Dippemess Moods © Stefan Lauterbach

Dippemess Moods

Street Photography auf dem Volksfest

Die Menschen wollen wieder raus! Keinerlei Einschränkungen mehr. So auch auf die Dippemess in Frankfurt. Aber nicht nur hier, sondern im ganzen Land kann man sie wieder voll genießen. Die Volksfeste – in Massen strömen die Menschen hierher, um Leckereien zu genießen, sich von den zahlreichen Fahrgeschäften durchwirbeln zu lassen und um ausgelassen Spaß zu haben. 

Betrachtet man es aus fotografischer Sicht gibt es hier eine Menge Motive zu finden. In der Street Photography möchte ich hier die einzigartige Atmosphäre einfangen und dokumentieren. Ich suche nach lustigen, vielleicht auch skurrilen Momenten, nach Licht und Schatten, nach kleinen Dingen, Nebelmaschinen und Sonne.  Zweimal war ich auf der Dippemess und hab genau das versucht – immer gegen späten Nachmittag mit viel Sonne. Es war für mich nicht das erste Mal, dass ich auf so einer Veranstaltung fotografiert habe. Ich wusste daher ungefähr was mich erwartet. Das ist zugleich der Beginn eines Projektes, denn in diesem Jahr folgen noch mehrere Feste dieser Art in Frankfurt und im ganzen Land. 

Dippemess Moods © Stefan Lauterbach

Doch können die vielen Menschen zunächst überfordern. Zwischen Lärm, etlichen Eindrücken und vollen Gassen rundum die Fahrgeschäfte und Futterbuden. Da kann man schnell den Überblick verlieren. Wie soll man denn bloß bei so vielen Menschen überall ein „vernünftiges“ Foto machen ohne, dass es völlig überfüllt wirkt oder einfach nur ein wenig aussagekräftiger Schnappschuss wird?  

In den nächsten Zeilen möchte ich euch zeigen, wie Fotos in diesem Gewusel trotzdem gelingen, selbst wenn ihr solche Veranstaltungen eher meidet. Worauf es dabei ankommt und wie ich dabei vorgehe erkläre ich euch anhand einiger Beispiele.

1/950 – F7,1 – ISO 320

1. Sich in der Masse zurecht finden

Für alle die jetzt denken, dass es doch schrecklich ist, wenn alles so voll ist, und lieber die ruhigen und Stillen Momente des Lebens genießen – ich habe Entwarnung für euch. Denn auch ich meide eigentlich eher solche Massen, bin nur ungern auf der Zeil unterwegs oder überall da, wo es zu voll wird. Doch ich habe zuletzt immer wieder gemerkt, dass wenn ich die Kamera dabeihabe und ich hier zum Fotografieren bin, sehr gut damit umgehen kann. Die Kamera ist für mich eine Art persönliches Schutzschild. Voll bleibt es weiterhin, man muss sich durchwuseln, es wird eng, man muss auf seine Wertsachen achten und gleichzeitig Motive finden. Doch am Ende bringt das viel Spaß mit sich, denn die Stimmung auf so einem Fest ist ansteckend und die Motive zahlreich. Es ist gleichzeitig auch anstrengend, vergleichbar mit Event Fotografie oder einer Hochzeit mit dem Unterschied, am Ende nicht unbedingt etwas abliefern zu müssen. Und da wären wir auch schon bei einem wichtigen Punkt: 

Entspannt euch! Trinkt vielleicht mal ein Kaffee zwischendurch, macht eine Pause, gönnt euch auch die ein oder andere Leckerei und werdet Teil der Masse. Nehmt einen befreundeten, fotografierenden Menschen mit, denn zu zweit oder zu dritt macht das alles noch viel mehr Spaß. 

