Vielfalt in der Street Fotografie © Stefan Lauterbach

Vielfalt in der Street Fotografie

Mit dem SIGMA 23mm F1,4 DC DN | Contemporary in Frankfurt

Vielfalt in der Street Fotografie © Stefan Lauterbach

Nachdem ich mittlerweile mehrere Objektive der Contemporary- Linie von SIGMA für Fujifilm besitze, fehlte mir noch meine Lieblingsbrennweite in einem kompakten Gewand mit hoher Lichtstärke. Mit dem SIGMA 23mm F1,4 DC DN ist es nun endlich erhältlich, und es reiht sich mühelos in die Contemporary-Reihe ein. Es erinnert mich etwas an mein früheres SIGMA 35mm F1,4 Art, als ich noch mit Canon fotografierte. Umgerechnet im Kleinbild oder Vollformat ist es nämlich genau diese klassische 35mm Festbrennweite. Müsste ich mich auf etwas festlegen, wäre es wohl diese Brennweite, da ich schon immer gerne damit fotografiert habe.

1/500 – F1,8 – ISO 250

Und so kommt es, dass das 23mm während meines Testzeitraums beinahe ununterbrochen auf der Kamera blieb. Das Objektiv ist unheimlich vielfältig einsetzbar und für unterschiedlichste Szenarien nutzbar. Dadurch, dass 35mm in etwa dem entspricht, was das menschliche Auge sieht, macht es das „Framing“ bzw. das Komponieren eines Fotos leichter, und es fühlt sich für mich natürlich an, damit zu fotografieren. Nicht umsonst wird diese Brennweite auch besonders gern in der dokumentarischen sowie auch in der Street Fotografie benutzt. Aber auch „environmental Portraits“ (also Portraits mit mehr Kontext), Architektur und vieles anderes lassen sich damit bestens fotografieren.

In diesem Artikel zeige ich euch daher anhand einiger Fotos und Beispiele, wie vielfältig das 23mm in der Street Fotografie nutzbar ist. Dafür war ich in den letzten vier Wochen öfters mal in Frankfurt City mit meiner Fujifilm XT-5 unterwegs und habe einen facettenreichen, bunten bis monochromen Mix aus verschiedenen Street Fotografien mitgebracht.

Vielfalt in der Street Fotografie © Stefan Lauterbach

Nähe und Distanz

Wer gerne mehr im Telebereich von 50 oder sogar 75-85mm fotografiert, für den wird die Umstellung auf 35mm (immer umgerechnet auf Vollformat) zunächst ungewöhnlich sein. Man muss viel näher ran an seine Motive. Man muss plötzlich viel mehr Dinge im Hintergrund beachten, die schnell auch stören können. Der Output ist ein anderer, da es sich um ein Objektiv im Bereich eines leichten Weitwinkels handelt. Doch man hat sich auch schnell daran gewöhnt, und mit etwas Übung kommen dabei hervorragende Fotos heraus, die eine unmittelbare Nähe vermitteln können. Wie erwähnt, fühlt es sich für mich natürlich an, damit zu fotografieren, da man ungefähr das bekommt, was das Auge auch sieht. Das Objektiv hilft mir hier aufgrund seiner sehr scharfen Bildqualität und der Möglichkeit, auch wunderbar freistellen zu können, wenn das mal nötig sein sollte.

Aber auch aus der Distanz sind hier genauso Fotos möglich, die eben etwas mehr Umgebung zeigen. Hier empfiehlt es sich besonders auf einen nicht zu sehr überladenden Hintergrund zu achten und das Foto sorgfältig zu komponieren.

1/400 – F16 – ISO 3.200

Tipp

Es ist oft besser, etwas mehr Luft in seinen Kompositionen zu lassen und dann bei der Bearbeitung das Foto etwas zu „croppen“, also zu beschneiden. Das haben auch bereits große Fotografen wie Elliott Erwitt oder Henri Cartier-Bresson getan und war und ist in der analogen Fotografie ein legitimer Prozess – warum also nicht auch in der digitalen? Hier empfehle ich einen Blick in das Buch „Magnum Contact Sheets“, wo das anhand der Kontaktabzüge berühmter Fotografien sehr gut gezeigt wird. Jedenfalls hat man so später deutlich mehr Spielraum beim Bearbeiten und Finalisieren seiner Fotos, und manchmal kommt man auch einfach nicht näher oder schnell genug heran an ein Motiv. Heutige Sensoren lösen sehr hoch auf, so bleibt mehr als genug Spielraum, um das Foto zu „croppen“. Die hohe Abbildungsqualität des 23mm spielt hierbei auch eine wichtige Rolle und arbeitet bestens mit dem 40 Megapixel APS-C Sensor der XT-5 zusammen, mehr Megapixel in diesem Bereich gibt es aktuell nicht.

