Sterne – ein geschenktes Feuerwerk!
Teil 3 der Blogreihe über das Fotografieren in der Kalahari
Es gibt Dinge, die faszinieren mich ultimativ. Dazu gehört das Meer, hohe Berge, die Wüste und in jedem Fall der Sternenhimmel. Ich denke, das geht nicht nur mir so. Solche Dinge faszinieren. Ihre Weite und scheinbare Unendlichkeit rücken manchen Gedanken, manchmal auch Ärger und Sorgen, wieder in ein inneres Gleichgewicht. Angesicht der riesigen Größe der Eindrücke fühlt man sich selbst nicht nur klein, sondern auch die tagtäglichen Gedanken des stressigen Alltags werden kleiner. Von allen Dingen hat mich der Sternenhimmel schon immer begeistert, da er universell und kostenlos jedem ersichtlich ist. Für den Sternenhimmel benötigt man lediglich Dunkelheit und einen wolkenlosen Himmel.
Ich selber bin zwischen dem Sauerland und dem Ruhrgebiet aufgewachsen. Es ist kein Sternenparadies, aber man sieht sie und auch die Milchstraße kann ich bei Neumond erkennen. Dennoch war ich nie und nimmer vorbereitet auf das, was ich bei meinen Reisen nach Afrika am Himmel sehen durfte. Seit dem ist für mich klar: Wer auf seiner Afrikareise nachts nur schläft, ist selbst schuld!
Den Sternenhimmel entdecken
Das erste Mal bin ich vor sieben Jahren in die Kalahari gefahren. Meine Fotovorstellung und -erwartung war sehr stark auf die Säugetiere ausgerichtet. Ich suchte meine Motive tagelang und das war schon der erste Fehler. Eines Abends, das letzte Glas Wein war ausgetrunken und das Holz vom abendlichen Grillen glühte nur noch, schaute ich in den abendlichen Himmel und stellte erst einmal nüchtern fest, dass es deutlich mehr Sterne zu sehen gab, als bei uns zuhause. Das war soweit kein Wunder, denn die nächst größere Stadt war Windhuk und diese liegt rund 500 km Luftlinie entfernt. Mein Interesse war geweckt: „Wäre es wohl möglich, diese Sternenvielfalt festzuhalten, eventuell sogar verbunden mit einem Selbstportrait?“. Ich sprach meinen guten Freund und Mitfahrer Peter drauf an: „Lass uns mal ein Porträt unterm Sternenhimmel machen!“ Seine Begeisterung hielt sich in Grenzen: „Du, wir sind hier in einem nicht umzäunten, unbewachten, Wilderness-Camp. Hier stehen 5 Hütten, umgeben von 150 km Sandweg. Weiß Gott, was hier in den Hügeln lauert“.
15mm – 30s – F2,8 – ISO 5.000
Irgendwie schaffte ich es ihn zu überzeugen. Die Belichtung stellten wir auf 30 sek, uns beleuchteten wir dabei nur einen Bruchteil der Sekunde mit einer Stirnlampe, den Rest der Zeit standen wir in absoluter Dunkelheit und warteten die Belichtung ab. Ganz wohl war mir auch nicht und die 30 Sekunden fühlten sich jedes Mal doch sehr lang an, um ehrlich zu sein. Am Ende hatten wir aber beide unser Foto und waren happy. Als ich mich keine fünf Minuten später fertig machte um ins Bett zu gehen, rief mich Peter herbei. Ob ich es denn nicht gehört hätte, fragte er. Und noch während ich dachte, dass er einen Scherz macht, hörte ich das relativ nahe Brüllen eines Löwenmännchens. Ich habe Löwengebrüll nie wieder so intensiv und ins Mark gehend gespürt, wie in diesem Moment. Es war nicht der letzte Sternenhimmel den wir in der Kalahari fotografierten. Wir beschränkten uns dabei aber in Zukunft auf die großen, umzäunten Main-Camps. Manche einmaligen Momente sind zu gefährlich, um am Ende wortwörtlich als solche zu enden.
