Foodfotografie und der eigene Stil
Mein erster großer Job und liebste Produktion im Jahr: „Sweet & Easy – Enie backt“
Ich komme gerade aus Berlin zurück, nach dem wir 3 Wochen lang, die neue Staffel „Sweet & Easy – Enie backt“, produziert haben. Es war das 7. Mal, dass ich dabei war und kann es kaum glauben, dass es damals mein erster wirklich großer Job war. Ich hatte mich gerade selbstständig gemacht und als ich angefragt wurde, blieb mir kurz das Herz stehen.
Das erste Mal an einem großen TV Set, das erste Mal für jemanden arbeiten, der mich nicht kennt. Das erste Mal, dass ich einen normalen, gut bezahlten Job bekommen habe.
Ich war so aufgeregt und hatte Angst, dass sie nicht zufrieden mit meiner Arbeit sein würden. Von morgens bis abends saß ich am Set, habe die ganze Produktion mitverfolgt, durfte mit am Set sitzen und sollte ebenfalls Fotos von Enie machen.
Meine eigentliche Arbeit bestand aber daraus, Fotos von den fertigen Rezepten für Instagram und die Website zu machen. Bis heute ist es meine liebste Produktion im Jahr, weil ich das Team liebe -und das Beste an allem- der Kunde lässt mich frei arbeiten. Bis auf ein paar Dinge, an die ich mich halten muss, wie z. B, dass ich ungefähr das gleiche Geschirr wie Enie benutzen oder das Thema der ganzen Folge beibehalten soll.
24-70mm – 70mm – F3,5 – 1/160s – ISO 160
Was gibt es besseres, als sich als kreativer Mensch komplett kreativ ausleben zu dürfen? Aber auch wenn ich mich frei austoben kann, versuche ich natürlich, den Stil des Kunden bzw. in diesem Fall den Stil der Sendung mit in meine Fotos einfließen zu lassen. Ich möchte einen Wiedererkennungswert schaffen, wenn sich Menschen die Bilder anschauen. Im besten Fall schafft man es bei jedem Job, seinem Stil treu zu bleiben, aber trotzdem die Wünsche des Kunden mit einzubinden.
Ich glaube, dass das die große Kunst ist und etwas, was du mit der Zeit immer besser lernst. Manchmal klappt es besser als andere Male. In den acht Jahren, in denen ich nun als selbstständige Fotografin arbeite, habe ich gemerkt, dass es sich ganz organisch ergibt, das Kunden auf dich zukommen, die deine Bilder so schön finden, dass sie sich solche auch für sich wünschen. Irgendwann hast du dann keinen Kunden mehr, für den du dich komplett verstellen oder bei dem du von deinem eigenen Stil ganz abweichen musst.
Für mich auch ein Hinweis darauf, dass du wirklich dich und deinen Stil gefunden hast. Dass du genau da angekommen bist, wo du hinwillst.
Als ich mir, nach der Bildbearbeitung der diesjährigen Fotos, alle Bilder bewusst angeschaut habe, ist mir aufgefallen, wie stark sich die Bilder aus den ersten Jahren und diesem Jahr unterscheiden.
Als ich Anfing Essen zu fotografieren, habe ich sehr viel mit Unschärfe gearbeitet. Teilweise habe ich auf Blende 2,8 oder 3,5 gearbeitet, was für mich zu diesem Zeitpunkt, schön aussah. Ich fand es toll, wie alles drumherum in der Unschärfe verschwindet. Mittlerweile denk ich mir „oh Gott Leonie, nicht mal das ganze Essen um das es sich dreht, ist scharf! – Nicht mal Ansatzweise.“
Mittlerweile arbeite ich nach wie vor gerne mit Unschärfe, aber viel gezielter und bewusster. Ich habe mir ewig lang andere Foodfotografen angeschaut und fragte mich immer, warum sehen deren Fotos so viel anders aus als meine? Ich habe das gleiche Set Up, arbeite mit der gleichen Kamera und trotzdem sehen meine Fotos nicht so aus.
So lange habe ich herumprobiert und irgendwann dachte ich mir? Warum versuche ich eigentlich, den Stil anderer so nachzueifern? Warum sollte ich etwas nachstellen, was es schon gibt?
Klar, ist es immer gut inspiriert zu werden und Fotografen zu haben, deren Arbeit man als Vorbild nimmt. Aber ich versuche mittlerweile nicht mehr die Bilder 1 zu 1 nachzustellen, sondern zu schauen was mich an dem Bild so inspiriert, was ich schön finde und was ich eventuell ausprobieren und mit in meinen Stil einfließen lassen möchte.
Für mich ist das Durchschauen der Bilder, die ich in den letzten Jahren für Sweet & Easy gemacht habe, ein perfektes Beispiel für meinen Werdegang. Ich merke Jahr für Jahr, dass ich mich weiterentwickelt habe und bin sehr glücklich darüber, wo ich jetzt gerade bin. Aber auch wenn ich persönlich deutliche Unterschiede zwischen all den Jahren sehe, sehe ich genauso, dass ich mir irgendwo immer Treu geblieben bin.
Ein paar Dinge habe ich damals schon gemacht und mache sie auch heute noch. Zwar mit kleinen Veränderungen aber immer noch die gleichen. Zum Beispiel arbeite ich gerne mit Unschärfen im Vorder- und Hintergrund. Ich versuche gerne die Zutaten, die verwendet wurden, wieder im Bild auftauchen zu lassen. Ich versuche die gleichen Farben immer wieder im Bild einzubinden. Nutze immer noch die gleichen Perspektiven und Blickwinkel auf das Essen. Mein Stil hat sich nach und nach verändert, aber mein Auge, wie ich Dinge sehe, ist gleich geblieben.
Aber natürlich gibt es auch Dinge, die ich jetzt nicht mehr machen würde. Auf den beiden Bildern hier oben finde ich den Bildaufbau nicht harmonisch. Meine Perspektive ist falsch. Ich fotografiere von zu weit Oben sodass das Objekt, um dass es sich dreht, zu klein unten rechts in die Ecke rutscht. Weder der Goldene Schnitt passt hier, noch funktioniert hier das Spiral,- oder Diagonalraster. Einige der Bilder wirken total unruhig auf mich. Zu viel im Vorder- oder Hintergrund. Zu viele verschiedene Farben oder Muster. Davon habe ich mich entfernt.
Sich die eigenen Bilder bewusst anzuschauen, die man in der Vergangenheit gemacht hat, ist genau so wichtig wie sich Inspiration bei anderen Fotografen zu holen. So kann man erkennen, was man zukünftig nicht mehr machen will.
Eine dreiteilige Blogbeitragsserie mit Tipps und Tricks in der Foodfotografie zeigt euch Eindrücke meiner Arbeitsweise. In Teil 1 geht es um den Bildaufbau, in Teil 2 um die Lichtsetzung und in Teil 3 um die Farbauswahl.
Verwendete Objektive:
Die Autorin
Zwischen klirrenden Gläsern, flackerndem Licht und dem Geruch leckeren Essens wird meine Kreativität am lautesten. Ich liebe es im Getümmel zu sitzen, Leute zu beobachten und mich von Licht und Schatten inspirieren zu lassen. Ich will Momente einfangen, Emotionen übermitteln und die Schönheit jedes Restaurants, jedes Gerichts oder Drinks zeigen.
Für mich ist Essen keine reine Nahrungsaufnahme. Es verbindet Leute, es erzählt Geschichten verschiedener Kulturen und Traditionen. Es ist ein Moment, wo nur das jetzt zählt, die Menschen um dich herum und die Gespräche die man führt.