Es folgen noch ein paar weitere Tipps:

  • Zunächst mal eine Runde umherlaufen, Stimmung und Lichtverhältnisse beobachten.
  • Welches Fahrgeschäft ist begehrt und wo schauen viele zu?
  • Augen auf und durch!
  • Beim Fotos machen, hinterher darüber nachdenken ob es gut ist oder nicht – in den Flow kommen.
  • Ihr werdet vermutlich mehr Ausschuss dabeihaben als üblich, da es sich hier natürlich auch anbietet mehr Schnappschüsse zu machen, weil alles sehr schnelllebig ist und immer mal wieder jemand ungewollt euer Bild durchquert. Das ist aber völlig normal und auch sonst in der Street Photography nicht selten – es ist eben nicht gestellt und somit auch nicht alles perfekt.
  • Daher ist es auch hier wichtig, an einer Foto Idee dranzubleiben und nicht nur wild durch die Gegend zu laufen, sondern auch mal stehen zu bleiben und die Szenerie beobachten – WORK THE SCENE! 
  • Die Menschen sind meist gut gelaunt und haben oft kein Problem damit auch mal ins Bild gerückt zu werden – manchmal springen sie sogar vor die Kamera und wollen fotografiert werden. Nehmt Visitenkarten mit, falls jemand das Foto später haben will.
  • Bleibt freundlich, entspannt und locker.

2. Motive finden

Nebel und Sonne

Haltet Ausschau nach Fahrgeschäften, die mit Nebelmaschinen arbeiten. Beobachtet wie oft und wann sie diese aktivieren und wohin der Nebel weht und wie er das Licht bricht. Scheint hierbei die Sonne gibt das eine Chance auf unglaublich stimmungsvolle Motive, die Filmreif sind. Ich hatte das Glück, dass die Abendsonne schon recht tief stand und so ein schönes warmes Licht erzeugte. Im Zusammenspiel mit dem Nebel und dem Gegenlicht sind mir so einige sehr stimmungsvolle Fotos gelungen. Doch denkt daran, solche Möglichkeiten nicht gleich wieder zu verlassen. Es hat eine Weile gedauert, bis ich diese Fotos im Kasten hatte. Die meisten sind einfach zu überladen. Bereit sein für den richtigem Moment!

Dippemess Moods © Stefan Lauterbach

Fahrgeschäfte und Buden

Gehen wir etwas weiter aber knüpfen nochmal an die erwähnten Nebelmaschinen an. Ist die Sonne euch weniger gnädig, dann können auch die bunten Lichter der Fahrgeschäfte richtig gut zur Geltung kommen, wenn der Nebel gesprüht wird. Hier habe ich zum Beispiel an den Autoscootern etwas Ausschau gehalten.

1/2.000 – F4 – ISO 320

Oft bleiben die Menschen vor bestimmten Fahrgeschäften stehen und sind erstaunt oder beobachten was darin so passiert, fotografieren selbst oder schauen einfach nur zu. Dabei kann man interessante Momente erwischen. Ich versuche mich hier dann gerne im „Layering“ – also mehrere Ebenen auf einem Foto in Zusammenhang bringen. (Ein separater Artikel hierzu wird noch folgen).

1/1.600 – F7,1 – ISO 320

Schnappschüsse aber gezielt:

Es passiert noch eine ganze Menge mehr als hier bisher erwähnt. Jeder sieht andere Situationen und Dinge in dieser Flut an Reizen und Eindrücken. Daher sollte man jederzeit seine Kamera für den unerwarteten Moment bereithalten. Ist das Wetter gut, habe ich die Blende meist eher geschlossen und habe so die Chance das meiste Scharf zu bekommen – gerade wenn es mal schnell gehen muss. Ganz nach dem Motto: „Wenn die Sonne lacht, nimm Blende acht!„  Haltet die Augen also stets offen, viele Momente dauern nur wenige Sekunden. Lieber das Bild erstmal machen und hinterher überlegen, ob es gut ist oder nicht. 

Stimmung und Atmosphäre:

Um einen Eindruck zu vermitteln wieviel auf dem Fest los ist und wie die Größenverhältnisse einiger Fahrgeschäfte sind, habe ich die folgenden Fotos gemacht, die durch das Gegenlicht der tief stehenden Abendsonne profitieren und so die großartige Lichtstimmung zeigen. Dabei empfiehlt es sich die Kamera leicht über dem Kopf zu halten und über die Massen hinweg zu fotografieren oder umgekehrt leicht von unten nach oben. Beides gibt einen interessanten Winkel – aber nicht übertreiben. Fokussiert am besten entweder auf einen Punkt in euerer Nähe um den Vordergrund mehr zu Geltung bekommen oder fokussiert auf ein Objekt weiter in der Ferne, um möglichst viel scharf zu bekommen. 

