Fotoshooting im Balletstudio
Ballettfotografie im Tanzstudio – Die Eleganz des Balletts fotografieren
Der Tag des Shootings
Es ist bereits Nachmittag, als ich an einem Samstag auf dem Weg zur Staatlichen Ballettschule Berlin bin. Wo andere schon längst im Wochenende angekommen sind, hat Mallika noch die letzten Unterrichtsstunden ihrer Woche. Sie gehört zu den diesjährigen Absolventinnen des Bachelorstudiums Bühnentanz. Neben Theorieunterricht hat sie sechs Tage die Woche Ballettunterricht, zwei mal pro Woche klassisches Repertoire, ebenfalls zwei mal pro Woche zeitgenössischen Tanz und einmal die Woche Pas des deux. Stehen Aufführungen oder eine Gala an, kommen noch zusätzliche Proben bis in die Abendstunden hinzu. Viele der Schülerinnen und Schüler bereiten sich gleichzeitig noch auf ihr Abitur vor. Ein Alltag, der nicht für jeden etwas ist, vor dem ich als Tanzfotografin allerdings größten Respekt habe.
Die Idee
Die Idee zu unserem Fotoshootings war recht simpel. Wir wollten die Eleganz des Balletts dort fotografieren, wo es entsteht. Die Schülerinnen und Schüler trainieren von klein auf bis zum Abschluss ihrer Ausbildung auf das einen große Ziel hin: Eines Tages ebenfalls auf der großen Bühne tanzen zu können. Doch in den Bühnenhäusern sehen wir nur das fertige Produkt inklusive Kostüm und Bühnenbild. Von den alltäglichen Örtlichkeiten bekommen wir eher selten etwas zu sehen. Mallika und ich wollen die Fotos dort machen, wo auch die meiste Zeit verbracht wird – nämlich im Trainingsräumen.
Shootingverhältnisse und gemeinsames Kreativsein
Aufgrund der sehr minimalistisch gehaltenen Ausstattung der Trainingsräume und bescheidenen Wetter und damit Lichtverhältnisse, entschied ich mich für das lichtstarke Standard-Objektiv 56mm F1,4 an meiner Fujifilm Kamera. Das Bokeh wollte ich außerdem für Portraits der Tänzerin in Kombination mit spiegelnden Oberflächen nutzen. Wir ließen uns gemeinsam von der Spiegelwand und dem Flügel inspirieren und wurden kreativ. Auch der Boden stellte sich als leicht spiegelnde Oberfläche heraus und bot eine schöne Reflektion.
In meiner Zusammenarbeit mit Tänzerinnen und Tänzern lasse ich die zu portraitierende Person gerne ihre Persönlichkeit und eigene Ästhetik entfalten. Mallika hatte dazu verschiedene Trikots dabei, die jeweils einen anderen Look boten. Gemeinsam haben wir uns für drei verschiedene Looks entschieden. Um die Bilder möglichst authentisch aussehen zu lassen, ließ ich sie improvisieren und verschiedene Übungen aus dem Ballettunterricht nachstellen. Diese finden zum Teil an der Trainingsstange, im Raum oder vor dem Spiegel statt. Gerade die Portraits vor dem Spiegel faszinierten mich. Mir gefiel das Bokeh im Vordergrund, während ihr Spiegelbild im Fokusbereich war. Gleichzeitig sollte man von mir als Fotografin im Spiegel nichts erkennen. Hier waren die 56mm Brennweite ein großer Vorteil, denn ich konnte so trotzdem in einem relativ kleinen Winkel fast direkt von hinten fotografieren.
Mit dem 56mm lassen sich an dem Tag trotz des verhältnismäßig dunklen Raums auch schnelle Bewegungen gut einfangen. Durch die hohe Lichtstärke des Objektivs kann ich eine deutlich geringere Verschlusszeit wählen. Ob Portrait oder Aktion, ein tolles, leichtes Objektiv, welches meinen Anforderungen und Bedürfnissen in der Tanzfotografie gerecht wird und gleichzeitig einlädt, kreativ zu werden.
Heute
Mittlerweile hat Mallika Ihre Schullaufbahn und Ausbildung zur Bühnentänzerin abgeschlossen. Für diesen Sommer wird sie nach Australien zurückkehren, Ihrer Heimat, bevor sie im Anschluss ihre Karriere als professionelle Bühnentänzerin starten wird.
Verwendet Objektiv: 56mm F1,4 DC DN | Contemporary
Die Autorin
Carolin Thiergart lebt und arbeitet u.a. als freiberufliche Tanzfotografin in Berlin. Ihre Begeisterung fürs Tanzen entdeckte sie schon in ihrer frühen Kindheit. Nach über 10 Jahren Balletterfahrung entdeckte sie 2015 die Fotografie für sich. Seit 2019 fotografiert Carolin hauptsächlich Tanz, mit dem Schwerpunkt Ballett, Contemporary Ballett und Zirkusartistik. Dabei macht ihr vor allem das gemeinsame kreativ sein mit anderen Künstler:innen Spaß.
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