Hinterm Steuer
Ein und dieselbe Perspektive für alle Fotos? Klingt langweilig, ist bei diesem Projekt aber genauso gewollt. Das steckt dahinter!
Autos faszinieren mich! Und mit dieser Einstellung bin ich nicht allein. Auch in der heutigen Zeit üben Autos aller Art auf viele Menschen eine ganz besondere Faszination aus. Eine Faszination, die sich auf unterschiedlichste Art und Weise äußern kann. Die einen lieben das Design, die anderen beeindruckt die Technik und wieder andere begeistert das Fahrgefühl. Was alle diese Personen eint, ist die Leidenschaft fürs Auto. Leider kommen nicht alle Autofans in den Genuss Sportwagen, Oldtimer oder Luxuskarossen aus nächster Nähe zu erleben. Was bleibt, ist das Träumen vom Lieblingsauto!
Mein Foto-Projekt
Genau hier möchte ich mit meinem Foto-Projekt „Hinterm Steuer“ ansetzen. Da ich durch meinen Beruf als Motorjournalist das Privileg besitze verschiedenste Autos aller Leistungs- und Preisklassen hautnah erleben zu dürfen kam mir eine Idee: Wieso versuchst du das Gefühl selbst hinterm Steuer zu sitzen nicht in einem Foto festzuhalten?
Mit dieser fixen Idee startete ich vor etwa drei Jahren und mittlerweile habe ich sogar das Schema meines Instagram-Accounts auf dieses Projekt abgestimmt. Doch was genau steckt dahinter? Eigentlich ist es ganz einfach: Ich versuche exakt das, was der Fahrer sieht, wenn er nach vorne schaut, zu fotografieren. Das Lenkrad steht im Fokus, doch auch die Tacho-Einheit, Teile des Armaturenbretts, Navi-Bildschirme, Türtafeln, Mittelkonsole, Lenkstockhebel, Schaltkulissen und mehr sind zu sehen. Die Fahrerperspektive soll bestmöglich wiedergegeben werden.
Klingt simpel und genau genommen ist es das auch. Für mich bietet dieses Projekt dennoch zwei interessante Aspekte. Einerseits möchte ich Autofans damit das Gefühl geben selbst hinterm Steuer zu sitzen und andererseits ist es faszinierend zu sehen, wie unterschiedlich die Cockpits der Autos designt sind. Während die Idee an sich simpel ist, gilt es bei der Ausführung auf verschiedene Dinge zu achten, um eine immer gleiche Optik zu erhalten. Da mich bei Instagram immer wieder Leute anschreiben und fragen ob ich irgendwelche Vorrichtungen wie spezielle Rigs oder ähnliches benutze, verrate ich euch hier ein paar Kniffe, die ich während des Projekts gelernt habe.
Vorweg:
Ich benutze keinerlei Hilfsmittel. Der Großteil der hier gezeigten Fotos ist mit dem 24-70 mm F2,8 DG DN entstanden. Je nach Platzverhältnissen nutze ich auch hin und wieder das 35mm F1,2 DG DN. Womit wir auch schon beim entscheidendsten Punkt wären: Alles kommt aufs Auto an. Was ich damit meine? Am einfachsten ist es die perfekte Fahrerperspektive in einem Auto mit vier Türen zu fotografieren. Dazu einfach auf die Rückbank setzen, die Lehne des Vordersitzes etwas nach hinten neigen und anschließend die Kamera im Hochformat möglichst exakt auf Höhe der Kopfstütze (das entspricht in etwa der Augenhöhe der meisten Menschen) halten und ein Foto des Cockpits machen. Der Live-View-Modus ist hierbei extrem hilfreich, doch es geht auch ohne.
Was aber wenn das Auto, so wie die meisten Sportwagen, keine Rückbank hat? In diesen Fällen ist die Umsetzung etwas schwieriger, doch mit ein bisschen Übung ist auch das kein Problem. Anfänglich habe ich es von der Fahrerseite aus probiert und die Kamera einfach in etwa auf Kopfhöhe vor den Fahrersitz gehalten. Doch es gab ein ästhetisches Problem: Auf den Fotos war zu erkennen, dass die Fahrertür geöffnet war und das gefiel mir nicht. Eine andere Lösung musste her.
Nach vielen Versuchen hat sich eine Methode für mich bewährt: Ich setze mich auf den Beifahrersitz und beuge mich mit der Kamera in der Hand auf die Fahrerseite. Alle, die schon mal das Glück hatten in einem Lamborghini Aventador oder auch einem Ferrari LaFerrari gesessen zu haben, werden wissen, dass die Platzverhältnisse in diesen Autos nicht gerade üppig sind, eine gewisse Flexibilität ist daher von Vorteil. Außerdem ist es natürlich wichtig die Kamera möglichst exakt gerade zu halten, um ein perfektes POV-Foto zu bekommen. Aus diesem Grund drücke ich in besonders niedrigen und engen Autos immer gleich mehrfach ab.
Essenziell ist zudem die richtige Vorbereitung: Steht das Lenkrad exakt gerade? Ist auf dem Navi-Bildschirm das zu sehen, was ich sehen möchte, oder schalte ich den Bildschirm lieber aus? Auch vermeide ich es das Foto mit eingeschalteter Zündung zu machen, da bei den meisten Autos dann alle Warnleuchten an sind. Wenn alles so weit passt, heißt es: abdrücken. Bei Belichtung und Blende kann man eigentlich nicht viel falsch machen: Die Belichtung einfach an die Lichtverhältnisse anpassen und die Blende, je nach persönlicher Vorliebe, so wählen, dass Animationen im Kombiinstrument dezent in den Hintergrund treten und das Lenkrad noch mehr heraussticht.
Wenn das Ergebnis nicht direkt passt, einfach weiter ausprobieren und mit der Zeit werdet ihr merken, dass ihr fast automatisch ein Gespür für die richtige Perspektive bekommt.
Neben der Faszination finde ich vor allem die Vielfalt der Autos interessant. Auf diesen Fotos seht ihr vom 10.000 Euro-Alltagsklassiker, über moderne Elektroautos bis hin zum mehrere Millionen Euro wertvollen Hypercar die verschiedensten Fahrzeuge aus der immer gleichen Perspektive. „Hinterm Steuer“ zeigt eindrucksvoll, dass das Cockpit aus mehr als nur einem Lenkrad besteht.
Verwendete Produkte:
Jan ist ein Motorjournalist, Fotograf und absoluter Auto-Nerd. Egal ob Autoquartetts, Modellautos oder jegliche Art von Automobilia, in seinem Leben dreht sich fast alles um das Thema Auto.
Zur Fotografie kam er über das Carspotting und hat seine Skills kontinuierlich weiterentwickelt. Auch heute freut er sich über jeden Supersportwagen oder Oldtimer, den er fotografiert!