Ein 24-70mm Objektiv für die Naturfotografie? © Tim Glaeser

Das Vielfältige SIGMA 24-70mm F2.8 DG DN II | Art im Einsatz in der Naturfotografie

Ein 24-70mm Objektiv für die Naturfotografie?

In der Naturfotografie kommen üblicherweise eher kurze Brennweiten für Landschaftsfotografie oder sehr lange Brennweiten für die Wildlifefotografie zum Einsatz. Dann gibt es noch den Bereich der Makrofotografie, in dem bestimmte Brennweiten eingesetzt werden, üblicherweise im Bereich 90-105mm. Ein Standardzoom im Bereich 24-70mm hingegen findet eher selten Anwendung. Das kann ich nicht wirklich nachvollziehen, weil es sehr vielfältige Einsatzmöglichkeiten und kreative Anwendungsfälle gibt. 

Die letzten Monate war das SIGMA 24-70mm F2.8 DG DN II | Art mein ständiger Begleiter und ich bin absolut begeistert von der Variabilität des Objektivs. 
Ich gehe in diesem Beitrag auf die Frage ein, wie sich das Objektiv im Praxiseinsatz verhält und wie viel Spaß es macht damit zu fotografieren. Für mich gibt es in der Naturfotografie drei klassische Anwendungsgebiete und das sind Landschaft, Pflanzen und Pilze, sowie Wildlife. Darüber hinaus gibt es natürlich noch die Nachtfotografie oder das Einfangen von besonderen Wetter-/Naturphänomenen, darauf gehe ich in diesem Artikel jedoch nicht ein. 

Landschaftsfotografie

Beginnen wir mit der Landschaftsfotografie. Ich freue mich immer darüber, ein paar Tage in den Bergen zu verbringen und die Landschaft zu genießen. Auch wenn es oft hart ist, am frühen Morgen aus dem Bett aufzustehen, um den Sonnenaufgang zu fotografieren, ist nun einmal um diese Zeit das Licht einfach am allerschönsten. Zudem es ist ruhig und es sind kaum Leute um diese Zeit unterwegs. Das Naturerlebnis ist dadurch noch intensiver und ich kann es mehr genießen. Und um ehrlich zu sein, habe ich es im Nachhinein noch nie bereut, aufgestanden zu sein, weil jeder Morgen etwas Besonderes ist. Die Fotografie hilft mir dabei, mich zu motivieren; so kann ich die Bilder als Grund nehmen, so früh aufzustehen, genieße aber doch jeden Moment, auch wenn ich die Kamera nicht nutze. 

Und so bin ich gemeinsam mit meinem Bruder noch vor dem ersten Tageslicht losgefahren, um den Sonnenaufgang in den bayerischen Voralpen zu fotografieren. 

Die Sonne braucht logischerweise einige Zeit, bis sie hinter den Bergen aufgeht und so hatten wir noch genug Zeit, die blaue Stunde zu nutzen und die ruhige Morgenstimmung an einem wunderschönen Bergsee festzuhalten. Im Vorfeld habe ich mir noch Gedanken gemacht, ob die 24mm ausreichen, oder ob ich nicht doch besser etwas Weitwinkligeres hätte mitnehmen sollen. Nach kurzer Zeit habe ich mir die Frage selbst beantwortet und ich habe zu keiner Zeit ein weitwinkligeres Objektiv vermisst. Eher habe ich die volle Range des Objektivs genutzt und sowohl Bilder mit 24mm gemacht als auch im 50er Bereich fotografiert und die 70mm kamen ebenfalls zum Einsatz. 

Als die Sonne höher stieg, sind wir an einer Bergwiese entlanggewandert und hatten die Möglichkeit, die ersten Sonnenstrahlen über den Bergen einzufangen. 

Ich war sehr froh, dass ich die 70mm hatte, damit ich den Effekt der Telekompression nutzen konnte, um die Berge „näher heranzuholen“. Ich liebe die Dynamik und Weite in solchen Berg-Bildern, wenn die Berge eine unterschiedliche Entfernung und Farbe im Morgenlicht haben.

Fazit: ich bin mehr als zufrieden mit der Performance in der Landschaftsfotografie. Mir haben die 24mm immer ausgereicht und in diesem Fall bestand keine Notwendigkeit, ein weiteres Objektiv mitzuschleppen. Das ist natürlich insbesondere in den Bergen ein großer Vorteil, da Gewicht beim Wandern immer ein Thema ist.

Pilz- und Pflanzenfotografie

Schauen wir, welche Möglichkeiten sich in der Pilz- und Pflanzenfotografie ergeben. 

In diesem Bereich kommt uns die sehr geringe Naheinstellgrenze von 17cm im Weitwinkel-Bereich (bei 24mm) und 34cm im Tele-Bereich (bei 70mm) zugute. Hierdurch ergibt sich ein Abbildungsmaßstab von 1:2.7(Weit) bzw. 1:4(Tele). Das kommt natürlich nicht an ein ausgesprochenes Makroobjektiv heran. Die Möglichkeiten, die sich bieten, sind jedoch schon sehr gut und es macht viel Spaß, verschiedenste Perspektiven und Entfernungen auszuprobieren. 

