Ein Einblick in die Wildlife Fotografie © Sebastian Haberkorn

Ein Einblick in die Wildlife Fotografie – Teil 2

Neben der richtigen Tarnung und dem richtigen Equipment (Teil 1) gibt es noch weitere Punkte, auf die man bei der Wildlife Fotografie achten sollte.

Du solltest deine Kamera blind beherrschen!

Es gibt doch nichts Schlimmeres, als einen Moment zu verpassen, weil man sich nicht mit seiner Kamera auskennt, oder? 

Daher möchte ich hier ein paar meiner Einstellungen mit euch teilen:

  • ISO:
    Den ISO stelle ich immer manuell ein, um auf die aktuellen Lichtsituationen eingehen zu können. 
  • Auslöser:
    Ich habe mir den Auslöser weg von der Auslösetaste und auf den AF-On Button (bei Canon) gelegt oder auch Back-Button-Focus genannt. Zusätzlich kann ich an meiner Canon R3 noch eine zweite Taste, die *-Taste, mit einer Fokus Methode belegen und hier habe ich den Augen-AF daraufgelegt. Heißt, wenn ich ein Tier habe, welches beispielsweise still vor mir sitzt oder steht, benutze ich den Augen-AF und kann mir den Bildausschnitt damit viel schneller zurechtlegen, als den Fokuspunkt manuell zu verschieben. 
  • Modus:
    In der Wildlife Fotografie kommt es meist auf jede Sekunde an, daher stelle ich meine Kamera immer in den Zeitautomatikmodus (A bzw. AV). So habt ihr die volle Kontrolle über die Blende und die Kamera stellt automatisch die richtige Verschlusszeit ein. Ist die Verschlusszeit zu lange, kannst du dann entsprechend mit der ISO nachjustieren. 
  • Auslösemodus:
    Wenn möglich, sollte der Verschluss auf lautloses Auslösen eingestellt sein. So habt Ihr keine Verschlussgeräusche und könnt das Tier nicht erschrecken. 
  • Bildaufnahme:
    Natürlich solltet ihr auch im Serienbildmodus fotografieren. So ist die Chance ein gutes und scharfes Bild zu bekommen wesentlich höher als im Singlebildmodus.
  • Autofokus:
    Der Autofokus sollte in der Wildlife Fotografie im Servo-Modus stehen. Dabei fokussiert die Kamera, wenn der Autofokus aktiviert wird, ständig neu. Bedeutet, der Fokuspunkt wird immer neu scharf gestellt, solange ihr die Fokustaste gedrückt haltet. 

Egal bei welchem Bild, der Bildaufbau bestimmt über ein gutes Bild. 

Ein gutes Bild entsteht dann, wenn der Bildausschnitt stimmt. Heutzutage, mit den modernen Kameras mit teilweise über 50 Megapixeln, kann jeder ein Foto machen und es nachträglich zuschneiden. Das sollte aber meiner Meinung nach nicht das Ziel sein. Ziel sollte es sein, das Bild schon bei der Aufnahme entsprechend aufzubauen. 

Es gibt doch nichts Besseres als ein Bild aufzunehmen und später beim Bearbeiten festzustellen, wie gut es doch geworden ist, ohne dass man es großartig zuschneiden muss. Dabei gibt es eine wesentliche Regel und das ist der sogenannte goldene Schnitt. Bei dieser Regel wirkt das Bild für unser menschliches Auge am ansehnlichsten und harmonischsten. Dabei ist es aber nicht einmal so wichtig, dass ihr den Schnitt immer zu 100% trefft, wichtig ist, dass es in die richtige Richtung geht. Bedeutet, versucht das Motiv, in unserem Fall das Tier, in das obere oder untere Drittel eines Bilds zubekommen.

Hier einmal ein Beispiel anhand eines jungen Buntspechtes, welcher aus der Bruthöhle schaut.

Aber wie alle Regeln, ist auch diese zum Brechen da. 

Ich persönlich finde es auch immer wieder sehr spannend, das Tier in die Mitte des Bilds zu setzen und es somit in den Spotlight zu bekommen. Am Ende müsst ihr das Bild so aufbauen, wie es euch am besten gefällt. Ich bin nämlich kein Freund davon, dass ich meine Fotos mache, damit sie anderen gefallen. Ich bin der Fotograf und mir müssen die Bilder gefallen.

Nichtsdestotrotz solltest du bei jedem Bild auf den Hintergrund achten. 

