Inselerkundung durch Lesbos © Johannes Hulsch

Inselerkundung durch Lesbos

Mit dem neuen 24-70mm F2.8 DG DN II | Art auf der Suche nach dem traditionellen Griechenland

Ein altes griechisches Sprichwort besagt: „Wer gute Freunde hat, braucht keine Reichtümer.“ Ich finde, damit lässt sich am ehesten das Leben auf der Insel Lesbos beschreiben. Es ist ein einfaches Leben, jedoch strahlte jeder, mit dem ich vor Ort geredet habe, eine Entspanntheit und Lebensfreude aus, welche in Deutschland in letzter Zeit seltener geworden ist. Von Touristenmassen keine Spur. Trotzdem war ich überrascht von der Vielseitigkeit der Natur und der kulturellen Vielfalt dieser Insel, welche für mich wie keine zweite das traditionelle und authentische Griechenland widerspiegelt. Mit im Gepäck hatte ich diesmal das neue 24-70mm F2.8 DG DN der zweiten Generation, da mich der Vorgänger schon seit Jahren auf all meine Reisen begleitet und mein absolutes Lieblings-Allrounder-Objektiv geworden ist.

Da man die Insel Lesbos nur per Schiff oder Flugzeug aus Athen erreichen kann startete meine Reise mit einer Übernachtung am Flughafen in der Hauptstadt Griechenlands. Das Hotel war glücklicherweise direkt am Terminal gelegen und so konnten wir den früh morgendlichen Flug am Freitag, um 7:30 ohne viel Stress erreichen. Nach knapp 50 Minuten landete der Flieger schließlich am Flughafen in Mythilini, der Hauptstadt der Insel. Schnell packten wir unser Gepäck in den Mietwagen und fuhren kurz in das nahe gelegene Hotel, denn unser erster Termin wartete schon auf uns.

Inselerkundung durch Lesbos © Johannes Hulsch

Wenn Lesbos für eine Sache bekannt ist, dann wohl für den Ursprung des griechischen Nationalgetränks Ouzo. Besonders der Ort Plomari gilt bis heute für viele als die Geburtsstätte des Anisschnapses. Bereits zu Anfang des 19. Jahrhunderts begannen die ersten griechischen Familien mit der Destillation in Kupferkesseln auf die gleiche, traditionelle Weise, welche bis heute erhalten geblieben ist. Aufgrund seiner geografisch strategischen Lage zwischen Asien und Europa war der Hafen von Plomari im 19. Jahrhundert ein wichtiger Handelspunkt, von wo aus sich der Ouzo in der ganzen Welt verbreitete. Die einzigartige Rezeptur des Ouzos aus Plomari umfasst eine Vielzahl von Früchten und Kräutern aus Lesbos, zusammen mit Fenchel, Stern-Anis, Zimt, Muskatnuss und Mastich-Extrakten. Auch lernten wir, dass man Ouzo immer in Gesellschaft mit Freunden und Bekannten, zusammen mit leichten Snacks zu sich nimmt, da die Geselligkeit und der Austausch stets im Vordergrund stehen.

Nach dieser authentischen Erfahrung ging es für uns weiter zur Produktion eines Produktes, welches sicher bei jedem von uns im Haushalt zu finden ist, dem Olivenöl. Nur knapp einen Kilometer entfernt von der Ouzo Destillerie befand sich eine alte, zum Museum und Lagerstandort umgebaute Olivenmühle aus dem Jahr 1920. Auf einer Fläche von 1634 Quadratkilometern gibt es auf der gesamten Insel etwa 11 Milliarden Olivenbäume, welche bis heute, aufgrund des oft unwegsamen Geländes größtenteils per Hand geerntet werden. Nach der Ernte zwischen Oktober und Mai werden die Oliven zu den Produktionsbetrieben, wie die der Familie Protoulis gebracht, welche bereits seit 1975 Olivenöl produziert. Jedes Jahr werden hier etwa 400 Tonnen Olivenöl hergestellt und verkauft. Jedoch wird es auch hier jedes Jahr schwerer die Erträge zu gewährleisten, da aufgrund des Klimawandels die Sommer immer wärmer werden und mehr Böden austrocknen. Nach einer ausführlichen Tour durch das Gelände konnten wir auch das Olivenöl in verschiedensten Kombinationen, unter anderem auch mit Eiscreme verköstigen. Ich hätte nicht gedacht welche Qualitätsunterschiede sich auch bei Olivenöl erschmecken lassen.

