Abtauchen auf den Malediven: Haie und Rochen
Grundlagen der Unterwasserfotografie
Die Unterwasserwelt hat uns schon immer fasziniert. Als wir im Jahr 2019 unseren Tauchschein gemacht haben und in diese neue Welt abgetaucht sind, waren wir sofort begeistert. Es ist eine komplett neue Erfahrung. Man fühlt sich schwerelos, viele der Lebewesen sehen im Vergleich zu Landtieren nahezu alienartig aus und es herrscht eine beruhigende Atmosphäre.
Für uns war sofort klar, dass wir unsere Kamera mit Unterwasser nehmen müssen, um unseren Mitmenschen diese faszinierende Welt zu zeigen und auch sie dafür zu begeistern. Der erste Schritt war eine kleine Action-Cam mitzunehmen. Obwohl wir Freude damit hatten, war schnell klar, dass die Qualität für unsere Ansprüche nicht ausreichte. Aus diesem Grund haben wir uns dafür entschieden, für unsere APS-C Kamera ein Unterwassergehäuse anzuschaffen. Wer sich mit der Unterwasserfotografie beschäftigt, stellt schnell fest, dass sich diese Art der Wildlife Fotografie gänzlich von der Wildlife Fotografie an Land unterscheidet. Es geht nicht darum möglichst viel Brennweite zu haben und ein Teleobjektiv zu nutzen. In der Unterwasserfotografie werden eher weitwinklige Brennweiten verwendet und es ist wichtig möglichst nah an das Objekt heranzukommen. Das liegt unter anderem an der Sichtweite Unterwasser, die durch sogenannte Schwebeteilchen begrenzt wird. In der Regel soll das gesamte Tier im Fokus sein, weshalb eine Blendenstufe um Blende 8 verwendet wird. Dies gilt als idealer Sweet-Spot für genug Licht und genug Schärfe.
Abgesehen von den technischen Besonderheiten gilt in der UW-Fotografie die goldene Regel, sich immer ruhig und respektvoll gegenüber den Tieren zu verhalten. Es werden niemals Tiere verfolgt oder gar angefasst. Nur wenn man sich ruhig verhält und das Tier auf sich zukommen lässt, hat es keine Angst und kommt nah heran. Aus diesen ruhigen und respektvollen Begegnungen entstehen die schönsten Momente und auch die besten Fotos. Ein Foto von einem Tier, das wegschwimmt, weil es sich bedrängt fühlt, ist in der Regel weniger reizvoll.
Die Objektivauswahl
Über Ostern dieses Jahr waren wir für 3 Wochen auf den Malediven, um Walhai Forschung zu unterstützen und zu dokumentieren und um Tigerhaie zu fotografieren. Der ideale Begleiter für diese Reise war das SIGMA 10-18mm F2.8 DC DN | Contemporary für unsere APS-C Kamera. Auf Vollformat bedeutet das einen Brennweitenbereich von 15-27mm, was für die Fotografie von ozeanischer Megafauna wie Haien oder Walen ideal ist. Im Vergleich zu einer Festbrennweite ermöglicht das Zoomobjektiv ein flexibles Anpassen der Brennweite. Ein entscheidender Vorteil, der insbesondere Unterwasser relevant ist. Denn das Objektiv kann nicht einfach gewechselt werden, da die Kamera sich im Unterwassergehäuse befindet.
Die wahnsinnig gute Abbildungsqualität des 10-18mm ermöglichte uns die Aufnahme von gestochen scharfen Bildern der Unterwasserwelt. Der sehr gute und verlässliche Autofokus erlaubte es uns, uns mehr auf unsere Umgebung und das Tauchen zu konzentrieren als ständig mit dem Fotoequipment beschäftigt zu sein und trotzdem immer scharfe Bilder zu produzieren.
Bild Walhai: 16mm – F6,3 – 1/320s – ISO250
Unterstützung eines Walhaiforschungsprojektes auf den Malediven
10 Tage lang haben wir das Maldives Whaleshark Research Programme (MWSRP) besucht und sowohl die Forschungsarbeit unterstützt als auch fotografisch dokumentiert, um die wichtige Arbeit, die dort zum Schutz der sanften Ozeanriesen geleistet wird, einem breiteren Publikum bekannter zu machen. Jeden Tag sind wir ca. 8 Stunden mit einem kleinen maledivischen Boot (Dhoni) durch das Meeresschutzgebiet „South Ari Marine Protected Area (SAMPA)“ gefahren und haben nach Walhaien Ausschau gehalten. Schnell merkten wir jedoch, um das Objekt der Begierde vor die Linse zu kriegen, ist es genau wie mit der Wildlife Fotografie an Land: wir brauchen viel Geduld. Die Natur ist unvorhersehbar und man muss immer damit rechnen, ohne eine Sichtung wieder Heim zu kehren oder, dass alles anders kommt als geplant.