Flexibilität und Schnelligkeit im entscheidenden Moment

Wenn ich auf der Straße fotografiere, muss ich manchmal sehr schnell agieren, um flüchtige Momente zu erwischen. Hier sollte ich mein Werkzeug, also Kamera und Objektiv, gut beherrschen und kennen, um vorher ungefähr zu wissen, wie ich meine Kamera einstelle, um direkt reagieren zu können, wenn ich etwas sehe. Oft handele ich dabei intuitiv; ich fotografiere das, was ich sehe, und entscheide hinterher, ob das Foto so zu gebrauchen ist oder nicht. Dabei mache ich oft mehrere Fotos von einer Situation. So erhöht sich die Chance, den richtigen Moment zu erwischen. Wie hier in „Mainhattan“ zwischen den Hochhäusern auf einer Kreuzung mitten auf der Straße. Hier hatte ich nur die kurze Zeit der Grünphasen einer Fußgängerampel, und alles und jeder ist hier in ständiger Bewegung.

Vielfalt in der Street Fotografie © Stefan Lauterbach

In anderen Momenten macht es Sinn, mehr vorausschauend zu denken, also zu überlegen, was könnte an meinem Spot passieren, wie positioniere ich mich? Wo könnte die Person, die dort hinten kommt, als nächstes hinlaufen? Vielleicht läuft ein Mensch (oder auch ein Hund) gleich in meine „Bühne“ an einem Spot, wo die Sonne gerade ein interessantes Spiel aus Licht und Schatten kreiert. Zufällig rannten mir hier beim Foto rechts diese drei Personen durch meine Komposition am Fuße des Silvertowers. Ich sah sie bereits in der Ferne und hielt mich bereit an meinem Spot, da ich vermutete und natürlich auch hoffte, dass die drei so oder so ähnlich vor mir entlang laufen würden. Antizipieren ist das Stichwort. Ganz ähnlich sind die folgenden beiden Fotos auch entstanden. 

1/1.000 – F8 – ISO 160

Dabei ist es wichtig, dass die Technik mich hier nicht im Stich lässt. Kurzum, ein schneller und sitzender Autofokus ist von Vorteil. Hier arbeitet das 23mm zuverlässig, und ich kann mich auf das Wesentliche konzentrieren. Letztendlich muss ich der Kamera natürlich sagen, wo sie fokussieren soll. Außerdem bewegen sich meine Motive oft schnell – bin ich zu langsam, hilft auch der beste Autofokus nichts. Ich arbeite meist mit AF-S (oder manchmal manuell) und nutze nur selten den AF-C (Continuous) Fokus, da ich für mich so mehr Kontrolle habe. Bei meinem Test saß der Fokus jedenfalls in den allermeisten Fällen und agierte sehr schnell, wie man es auch von einer solchen Brennweite erwartet. (Es handelt sich hier noch um ein Vorserienmodell.) Auch bei der Gesichts- und Objekterkennung der XT-5 gab es keine Probleme seitens des Objektivs. Im manuellen Modus hilft der große und griffige Fokusring für ein geschmeidiges Gefühl beim Einstellen der Entfernung.

Menschen? Darf man auch mal weglassen, oder?!

Manchmal sind es die kleinen Dinge, die mir auffallen und zunächst unscheinbar wirken. Es muss auch nicht immer ein Mensch zu sehen sein, oder dieser ist vielleicht nur minimal angedeutet oder ganz winzig klein. Ich zeige euch hier zwei Beispiele, wie Street Photography auch (fast) ohne Menschen funktionieren kann. Die beiden Fotos sind eher abstrakt und sollen bewusst etwas aus der Reihe tanzen. Erst beim genauen Hinsehen wird klar, was hier vor sich geht. Das verstaubte öffentliche Telefon und im Hintergrund eine Person mit farblich passenden „Schlappen“ wirken wie aus einer anderen Zeit und irgendwie fehl am Platz. Die abstürzende und scheinbar riesige Seifenblase vermittelt ein surreales Gefühl. Beide Fotos verbinden Elemente Vordergrund und Hintergrund, die auf den ersten Blick nicht zusammenpassen, aber in dieser Kombination und aus der jeweiligen Perspektive etwas Neues entstehen lassen

