Unterwasser-Fotografie im Ozean © Julia Glaeser

Faszination Unterwasser-Fotografie: Der Sardine Run in Magdalena Bay

Mitten in einem fantastischen, einzigartigen Naturspektakel

Bild: 14mm – 1/500s – F7.1 – ISO 1.000

Als begeisterte Unterwasserfotografen stand ein Ort schon seit längerem auf unserer Bucket List: Magdalena Bay in Mexiko. Denn unmittelbar vor der Bucht findet einmal im Jahr ein riesiges Meeres-Spektakel im Pazifik statt: der sogenannte Sardine Run. Große Gruppen gestreifter Marlins jagen die Sardinen- und Makrelen-Schwärme aus der Tiefe an die Wasseroberfläche während Seelöwen sich anschließen und die Fische noch enger zusammentreiben. Gleichzeitig attackieren Meeresvögel den Fischschwarm von oben und schießen zur Jagd immer wieder durch die Oberfläche. Gelegentlich stoßen auch Delfine dazu und verleihen der Action noch mehr Geschwindigkeit und Dynamik. Gemeinsam jagen und fressen die Tiere sich an dem reichen Fisch-Buffett voll. 

Daher waren wir mehr als euphorisch, als wir im November 2024 unser Equipment zusammenpackten und für vier Wochen die Gewässer rund um die Halbinsel Baja California Sur erkunden konnten. 

Wie bereits auf unserer letzten Tauchreise auf die Malediven, packte ich auch für den Sardine Run wieder das SIGMA 10-18mm F2.8 DC DN ein. 

Immer aufmerksam, immer bereit

Den Sardine Run zu fotografieren ist nicht nur besonders faszinierend, sondern auch herausfordernd. Zum einen ist es körperlich sehr anstrengend. Wir waren teilweise von Sonnen-auf- bis Untergang auf einem kleinen Boot unterwegs und permanent Wind und Sonne ausgesetzt, immer auf der Suche nach der Unterwasser-Aktion.    

Bild: 14mm – 1/250s – F7.1 – ISO 1.000

Um diese zu finden, hielten wir permanent Ausschau nach kleinen schwarzen Punkten am Horizont, ein Zeichen dafür, dass sich dort mehrere Vögel aufhalten könnten.  Entdeckten wir diese, hieß es schnell zu der entsprechenden Stelle fahren. Daher mussten wir und unsere Kameras auch immer bereit sein und unsere Neopren-Anzüge zogen wir so gut wie nie aus. Da nicht alle Bait Balls (engl. für Köderball, womit die Fischschwärme gemeint sind) statisch waren, sondern es auch dynamische, sich schnell bewegende gab, sprangen wir häufig ins Wasser. Oft folgte nur ein kurzer Blick auf das Geschehen, ehe der Bait Ball zu weit weg war und wir zurück ins Boot kletterten, um wenige Minuten später wieder ins Wasser zu springen. Macht man das ein paar Mal hintereinander, gleicht das einem intensiven Intervalltraining. 

Flexibilität und Schnelligkeit sind elementar

Zum anderen ist das Fotografieren eines Bait Balls aber auch als solches eine Herausforderung, selbst für erfahrene Unterwasserfotografen. Unter anderem wollte ich unbedingt den Fischschwarm mit seinen Jägern auf ein Bild bekommen. Wie in der Unterwasserfotografie üblich nutze ich hierfür ein weitwinkliges Objektiv, das SIGMA 10-18mm, um die Distanz zwischen mir und den Tieren gering zu halten und die Anzahl der Schwebeteilchen im Bild zu minimieren.  

Oft suchen die Fische gern Schutz bei uns Menschen und so kann es passieren, dass man sich plötzlich mitten im Schwarm befindet – eine Situation, die man eher vermeiden möchte. Entweder, weil die Prädatoren einem zu nahekommen, was nicht sehr angenehm ist und für den ein oder anderen Schreckmoment gesorgt hat, oder diese hören schlicht mit der Jagd auf. Beides nicht zielbringend für uns. Daher waren wir oft nur damit beschäftigt, möglichst die richtige Distanz zwischen uns und dem Bait Ball zu wahren. Dabei kann man mal näher an ihm dran sein und mal weiter weg. Aus diesem Grund erschien das SIGMA 10-18mm für mich in dieser Situation besonders geeignet. Der Zoombereich ermöglichte mir hier eine gewisse Flexibilität, die bei dem sehr raschen Geschehen Unterwasser essenziell ist.