So hatten wir während der ersten Tage leider nicht viel Glück mit Walhai-Sichtungen. Das hat unsere gute Laune jedoch nicht getrübt, da wir eine sehr sympathische Crew hatten und es immer Spaß macht, seine Leidenschaft mit ähnlich begeisterten Menschen zu teilen.
Bild Riffmanta: 16mm – F7,1 – 1/320s – ISO1600
Es kommt immer anders als man denkt
Während also die erhofften Walhai Shots zunächst aus blieben, wurden wir unverhofft mit einzigartigen Riffmanta Begegnungen belohnt, die jeden Morgen zu unserem Hauptboot kamen, um Plankton zu fressen.
So sind wir jeden Morgen noch vor dem Frühstück zum Schnorcheln kurz vor Sonnenaufgang ins Wasser gesprungen, haben einfach still im Wasser gelegen und das Geschehen beobachtet. Die Kamera stets dabei und unser Glück kaum fassend. So früh am Morgen waren die Lichtverhältnisse schwierig, da die Sonne kaum über dem Horizont stand und im Wasser noch wenig Licht durchkam. Aus diesem Grund sind die ISO-Werte gelegentlich etwas hoch geraten. Im Nachhinein betrachtet hätten wir die Blende hier ruhig ein wenig weiter öffnen können. Aber wenn direkt, nachdem man ins Wasser gleitet, ein neugieriger Manta vorbei schwimmt und dich inspiziert, geraten die Kameraeinstellungen auch etwas in den Hintergrund. Den Moment genießen zu können ist mindestens genauso wichtig. Und dank modernen AI-Rauschreduzierungstools, spielt ein hoher ISO heute auch keine so große Rolle mehr und die Bilder sind absolut brauchbar.
Bild Walhai: 16mm – F6,3 – 1/320s – ISO320
Geduldig sein lohnt sich
Trotz der wunderschönen Manta Begegnungen haben wir unser eigentliches Ziel nicht aus den Augen verloren und weiter nach Walhaien gesucht. Am sechsten Tag gab es dann endlich für uns den absoluten Walhai Jackpot: Wir hatten drei Begegnungen, von denen eine ca. 45 Minuten dauerte und unsere Crew die einzigen Menschen vor Ort waren. Solch eine lange Interaktion mit Walhaien kommt sehr selten vor, da die Tiere in der Regel schnell in tiefere Gewässer abtauchen. Der Walhai glitt über das Riff und wir hatten die Gelegenheit fantastische Fotos zu schießen. Neben der Verwendung als ID-Shots, hatten wir den Anspruch schöne Bilder zu kreieren, um Begeisterung für diese sanften Ozeanriesen hervorzurufen und auf ihre Bedrohungen aufmerksam zu machen.
Ein sehr künstlerisches Motiv, was uns gefällt, ergibt sich, wenn in der Nachbearbeitung sämtliche Farben entfernt werden und nur die weißen charakteristischen Punkte im Bild bleiben.
Generell ist die Nachbearbeitung in der Unterwasserfotografie ein essentieller Bestandteil, um den Bildern den notwendigen Feinschliff zu geben. Dadurch, dass Farben unter Wasser anders wahrgenommen werden und mit zunehmender Tiefe verloren gehen, stimmt der automatische Weißabgleich bei Fotos eigentlich nie in der Kamera. Der Weißabgleich sollte im Nachhinein immer angepasst werden, damit die Bilder nicht blau- oder grünstichig wirken.
Bild gefleckter Adlerrochen: 14mm – F8 – 1/320s – ISO800
Neben den Manta und Walhai Begegnungen hatten wir an einem Tag auch das Glück, fünf wunderschön gefleckte Adlerrochen aus der blauen Tiefe aufsteigen zu sehen, um dann entspannt über das Riff „zu fliegen“. Hier galt es wieder sich ruhig anzunähern und wenn die Tiere entspannt auf die eigene Präsenz reagieren, die Gelegenheit zu nutzen und den Adlerrochen in seiner ganzen Pracht zu fotografieren.
