Hundefotografie © Regine Heuser

Tipps für die Hundefotografie

Ich nehme euch heute mit in die Welt der Hundefotografie und verrate euch den ein oder anderen Tipp, wie ihr die Vierbeiner ausdrucksstark einfangen könnt.

Die passende Location

Beginnen wir mit den Überlegungen zur Location:

Wenn ich ein Hunde-Shooting für Kunden plane, schaue ich mir vorher verschiedene Locations an und entscheide dann, wo es, je nach Jahreszeit, passt. Für ein Hunde-Shooting müssen auch die Temperaturen für den Hund angenehm sein, in den Sommermonaten shoote ich vorzugsweise am frühen Morgen. Das ist immer von der Jahreszeit abhängig. Die Auswahl einer geeigneten Umgebung ist deshalb wichtig, weil viele Dinge einfach passen müssen. Ist man privat unterwegs steht dem Ausprobieren natürlich nichts im Weg. Bei einem professionellen Shooting für Kunden sollte man dagegen wirklich nichts dem Zufall überlassen. Des Weiteren muss ich vorher immer wissen, von wo um welche Uhrzeit das Licht einfällt. Falls du gewerblich als Hundefotograf/-in arbeiten möchtest, empfehle ich eine wirklich gute Vorbereitung. 

1/320 – F2 – ISO 400

Der richtige Bildausschnitt

Neben einer passenden Location ist auch die Wahl des Bildausschnittes entscheidend.

Hier habe ich Steinsäulen als Shooting Location ausgewählt. Das Bild wirkt im Hochformat stimmiger als z.B. im Querformat. Besonders bei Aufnahmen im Hochformat solltest du immer darauf achten, dass die Bildaufteilung stimmt und der Hund, in Blickrichtung, noch genug Platz im Bild hat. Ein nachträglicher Ausschnitt ist oft viel schwieriger als bei einem Querformat.

Wichtig ist ebenfalls den Hund zu isolieren! Oft ist einfach zu viel im Bild. Versuche, das Hauptmotiv von unwichtigen Nebenmotiven zu isolieren. Gehe näher heran, wechsle die Perspektiven oder verändere deine Aufnahmeposition, die Brennweite und die Blende. Suche z.B. eine Umgebung aus, die farblich zum Hund passt und achte auf störende Elemente im Hintergrund.

1/400 – F1,8 – ISO 320

Licht und Schatten

Um kreativ fotografieren zu können und auch schwierige Lichtsituationen meistern zu können, ist die manuelle Belichtung und eine gute Ausrüstung wichtig. Viele Hobbyfotografen bleiben im Automatikmodus der Kamera hängen und sind enttäuscht, weil sie nicht weiterkommen. Es gibt verschiedene Lichtsituationen, die die Automatikprogramme nicht meistern können. Solche Situationen liegen dann vor, wenn der Hund beispielsweise verschiedene Fellfarben hat oder sehr dunkle und sehr helle Fellpartien. Vielleicht ist auch das Hauptmotiv dunkler als der Hintergrund oder du hast eine Gegenlichtsituation. Das alles bedeutet, kreativ mit Licht zu spielen.

Tipp: Achte immer darauf, dass die Augen gut ausgeleuchtet sind, ohne Lichtpunkt im Auge wirken Hundeporträts ausdruckslos und nicht lebendig.

Belichtungsmessmethoden

Die Belichtungsmessmethode wird oft vernachlässigt. Dabei ist es schon sehr wichtig, damit zu arbeiten. Nutze also unbedingt die Einstellungsmöglichkeiten, die deine Kamera dir bietet. Bei den meisten Kameras kannst du unter verschiedenen Messmethoden auswählen. Die Bezeichnungen sind je nach Kameramodell unterschiedlich und lauten etwa Mehrfeldmessungmittenbetonte Integralmessung und Spotmessung. Bietet deine Kamera die Spotmessung an, bei der nur ein sehr kleiner Motivbereich (5 bis 10 %) im Sucher für die Messung herangezogen wird, kannst du in schwierigen Lichtsituationen damit arbeiten und die Belichtungswerte noch exakter bestimmen. Geht es darum, ein bestimmtes Detail unabhängig vom Rest der Szene richtig zu belichten, ist die Spotmessung die zuverlässigste Art der Belichtungsmessung. Ansonsten nutze ich sehr oft die Selektiv bzw. mittenbetone Messung in der Hundefotografie. 

