African Wildlife – Mehr als Big Five
Hand aufs Herz – Was fällt dir ein, wenn du von wilden Tieren in Afrika hörst?
Es dauert nur einen Augenblick und Löwen erscheinen vor unserem inneren Auge. Im zweiten Moment erinnern wir uns an Giraffen, Geparde, Nilpferde oder weitere Vertreter der Big Five mit Elefant, Leopard und Nashorn.
Was ist mit dem Kap-Borstenhörnchen, der Fuchsmanguste oder der südlichen Kuhantilope? Vermutlich sind diese Tiere eher Experten oder Einheimischen bekannt. Dabei gibt es auch bei Safaris in bekannte afrikanische Nationalparks deutlich mehr zu sehen, als die üblichen Verdächtigen.
Anfang des Jahres erzählte ich von den Weiten des Kalahari Nationalparks, welchen ich in den vergangen sechs Jahren drei Mal bereisen durfte. Natürlich ist ein Gebiet immer als Ökosystem zu verstehen, als Verbindung von Biotop und den dort lebenden Tieren. Die Kalahari ist ein riesiger Landschaftsraum im Süden Afrikas, der über 1 Millionen Quadratkilometer umfasst. Sie ist so groß, dass selbst innerhalb dieser wüstenähnlichen Dornstrauchsavanne das Landschaftsbild und dementsprechend auch die Tierwelt sehr unterschiedlich sein kann.
Natürlich fliege auch ich nicht anderthalb Tage um die Welt um am Ende die afrikanische Striemen-Grasmaus zu fotografieren. Mein größter Traum ging in Erfüllung als ich sowohl 2018 als auch 2022 die Möglichkeit hatte, Leoparden zu fotografieren.
Diese üben auf mich eine enorme Faszination aus, da sie, anders als Löwen, sehr heimlich leben und eine Sichtung von Ihnen keine Selbstverständlichkeit ist. Hier heißt es dann auch als Fotograf, Ruhe zu bewahren. Eine zu schnelle Bewegung mit dem Supertele und das Tier erschrickt und verschwindet. Meine drei Begegnungen die ich in meinen Wochen vor Ort hatte, belaufen sich ingesamt auf nicht mehr als zehn Minuten. Da war ich wirklich froh mich auf mein 500mm F4 DG OS HSM verlassen zu können und es gut zu kennen.
Da man nie weiß, was einen bei den verschiedenen Pirschfahrten in der Wildnis erwartet, habe ich immer zwei verschiedene Kombinationen zur Hand. Meine erste Wahl ist immer das 500mm, wahlweise auch zwischendurch mit dem 1,4er Konverter (wenn eine Neuauflage übrigens irgendwann einen einschwenkbaren 1,4er Konverter hätte, wäre das ein Gamechanger SIGMA!). Die andere Kamerakombo besteht aus einem Zoom. Ich hatte hier bereits das 150-600mm, das 120-300mm und das 60-600mm im Einsatz. Alle haben Argumente die für oder gegen eine Wahl sprechen. Ich habe mich mit allen Objektiven wohl gefühlt, wobei das 60-600mm sicherlich den größten Einsatzbereich hat.
Beim Ausschau halten und Umherfahren trifft man dabei immer wieder mit geschulten Auge auch auf andere Tiere. Eigentlich entstehen alle Tiersichtungen dabei in vier verschiedenen Szenarien.
Szenario 1 – Am Wegesrand
Das unwahrscheinlichste Szenario ist, dass man irgendeine tolle Sichtung am Wegesrand hat. Natürlich kann das vorkommen und es muss auch keine schlechte Sichtung sein (ich habe meine Leoparden nur so gefunden), aber die Häufigkeit dieser Sichtungen ist im Vergleich zu den anderen Szenarien dennoch relativ klein. Die Tiere die man dabei fotografieren kann, sind aber manchmal gar nicht so häufig und auch wenn sie nicht die Bekanntheit von Löwen als Motiv haben, lohnt es sich absolut sie fotografisch festzuhalten. So kann gerade das Licht eines frühen Morgens, einen Strauß ganz anders erscheinen lassen, als wenn ich ihn im Mittagslicht fotografieren würde.