Dippemess Moods © Stefan Lauterbach

Die kleinen Details:

Zuletzt empfehle ich auch auf die „kleinen Details“ zu achten, den Blick überall zu haben. Zum Beispiel herab auf den Boden schauen, dort findet man manchmal einiges spannendes. Oder durch halbdurchsichtiges hindurchzuschauen und so den Blickwinkel zu verändern. Achtet auf alles Ungewöhnliche wie zum Beispiel auf Farben, die zusammenpassen oder Spiegelungen im wahrsten Sinne des Wortes. Denn manchmal findet man Spiegel die, die Sicht verzerren. 

1/500 – F7,1 – ISO 320

Noch mehr Stimmung in der Nacht und bei Regen

Ich kann in diesem Artikel nur das Zeigen, was ich auch selbst gemacht habe – wie erwähnt war ich am Nachmittag dort und das Licht war mir gnädig. Doch es lohnt sich auch zu anderen Tageszeiten, Wochentagen oder sogar bei Regen und vor allem nach Einbruch der Dunkelheit, wenn alles bunt beleuchtet ist, hier Fotos zu machen. Das hat bei mir dieses Mal zeitlich leider nicht funktioniert, werde ich aber beim nächsten Volksfest ganz sicher versuchen. 

3. Konfrontation und Moralisches: 

Meiner Erfahrung nach, sind die Menschen auf dem Volksfest meist ausgelassen und entspannt. Es kann natürlich vorkommen, dass sie sich fragen, was man fotografiert, einen auch mal fragend anschauen oder ganz klar nicht fotografiert werden wollen. Dabei gilt es vor allem immer respektvoll und freundlich zu bleiben. Gegebenenfalls kann man kurz erklären was und wieso man fotografiert. Möchte jemand explizit nicht fotografiert werden und äußert das, ist es für mich selbstverständlich das Foto wieder zu löschen oder es erst gar nicht zu machen. Achtet auf den gesunden Menschenverstand, fotografiert keine hilflosen Personen, sondern helft, falls es jemanden nicht gut gehen sollte. Zudem muss hinterher sorgfältig überlegt werden, welche Fotos in Ordnung sind und welche aussortiert werden. Denn manchmal ist man vielleicht schneller als die Reaktion des Gegenübers, die andeutet, dass jemand nicht fotografiert werden möchte. Ich möchte jedenfalls niemanden so zeigen wie ich selbst auch nicht gezeigt werden wollte. Das gehört für mich zu meinen Grundprinzipien. 

Fazit

Ich hoffe ich konnte euch mit diesem Artikel inspirieren und ihr habt jetzt Lust auf die nächste Messe, Kerb oder wie auch immer sich die Volksfeste bei euch nennen, etwas zu fotografieren und das Gewusel dort mit anderen Augen zu betrachten. In Frankfurt fand zuletzt der „Wäldchestag“ statt, der durch die Location mitten im Stadtwald nochmal eine besondere Atmosphäre mit sich bringt. Es folgen diverse Feste am Mainufer und natürlich die nächste Dippemess im September. Ich werde bestimmt auf einigen wieder mit der Kamera unterwegs sein und meine Serie weiter ausbauen. Ich wünsche viel Spaß beim selbst ausprobieren. Lasst euch dabei nicht entmutigen, wenn es nicht gleich gelingt. Im Zweifel einfach erstmal nur beobachten und schauen, was ihr seht. Einfach die Stimmung auf sich wirken lassen oder zu einem anderen Zeitpunkt nochmal wieder kommen.

Verwendete Objektive:

Der Autor

 
Stefan Lauterbach
Street Photographer

Stefan Lauterbach lebt in Frankfurt am Main und fotografiert hier mit großer Leidenschaft im Bereich der Street Photography. Stefan ist Autodidakt und fotografiert schon seit vielen Jahren. Im Jahr 2017 begann er mit der Street Photography und entwickelt sich seither stetig weiter. Er liebt den urbanen Raum, der ihm als eine Art große Bühne mit unendlich vielen Möglichkeiten dient. Am glücklichsten ist Stefan, wenn er ungestellte Situationen mit spannendem Licht, Schatten und Kontrasten kombinieren kann. Er ist daher ständig auf der Suche nach Momenten aus dem täglichen Leben und verpackt diese gerne in grafisch ansprechende Kompositionen mit einem künstlerischen Ansatz. Manchmal sind es auch nur die kleinen Momente und Details, die wir in unserem hektischen Alltag kaum noch wahrnehmen.

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