Bei Nacht und Neon © Michael Dittmar

Bei Nacht und Neon

„Neon Noir” ist ein Fotografie Stil, der in letzter Zeit immer populärer geworden ist. Es handelt sich um ein Genre, das von der stimmungsvollen Beleuchtung des Film Noir und den lebendigen, kräftigen Farben von Neonlichtern lebt. Die Rückkehr der 80er bringt Neonlichter zurück in die Popkultur, zurück in Film und Fotografie. 

Es ist perfekt dazu geeignet, um die Essenz einer Stadt bei Nacht einzufangen. Die Fotos haben eine einzigartige Atmosphäre, die die Wärme und Energie menschlicher Interaktion mit der mechanischen Kälte des Stadtlebens vereint.

Der Einsatz von lebendigen Neonlichtern fügt diesen Fotos eine surreale Dimension hinzu und schafft eine elektrische, traumhafte Atmosphäre. Es dreht sich alles um die Betonung von Licht und Schatten. Die Verwendung von dunklen Hintergründen und kontrastierenden Lichtquellen erzeugt eine Illusion von Tiefe.

Die geschickte Nutzung von Schatten, Silhouetten und Spiegelungen, in die die Neonlichter einbezogen sind, schafft die passende Stimmung der Fotos. Diese Bilder vermitteln eine Atmosphäre von Einsamkeit und Isolation und sprechen dennoch Bände über belebte Metropolen. Im Bereich der Architekturfotografie bringt es einen neuen und interessanten Aspekt. Das Neonlicht legt sich eindeutig anders über die Strukturen und Materialien der Gebäude. Es reflektiert die rauen und patinierten Oberflächen detaillierter zurück als Sonnenlicht. Eine Bildgestaltung wie aus dem Kino, daher auch die Faszination für Farben und Kontraste.

Blade Runner 2023

Eindeutig inspiriert von dem dystopischen Cyberpunk-Film „Blade Runner“ lichtet man meist die Ecken der Städte ab, die sonst eher nicht zu den typischen Fotomotiven gehören. Der Untergrund der Stadt und düstere Gassen. Bestenfalls während oder nach strömendem Regen. Wenn die Straßen voller Pfützen und Lichtreflexionen sind. Noch besser eignet sich der Nebel, er fungiert als natürlicher Diffusor. Weicheres Licht in dunstigen Straßen wird man besser nicht erzeugen können. Spezielles Einsatzgebiet bedeutet nicht unbedingt spezielles Zubehör. Was benötigt man wirklich, um Licht ins Dunkel zu bringen? 

Bei Nacht und Neon © Michael Dittmar

Wie die Motte ins Licht

Häufig fällt die Frage nach dem nötigen Equipment, um genügend Licht ins Dunkel zu bringen. Ein lichtstarkes Objektiv kann zwar immer nützen, um die nötigen Verschlusszeiten zu erreichen. Es ist durchaus möglich, mit leichtem Gepäck und ohne Stativ das letzte bisschen Licht einzufangen. Selbst mit Teleobjektiven in der Stadt und langen Belichtungszeiten gelingen Fotos frei Hand.

Generell ist das Verwenden der ohnehin bevorzugten Objektive vorzuziehen. Man fühlt sich wohler und spezielle Vorkehrungen sind nicht zu treffen. Erfahrungsgemäß ist es Sinnvoll, zwischen einem Weitwinkel und einem Tele wechseln zu können. Das große Ganze, aber auch die Kompression auf der Gegenseite unterstreichen diesen ohnehin kontrastreichen Bildstil. Mit Stativ ausgestattet ist es immer eine gute Idee, eine Langzeitbelichtung zu versuchen. Der Kontrast zwischen Bewegung und Stillstand verleiht dem Bild eine belebte und doch menschenleere Atmosphäre. Jedoch ist die Technik weniger wichtig als das Know-How. Bildaufbau und Motive sind immer am wichtigsten, egal was man fotografiert. 

1/125 – F1,4 – ISO 800

Cinematography

In der Kunst der cinematischen Fotografie ist der richtige Bildaufbau entscheidend. Fotos, für die man nicht kniet, Linien, denen man nicht folgt oder das Motiv nicht eingerahmt, all das ist ein verschenktes Potential. Straßenschluchten, dunkle Gassen, Abluftsysteme und Rohrleitungen, Glasfassaden. Interessant wird all das nur durch den richtigen Blickwinkel und der liegt selten auf Augenhöhe. Zum gewünschten Ergebnis gehört, aber mehr als nur der Bildaufbau. Die Lichtstimmung ist entscheidend und nicht auf alltäglichen Wegen zu erreichen.  

Am Ende des Neonbogens

Selbst wenn wir nach farbigen Lichtquellen suchen, sind sie nicht mehr als der Eyecatcher im Bild. Die Stimmung erzeugt das Licht ringsum. Wie bekommen wir nun Farbe in das Licht? Der Trick liegt darin, Fotos unterzubelichten, die Dynamik des Bildes stark zu erhöhen und den Weißabgleich abzukühlen. Mit der Veränderung des vertikalen Weißabgleichs bekommt man die nötige Note Neon in das Foto. Wie kommt man überhaupt dazu, sich Nächte, um die Ohren zu schlagen und Fotos so untypisch zu bearbeiten?

Bei Nacht und Neon © Michael Dittmar

Insomnia

Die Idee, nachts zu fotografieren, entstand durch bloße Schlaflosigkeit. Dagegen hilft am besten, ein paar Schritte zu Fuß zu gehen. Nur, warum die Kamera zu Hause lassen? In einer besonders nebligen Nacht entstanden zunächst leider nur trübe und graue Fotos. Ein bisschen aus Neugier, ein bisschen aus Trotz, und um nicht alle Bilder zu verlieren, entstand die Idee, die Farbtemperatur zu senken und das Licht zu verändern. Durch die zufällige Lösung entwickelte es sich ganz von selbst weiter. Jede lange Nacht wurde genutzt, die dunklen Monate erleichtern die Arbeit und sorgen für weniger schlaflose Nächte. Also prinzipiell sollte jeder, dessen Interessen geweckt wurde, seine Kamera entstauben und losziehen. Auf in die Dunkelheit und immer mit dem Objektiv ins Licht. 

1/4.000 – F1,4 – ISO 800

Verwendet Objektive:

Der Autor

 
Michael Dittmar
Streetfotograf

Schon früh packte mich die Faszination für Kameras. Der erste Kontakt zur Fotografie entstand durch den Blick der Mattscheibe einer Exa 1A. Erst Jahre später begann ich mit People Fotografie, einfach weil nach ein paar Schnappschüssen schnell klar wurde, dass mir das liegt. Natürlich startet man schnell Versuche im Bereich der Landschafts- und Architekturfotografie. Mit der Zeit kam ich so zur Infrarotfotografie und dem Neon-Stil.  

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