Rindfleisch in 61 Megapixel
Die SIGMA fp L im Food-Praxistest
Zwei Köche, bestes Rindfleisch, vier Rezepte und eine superschicke, handliche 61 Megapixel-Kamera in der Hand. Bei einer solchen Projektbeschreibung lacht das Herz. Zusammen mit dem FrischeParadies durfte ich im vergangenen Monat einen CookTank zum Thema Rindfleisch fotografisch begleiten. Die Aufgabe war, aus vier verschiedenen Cuts vom Rind vier kreative und nachkochbare Rezepte von einfach bis fortgeschritten zu entwickeln und diese anspruchsvoll in Szene zu setzen. SIGMA war hierbei so freundlich mir die SIGMA fp L und das Zoomobjektiv 28-70mm F2,8 DG DN | Contemporary für diesen Shoot zur Verfügung zu stellen, mit der Bitte, diese auf Herz & Nieren zu testen. Was ich dann natürlich auch getan habe. Mein Feedback und einige Tipps zur Food-Fotografie könnt ihr in diesem Beitrag nachlesen.
Aber beginnen wir von vorn. Ort des Geschehens, wie der Zufall es so wollte, wieder Offenbach (in meinem vorherigen Beitrag befanden wir uns bei derselben Location), eine kleine Eventküche im Hinterhof einer alten Industriefläche. Da ich dieses Mal aus Berlin mit dem Auto angereist bin, hatte ich Licht, Teller, Schüsselchen und eine Handvoll Untergründe mit dabei. Diese habe ich allesamt fein säuberlich ausgepackt und übersichtlich auf einem großen Tisch angeordnet. Das „Mise en Place“ stand also. So hat man immer alle Möglichkeiten im Blick und kann sich spontan für den besten Teller zum Gericht entscheiden. Langes Suchen entfällt. Das Bauchgefühl kann übernehmen.
Beim Thema Licht hatten wir Glück und konnten uns bei den Tellerbildern ganz auf das Tageslicht verlassen. Durch die großen Fenster der Location kam genug indirektes Licht auf den Tisch, so dass wir ganz auf künstliches Licht verzichten konnten. Lediglich ein kleiner Reflektor setzte ab und an den nötigen Touch. Die Kochzeile war leider arg dunkel, daher haben wir hier 2 Tageslicht LED-Panels aufgestellt. Den Rest erledigte die Kamera.
Was braucht man noch neben einer guten Vorbereitung für ein gutes Food-Shooting? Beste Lebensmittel und fantastische Köche und Köchinnen, die ihr Handwerk mit Liebe, Leidenschaft und Stolz leben. Davon hatten wir zwei am Start, die jeweils 2 Gerichte zubereitet haben. Doch bevor das erste Stück Fleisch die Pfanne berührt, gibt es erst einmal ein Manöver-Gespräch. Wer macht was wann wie? Welche Handgriffe werden durchgeführt? Wie wird angerichtet und welche Zutaten werden verwendet? Mit diesen Informationen kann man sicherstellen, so wenig wie möglich vom Kochprozess zu verpassen. Zusätzlich geben uns Zutaten, Prozessschritte und verwendetes Zubehör Inspiration für die mögliche finale Bildgestaltung, denn alles kann Deko sein, solange es zur Geschichte passt.
Schmutzige Messer? Eingesaute Teller oder Bretter? Angebrochene Gewürze? Trockenblumen aus der vergessenen Fensterbank-Vase? Alles kann Deko sein. Und dann heißt es probieren. Teller aussuchen, Gericht drapieren, Bildausschnitt wählen, Deko legen, anschauen, optimieren, anschauen, optimieren, anschauen, optimieren, abdrücken, freuen. (Das ist übrigens mein patentiertes Rezept zum Fotos machen… die TaGdBwDlaoaoaoaf-Formel von Sascha Walz. Griffig, was? 😉)
Hier kann ich nicht genug betonen: habt Mut zum Chaos. Sobald ihr ein Motiv habt, mit dem ihr zufrieden seid, dreht einfach mal frei. Baut alles um. Zerstört Dinge. Esst die Teller auf. Fotografie ist ein Prozess, der viele Facetten einer Geschichte erzählen kann. Aber beginnt nicht mit dem Chaos, denn ab da gibt es keinen Weg zurück. Ist der Star erst aufgegessen, kann man nicht von vorn anfangen.
Set-up, Props und Licht sind eine Seite der Food-Fotografie. Eine weitere ist das Food-Styling. Denn auch was auf dem Teller liegt, muss gut aussehen, sonst wirkt es nicht. