Anders als geplant – Ausflug in den Schwarzwald
Jeder von uns hat es sicherlich schon einmal erlebt: Man plant einen Fototrip und merkt plötzlich, dass man einige Dinge vergessen hat, sei es ein zusätzliches Objektiv, den Ersatzakku oder was auch immer man vergessen könnte. Das Wetter spielt nicht mit und ist nicht so, wie man es sich erhofft hatte (seid ehrlich – die meisten erhoffen sich doch eine ganz bestimmte Stimmung). Doch anstatt die Flinte ins Korn zu werfen und frustriert nach Hause zu gehen, warum sich nicht einfach herausfordern, etwas Neues ausprobieren und das Beste aus dem machen, was einem gegeben ist?
Ein Ort der Ruhe und Gelassenheit
Der Schwarzwald ist für mich ein Kraftort der Ruhe und Gelassenheit, ein Ort, an dem man dem hektischen Alltag entfliehen, zur Ruhekommen und neue Inspiration finden kann. Ein morgendlicher Spaziergang in diesem zauberhaften Waldgebiet bietet mir eine willkommene Auszeit, besonders in der kühleren Jahreszeit, wenn die Tierwelt sehr ruhig ist. Als leidenschaftliche Fotografin bietet mir diese Umgebung unendlich viele Motive, von Detailaufnahmen bis hin zu eindrucksvollen Landschaftsfotos. Auch ist es ein wunderbarer Ort für die verschiedensten Portraitaufnahmen.
Dieses Mal begab ich mich mit einem Freund auf eine Reise in den Schwarzwald mit der Hoffnung, Aufnahmen zu machen, wenn der Nebel noch zwischen den Bäumen hängt. Obwohl unsere Pläne nicht ganz wie erwartet verliefen, wurden es dennoch unvergessliche Tage.
1/1.250 – F1,4 – ISO 200
Unerwartete Objektivwahl
Ursprünglich hatten wir geplant, im Schwarzwald mit verschiedenen Objektiven zu fotografieren, um die Vielfalt der Region in unseren Bildern festzuhalten. Doch hier stießen wir auf unsere erste Herausforderung – wir hatten nur das SIGMA 85mm F1,4 DG HSM | Art Objektiv dabei.
Wie konnte das passieren? Nun, manchmal verläuft eben nicht alles nach Plan – wir Menschen sind nicht fehlerlos. Missverständnisse passieren, und besonders beim frühen Aufstehen denkt man nicht an alles.
Naja, so sei es. Nun hatten wir also nur das 85mm dabei, welches eigentlich – oder so war zumindest die Annahme – für Portraitaufnahmen gedacht ist. Es schien also auf den ersten Blick nicht das ideale Objektiv für unsere Visionen zu sein. Aber sollten wir deshalb wirklich unsere Pläne verwerfen, oder vielleicht doch die Herausforderung annehmen und einfach ausprobieren, was man denn so alles mit dem 85mm fotografieren kann?
1/800 – F1,4 – ISO 200
Unerwartete Wetteränderungen
Naja, gut. Dann wäre letztendlich noch das Wetter zu erwähnen. Es war sonnig, und wir hatten eigentlich auf wolkigere Bedingungen gehofft, um die Stimmung im Wald einzufangen. So liefen nun zwei Dinge nicht nach Plan: Die fehlenden Objektive und das nicht erhoffte Wetter.
Nach viel Überlegen entschieden wir uns schließlich, den Tag trotzdem zu genießen und eine Wanderung zu unternehmen.
Und, wie ihr euch vielleicht schon anhand der Bilder denken konntet DAS WAR DIE BESTE ENTSCHEIDUNG, die wir hätten treffen können. Nach kurzer Zeit änderte sich das Wetter dramatisch. Der Himmel wurde neblig und es fing an zu regnen – genau das, was wir uns erhofft hatten.
Eine kreative Herausforderung
Wir haben uns also dieser unerwarteten Situation gestellt und den Tag mit dem 85mm Objektiv festgehalten. Wie bereits erwähnt, hatten wir die Hoffnung, Aufnahmen zu machen, wenn der Nebel noch zwischen den Bäumen hängt. Wir hatten uns also im Voraus Gedanken darüber gemacht, was wir gerne festhalten wollten.
Ich muss dazu sagen, dass ich mir recht häufig vorab Gedanken mache, jedoch genauso oft mindestens eine Sache anders kommt als erwartet. Aber das ist doch auch das Schöne und Spannende an der Fotografie, aber auch generell im Leben – oder nicht?
Wir hatten uns also Nebel im Wald erhofft. Warum aber im Wald?
Der Wald bietet eine Vielzahl an spannenden Motiven: von Landschaftsaufnahmen über Detail- und Makrobilder bis hin zu Portraits ist alles möglich. Besonders freuten wir uns auf die im Schwarzwald ansässige Vielzahl an Pilzen, moosbedeckten Bäumen und Steinen, unterschiedlichster Bäumen (besonders im Herbst ein Highlight, vor allem wenn dann noch der Nebel tief sitzt und Tautropfen vom Blatt fließen), sowie auf Wasserfälle, Bäche und Seen.
Wir wurden nicht enttäuscht, und genau diese Bilder möchte ich nun mit euch teilen:
1. Landschaftsaufnahmen
Zugegeben, normalerweise assoziiert man mit Landschaftsbildern Weitwinkelaufnahmen, welche die gesamte Szenerie erfassen. Doch wir haben festgestellt, und eigentlich war mir das auch schon zu vor bekannt, da ich bereits viele schöne Aufnahmen mit dem 105mm-Objektiv gemacht habe, dass auch mit einem 85mm beeindruckende Bilder entstehen können.