Bei der Pflanzenfotografie suche ich immer intensiv nach interessanten Perspektiven und mache mir Gedanken darüber, wie ich ein Objekt optimal in Szene setzen kann. Das fällt mir bei kleineren Pflanzen und Pilzen wesentlich leichter als zum Beispiel bei Bäumen. So war es für mich ein großes Glück, dass der Herbstbeginn auch immer mit vielen Pilzen einhergeht und ich mich hier nach Belieben austoben konnte. Passend zum Herbstanfang fand ich auch ein paar Farne, die mich mit ihren herbstlichen Farben sofort in ihren Bann zogen. Ich liebe es, in dieser Jahreszeit zu fotografieren und die Schönheit und Veränderung unserer Umgebung einzufangen. 

Ich bin begeistert, wie scharf das 24-70mm Objektiv ist und wie gut mir das Bokeh gefällt. Durch das geringe Gewicht von nur 745g stört es auch nicht, wenn ich es beim Laufen ein paar Stunden in der Hand halte und ständig neue Motive suche. 

Hier noch ein Beispiel, wie dasselbe Motiv unterschiedlich in Szene gesetzt werden kann, einmal mit 24mm und einmal mit 70mm. 

Ich bin sehr angetan von der Flexibilität des Objektivs, wie ich den gesamten Zoombereich nutzen kann und damit immer wieder unterschiedliche Bildwirkungen erziele. Die Naheinstellgrenze ersetzt für mich in vielen Situationen ein Makro und durch das geringe Gewicht spricht nichts dagegen, es immer im Rucksack zu haben. 

Wildlifefotografie

Für mich persönlich mit der spannendste Bereich in der Naturfotografie: die Wildlifefotografie. Wie schlägt sich das 24-70mm F2.8 DG DN II | Art in dieser Disziplin? 

Reicht der Zoombereich, um eindrucksvolle Bilder zu erstellen? Die Frage ist natürlich, was ist unsere Erwartungshaltung? Ich denke, es ist selbstverständlich, dass ein 24-70mm kein Supertele ersetzen kann. Nichtsdestotrotz ist es mir gelungen, einige Fotos zu machen, die ich mit einem Supertele so nicht hinbekommen hätte. 

Fangen wir mit den kleinen Lebewesen an: Ich bin bereits auf die Naheinstellgrenze eingegangen und auch im Wildlifebereich ist diese ein absoluter Game Changer für mich. Ein Spaziergang zu einer Wildblumenwiese zeigt, dass ich Bienen und Hummeln mit dem Objektiv problemlos fotografieren kann. Es macht mir großen Spaß, den Insekten bei ihrem regen Treiben zuzuschauen und ich freue mich über die Möglichkeiten, die mir dieses Objektiv auch dabei bietet. 

Aber wie sieht es mit größeren Tieren aus? Nun ja, hier kommt es ganz auf die Zutraulichkeit der Tiere an und wie sehr sie Menschen gewöhnt sind. Ich bin einige Tage zum Sonnenaufgang zu einem See nahe meines Wohnortes gefahren, da ich die Morgenstimmung am See liebe und gerne dem Erwachen der Natur zuschaue. An einem Tag hatte ich das große Glück, zwei Schwäne zu entdecken, die genau zu dem Abschnitt kamen, wo ich mich aufhielt. Direkt am Ufer betrieben sie Gefiederpflege und genau, als die Sonne hinter den Bäumen auf der anderen Seeseite aufging, begab der Schwan sich in eine wunderschöne Pose. Dazu gab es noch leichten Seerauch auf dem Wasser, der durch die Temperaturunterschiede zwischen Wasser und Luft zustande kommt. So konnte ich für mich den perfekten Moment an diesem Morgen einfangen. Für mich steht fest, das 24-70mm eignet sich auch für die Wildlifefotografie. Wenn die Tiere Menschen gewohnt, eher zutraulich sind und nicht sofort die Flucht ergreifen, ist es kein Problem, gute Fotos zu machen. Ich bin auf jeden Fall sehr zufrieden mit den Ergebnissen. 

Zusammengefasst kann ich sagen, dass das SIGMA 24-70mm F2.8 DG DN II | Art für mich der perfekte flexible Allrounder ist, der eigentlich immer einen Platz im Rucksack findet. Das Wichtigste für mich ist jedoch der hohe Spaßfaktor, den dieses Objektiv mit sich bringt. Es ist einfach die perfekte Mischung aus Variabilität, die sich aus dem Brennweitenbereich und der Naheinstellgrenze ergibt, dem geringen Gewicht sowie der hohen Abbildungsqualität, also der unglaublichen Schärfe und dem ästhetischen und weichen Bokeh. Je nachdem, was genau ich vorhabe, kann ich es noch durch andere Objektive ergänzen, aber es müsste schon verdammt gute Gründe geben, das 24-70mm nicht mitzunehmen. 

Verwendetes Objektiv:

Der Autor

 
Tim Glaeser
Natur- und Wildlifefotograf

Tim ist leidenschaftlicher Natur- und Wildlifefotograf mit besonderem Fokus auf Unterwasserfotografie. Er liebt es Tiere in ihrer natürlichen Umgebung zu fotografieren und einzigartige Momente für immer mit der Kamera festzuhalten. Da ihm das Thema Naturschutz sehr am Herzen liegt, nutzt er seine Bilder, um die Schönheit der Natur zu zeigen und um Menschen daran zu erinnern, wie schützenswert unser Planet ist.

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