15mm – 28 – F2,8 – ISO 8.000
Die Equipmentwahl
Ich bin beileibe kein Experte in der Astrofotografie. Es gibt hier Experten wie Fabio Antenore oder Nicholas Roemmelt, welche das deutlich besser erklären könnten. Ein paar Grundregeln will ich hier aber dennoch gern weitergeben. Auf meinen Reisen habe ich die verschiedensten Objektive
für die Stereofotografie verwendet. Als erstes fallen mir dabei natürlich die sehr lichtstarken Weitwinkel ein, welche ich alle schon im Einsatz hatte. Dazu gehören insbesondere das 14mm F1,8, das 20mm F1,4 oder das 24mm F1,4. Mit allen Objektiven kann man hervorragend die Sternenvielfalt einfangen. Falls jemand wegen der fehlenden Schärfentiefe fragen sollte: Keine Sorge, Sterne spielen was Schärfentiefe betrifft keine Rolle. Aber man kann tatsächlich nicht den Vordergrund und die Sternenlandschaft gleichzeitig scharf stellen. Hier empfiehlt sich das Zusammenfügen zweier Fotos, eines mit einem belichteten und fokussierten Vordergrund und eines mit dem Hintergrund, der Sternenlandschaft.
500er Regel und hohe ISO
Um die perfekte Belichtungszeit für deine Brennweite zu berechnen, hat sich die sogenannte 500er Regel etabliert. Da sich die Erde dreht und damit für uns optisch auch der Sternenhimmel, wird bei zu langer Belichtung aus einen Sternenpunkt ein Sternenstrich, da sich dieser während der Belichtungszeit bewegt hat. Manchmal ist das auch gewollt, dafür nimmt man dann ganz bewusst sehr lange Belichtungszeiten oder längere Brennweiten.
Bei der 500er Regel teilt man 500, als Wert für die Erdrotation, durch die Brennweite. Bei einem 20mm F1,4 wären somit 25 sek Belichtungszeit das Maximum. In der Praxis und bei den immer höher auflösenden Kameras, hat sich mittlerweile ein etwas niedrigerer Wert als 500 etabliert. Ich selber
wähle meist 400, andere nehmen gar nur 300 als Wert für die Erdrotation.
Damit wir während der Belichtungszeit möglichst viel des Sternenlichts auf den Sensor bekommen, wählt man eine hohe Lichtempfindlichkeit, also einem hohen ISO-Wert. Die Kombination aus hohem ISO-Wert, langer Belichtung und sehr offener Blende führt dann am Ende zu der maximalen Sternenausbeute auf dem Foto.
Doch auch bei der Beachtung aller dieser Werte, sind gute Sternenfotos längst kein Selbstläufer. Bei meiner zweiten und dritten Reise in die Kalahari in den Jahren 2018 und 2022 plante ich meine Aufenthalte in den Camps nach Mondphasen. Es ist klar, dass man bei Neumond mehr Sterne sehen kann als bei Vollmond und dass es durchaus einen Unterschied machen kann, ob der Mond bereits aufgegangen ist oder nicht. Um diese Phasen herauszufinden gibt es zahlreiche hilfreiche Apps. Dennoch braucht es oft viele Versuche, bis ein Foto wirklich „sitzt“. Ein Beispiel will ich hier kurz beschreiben.