Doch das ist nicht das Einzige, worauf man achten muss, wenn man versucht, einen Bait Ball zu fotografieren, denn viele Aspekte kommen hier gleichzeitig zusammen.

Bild: 10mm – 1/640s – F3.5 – ISO 500

Immer auf das Licht achten

Wie immer in der Fotografie, spielt auch in der Unterwasserfotografie das Licht eine große Rolle. Um einen Sardinenschwarm möglichst gut ablichten zu können, bietet es sich an, die Sonne im Rücken zu haben, damit das zu fotografierende Objekt gut ausgeleuchtet ist. Zudem werden Schwebeteilchen im Gegenlicht besonders sichtbar, was zwar gezielt als Bildelement genutzt werden kann, ansonsten aber eher störend ist. Denn selbst bei eigentlich sehr klaren Wasserverhältnissen kann es sein, dass man nach einiger Zeit viele Schwebeteilchen um sich hat, wie etwa Schuppen, die die Tiere verlieren.

Verschlusszeit vs. ISO-Wert

Eine weitere lehrreiche Erkenntnis war für uns, dass es in dieser sehr schnellen und actionreichen Situation wichtig ist, die Verschlusszeit zu verkürzen, auch wenn das bedeutet, dass man dann einen höheren ISO-Wert in Kauf nehmen muss. Der Marlin zählt zu den schnellsten Fischen der Welt und auch Seelöwen können sich aufgrund ihrer extremen Wendigkeit sehr schnell bewegen. Um am Ende nicht hunderte Bilder mit Bewegungsunschärfe auf der Speicherkarte zu haben, sollte man hier auf Nummer sicher gehen. Meist bedeutete das eine Verschlusszeit zwischen 1/400 und 1/1000, gelegentlich sogar noch kürzer. Wenn die Tiere hingegen sehr ruhig und entspannt waren, reichte auch ca. 1/250. 

Kenne die Tiere, die du fotografierst

Darüber hinaus ist es bei der Wildlife-Fotografie immer ratsam, das Verhalten der Tiere gut zu kennen. Das gilt selbstverständlich auch für den Sardine Run. Zum einen sind da die Marlins. Diese ändern nämlich ihre Erscheinung, kurz bevor sie auf den Bait Ball zuschießen. Während sie normalerweise eher unscheinbar und dunkel wirken, leuchten ihre Streifen regelrecht auf, wenn sie in die Attacke übergehen. So lässt sich gut einschätzen, welches Tier als nächstes aktiv jagt. Sollte man hier Probleme mit dem Autofokus haben aufgrund der vielen sich bewegenden Elemente, kann man so bereits vorher auf das Tier fokussieren und muss die Kamera in dem Moment des Angriffs dann nur entsprechend mitziehen.  

Dennoch sollte man sich als Fotografin nicht dazu verleiten lassen, die Kamera immer auf die Prädatoren gerichtet zu haben. Auch wenn diese sich manchmal von dem Schwarm entfernen: Immer beim Bait Ball bleiben. Denn dieser ist die Beute, zu der alle wollen. Gleichzeitig deutet ein längerer Rückzug der Marlins darauf hin, dass man als Mensch zu nah am Schwarm ist. Die Tiere sehen in uns Menschen dann andere Prädatoren, vor denen sie Respekt haben und sie ziehen sich zurück. 

Aber auch das Verhalten der anderen Tierarten sollte man gut einschätzen können. So haben wir zum Beispiel zwei sehr unterschiedliche Erfahrungen mit Seelöwen gemacht. 

