Street-Photography in Paris © Toni Seoane

Street-Photography in Paris

Through May

Als SIGMA mich Anfang des Jahres kontaktierte, um ihr neues 56mm F1,4 DC DN | Contemporary Objektiv mit Fujifilm X Mount zu testen, war ich mehr als begeistert. Schließlich wurden die schönsten Kindheitsfotos meiner Schwester und mir durch die analoge Minolta meiner Mutter mit ihrem geliebten SIGMA Zoom-Objektiv aufgenommen. Es fühlte sich also ein bisschen an, als würde sich ein Kreis schließen. 

Darüber hinaus bat mich SIGMA, das Objektiv im Rahmen eines Street-Photography-Assignments zu testen – eine Art der Fotografie, die ich schon lange liebe. Also zögerte ich nicht lange und buchte meine Tickets in eines der schönsten Städte überhaupt: Paris.

Montagmorgen, 6 Uhr, stehe ich in der Warteschlange für meinen Flug Hamburg—Paris. Wie verrückt, steht doch ein entfernter Bekannter direkt vor mir in der Warteschlange. Kann das ein Zufall sein? Und da ich niemanden in Paris kenne, überlege ich kurz, ob ich ihn ansprechen soll. Um ehrlich zu sein, kenne ich ihn nur von wilden Partynächten in Hamburg, also beschließe, ich noch etwas schläfrig, es lieber sein zu lassen. Zu früh für Smalltalk. Außerdem habe ich einen kleinen Bildband von Saul Leiter in der Hand, meinem absoluten Helden der Straßenfotografie.

Warum Saul Leiter? Es gibt wenige Fotografen, die es geschafft haben, Licht, Farben und Komposition auf so einzigartige Weise zu verbinden. Außerdem braucht es gerne mal einen zweiten Blick, um genau zu verstehen, wer oder was abgebildet ist.

Ich denke, gerade in unserer schnelllebigen, von Instagram beeinflussten Welt, ragen gerade die Bilder heraus, an denen man vorbeiscrollt, um dann doch nochmal kurz zurückzuspringen…

Obwohl Paris mit dem Flugzeug nur einen Katzensprung von Hamburg entfernt ist, beschließe ich, das Beste aus den drei Tagen zu machen. Warum also nicht um 8 Uhr morgens am Charles-de-Gaulle ankommen? Und was für ein Glück: der Frühling ist in Paris angekommen und die Stadt empfängt mich mit strahlend blauem Himmel und wärmstem Sonnenschein.

Früh mache ich mich also auf den Weg, denn es gibt nichts Herrlicheres, als zu Fuß und ohne konkretes Ziel eine mehr oder weniger unbekannte Stadt zu erkunden. Nur so bekommt man den echten Charakter eines jeden Ortes mit. Und in einer Stadt wie Paris, in der man gerade zu Erschlagen wird von Schönheit, Licht und Farben, bieten sich viele Möglichkeiten, abstraktere Fotos zu schießen.

Die vielen verspiegelten Cafés, mit ihren zumeist farbenfrohen Einrichtungen… die wunderschöne Architektur, die sich fast über die ganze Stadt erstreckt… aber auch die kleinen und großen Stadtgärten, auf die man immer wieder stößt… 

Und obwohl Paris von beeindruckenden Monumenten nur so wimmelt, bin ich weniger daran interessiert, das vertraute Paris zu fotografieren.

Was mir an der Straßenfotografie am meisten Spaß macht, ist die alltägliche Schönheit, die sich im Grunde überall finden lässt. Es gibt ein Zitat eines meiner weiteren Lieblingsfotografen, der sagte:

Ich bin nicht daran interessiert, neue Dinge zu fotografieren. Ich bin daran interessiert, Dinge neu zu sehen

Ernst Haas

Während zwei Unbekannte ihren Blick vom Montmartre auf die Weite der Stadt und den Eiffelturm werfen, fällt mir das gekringelte Geländer in Kombination mit den ausgestreckten Händen auf. Und das warme Licht auf den Händen vor dem blauen weiten Himmel weckt irgendwie ein bisschen Sehnsucht.

So, jetzt aber zu ein paar technischen Details…

Obwohl ich zwar absolut kein Techie bin, kann ich sagen, dass das 56mm F1,4 trotz klassischer Porträtbrennweite (umgerechnet auf 35mm ist es mit ca. 85mm eigentlich die Porträtbrennweite schlechthin) überraschend viel Freude auf der Straße macht. 

Wenn sich eine interessante Szene etwas weiter weg abspielt, kommt der Tele-Charakter des Objektivs voll zur Geltung, welcher Vorder- und Hintergrund gut trennt und die Bilder in einem (im Vergleich zu Weitwinkelobjektiven) komprimierteren Look ausgibt. Dieser komprimierte Look gibt den Bildern wiederum ein teils malerisches Feeling.

Darüber hinaus ist das Objektiv überraschend leicht und handlich, was bei einem mehrstündigen Straßenspaziergang durch die Stadt definitiv hilft. Das schlichte, elegante Design ist unauffällig, und wenn man in einer kniffligen Situation manuell fokussieren muss, ist der breite und griffige Fokusring sehr fein zu bedienen.

Das Einzige, was ich mir an dem Objektiv gewünscht hätte, wäre ein manueller Blendenring, da ich meine Kamera am liebsten auf „analoge“ Art nutze. Die Blende kann man aber natürlich ganz einfach an der Kamera einstellen, somit ist dieser Punkt im Grunde nur Gewöhnungssache und persönliche Vorliebe… 

Es ist witzig, wie sich manche Momente wie von allein ergeben. Eigentlich fallen mir nur die sich komplementieren Farben des grünen Tisches und der roten, sich spiegelnden Häuserfassade auf, da läuft ein etwas moody dreinblickender Herr in Trenchcoat, Hut und Brille vorbei. Wohin führt sein Weg? We’ll never know…

Der Frühling bringt Leben zurück und damit auch farbenfrohe Blumen. Ob die Blumen auf dem Bild links echt waren, weiß ich nicht. Die Spiegelung vor dem mit Blumen verzierten Stuhl gefiel mir trotzdem.

Danke SIGMA, für diese herrliche Gelegenheit, euer 56mm F1,4 Contemporary auszuprobieren.

Verwendete Produkte:

Der Autor

 
Toni Seoane
Fashion, People und Streetfotograf

Ich bin Toni Seoane, Fashion-, People- und Streetfotograf aus Hamburg.

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