Sigma x Shitbox-Run: Der etwas andere Roadtrip © Jan Götze

Shitbox-Run: Der etwas andere Roadtrip

Vier Autos, vier Freunde, viertausend Kilometer und unvergessliche Erinnerungen!

Was passiert, wenn sich vier Freunde vier in die Jahre gekommene Kleinwagen mit Rest-TÜV kaufen und ohne große Vorbereitungen nach Südfrankreich fahren? Wir haben es herausgefunden!

Rückblick: Im Herbst 2020 stolperte ich bei Instagram eher zufällig über das Phänomen Shitbox-Run. Veranstaltet von @asphaltheritage und im Prinzip eine Art Low-Budget- Roadtrip bei dem fünf Autos nach bestimmten Parametern gekauft und mit möglichst wenig Budget soweit fit gemacht werden, dass sie die Strapazen von 2000 Kilometern über Stock und Stein durchhalten. Witzige Idee, dachte ich mir und das wars.

In den folgenden drei Tagen sollten mich die unterhaltsamen Instagram-Stories von @asphaltheritage allerdings auf eine Idee bringen. Was die Franzosen können, können wir doch schon lange! Und so wurde die Idee eines eigenen Shitbox-Runs nach französischem Vorbild geboren.

Zu meiner Überraschung konnte ich innerhalb kürzester Zeit eine Vielzahl meiner autobegeisterten Freunde von der auf den ersten (und eigentlich auch zweiten) Blick verrückten Idee überzeugen. Zwischenzeitlich bestand unsere Gruppe aus zehn potenziellen Teilnehmern. Geplant war die Tour für 2021. Verschiedene Faktoren, in erster Linie die Pandemie, sollten die Umsetzung des Vorhabens allerdings immer wieder verzögern. Doch für 2022 war ich fest entschlossen!

Sigma x Shitbox-Run: Der etwas andere Roadtrip © Jan Götze

Gesagt, getan. Mit genügend Vorlauf einigten wir uns auf einen sechstägigen Zeitraum im September. Schnell war eine grobe Route ausgearbeitet, die durch verschiedene Nationalparks bis ins französische Valleraugue in der Nähe von Montpellier reichte und auch die Rahmenbedingungen für den Autokauf wurden festgelegt:

  • maximal 1000 Kilo Leergewicht
  • maximal 3,80 Meter Länge
  • maximal 100 PS
  • bis Baujahr 2002
  • maximal 2000 Euro inklusive Reparaturen und Modifikationen

Die wichtigsten Punkte waren damit geklärt, doch es gab ein neues Problem. Je näher der angepeilte Starttermin rückte, desto mehr Teilnehmer sagten ab. Plötzlich war es scheinbar doch keine so spaßige Idee mehr. Ich bekam erste Zweifel, ob der Shitbox-Run ausfällt. Vier Wochen vor Abfahrt standen wir mit vier Leuten, aber ohne Autos, da.

Glücklicherweise waren wir vier fest entschlossen das Vorhaben durchzuziehen – allen Strapazen zum Trotz! Am Tag vor der Abfahrt wurden die zum Teil erst wenige Tage zuvor gekauften Autos noch mehr oder weniger fachmännisch beklebt und ein paar Last-Minute-Vorbereitungen getroffen, bevor es am Donnerstag Morgen um 06:00 Uhr losging.

Sigma x Shitbox-Run: Der etwas andere Roadtrip © Jan Götze

Die erste Etappe führte uns von Bremen nach Reims in Frankreich – 700 Kilometer, Umwege nicht mit einberechnet. Unser farbenfrohes Quartett, bestehend aus einem Ford Fiesta, einem Peugeot 106 und zwei Renault Clio erntete auf dem Weg einige Daumen hoch und einige freudige (oder waren es doch eher mitleidige?) Blicke. Nach über zwölf Stunden Fahrt erreichten wir die Rennstrecke Reims-Gueux, die zwischen 1926 und 1966 eine der bekanntesten französischen Rennstrecken war und auf der sogar elf Formel 1 Grand-Prix ausgetragen wurden. Seit der Stilllegung 1972 sind die noch erhaltenen und mittlerweile als historisches Denkmal (monument historique) geschützten Teile der Boxen und Tribünen eine Anlaufstelle für Autofans aus aller Welt und die perfekte Kulisse für unsere Shitboxen.