Die Launen der Seelöwen

An einem sonnigen Tag fuhren wir langsam mit unserem Boot übers Wasser. Die ersten Bait Balls des Tages hatten wir bereits erlebt und waren damit in einer entspannten und ausgelassenen Stimmung. Eine kleine Gruppe Seelöwen trieb an der Wasseroberfläche und ließ sich die Sonne auf die Bäuche scheinen. Während die anderen im Boot keine Lust hatten, schon wieder nass zu werden, nutzte ich den Moment und ließ mich mit einigem Abstand zu den Tieren so leise ich konnte ins Wasser gleiten. Ruhig und langsam näherte ich mich den Seelöwen. Als uns noch ca. 10 Meter trennten, hielt ich inne, um zu schauen, wie sie reagieren. Meine Geduld zahlte sich aus. Ein Seelöwe wurde neugierig und schwamm auf mich zu. Kurz checkte ich meine Position zum Tier und stellte sicher, dass ich die Sonne in meinem Rücken hatte und die Kamera im Burst-Modus war. Wenige Meter vor mir drehte er sich hin und her, beäugte mich intensiv, ehe er zurück zu seinen Artgenossen stieß. Ein absolut entspannter und wunderschöner Moment. 

Konträr dazu, erlebten wir auch ein Seelöwen-Weibchen, das alles andere als entspannt war und uns offensichtlich als Fressfeinde ihres Fischschwarms betrachtete. Immer wieder kam sie sehr schnell auf uns zu und machte Blasen direkt vor uns. Dazu gab sie bellende Geräusche von sich. Wir zogen uns schnell zum Boot zurück und suchten das Weite, denn keiner von uns wollte die Tiere beim Jagen stören. 

Das Wichtigste und Beste zum Schluss

In solchen Momenten und ganz generell bei Expeditionen auf der Suche nach wilden (Meeres-) Tieren ist es wichtig einen erfahrenen Guide zu haben, der sich in der Gegend sehr gut auskennt und die Tiere an erste Stelle stellt. Denn bei aller Liebe für das perfekte Foto, das auch wir uns immer wünschen, die Tiere zu respektieren und sich dementsprechend zu verhalten, sollte immer eine höhere Priorität haben. 

Bild: 10mm – 1/320s – F6.3 – ISO 2.500

Für uns ist der Sardine Run vor Magdalena Bay eins der eindrucksvollsten Naturschauspiele des Meeres. Oft fühlten wir uns wie mitten in einer National Geographic Dokumentation. So konnten wir unser Glück kaum fassen, als wir die Chance hatten mit Pazifischen Weiß-Seiten Delfinen zu schwimmen. Während andere Delfin-Arten meist eher wenig Interesse an uns Menschen zeigen, ist diese Art dafür bekannt, besonders verspielt und neugierig zu sein. Als wir nun also inmitten eines riesigen Pods schwammen und tauchten, kamen die Tiere immer wieder zu uns. 

Gerade dachte ich, dass kein Tier mehr in meiner Nähe sei, da entdeckte ich fünf Delfine, die direkt auf mich zu schwammen. Ich tauchte auf ungefähr 5 Meter runter und richtete meine Kamera aus.  

Sie kamen unglaublich nah an mich heran, umkreisten mich und kehrten dann sogar noch einmal zurück. Ich hielt den Auslöser die ganze Zeit gedrückt und als ich wieder auftauchte, hatte ich Freudentränen in meiner Maske. Es zeigte sich, an diesem magischen Ort kann gefühlt alles passieren und ich bin sehr dankbar für diese Momente.

Verwendetes Objektiv:

Die Autorin

 
Julia Glaeser
Wildlife- und Unterwasserfotografin

Julias Leidenschaft für den Ozean und die Tierwelt fand die perfekte Ergänzung, als sie das erste Mal eine Kamera mit Unterwasser nahm. Seither gab es kaum einen Tauchgang, bei dem sie nicht versuchte, diese Schönheit mit einer Linse einzufangen. Ihr Ziel ist es, mit ihren Bildern auch auf die Bedrohung der Meere und Arten aufmerksam zu machen und andere zu deren Schutz zu inspirieren.

Die Begeisterung für die Fotografie erstreckt sich seither mehr und mehr auch auf Lebewesen über dem Meeresspiegel. Von der heimischen Wildbiene, über kanarische Eidechsen bis zu australischen Buschkängurus gibt es kaum ein Tier, welches die Wildlife- und Unterwasserfotografin nicht stundenlang beobachten und fotografieren könnte.

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