Durch den Zoom des Objektivs erscheinen die Bäume auf dem Bild links größer und näher, obwohl sie sich eigentlich auf der anderen Seite befanden und in der Ferne klein erscheinen müssten. Auf diese Weise lassen sich völlig neue Perspektiven schaffen. Es kommt eben einfach auf den angestrebten Look an.
1/500 – F2,8 – ISO 320
2. Portrait
Das 85mm-Objektiv ist typischerweise für Porträtaufnahmen konzipiert, und natürlich haben wir während unseres Ausflugs auch einige solcher Bilder gemacht. Ein Beispiel dafür ist das Foto rechts, das eher spontan entstand.
Als ich an meiner Begleitung vorbeiging, entdeckte ich sie zwischen den Bäumen und fand einen wunderschönen Rahmen für einige Porträts. Durch die Bäume hindurch fotografiert, entstand eine angenehme Unschärfe im Vorder- und Hintergrund. Die Brennweite des 85mm-Objektivs ermöglichte eine natürliche Kompression, die dem Porträt eine besonders ansprechende Wirkung verleiht.
1/200 – F1,4 – ISO 400
3. Details
Auch schöne Detailaufnahmen mit dem 85mm sind gelungen.
Bei dem Bild links liegt der Fokus auf einem speziellen Teil des Baumes, während der Hintergrund sanft und äußerst weich verschwimmt – dank der Kompression und der Blendeneinstellung von 1.4. Diese Herangehensweise betont die Details des Baumes, während gleichzeitig eine harmonische Unschärfe im Hintergrund entsteht.
Aufnahmen der heimischen Pilze durften nicht fehlen. Im nächsten Abschnitt zeige ich euch einige davon. Die besondere Herausforderung bestand darin, die feinen Details aufgrund der Entfernung scharf einzufangen. Durch manuelles Fokussieren und nachträgliches Zuschneiden war es möglich, das Muster des Pilzes hervorzuheben.
1/250 – F1,4 – ISO 640
Makroaufnahmen geht das?
Besonders beim Fotografieren der Pilze entdeckten wir, dass das 85mm-Objektiv nicht nur für Portraits geeignet ist. Es ermöglichte uns, erstaunliche Detailaufnahmen zu machen – logisch, wenn man bedenkt, da sich typische Makroobjektive im Bereich von 60-200mm bewegen.
Natürlich, wenn wir ehrlich sind, gestaltet sich dies etwas anspruchsvoller im Vergleich zum Fotografieren mit einem speziellen Makroobjektiv oder einem weitwinkligeren Objektiv, da man hier tatsächlich weiter entfernt vom Objekt sein muss. In der anschließenden Bildbearbeitung lässt sich dies jedoch mühelos durch Zuschneiden und Anpassen ausgleichen.
1/1.250 – F1,4 – ISO 200
Die Natur als Quelle der Inspiration
Unsere Fotografie lebt von der Vielfalt und den unerwarteten Momenten. Die Natur selbst ist durch ihre Vielfalt unsere ständige Inspirationsquelle. Wenn wir hinhören, lehrt uns die Natur so einige wertvolle Lektionen. Hier könnte ich euch so einige Beispiele nennen. Ich möchte euch drei der meiner Meinung nach wichtigsten Prinzipien in Bezug auf die Fotografie, aber auch für euer gesamtes Leben von Bedeutung sind, mitgeben:
- Geduld
- Achtsamkeit
- Anpassungsfähigkeit
1/250 – F1,4 – ISO 320
Manchmal sind die besten Fotos diejenigen, die in unerwarteten Situationen entstehen.
Unser Ausflug in den Schwarzwald mit nur einem Objektiv verlief anders als erhofft, aber besser als erwartet. Der Tag entwickelte sich zu einem äußerst wertvollen und spannenden Abenteuer. Es war vor allem eine erinnerungswerte Erfahrung, die uns daran erinnert hat, wie wichtig es ist, sich von äußeren Umständen nicht entmutigen zu lassen, flexibel zu sein und neue Dinge auszuprobieren. Denn nur durch neue Erfahrungen und Herausforderungen können wir wachsen!
Mit diesem Beitrag und unserer Geschichte möchte ich euch ermutigen, euch auf solche Experimente einzulassen – und damit meine ich nicht, euer Equipment zu vergessen, sondern vielmehr bewusst etwas abseits eurer Norm auszuprobieren.
Das könnte beinhalten:
Zu anderen Tageszeiten als gewohnt zu fotografieren, verschiedene Lichtverhältnisse zu nutzen (sonnig, neblig, regnerisch) Objektive für untypische Zwecke zu verwenden, verschiedene Perspektiven auszuprobieren.
1/320 – F1,6 – ISO 320
Mein Fazit
Das Wichtigste, ein Spruch, den vielleicht sogar der ein oder andere kennt, und falls nicht, möchte ich ihn euch nun mitgeben:
Einfach mal ausprobieren. Könnte ja gut werden.
1/1.000 – F2,8 – ISO 320
Verwendetes Objektiv:
Die Autorin
Jasmine Gebauer
Jasmine Gebauer (jamylein) aus München lässt sich von den faszinierenden Facetten der Natur zu kreativen Projekten inspirieren. Für sie ist Fotografie mehr als nur ein Medium; es ist ein Mittel der Achtsamkeit, um bewusst Momente wahrzunehmen und einzufangen. Auf ihrem Instagram-Account präsentiert sie mit Leidenschaft eine breite Palette von Portraits, die hauptsächlich sie selbst zeigen. In enger Zusammenarbeit mit anderen Kreativen erkundet sie dabei unterschiedlichste Stilrichtungen, wodurch ihre Kreativität ohne Grenzen lebendig wird, und dabei diverse Ausdrucksformen in der Welt der Fotografie erforscht.