Tauchen mit Apex-Prädatoren
Nachdem wir 10 Tage im South Ari Atoll verbracht hatten, wollten wir uns einen weiteren Traum erfüllen: mit Tigerhaien tauchen und diese faszinierenden und häufig missverstanden Geschöpfe mit der Kamera einfangen. Also ging es für uns auf die südlich in den Malediven gelegene Insel Fuvahmulah. Das Besondere an dieser Insel ist, dass sie nicht von einem Atoll umgeben ist, sondern mitten im offenen Ozean liegt und es nach einem kurzen Riffübergang mehrere Tausend Meter in die Tiefe geht. Aus diesem Grund sind die Chancen auf große ozeanische Megafauna hier besonders hoch. Gemeinsam mit dem kleinen Ökotourismus-Anbieter „Protect What You Love“ aus Australien, waren wir eine Woche vor Ort, um gemeinsam mit Gleichgesinnten und herausragenden Unterwasserfotografen wie Tom Cannon und Jono Allen die Erfahrung zu machen, mit Tigerhaien zu tauchen.
Tigerhaie sind Spitzen-Predatoren im marinen Ökosystem und sehr opportunistische Jäger. Das bedeutet sie stehen in Ihrem Lebensraum am obersten Ende der Nahrungskette und fressen wann immer sie eine gute Gelegenheit erkennen. Sie sind eine von wenigen Haiarten, die potentiell gefährlich für den Menschen sein können. Nichtsdestotrotz sind sie keine eiskalten Killer und Monster. Es ist durchaus möglich mit ihnen zu tauchen, wenn wir sie respektieren und uns an bestimmte Verhaltensweisen halten.
Und diese Erfahrung ist wirklich einzigartig! Als wir nun das erste Mal Auge in Auge mit diesem Spitzen-Predator unter Wasser waren und seine atemberaubende Präsenz erlebten, hat das etwas in uns ausgelöst. Wir waren völlig überwältigt wie ruhig die Haie durchs Wasser gleiten und ihre Umgebung wahrnehmen, dabei stets extrem aufmerksam sind und uns beobachteten. Es hat uns daran erinnert wie wunderschön und vielfältig unser Planet und unsere Natur ist.
Leider sind Haie heutzutage jedoch eher Gejagte als Jäger, da der Mensch sehr stark in das Ökosystem eingreift und jedes Jahr bis zu 100 Millionen Haie tötet. Aus diesem Grund sind viele Haie mittlerweile stark gefährdet und vom Aussterben bedroht, was fatale Auswirkungen auf das marine Ökosystem hätte. Wir möchten unsere Bilder für den Schutz der Haie nutzen und auf diese Situation aufmerksam machen.
Auch bei der Tigerhai-Fotografie war das 10-18mm stets ein absolut zuverlässiger Begleiter. Für uns war es sehr wichtig, dass wir uns nicht ständig um die Kamera und Einstellungen kümmern müssen, sondern dass es ein gut funktionierendes Arbeitsgerät ist. Beim Interagieren mit Apex-Prädatoren kann man es sich nicht leisten unaufmerksam zu sein und die ganze Zeit an der Kamera rumzuhantieren. Aus diesem Grund ist das größte Kompliment, dass das Objektiv so unauffällig war, dass es einfach problemlos seinen Dienst tat und wir uns ganz auf den Moment konzentrieren konnten. Die Bilder haben eine brillante Schärfe und der Fokus sitzt eigentlich immer, auch wenn ab und zu andere kleine Fische durchs Bild schwimmen.
Verwendetes Objektiv: SIGMA 10-18mm F2.8 DC DN | Contemporary
Die Autoren
Julias Leidenschaft für den Ozean und die Tierwelt fand die perfekte Ergänzung, als sie das erste Mal eine Kamera mit Unterwasser nahm. Seither gab es kaum einen Tauchgang, bei dem sie nicht versuchte, diese Schönheit mit einer Linse einzufangen. Ihr Ziel ist es, mit ihren Bildern auch auf die Bedrohung der Meere und Arten aufmerksam zu machen und andere zu deren Schutz zu inspirieren.
Die Begeisterung für die Fotografie erstreckt sich seither mehr und mehr auch auf Lebewesen über dem Meeresspiegel. Von der heimischen Wildbiene, über kanarische Eidechsen bis zu australischen Buschkängurus gibt es kaum ein Tier, welches die Wildlife- und Unterwasserfotografin nicht stundenlang beobachten und fotografieren könnte.
Tim ist leidenschaftlicher Natur- und Wildlifefotograf mit besonderem Fokus auf Unterwasserfotografie. Er liebt es Tiere in ihrer natürlichen Umgebung zu fotografieren und einzigartige Momente für immer mit der Kamera festzuhalten. Da ihm das Thema Naturschutz sehr am Herzen liegt, nutzt er seine Bilder, um die Schönheit der Natur zu zeigen und um Menschen daran zu erinnern, wie schützenswert unser Planet ist.