Eine Reise durch Kreta © Johannes Hulsch

Eine Reise durch Griechenlands größte Insel: Kreta

Nur überfüllte Strände oder doch Perle der Ägäis?

Nach meiner Reise über Silvester 2021 entlang der Küste des Festlands Griechenlands stand für mich fest, ich wollte noch mehr von diesem einzigartigen Land sehen, dessen Ruf zu Unrecht durch die Eurokrise etwas gelitten hatte. Besonders zur Nebensaison im Winter und Frühling lässt sich hier der ein oder andere Last-Minute-Deal ergattern.

So beschloss ich im Frühjahr 2023 einen Blick in Richtung der Ägäis zu werfen und begann mich zu informieren, welche der vielen Inseln wohl für einen Kurztrip am geeignetsten wäre.

Die größte Insel Kreta mit 634.000 Einwohnern kann man dabei kaum übersehen. Ich erhoffte mir dort auch eine Vielfalt der Landschaft und Kultur vorzufinden, wie auf Sardinien oder Sizilien. So beschloss ich nach Flügen und Unterkünften zu schauen und fand schließlich Ende April eine günstige Verbindung ab Nürnberg. Ich beschloss mich diesmal auf ein Minimum an Equipment zu beschränken und verließ mich als einziges Weitwinkel wieder auf das 17mm F4 DG DN.

Die Reise beginnt

Da mein Flieger relativ spät in Chania landete beschloss ich im Dunkeln etwas Strecke gutzumachen und fuhr knapp zweieinhalb Stunden an der Küste Richtung Osten, bis ich schließlich in Malia bei meiner Unterkunft ankam. Erschöpft von der Anreise beschloss ich am nächsten Tag auszuschlafen und erst nach dem Frühstück in Richtung des Kosters Moní Agíou Georgíou Selinári zu fahren.

Das Kloster des Heiligen Georg von Selinari befindet sich inmitten einer malerischen Berglandschaft, etwa 45 Kilometer östlich von Heraklion, der Hauptstadt von Kreta. Es wurde im 16. Jahrhundert gegründet und zählt bis heute zu den wichtigsten Wallfahrtsorten für orthodoxe Gläubige auf Kreta. Umgeben von Olivenhainen und Zypressen, eingerahmt von massiven Bergen bietet das Kloster den Besuchern die Möglichkeit die Ruhe und Schönheit der Natur zu genießen und stellt außerdem noch ein schönes Fotomotiv da. 

1/320 – F4 – ISO 100

Nur etwa 25 Minuten mit dem Auto entfernt befindet sich die Höhle von Milatos, welche heute nicht nur eine beliebte Touristenattraktion ist, sondern auch in der Geschichte von Kreta eine wichtige Rolle gespielt hat. Während des osmanischen Krieges im Jahr 1823 wurde die Höhle zum Zufluchtsort für die Einheimischen, die vor den anrückenden osmanischen Truppen flohen. Heutzutage kann man die Höhle rund um die Uhr gratis besichtigen, wenn man einen kurzen Fußweg von etwa zehn Minuten auf sich nimmt. Die Höhle besteht aus mehreren Hallen und Gängen, die sich über eine Gesamtlänge von etwa 50 Metern erstrecken. Mich hat am meisten überrascht, dass in der größten Kammer die Decken sogar hoch genug ist, dass die Einheimischen dort eine kleine Kapelle errichtet haben. Da die Höhle viel verzweigter und größer war, als ich von außen erwartet hatte vergaß ich wieder vollkommen die Zeit und war sicher zwei Stunden mit fotografieren beschäftigt. 

Da ich mir für den Trip diesmal vorgenommen hatte mich nicht zu sehr zu stressen und unnötig viel hin und her zu fahren, beschloss ich danach bereits zu meiner nächsten Unterkunft in Heraklion zu fahren und mir Zeit zu lassen die nächsten Tage genauer zu Planen.

