ist, wenn man sie braucht. Schnell, verlässlich, schön gestaltet – ein Werkzeug, das Lust aufs Fotografieren macht. Gerade im Alltag und in der Street Photography ist das enorm viel wert.
Klar, es gibt Dinge, die man sich wünschen könnte: ein Klappdisplay, einen Sucher, vielleicht ein bisschen mehr Akkuleistung. Aber das alles wird für mich durch das Gesamtpaket ausgeglichen – durch das, was die BF ausstrahlt. Und was sie zurückgibt: Bilder mit Tiefe, Stimmung und Charakter.
Ich bin gespannt, was SIGMA aus dieser Linie noch macht – und ob das Konzept „Beautiful Foolishness“ noch weitere Kameras nach sich zieht. Die BF jedenfalls hat sich während meines Tests einen festen Platz in meinem Alltag erarbeitet. Und vielleicht auch bald darüber hinaus.
Verwendete Objektive:
Der Autor
Stefan Lauterbach lebt in Frankfurt am Main und fotografiert hier mit großer Leidenschaft im Bereich der Street Photography. Stefan ist Autodidakt und fotografiert schon seit vielen Jahren. Im Jahr 2017 begann er mit der Street Photography und entwickelt sich seither stetig weiter. Er liebt den urbanen Raum, der ihm als eine Art große Bühne mit unendlich vielen Möglichkeiten dient. Am glücklichsten ist Stefan, wenn er ungestellte Situationen mit spannendem Licht, Schatten und Kontrasten kombinieren kann. Er ist daher ständig auf der Suche nach Momenten aus dem täglichen Leben und verpackt diese gerne in grafisch ansprechende Kompositionen mit einem künstlerischen Ansatz. Manchmal sind es auch nur die kleinen Momente und Details, die wir in unserem hektischen Alltag kaum noch wahrnehmen.
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