Gegenlichtaufnahmen

Gegenlichtaufnahmen bedeuten nicht, nur Sonnenauf- und Sonnenuntergänge gegen die Sonne gerichtet zu fotografieren. Für mich ist eine Gegenlichtsituation gegeben, wenn es hinter dem Motiv viel heller ist als im Vordergrund. Du kannst so, sehr schöne Effekte erzielen.

Das Equipment

Ich nutze für die Hundefotografie verschiedene Objektive, Zoom Objektive und Festbrennweiten. Für diesen Beitrag habe ich ausschließlich mit dem 
Sigma 105mm F1,4 DG HSM | Art fotografiert. Was mich begeistert hat, ist die Lichtstärke, die perfekte Schärfe und das Bokeh. Es wird nicht umsonst als Bokeh-Meister bezeichnet, für die professionelle Hundefotografie ein absolut perfektes Objektiv, egal ob Portraitfotografie oder Actionfotografie.

So werden deine Bilder richtig scharf

Passte die Schärfe? Ist das Bild auch bei 100%iger Vergrößerung auf dem Bildschirm richtig knackig scharf?

Der Autofokus sorgt mit großer Zuverlässigkeit dafür, dass das mit der Kamera anvisierte Motiv auch wirklich scharf auf dem aufgenommenen Foto zu sehen ist. Drücke an deiner Kamera den Auslöser bis zum ersten Druckpunkt, dabei stellt der Autofokus auf das aktive Fokusfeld scharf. Dann drückst du den Auslöser ganz durch, und das Bild ist im Kasten.

1/250 – F1,8 – ISO 160

Vielleicht kennst du das Problem: Wenn du mit Automatikprogrammen fotografierst, siehst du im Sucher oft mehrere Fokusfelder, die gleichzeitig oder nacheinander aufblinken. Wenn du mit dieser Einstellung fotografierst, hast du du nicht die Kontrolle über den richtigen Schärfepunkt im Bild – es kann zufällig passen, aber meistens passt es nicht. Fokussiere also immer mit nur einem Fokuspunkt den Bildbereich, der scharf abgebildet werden soll. Auch wenn der Hund ruhig sitzt oder liegt, ist das exakte Fokussieren wichtig, besonders wenn die Blende sehr weit geöffnet ist. Bei Hunden kann es auch passieren, dass die die Nase schärfer ist als die Augen, wenn du nicht korrekt fokussierst.

Tipp: Fokussiere immer auf die Augen des Hundes und nutze dafür das Fokusfeld oder die Tieraugenerkennung deiner Kamera.

Hunde in Bewegung

Mit dem spannendsten Kapitel in der Hundefotografie geht es jetzt weiter – dem Fotografieren von Hunden in Bewegung. Es ist aber nicht nur die spannendste Aufgabe, sondern auch die schwierigste. Hast du schon probiert, Hunde in Bewegung zu fotografieren? Wie zufrieden warst du mit den Ergebnissen?

Zum Üben ist es gut, wenn du die Blende nicht ganz so weit öffnest. Bei einem Blendenwert von z. B. F1,4 ist der Schärfebereich sehr sehr knapp. Besonders wenn du im Telebereich mit einer Vollformatkamera fotografierst.

Wenn, wie im Beispiel rechts, 2 Hunde im Laufen oder im Sprung fotografiert werden sollen, empfehle ich auf jeden Fall die Blende etwas zu schließen, weil sonst unter Umständen nicht beide Hunde gleich scharf abgebildet werden. Du brauchst jetzt noch den Autofokus, aber nicht irgendeinen, sondern den nachführenden oder kontinuierlichen Autofokus. Je nach Kamerahersteller gibt es hierfür unterschiedliche Bezeichnungen – z. B. AI SERVO oder AF-C.