Inselerkundung durch Lesbos © Johannes Hulsch

28mm – 1/40 – F2,8 – ISO 400

Vor dem Sonnenuntergang wollte ich mir nach diesen kulinarischen Highlights etwas die Beine vertreten und so beschlossen wir in das Dorf Petra im Norden der Insel zu fahren, da dies auf dem Weg zum Ort Mithymna lag. Der Ort Petra besticht vor allem durch seine lange Strandpromenade und die malerischen Gassen und Hinterhöfe. Inmitten des Ortes erhebt sich die Kirche „Panagia Glykofilussa“ auf einem Felsen, welche nur über ein paar steile, in den Stein gehauene Treppen erklimmbar ist. Von oben hat man jedoch eine fantastische Aussicht über das Dorf Petra und das angrenzende Hinterland. Da mir der Brennweitenbereich zwischen 24 und 70mm genügend Flexibilität bot um auch die Dächer in der Ferne einfangen zu können konnte ich mich vollkommen auf die Wahl des optimalen Bildausschnitts konzentrieren.

Inselerkundung durch Lesbos © Johannes Hulsch

57mm – 1/1.600 – F2,8 – ISO 400

Danach fuhren wir nur fünf Minuten bis zur angrenzenden Stadt Mithymna oder auch Molyvos genannt weiter. Diese sollte eine der schönsten, traditionellen Siedlungen in ganz Griechenland sein. Wir sollten nicht enttäuscht werden. Diese mittelalterliche Stadt, die amphitheatralisch an einen Hang gebaut ist und von einer venezianischen Burg gekrönt wird, ist wirklich malerisch anzuschauen. Wir schlenderten durch die engen Kopfsteinpflasterstraßen, vorbei an niedlichen kleinen Läden mit lokalen Produkten und Tavernen mit traditionellem Flair. Aufgrund der mit Pflanzen zugewachsenen Dächer in den Gassen wurde es auch zunehmend dunkler, was jedoch dank der Offenblende von F2.8 des 24-70mm kaum ein Problem darstellte und ich auch ohne Stativ noch mit einer Verschlusszeit von 1/30s arbeiten konnte. Über allem thronte die alte Burg von Molyvos aus dem 5. Jahrhundert, welche zu den berühmtesten Bauwerken auf der ganzen Insel zählt und von den Venezianern errichtet wurde. Mit einsetzender Dämmerung machten wir uns schließlich auf den Rückweg zum Hotel.

Inselerkundung durch Lesbos © Johannes Hulsch

70mm – 1/8.000 – F2,8 – ISO 200

Der nächste Morgen führte uns zurück in die Hauptstadt Mytilini, welche gleichzeitig auch zu einer der ältesten Städte Griechenlands zählt. Die Geschichte der Stadt begann bereits 3000 Jahre vor Christus. Heute leben hier etwa 30.000 Menschen und die Stadt ist ein wichtiges Handelszentrum in der nördlichen Ägäis. Auch hier gibt es eine alte Burganlage, das „Kastro von Mytilini“ aus der byzantinischen Zeit, welche vorrangig als Verteidigungsanlage diente. Heutzutage jedoch stehen nur noch die Burgmauern. Nach einem kurzen Rundgang durch die Gassen und einem kleinen Fruchtstück bei einem lokalen Bäcker fuhren wir zurück ins Hotel und begannen mit der Planung für den Rest des Tages.