Am Hafen von Heraklion

Leider war der nächste Morgen nicht mit einem klaren Himmel und grandiosem Sonnenaufgang gesegnet, stattdessen verdunkelten dicke Regenwolken den Horizont. Dennoch machte ich mich zur blauen Stunde auf zu einem Wahrzeichen der Stadt, dem venezianischen Hafen von Heraklion. Dieser wurde zur Zeit der venezianischen Herrschaft auf Kreta im 13. Jahrhundert erbaut. Am Eingang des Hafens steht die Koules-Festung, eine imposante venezianische Festung, die auch als „Rocca al Mare“ bekannt ist. Die Festung wurde im 16. Jahrhundert erbaut und funktionierte als Verteidigungsanlage gegen Angriffe von Seeseite. Ich hatte mich vorher informiert und herausgefunden, dass die Festung bei Nacht beleuchtet wird und somit einen schönen Kontrast zu den dunklen Regenwolken darstellte.

Ich suchte mir eine Stelle, wo die Fischerboote einen perfekten Raumen für meine Komposition mit der Burg in der Mitte bildeten und baute dort mein Stativ auf. Lange hatte ich allerdings nicht Zeit, bis der Regen so stark wurde, dass die Spiegelung im Wasser verschwunden war, und ich beschloss alles wieder abzubauen und etwas die Promenade entlang zu schlendern. Im Hafen legten nach und nach einige größere und kleine Schiffe an und ab. 

2,5 – F4 – ISO 100

So ließ Ich mich einige Zeit durch die Gassen von Heraklion treiben und kehrte schließlich zum Hotel zurück. Das Wetter hatte sich zum Glück gebessert und die Sonne schien wieder. 

Für den Sonnenuntergang hatte ich mir eine kleine, versteckte Kapelle auf einem Berg auf der Südseite der Insel ausgesucht. Nach dem Mittagessen machte ich mich also auf den Weg. Über kurvige Passstraßen, durch Schluchten und Täler gelangte ich schließlich nach zwei Stunden Fahrt zum Damnoni Strand. Er verfügt über feinen goldenen Sand, der von kristallklarem, türkisfarbenem Wasser umspült wird. 

Vom Strand aus sah ich schon eine kleine, steinerne Kapelle auf dem nahegelegenen Berg. Nun hieß es nur noch einen Weg hochzufinden. Ich folgte einem ausgetretenen Feldweg und nach 30 Minuten mit ein paar schweißtreibenden Höhenmetern war ich endlich oben. Von hier aus hatte man eine atemberaubende Sicht über den Strand und die umliegenden Berge. Außen war eine Art Glockenturm errichten worden, welcher auf Sichthöhe einen schönen Rahmen für ein Foto in Richtung der untergehenden Sonne bot. 

1/200 – F5 – ISO 100

Nachdem die Sonne hinter den Bergen verschwunden war, machte ich mich an den Abstieg zurück zum Auto. Meine Unterkunft für die Nacht lag eine Stunde entfernt Richtung Norden und war etwas außergewöhnlicher als die von den Tagen zuvor. 

Tradition erleben

Das Dorf Kapsaliana ist ein charmantes Dorf, das für seine traditionelle Architektur, seine Geschichte und seine malerische Lage bekannt ist. Es hat eine lange Geschichte, die bis ins 17. Jahrhundert zurück reicht und war einst ein bedeutendes landwirtschaftliches Zentrum in der Region. Heute bietet es auch Unterkunftsmöglichkeiten für Besucher, wie mich, die eine authentische Erfahrung in traditionellen kretischen Häusern suchen. Ich wurde herzlich von den Besitzern empfangen und auch noch zum Abendessen mit klassischen Gerichten der Region eingeladen.  

Am nächsten Morgen wollte ich mir das gleichnamige orthodoxe Kapsaliana-Kloster anschauen, welches eng mit dem Dorf verbunden ist. Es wurde im 17. Jahrhundert errichtet und spielte eine wichtige Rolle im religiösen und kulturellen Leben der Region. Heute beherbergt es ein kleines Museum, das die Geschichte des Dorfes und des Klosters präsentiert. Leider musste ich feststellen, dass ich nicht der Einzige war, der auf die Idee gekommen war, punkt neun bei Öffnung des Klosters da zu sein. Dank einiger Reisegruppen, welche mit Bussen angereist waren, konnte ich kaum ein Foto ohne Menschen erhaschen, dennoch war das Kloster und der Innenhof schön anzuschauen. 