1/1.000 – F5 – ISO 1.600

Wenn Hunde sehr schnell laufen, ist die Serienbildfunktion sinnvoll. Läuft der Hund auf dich zu, fokussierst du den Bereich des Kopfes oder nutze, wenn vorhanden, die Tieraugenerkennung deiner Kamera. Wenn du zwei Hunde im Laufen fotografieren möchtest, ist das nicht so einfach planbar. Die Hunde müssen so nah zusammenlaufen, dass sie gleichermaßen von der Schärfe erfasst werden. Auch für solche Aufnahmen ist eine relativ kurze Distanz zur Kamera wichtig, weil die Hunde sich, je länger sie laufen, immer mehr voneinander entfernen. Das bedeutet, die Hunde haben, bevor sie losrennen, schon eine relativ kurze Distanz zu meiner Kamera. In dem Moment, in dem sie losrennen, laufen sie noch einigermaßen nah beieinander. Damit die Hunde aber auch einigermaßen bildfüllend sind, darf die Distanz nicht zu groß sein. Du kannst die Hunde z.B. absetzen, dann deine Aufnahmeposition wählen und beim Blick durch den Sucher entscheiden, ob die Bildaufteilung passt.

Eine kurze Verschlusszeit ist sehr wichtig. Ich empfehle mindestens eine 1/1000 Sekunde. Bei sehr schnellen Hunden ist es sinnvoll, zugunsten einer kurzen Belichtungszeit den ISO-Wert etwas zu erhöhen. Das heißt, wenn 1/1000 Sekunde das Minimum für Bewegungsbilder ist, dann kannst du auch zum Beispiel 1/1600 Sekunde einstellen und den ISO-Wert entsprechend erhöhen. Je kürzer die Verschlusszeit, desto einfacher ist es, sehr schnelle Bewegung gestochen scharf einzufrieren.

Sehr gut üben kannst du Bewegungsbilder auch mit deinem eigenen Hund, wenn er sich absetzen lässt und dann herangerufen wird. Oder werfe einfach einen Ball. Aber beachte, dass wenn der Hund noch sehr weit von der Kamera entfernt ist, es zu Fokusproblemen kommen kann.

Das 105mm liefert hier auch bei sehr weit geöffneter Blende ein hervorragendes Ergebnis mit perfekter Schärfe und schöner Freistellung.

1/1.600 – F2 – ISO 1.600

Tipp:

Bildstabilisatoren eignen sich nicht, um Bewegungen einzufrieren. Schalte den Bildstabilisator an deinem Objektiv bzw. in deiner Kamera in diesem Fall jedoch aus. Oft wird er zwar empfohlen, das ist aber für die Art von Bewegungsbildern, wie wir sie mit Hunden realisieren wollen, nicht empfehlenswert. Bei den meisten Systemkameras kann der Bildstabilisator im Kameramenü deaktiviert werden. Du solltest ihn ebenfalls ausschalten, wenn die Kamera auf einem Stativ steht. 

Bildstabilisatoren eignen sich im Bereich der Bewegungsfotografie z.B. für die sogenannte Mitziehtechnik oder wenn du mit großer Brennweite aus der Hand statische Motive aufnehmen möchtest.

1/1.600 – F4 – ISO 1.600

Bewegungsbilder im Wald

Action-Shootings in Wäldern sind oft deshalb schon anspruchsvoll, weil es je nach Location nicht genug Licht gibt. Ich habe dieses Foto Ende Oktober bei stark bewölktem Himmel im Wald aufgenommen. Da ich der Schärfe wegen immer mit mindestens 1/1000 Sekunde Hunde in Bewegung fotografiere, ist hier die Lichtstärke des 105mm Objektives einfach perfekt und gibt mir die Möglichkeit auch bei sehr schlechtem Licht noch tolle Actionbilder aufzunehmen. Je nachdem welche Kamera du verwendest, kann es bei sehr hohen ISO-Werten zu unerwünschtem Bildrauschen kommen. 

Ein Testbild aufzunehmen, ist hier sinnvoll, weil es in natura oft anders aussieht, als die Kamera es umsetzen kann. Schattenbereiche, die wir so als nicht so störend empfinden können auf dem Foto wesentlich dominanter wirken.

1/1.000 – F2 – ISO 800

Noch ein Tipp zur Perspektive: Je tiefer die Aufnahmeperspektive desto beeindruckender wirkt der Hund, wenn er auf dich zu läuft.