Hier sind zwei Bilder einer Amsel, beim ersten Bild ist der zweiteilige Hintergrund direkt hinter der Amsel und sorgt so für Unruhe. Ich habe daraufhin zwei Schritte nach rechts gemacht und konnte dies somit lösen. Jetzt ist nur noch das grüne Blätterwerk eines Baumes hinter der Amsel und wirkt dadurch nicht mehr störend. 

Bildbearbeitung kann vieles retten, aber noch mehr kaputt machen.

Du solltest dir auch immer bewusst sein, für was du deine Fotos erstellst. 
Willst du sie nur für dich und/oder Social Media machen? Oder möchtest du mit den Bildern irgendwann einmal bei einem Wettbewerb teilnehmen?

Bei Zweiteren solltest du in der Nachbearbeitung auf folgende Punkte achten:

  1. Nichts entfernen
  2. Nichts hinzufügen (z.B. Sunflairs, Nebel, etc.)
  3. Max. 5% Beschnitt
  4. wenig Entrauschen
  5. wenig Farbanpassungen
  6. keine nachträglichen Filter

Wenn du der Meinung bist „Das Bild würde mit einem Sunflair aber noch spannender in Social Media wirken“, dann fertige lieber zwei Versionen an. Eine mit deinen Anpassungen und eine für Wettbewerbe. Damit bist du auf der sicheren Seite und ärgerst dich später nicht, wenn du an einem Wettbewerb teilnehmen möchtest und nur die Version mit den Anpassungen hast. 

Dies ist einmal ein kleiner Teil der Wildlife Fotografie, die ich mit euch in meinen ersten Schritten als angehender Wildlife Fotograf teilen wollte. 

In der Wildlife Fotografie gibt es aber noch so viel mehr zu lernen und zu teilen. Dies kommt vielleicht noch in einem weiteren Blogpost. Dies wäre z. B. der Ansitz, wie und wo findet man Tiere, was gibt es beim Anfüttern zu beachten, Verhalten in der Natur, etc..

Aber eines vorweg: 

Das Wohl des Tieres steht immer über dem Bild! Kein Bild der Welt ist es wert, dass ein Tier dadurch zu Schaden kommt. 
Ich sehe es oft, dass ein Fotograf beispielsweise eine Schlange/Blindschleiche hochhebt, um sie an einen besseren Platz zu legen. Dabei gähnt die Schlange dann und der Fotograf meint, dass dies süß sein. Dies ist aber ein Anzeichen dafür, das die Schlange gestresst ist und kann dazu führen, dass die Schlange ihren Mageninhalt auswürgt. 
Bitte hebt nie ein Tier hoch und legt es an einen anderen Platz, nur um ein Bild zu bekommen. 

Genauso solltet ihr drauf achten, wenn ihr euch getarnt habt und das Bild im Kasten ist, nicht ruckartig aufzustehen, wenn das Tier noch in der Nähe ist, speziell an einer Straße. Das Tier kann sich erschrecken und vor ein Auto laufen. 

Die Bilder von den Wildkaninchen sind bei mir an einer Autobahnausfahrt entstanden, hier sind im Minuten Takt Autos lang gedonnert. Wäre ich hier ruckartig aufgestanden, wären die Kaninchen mit Sicherheit vor ein Auto gelaufen. Hier sollte man sich langsam und ruhig nach hinten wegrobben und die Tiere somit nicht aufscheuchen. 

Informiert euch bitte auch immer vor dem geplanten Shooting, was es bei dem Tier zu beachten gibt. Ist es geschützt? Wie weit darf ich mich dem Tier oder seinem Bau nähern? Etc.

Ich hoffe der Beitrag konnte euch etwas weiterhelfen und ich freue mich auf eure Kommentare. 

Verwendete Objektive:

Der Autor

 
Sebastian Haberkorn
Automobilfotograf

Der passionierte Automobil- und People-Fotograf Sebastian Haberkorn aus München freut sich, wenn seine Bilder Emotionen im Betrachter wecken. Im besten Fall sogar so sehr, dass sie das abgelichtete Fahrzeug unbedingt selbst haben wollen. Er ist überwiegend im Bereich der Automotive Fotografie zuhause, in  der er seine Leidenschaft zum Automobil verwirklichen kann. Dabei versucht er in seinen Bildern die Emotionen eines Roadtrips mit Premium und Sportwagen dem Betrachter erlebbar zu machen. Seine Bilder sollen ein Gefühl von Begehrlichkeit für das abgelichtete Produkt wecken.

Portfolio | Website | Instagram Automotiv | Instagram Wildlife | Facebook

Alle Bilder dieses Beitrags in der Übersicht