Die Kunst des Fischens © Sebastian Mittermeier

Die Kunst des Fischens

Es ist 5:15 Uhr an einem Freitag. Ich stehe an der Bootsanlegestelle in Gstadt am Chiemsee. Alles ist noch ganz ruhig und man merkt nichts von den vielen Touristen, die hier sonst anzutreffen sind. Ich habe mit zwei Fischern ausgemacht, dass sie mich mit auf den See nehmen und ich sie bei der Arbeit fotografieren kann. Die Nacht war kalt und ich bin dick eingepackt. Auf dem Wasser in einem Edelstahlboot wird es sicher so schnell auch nicht wärmer. Da der Platz auf dem Boot begrenzt ist, bin ich nur mit leichtem Gepäck unterwegs. Mein Foto-Setup besteht lediglich aus meiner Sony a7IV und dem neuen 24-70mm F2,8 DG DN II von SIGMA. Alles gut verstaut in einer Umhängetasche. Das Objektiv mit seinem schnellen Autofokus, der Offenblende von 2,8 und der vielseitigen Brennweite bringt alles mit, um die ganze Geschichte zu erzählen.

43mm – 1/1.000 – F4,5 – ISO 250

Nach kurzer Zeit trifft auch Tassilo, einer der beiden Fischer, am Bootshafen ein. Wir fahren zuerst hinüber auf die Fraueninsel. Dort holen wir seinen Vater Thomas ab und außerdem zieht sich Tassilo noch seine Arbeitskleidung an. In kompletter Ölzeug-Montur kommen die beiden zurück ans Boot. Es werden noch schnell ein paar neue Netze eingeladen und dann geht es auch schon los. Zuerst werden die Netze kontrolliert, mit denen vor allem die Chiemsee-Renke gefangen wird. Sie ist die Haupteinnahmequelle des kleinen Familienbetriebs. Gerade als die Sonne über den Horizont spitzt, sind wir am ersten Stellnetz angekommen. Für mich ist es immer total interessant, mehr über die Arbeit anderer zu erfahren.

Während ich die ersten Bilder mache, erzählen mir die beiden alles über die richtige Wahl der Netze, deren Position im Wasser und wie sie damit die Art und Größe der Fische eingrenzen können. Ihnen ist schon immer wichtig, nachhaltig zu fischen, um die Bestände gesund zu halten und den Beifang zu minimieren. Fangen wollen sie vor allem ältere Renken. Da die Fische in der Regel nur sechs Jahre alt werden, halten sie so den Bestand jung. Außerdem werden jedes Jahr unzählige Jungfische im See ausgewildert, um den Bestand zusätzlich zu schützen und gleichzeitig den Fischern ein Einkommen zu sichern.

Das 24-70mm II hat mir von Anfang an super gefallen. Selbst in schwierigen Lichtsituationen saß der Fokus jedes Mal wunderbar. Gerade bei Sonnenaufgang mit noch wenig Licht war auch die Offenblende von 2,8 echt hilfreich. Auf so einem Fischerboot gibt es wirklich einiges zu entdecken. Allein die Netze haben bei genauerem Betrachten viele schöne Details. Mit der Naheinstellgrenze von 17 cm war es leicht möglich, auch diesen Teil der Story zu zeigen.

Tassilo und Thomas holen ein Netz nach dem anderen ein. Zu dieser Jahreszeit fangen sie in der Regel eher weniger, da die Fische noch nicht so aktiv sind. Es braucht bestimmte Wassertemperaturen, damit sich nach dem Winter das Wasser im See umwälzt und sich die Nährstoffe verteilen. Aktuell stellen sie die Netze am Grund mithilfe von Gewichten. Mit den kleinen Schwimmern auf der Oberseite stellt sich das Netz automatisch nach oben auf. Markiert werden die Stellen mit Kanistern, die auf der Wasseroberfläche treiben. Diese tragen Nummern, damit eindeutig erkennbar ist, welchem Fischer das Netz gehört. So lässt sich auch nachverfolgen, falls jemand in geschützten Teilen des Sees fischen würde oder verbotene Maschenweiten verwendet.

24mm – 1/800 – F2,8 – ISO 100

Zu sehen, wie jemand sein Handwerk beherrscht, beeindruckt mich jedes Mal. Jeder Handgriff sitzt blind und die Netze sind nach kurzer Zeit wieder im See ausgelegt. Da doch alles sehr schnell geht, konnte ich mich auf den High Speed Autofokus des 24-70mm F2,8 DG DN II verlassen. Damit verpasst man praktisch keinen Moment. Ganz egal, ob es z.B. das Auswerfen der Kanister war, das Waschen der Netze, bevor sie ins Boot geladen werden oder das Knüpfen der Schnüre.

Tassilo möchte noch andere Netze kontrollieren. Diese sind eher für Barsche gedacht. In Ufernähe sind auch noch einige große Reusen aufgestellt, die er gerne einmal aus dem Wasser heben möchte. Doch zuvor setzen wir noch seinen Vater auf der Fraueninsel ab, damit er schon mal mit dem Weiterverarbeiten des Fangs beginnen kann. Über einem Teil des Chiemsees liegt an jenem Morgen eine kleine Nebeldecke, die gerade dabei ist die Insel zu verschlucken. Als sich die Sonne doch wieder durch die Nebelschwaden kämpft, ist die Stimmung am Anleger auf der Fraueninsel fast ein wenig mystisch. 

Ich begleite Tassilo noch zu den Barsch-Netzen und natürlich auch zu den Reusen, mit denen vor allem Aale gefangen werden. Damit sie aus dem Wasser gehoben werden können, braucht es die Winde, die auf dem Boot verbaut werden können. Unser Edelstahlboot neigt sich merklich Richtung Wasserkante, als die riesige Reuse aus dem Wasser auftaucht. Auch hier ist es das Gleiche, wie bei den Renken. Der Fang ist zu dieser Jahreszeit deutlich weniger. Aber Tassilo ist zufrieden mit der Ausbeute. Zum Abschluss nimmt er mich noch mit auf die Insel in sein Elternhaus. Dort frühstücken wir noch gemeinsam, bevor ich wieder auf dem Festland abgesetzt werde.

Verwendete Objektive:

Der Autor

 
Sebastian Mittermeier
Freelance Fotograf

Sebastian Mittermeier ist ein Freelance Fotograf aus Süddeutschland mit einer Leidenschaft für Natur, Sport und Reisen. Das spiegelt sich auch in seiner Arbeit wieder. Mit seiner Fotografie möchte Menschen dazu inspirieren, sich selbst ins Abenteuer zu stürzen. Egal, ob vor der eigenen Haustür oder in einem fremden Land. 

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