Schritt für Schritt zum besten Ergebnis:

  1. Stelle deine Wunschblende ein
    Nehmen wir für dieses Beispiel den Blendenwert F4,0
  2. Wähle die Verschlusszeit
    Wenn du im Telebereich fotografierst, kannst du bei einem Portrait, wenn der Hund sich nicht bewegt, z.B. eine 1/250 Sekunde einstellen. Wenn die Verschlusszeit über dem Wert der Brennweite liegt, verwackelst du nicht oder du aktivierst den Bildstabilisator für dein Portrait.
  3. Setze den Fokus
    Während du jetzt das Objektiv der Kamera auf deinen Hund richtest, drückst du den Auslöser halb durch. Die Kamera fokussiert und misst nun durch die Linse die Belichtung.
  4. Stelle die Belichtung ein
    Achte im Sucher der Kamera auf die angezeigte Belichtungsskala. Steht der Cursor in der Mitte auf 0, ist das ein grober Anhaltspunkt dafür, dass die Belichtung einigermaßen passen könnte. Wenn du aber mit der Einstellung Blende F4 und Verschlusszeit 1/250 Sekunde bei einem Porträt feststellst, dass der Cursor nach rechts in die hellen Bereiche wandert (rot markiert), wird dir angezeigt, dass das Bild unter Umständen viel zu hell belichtet wird.
    -………….0………..|…+
    Oder der Cursor wandert nach links, das Bild ist u.U. zu dunkel belichtet.
    -..|………..0……………+
  5. Mach ein Testfoto
    Um ein Testfoto aufzunehmen, verkürzt du nun die Verschlusszeit so lange, bis der Cursor erst einmal in der Mitte steht. Dann nimmst du das Foto auf und prüfst die Aufnahme auf dem Display. Man sieht nun schon ganz gut, ob es ausgewogen belichtet ist oder nicht, und du kannst auch das Histogramm zu Hilfe nehmen. Wandert der Cursor nach links, deutet alles auf eine Unterbelichtung hin.

Hier noch ein paar allgemeine Tipps für die Hundefotografie:

  • Da sich junge Hunde nicht lange konzentrieren können und sehr schnell müde werden, müssen die Bilder schnell im Kasten sein. Der direkte Blick des Hundes in die Kamera vermittelt den Eindruck, dass der Hund einen anschaut aber auch ein Blick zur Seite hat eine tolle und oft emotionale Wirkung. Man sollte sich aber vorher immer überlegen, was man mit einem Foto aussagen möchte.
  • Nicht nur der Umgang mit der eigenen Kamera ist wichtig, sondern auch das Gespür für den Hund – du musst den Hund „lesen“ können. Für beides ist viel Erfahrung unabdingbar. Zum Beispiel ist das Ohrenspiel der Hunde enorm wichtig, sie sollten nicht nach hinten gelegt sein. Ein aufmerksamer Hund spitzt seine Ohren und schaut interessiert. 
  • Wichtig ist, dass du nur versuchst, Bilder umzusetzen, die machbar sind. Das heißt, zwinge die Hunde niemals zu etwas, das sie nicht mitmachen möchten! Nicht jede gute Idee kann verwirklicht werden. 

1/400 – F1,8 – ISO 200

Es sind oft die Kleinigkeiten, die ein perfektes Bild ausmachen. Entscheidend ist für mich auch, dass ein gutes Bild aus der Kamera kommt und nicht erst mithilfe diverser Bildbearbeitungs-Apps geradegezogen und aufgehübscht wird. 

Ich wünsche dir immer gutes Licht und ganz viel Spaß beim Fotografieren.

Verwendetes Equipment:

Die Autorin

 
Regine Heuser
Tierfotografin

Regine Heuser ist Tierfotografin und spezialisiert auf Hundefotografie.

Sie hatte schon die Hunde von Wolfgang Joop, Udo Walz, Johann Lafer und vielen anderen Prominenten vor ihrer Kamera. Zudem hat Sie sich als Autorin zahlreicher Fachbücher zur Tierfotografie einen Namen gemacht. Ihre Fotoworkshops sind stark nachgefragt. Kein Wunder, denn jeder Teilnehmer wird auf seinem eigene Kameramodell gecoacht, marken- und systemunabhängig. 

Ihr Motto lautet: Raus aus der Automatik. Moderne Kameras bieten immens viele Möglichkeiten, die man auch ausschöpfen sollte.

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