1/500 – F4 – ISO 160

Raus aus dem Trubel, rein in die Natur

Um dem Trubel zu entfliehen, sollte mein nächstes Ziel ein schöner und gleichzeitig etwas entlegeneren Strand sein. 

Ich erreichte den Strand von Triopetra auf der Südseite der Insel nach etwa einer Stunde Fahrt. Der Name „Triopetra“ stammt aus dem Griechischen und bedeutet „drei Steine“. Der Strand hat diesen Namen aufgrund der drei großen Felsen, die aus dem Meer ragen. Ich konnte genau diese auch schon in der Ferne sehen und beschloss eine kleine Wanderung zu unternehmen. An diesem Tag war keine Wolke am Himmel zu sehen und so kam auch die kristallklare, türkise Wasserfarbe besonders gut zur Geltung. 

Nach einer kurzen Klettereinlage bei den Felsen beschloss ich den Rückweg anzutreten. Ich fuhr wieder etwas ins Landesinnere, über kurvenreiche Landstraßen, bis ich schließlich in der Schlucht von Kotsyfos Halt machte. Die Schlucht hat eine Gesamtlänge von knapp zwei Kilometern und die umliegenden fast vertikalen Seiten erreichen eine Höhe von 600 Metern. Eingerahmt von diesen massiven Felswänden befindet sich die Kapelle des heiligen Nikolaus. Diese stellt ebenfalls ein außergewöhnliches Fotomotiv dar, da sie praktisch in den überhängenden Felsen gebaut wurde. Dank des 17mm F4 DG DN Weitwinkels hatte ich keine Probleme die Dimensionen des Ortes richtig einzufangen.

Chania

Nach dem kurzen Stopp setzte meine Fahrt in Richtung von Chania fort, wo sich auch meine nächste Unterkunft befand. Chania hat eine lange Geschichte und wurde im Laufe der Jahrhunderte von verschiedenen Kulturen und Zivilisationen beeinflusst. Darunter fallen zum Beispiel die minoische, römische, byzantinische, venezianische und osmanische Herrschaft. Dadurch hat die Stadt auch eine sehr vielfältige Architektur. Mein Hotel war diesmal direkt in der Altstadt von Chania, welches auch als „Venezianisches Viertel“ bekannt ist. Wie in Heraklion gibt es auch hier einen venezianischen Hafen, welcher wirklich malerisch anzusehen ist. Das Motiv, welches mich am meisten interessierte, war der Leuchtturm, welcher den Eingang des Hafens markiert und das charakteristische Wahrzeichen der Stadt ist. 

Der Leuchtturm wurde im 16. Jahrhundert während der venezianischen erbaut. Im Laufe der Jahre wurde er mehrmals restauriert und renoviert, um seine Funktion als Navigationshilfe für Schiffe aufrechtzuerhalten. Ich entschied mich für eine Perspektive von einem erhöhten Balkon aus, da dieser mit Blumen bepflanzt worden war und ich diese als Vordergrund mit einbauen konnte.  

Als schließlich die Sonne untergangen war beschloss ich früh Schlafen zu gehen, da ich am nächsten Morgen etwas Fahrt zum nächsten Spot vor mir hatte. Leider war es schon der letzte Tag auf der Insel.

1/1.250- F4 – ISO 100

Der letzte Tag auf Kreta

Pünktlich um fünf klingelte wieder der Wecker und ich fuhr 35 Kilometer westlich von Chania bis ich endlich das Dorf Potamida erreichte. Dort befindet sich eine der bizarrsten und interessantesten Landschaften auf Kreta, genannt Komolithi. Es sind kleine Hügel aus weichem Ton, die sich aufgrund der Erosion zu wunderbaren konischen Formen gedreht haben. Die Landschaft erinnerte mich an Kappadokien oder die Bardenas Reales in Spanien und sind wirklich einzigartig auf der ganzen Insel. 

1/500 – F4 – ISO 100

Anschließend fuhr ich kurz zurück ins Hotel, um zu Frühstücken und meine Sachen zu packen, denn mein Flieger zurück nach Deutschland ging bereits um 20 Uhr. Ich hatte dennoch ein anspruchsvolles Programm für die letzten Stunden zusammengestellt. 