Inselerkundung durch Lesbos © Johannes Hulsch

24mm – 1/8.000 – F2,8 – ISO 640

Ich schlug vor, gegen Nachmittag in das Bergdorf Agiasos zu fahren, welches romantisch von Wäldern umgeben am Fuße des mächtigen Berges Olympos gelegen ist. Diese Entscheidung sollten wir nicht bereuen, da es sich mit den verwinkelten Gässchen, Steinhäusern mit roten Dächern und bunten Fensterläden schnell zu meinem persönlichen Lieblingsdorf auf der ganzen Insel entwickelte. Wir stellten das Auto unterhalb des Dorfes ab und legten den Anstieg bis zur Wallfahrtskirche Panagia zu Fuß zurück. Rund um die Kirche herum fanden wir viele kleine Läden, welche sowohl Töpferwaren, Holzkunst als auch leckere griechische Gerichte anboten, welche wir uns nicht entgehen lassen konnten.

Inselerkundung durch Lesbos © Johannes Hulsch

24mm – 1/1.250 – F2,8 – ISO 100

Gestärkt fuhren wir weiter in Richtung eines alten römischen Aquädukts in der Nähe des Dorfs Moria. Dieses imposante und noch recht gut erhaltene dreistöckige Aquädukt wurde Ende des 2. Jahrhunderts n. Chr. von den Römern errichtet, um die Versorgung der Inselhauptstadt Mytilini zu gewährleisten. Dabei wurde das Wasser über 25 km von den Bergdörfern am Fuße des Olympos, über das 27 m hohe und 170 m lange Aquädukt bis nach Mytilini transportiert. Berechnungen zufolge soll es damals möglich gewesen sein, bis zu 127 Millionen Liter Wasser täglich zu fördern.

Da wir die Zeit etwas aus den Augen verloren hatten und der Sonnenuntergang schon recht fortgeschritten war, beschlossen wir noch etwas entlang der Hafenpromenade von Mytilini zu schlendern und den Abend entspannt in einer Taverne ausklingen zu lassen. Da die Sonne schon relativ tief stand, beschloss ich direkt mit dem Gegenlicht zu arbeiten und gegen die Sonne zu fotografieren. Dank der herausragenden optischen Qualität der Linsen in dem 24-70mm F2.8 konnte ich ohne unerwünschte Flairs oder Artefakte das Motiv: Kirche von Agios Therapon einfangen. Besonders am Abend sind die beleuchteten und belebten Gassen ein Spiegelbild der griechischen Geselligkeit und man muss sich einfach nur treiben lassen.

Inselerkundung durch Lesbos © Johannes Hulsch

34mm – 1/500 – F2,8 – ISO 100

Zum Sonnenaufgang am dritten und gleichzeitig schon letzten vollen Tag auf der Insel fuhren wir wieder etwas in die Berge im Norden der Insel, um uns ein paar Bergdörfer und Klöster anzuschauen. Leider mussten wir feststellen, dass es manchmal gar nicht so einfach ist, den richtigen Weg durch die engen Gassen zu finden, und so verfuhren wir uns ein paarmal, bis wir beim Kloster Moni Agiou Rafail ankamen. Bedauerlicherweise war dies so früh morgens noch geschlossen und wir mussten unverrichteter Dinge wieder den Rückweg antreten. Ich hatte jedoch ein interessantes Bergdorf auf dem Hinweg gesehen und so beschlossen wir dort noch einen Stopp zu machen. Das Dorf Afalonas ist malerisch zwischen Olivenhainen auf einem Berg gelegen und von oben kann man bis weit in den Norden der Insel und das umliegende Meer überblicken.