170mm – 1/3.200 – F7,1 – ISO 1.000
Manche Besonderheit am Wegesrand braucht ein wenig Hintergrundwissen. So ist die Gabelracke nicht nur ein besonders hübscher Vogel, sondern auch ein Symbol des Friedens in Afrika. Was dem Europäer seine Taube ist, ist dem Südafrikaner seine Gabelracke. „Langazana“ oder der „Vogel der Sonne„ hatte bei den Natives eine besondere Stellung. Wollten zwei Völker Frieden schließen, opferten sie gemeinsam in einer Zeremonie eine Gabelracke. Auch wenn das Ritual dem Vogel nicht zu wünschen wäre, wir brauchen mehr Langazanas in dieser Welt.
1.000mm – 1/800 – F10 – ISO 640
Szenario 2 – Am Picknickplatz
Es ist in den meisten afrikanischen Ländern strengstens verboten, bei Safaris auszusteigen. Einzelne Ausnahmen gibt es nur bei den Pausen- und Picknickplätzen. Diese sind jedoch nicht umzäunt, sodass ein genauer Blick schon im Eigeninteresse liegen sollte. Hier bietet sich jedoch eine einmalige Möglichkeit, Tiere auch auf Augenhöhe einmal begegnen zu können. Gerade bei kleinen Tieren, wie den allseits beliebten Erdmännchen oder den nicht ganz ungefährlichen Fuchsmangusten. Letztere sind zwar nicht unbedingt aggressiv, haben jedoch keine besondere Angst vor Menschen und gelten als Überträger Nummer 1 was Tollwut betrifft, braucht man nicht wirklich – daher ist ein Tele auch hier empfehlenswert.
Szenario 3 – Das Wasserloch
In jedem afrikanischen Nationalpark ist Wasser ein guter Platz um zu warten, in der Kalahari gilt das jedoch umso mehr. Hier lassen sich neben den Säugetieren auch verschiedene Vogelarten beobachten: von der kleinen, wunderschönen Kaptaube über den Singhabicht bis hin zu verschiedenen Geierarten. Wenn man Glück hat, schaut sogar ein Lannerfalke vorbei und Jagd Tausende von Blutschnabelwebervögeln, welche mit 1.5 Mrd. Vögel zu den häufigsten Vögeln der Welt gehören.
Szenario 4 – Im Camp
Es gibt auch Momente, wo man relativ gefahrlos frei herumlaufen kann und verschiedene Wildarten fotografieren kann. In den großen „Main-Camps“ – welche allesamt umzäunt sind, kann man bis spät Abends auf Motivjagd gehen. Auch hier wird einem schnell klar, dass es ein Fehler wäre, nur für große Säugetiere die Kamera rauszuholen. Wenn die Eulen beginnen aktiv zu werden und langsam der grandiose Sonnenuntergang einem noch phänomenaleren Sternenhimmel weicht, dann wird klar, dass auch lichtstarke Weitwinkel einen Platz im Fotorucksack haben sollten.
700mm – 1/100 – F5,6 – ISO 200
Es lohnt sich sicherlich immer, gerade auch afrikanische Länder zu bereisen und auch die dortige Tierwelt zu bewundern. Natürlich stehen da, große und beeindruckende Tiere, die uns in Mitteleuropa meist in der Wildnis fehlen, im Fokus. Es lohnt sich aber immer auch den Blick von diesen Hauptdarstellern abzuwenden und auch den kleineren, etwas weniger präsenten Tieren ein bisschen Beachtung zu schenken.
500mm – 1/5 – F4 – ISO 3.200
Verwendete Produkte:
- SIGMA 500mm F4 DG OS HSM | Sports
- SIGMA 60-600mm F5-6,3 DG OS HSM | Sports
- SIGMA 150-600mm F5-6,3 DG OS HSM | Sports
- Tele-Konverter TC-1401
Der Autor
Das erste Mal auf einen Kameraauslöser gedrückt, hat Kevin im Alter von vier Jahren. Anhand von Agfa Einwegkameras auf Film lernte er von seinem Vater das Fotografieren. Von Klein auf gab es dabei vor allem die Natur als Motiv. Dabei ist es meistens geblieben, auch wenn heute die Reportage einer Reise genauso zum Repertoire gehört.
Die Liebe zur Naturfotografie hat ihn dabei in verschiedenste Länder der Erde gebracht. Dabei findet er seine Motive hauptsächlich jedoch im heimischen Sauerland.
"Die Fotografie bietet mir die Möglichkeit, Verstecktes und Verborgenes anderen näher zu bringen und damit ein Stückchen zum Schutz der Natur beizutragen“