14mm – 25s – F2,8 – ISO 4.000
Ich hatte in einem der großen Camps einen wirklich schönen Platz gefunden. Der Weg in die Düne bestand aus dem typischen roten Sand, welchen man neben der Kalahari auch aus der benachbarten Namib kennt. Außerdem stand ein kleiner Kameldornbaum auf der Anhöhe, ein Baum der ikonisch in der Gegend der Kalahari ist. Alles das wollte ich mit auf dem Bild haben. Eine kleine Außenleuchte an einem der Parkgebäude beleuchtete die Szenerie eigentlich perfekt von schräg hinter mir. Erst nach den ersten Fotos bemerkte ich, dass die Kamera auf dem Stativ immer mit im Bild war. Ich versuchte alles, um den Schatten auf natürlichem Wege aus dem Bild zu bekommen. Erst nach rund einer Stunde hatte ich eine Gestaltung für mich gefunden, die mich zufriedenstellte. Am Ende wechselte ich sogar noch einmal die Linse, da ich das Fisheye in diesem Fall besser fand als das 14-24mm.
Das 14-24mm F2,8 ist für mich das Weitwinkel, das ich bei solchen Reisen meistens genutzt habe. Das liegt aber auch daran, dass ich nicht nur für die Sterne in die Kalahari gefahren bin, sondern auch tagsüber verschiedene Landschaftsfotos erstellen wollte. Wie schon beschrieben, habe ich das 24mm F1,4 darüberhinaus gern genutzt, da es mir gleichzeitig als kleines Weitwinkel, auch die Möglichkeit von Making-Ofs oder reportageartigen Fotos bot. Zu guter Letzt komplettierte das gute alte 15mm F2,8 Fisheye meinen Rucksack. Bei der Sternenfotografie ist ein Fisheye ein wirklich sinnvolles und oft genutztes Objektiv. Es bietet die Möglichkeit die Milchstraße fast vollständig aufzunehmen und gibt dabei dem Foto einen dynamischeren Look.
Die Kalahari gehört zu einem der besten Plätze weltweit, um Sterne zu beobachten und zu fotografieren. Das liegt nicht nur an dem lichtunverschmutzten Nachthimmel, sondern auch an der hohen Meereshöhe von knapp 800 m NN. Das erfuhr ich jedoch erst, als ich mich anfing für die Sterne und den Nachthimmel während der ersten Reise zu interessieren. Es ist super interessant zu merken, wie das Verständnis für eine Landschaft wächst, wenn man sie öfter als nur einmal besucht. Für mich ist die Kalahari nicht mehr das, als was ich sie gesehen habe, als ich mich vor sieben Jahren das erste Mal aufmachte, um dort zu fotografieren. Natürlich faszinieren mich die Löwen und Leoparden immer noch maximal und als Tierfotograf wird das auch immer ein bisschen mehr Begeisterung in mir hervorrufen. Aber niemals mehr würde ich mich Abends einfach so auf die Terrasse setzen und gedankenversunken mit einem Glas Wein in der Hand in den Himmel schauen. Mein Stativ stände immer schon bereit, nur darauf wartend mit Kamera und Objektiv das aufgehende Feuerwerk am Himmel festzuhalten.
Schaut gerne auch in die beiden vorherigen Artikel rein: Teil1 „Auszeit in der Kalahari“ und Teil 2 „African Wildlife – Mehr als Big Five„
Verwendete Objektive:
- SIGMA 14mm F1,8 DG HSM | Art
- SIGMA 14-24mm F2,8 DG HSM | Art
- SIGMA 24mm F1,4 DG HSM | Art
- SIGMA 15mm F2,8 EX EG Fisheye
Der Autor
Das erste Mal auf einen Kameraauslöser gedrückt, hat Kevin im Alter von vier Jahren. Anhand von Agfa Einwegkameras auf Film lernte er von seinem Vater das Fotografieren. Von Klein auf gab es dabei vor allem die Natur als Motiv. Dabei ist es meistens geblieben, auch wenn heute die Reportage einer Reise genauso zum Repertoire gehört.
Die Liebe zur Naturfotografie hat ihn dabei in verschiedenste Länder der Erde gebracht. Dabei findet er seine Motive hauptsächlich jedoch im heimischen Sauerland.
"Die Fotografie bietet mir die Möglichkeit, Verstecktes und Verborgenes anderen näher zu bringen und damit ein Stückchen zum Schutz der Natur beizutragen“