Inselerkundung durch Lesbos © Johannes Hulsch

37mm – 1/2.000 – F3,5 – ISO 100

Gegen Mittag wartete ein weiteres Highlight auf uns, wo die Zeit wie stehen geblieben schien, der versteinerte Wald von Lesbos. Auf den ersten Blick scheint es etwas den Verstand zu verwirren, die Überreste von Stämmen, Zweigen, Wurzeln, Blättern und sogar einigen Tieren wie eingefroren vor sich zu sehen. Erklären lässt sich dies durch den Niedergang von Vulkanasche in diesem Teil der Nordägäis vor bis zu 20 Millionen Jahren, was alles Leben buchstäblich versteinert hat. Deshalb wird es auch das „Pompeji der Pflanzenwelt“ genannt.

Auf einer Fläche von 150 Quadratkilometern findet man dort überall vereinzelt versteinerte Stämme, was das Gebiet zum zweitgrößten versteinerten Wald der Welt macht. Exponate aus den verschiedenen Epochen sind ausgestellt im Naturhistorischen Museum in Sigri, ganz im Westen der Insel. Die Landschaft dort unterschiedet sich vollkommen vom Rest der Insel, da dort aufgrund der hohen Vulkanaktivität kaum Vegetation vorhanden ist. Viele der Bäume stehen noch an Ort und Stelle, wo sie vor Millionen von Jahren versteinert wurden. So unternahmen wir eine kleine Wanderung, um uns die beeindruckendsten Stämme, welche zum Teil über 11 Meter lang sind und Durchmesser von über 1 Meter besitzen, anzuschauen.

Inselerkundung durch Lesbos © Johannes Hulsch

53mm – 1/2.500 – F2,8 – ISO 100

Da wir am ersten Tag nur die Destillerie und die Ölmühle in Plomari, jedoch kaum etwas von der zweitgrößten Stadt der Insel selbst gesehen hatten, beschlossen wir den letzten Sonnenuntergang der Reise dort zu verbringen. Auch die bunten Häuser dieser Stadt schmiegen sich an den Berghang an und ergeben ein malerisches Bildmotiv. Die oft noch traditionellen Fischerboote im Hafen lassen erahnen, welches geschäftige Treiben hier früher geherrscht haben muss. Das Herzstück der Kleinstadt ist die Platia mit ihrer mächtigen Platane und darunter bunte Stühle, welche zum Verweilen einladen.

Die Insel Lesbos hat mich wirklich positiv überrascht. Ich war schon auf einigen griechischen Inseln, jedoch hatte ich bei keiner das Gefühl, so eine authentische Erfahrung vom Leben in Griechenland zu bekommen, wie hier. Ich durfte hautnah miterleben, wie aus den vor Ort geernteten Oliven Öl in bester Qualität gewonnen wird, wo das Nationalgetränk der Griechen eigentlich ursprünglich herkommt und wie die Natur vor über Millionen von Jahren ausgesehen hat. Wer gerne Urlaub abseits überfüllter Strände und Museen macht, ist hier bestens aufgehoben, denn Lesbos lädt dazu ein, dass man die Insel auf eigene Faust erkundet und das eine oder andere Abenteuer zu erleben.

Der Autor:

 
Johannes Hulsch
Landschaft- und Reisefotograf

Aufgewachsen in einer ländlichen Gegend entdeckte Johannes Hulsch bereits früh die Schönheit der Natur für sich. Mit der alten Kamera seines Vaters begann er seine ersten Schritte im Bereich der Landschaftsfotografie. Dabei beschränkte er sicher vorerst auf das Gebiet des Erzgebirges. Mit zunehmendem Erfolg seiner Bildern in den sozialen Medien begannen sich auch die Reisen auf Deutschland und Europa auszuweiten. Mittlerweile ist er selbständig als Landschaft- und Reisefotograf in Leipzig ansässig und nimmt seine Follower mit auf seine Abenteuer rund um den Globus. Jedoch gilt für ihn nach wie vor das Motto: „Für ein gutes Foto muss man seinen Blick nicht in die Ferne schweifen lassen, die schönsten Dinge findet man meistens direkt vor der Haustür, da man sich dort auskennt wie kein zweiter.“

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