Da ich mein Gepäck auf das Nötigste reduziert hatte, kam ausschließlich mein Immerdrauf-Objektiv, das 24-70mm F2,8, mit nach Frankreich. Egal ob statische Bilder oder Rollingshots, das 24-70mm deckt alle Aufgabenbereiche ab. Nach ein paar Schnappschüssen fuhren wir auch schon weiter, schließlich hatten wir auch am nächsten Tag eine lange Strecke vor uns.

Sigma x Shitbox-Run: Der etwas andere Roadtrip © Jan Götze

Von Reims ging es erstmal nach Paris. Und auch wenn aufgrund des wilden Verkehrs oft vor der Anreise mit dem eigenen Auto in die französische Hauptstadt gewarnt wird, hatten wir mit unseren vier Shitboxen jede Menge Spaß. Wir passten unseren Fahrstil entsprechend an und kamen aus dem Grinsen nicht mehr raus. Natürlich ließen wir es uns auch hier nicht nehmen einen schnellen Foto-Stopp mit dem Eiffelturm im Hintergrund einzulegen. Eine kleine Belohnung: Denn die ersten 1000 Kilometer hatten unsere 2000-Euro-Autos ohne jegliches Problem absolviert.

Nachdem wir uns aus dem Pariser Stadtverkehr gekämpft hatten, fuhren wir noch mal 300 Kilometer weiter südlich in Richtung Naturpark Morvan, von wo aus es am nächsten Tag über typisch französische Landstraßen weitere knapp 500 Kilometer zum Zielort Valleraugueging.

Sigma x Shitbox-Run: Der etwas andere Roadtrip © Jan Götze

Während der gesamten 1800 Kilometer wurden die Autos nicht geschont und dennoch gab es nicht das kleinste technische Problem. Ein Fakt, der uns alle überraschte: schließlich waren die beiden ältesten Autos zu diesem Zeitpunkt jeweils 27 Jahre alt und wurden bis dato von den Erstbesitzern vermutlich nur zum Einkaufen und zum Brötchen holen genutzt – das zumindest ließen die Kilometerstände vermuten. Und jetzt wurden sie mal ebenso quer durch Europa gescheucht – und das auch ohne wirkliche Vorbereitungen.

Am vierten Tag entschlossen wir uns dazu die Region rund um den Cévennes Nationalpark zu erkunden. Innerhalb eines Tages fuhren wir einige der besten Straßen, die ich je gesehen habe – von spektakulären Bergpässen inklusive toller Serpentinen bis hin zu famosen Landstraßen war alles dabei.

Bei dieser atemberaubenden Kulisse konnte ich es mir nicht nehmen lassen, unsere vier automobilen Low-Budget-Helden entsprechend abzulichten. Auch für die Rollingshots nutzte ich ausschließlich das 24-70mm. Dank des treffsicheren Autofokus und einer langen Verschlusszeit von 1/20 oder auch 1/15 konnte ich viel Dynamik in die Bilder bringen, obwohl wir gar nicht so schnell unterwegs waren.

Schaue ich mir die Bilder heute an, muss ich grinsen, denn auch mit mehreren Monaten Abstand wirkt es noch immer surreal, dass wir dieses Abenteuer tatsächlich erleben durften. Und auch wenn eines der vier Autos direkt nach den letzten Fotos den Geist aufgegeben hat, wir uns nicht immer einig waren und jeden Abend erschöpft ins Bett gefallen sind, würde ich es sofort noch mal machen. Denn eins kann uns keiner mehr nehmen und das sind die Erinnerungen – und natürlich die Fotos!

Verwendetes Objektiv: 24mm F2,8 DG DN | Art

Der Autor

 
Jan Götze
Automobilfotograf

Jan ist ein Motorjournalist, Fotograf und absoluter Auto-Nerd. Egal ob Autoquartetts, Modellautos oder jegliche Art von Automobilia, in seinem Leben dreht sich fast alles um das Thema Auto.

Zur Fotografie kam er über das Carspotting und hat seine Skills kontinuierlich weiterentwickelt. Auch heute freut er sich über jeden Supersportwagen oder Oldtimer, den er fotografiert!

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