Einer der schönsten und bekanntesten Strände von Kreta befindet sich im Westen der Insel und ist nur über eine zwölf Kilometer lange Schotterpiste zu erreichen. Der Balos-Strand befindet sich auf der Halbinsel Gramvousa. Um zum Parkplatz zu gelangen, muss man pro Person und Fahrzeug einen Euro Maut bezahlen, da die gesamte Halbinsel ein Naturschutzgebiet ist. 

Die Aussicht unweit vom Parkplatz war unglaublich, der feine weiße Sand, das türkisfarbene Wasser und im Hintergrund die Insel Tigani, ließen mich glauben ich hätte Paradis auf Erden gefunden. 

Zu viel Zeit zum Verweilen hatte ich dennoch nicht und ich machte mich nach einer halben Stunde bereits auf den Rückweg zu meinem letzten Spot, welcher in der Nähe des Flughafens lag.

1/2.000 – F5 – ISO 100

Nur etwa zehn Minuten nördlich des Flughafens liegt das Kloster Gouverneto. Dieses orthodoxe Kloster wurde im 16. Jahrhundert gegründet und heute noch von Mönchen bewohnt. Leider sind innen keine Fotoaufnahmen erlaubt. Deshalb beschloss ich dem Wanderweg, welcher dort startet zu folgen und in die Katholiko-Bucht abzusteigen.

Nach etwa einer halben Stunde Fußmarsch erreichte ich die Ruinen eines weiteren Klosters. Benannt wie die gleichnamige Bucht ist, das Katholiko-Kloster eines der ältesten Klöster auf ganz Kreta. Es soll aus dem 11. Jahrhundert stammen und ursprünglich „Agios Ioannis Kloster“, übersetzt „Kloster der Großen Höhle“ geheißen haben. Der Name kommt daher, dass es in eine steile Felswand eingebaut wurde. 

1/250 – F4 – ISO 100

Ich suchte immer wieder nach interessanten Winkeln und Perspektiven, bis ich feststellen musste, dass die Sonne langsam hinter den Bergen verschwand und das Kloster im Schatten lag. So machte ich mich auch bald wieder auf den Rückweg. Über unzählige Stufen ging es den Berg wieder hinauf und ich war froh, als ich endlich wieder beim Auto angekommen war, zum Flughafen fuhr und erschöpft aber glücklich in meinen Flieger stieg.

Trotz dessen, dass ich bereits viele Orte auf dem Festland Griechenlands besucht hatte, war ich von der Vielfalt Kretas hin und weg. Von den spektakulären Stränden mit kristallklarem Wasser über beeindruckende Berglandschaften bis hin zu malerischen Dörfern und historischen Städten gibt es für jeden etwas zu entdecken. Die gastfreundlichen Menschen, die warme mediterrane Atmosphäre und die vielfältigen Freizeitmöglichkeiten machen Kreta zu einem unvergesslichen Reiseziel auch oder gerade zur Nebensaison im Frühling oder Herbst. Ich werde sicher nicht das letzte Mal da gewesen sei!

Eingesetzte Objektive:

 
Johannes Hulsch
Landschaft- und Reisefotograf

Aufgewachsen in einer ländlichen Gegend entdeckte Johannes Hulsch bereits früh die Schönheit der Natur für sich. Mit der alten Kamera seines Vaters begann er seine ersten Schritte im Bereich der Landschaftsfotografie. Dabei beschränkte er sicher vorerst auf das Gebiet des Erzgebirges. Mit zunehmendem Erfolg seiner Bildern in den sozialen Medien begannen sich auch die Reisen auf Deutschland und Europa auszuweiten. Mittlerweile ist er selbständig als Landschaft- und Reisefotograf in Leipzig ansässig und nimmt seine Follower mit auf seine Abenteuer rund um den Globus. Jedoch gilt für ihn nach wie vor das Motto: „Für ein gutes Foto muss man seinen Blick nicht in die Ferne schweifen lassen, die schönsten Dinge findet man meistens direkt vor der Haustür, da man sich dort auskennt wie kein zweiter.“

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