Mensch und Architektur

Architektur im Spiel ist, gerade in einer Stadt wie Frankfurt, haufenweise zu finden, ist für mich der Mensch dann aber doch wieder der entscheidende Faktor. Am besten mit gutem Licht kombiniert, kommen dabei sehr stimmungsvolle Fotos zustande. Gerade hier ist es wichtig, etwas Geduld mitzubringen. Manchmal braucht es einfach Glück, dass jemand genau dort entlangläuft, wo man es gerne hätte. Bei diesen drei Fotos wartete ich jeweils ca. 15-30 Minuten, bis ich sie ungefähr so hatte, wie ich mir das vorstellte. Gerade an Wochenenden sind rund um die hier gezeigten Gebäude und Plätze eher weniger Menschen unterwegs. Doch das ist nun mal meine „Hauptarbeitszeit“, wenn ich hinausgehe, um Street Fotos zu machen, und die meisten Gebäude dieser Art sind Büros oder Banken, und nur wenige arbeiten am Wochenende. Also muss ich eben warten. Ich suchte mir hier jeweils wieder eine passende Position, beobachtete die Szenerie und versuchte zu antizipieren, wo etwas passieren könnte, und erhoffte mir zumindest, dass sich durch die jeweiligen Lichtspots ein Mensch bewegt. Ich hatte Glück! Meine Geduld hat sich ausgezahlt. Es ist eben manchmal wirklich wie „Fischen“ – außer, dass weder Mensch noch Tier zu Schaden kommen. 😉

Fazit:

Das 23mm ist ein wirklich guter Begleiter im fotografischen Alltag. Wie ihr gesehen habt, ist es für eine Vielzahl von Motiven einsetzbar. Ich habe versucht, verschiedene Situationen und Facetten der Street Photography aufzuzeigen, und das alles mit diesem einen Objektiv. Eine perfekte Lösung für beste Qualität, für einen Tag in einer Stadt wäre für mich das 23mm zusammen mit dem 56mm in meiner Tasche, um noch etwas flexibler zu sein. Dieses Set ergänzt sich perfekt. Beide sind bestens verarbeitet und vor allem kompakt und liefern beste Bildqualität.

Vielfalt in der Street Fotografie © Stefan Lauterbach

Das 23mm kommt wie seine Geschwister in einem edel verarbeiteten Gehäuse mit einer Gummidichtung, was davor schützt, Feuchtigkeit in den Sensor dringen zu lassen. Ein kleiner Regenschauer sollte kein Problem sein. Es ist kompakt, leicht und hat eine hohe Lichtstärke. Zudem ist es auch schon bei Offenblende 1,4 sehr scharf. Der Autofokus wiederum ist schnell und zuverlässig. Was mich persönlich weniger stört, ist der nicht vorhandene Blendenring. Ich habe schon oft gehört, dass er in der Contemporary Reihe für Fujifilm vermisst wird. Ich würde es ebenso begrüßen, wenn dieser in den nächsten Generationen oder in bei zukünftigen Objektiven eingebaut wird. Doch mit dem Objektiv wurde so vieles richtig gemacht und es kommt zu einem unschlagbaren Preis – ich kann also gut damit leben. Ich habe das 23mm sehr gerne benutzt, und die Ergebnisse stimmen mich zufrieden und lassen sich sehen. Ich bin begeistert, was dieses kompakte und preiswerte Objektiv hier an Abbildungsqualität liefert, und bin mir sicher, dass es demnächst den Weg in meine Fototasche findet und noch öfter zum Einsatz kommen wird.

1/1.000 – F5,6 – ISO 3.200

Verwendete Objektive:

Der Autor

 
Stefan Lauterbach
Street Photographer

Stefan Lauterbach lebt in Frankfurt am Main und fotografiert hier mit großer Leidenschaft im Bereich der Street Photography. Stefan ist Autodidakt und fotografiert schon seit vielen Jahren. Im Jahr 2017 begann er mit der Street Photography und entwickelt sich seither stetig weiter. Er liebt den urbanen Raum, der ihm als eine Art große Bühne mit unendlich vielen Möglichkeiten dient. Am glücklichsten ist Stefan, wenn er ungestellte Situationen mit spannendem Licht, Schatten und Kontrasten kombinieren kann. Er ist daher ständig auf der Suche nach Momenten aus dem täglichen Leben und verpackt diese gerne in grafisch ansprechende Kompositionen mit einem künstlerischen Ansatz. Manchmal sind es auch nur die kleinen Momente und Details, die wir in unserem hektischen Alltag kaum noch wahrnehmen.

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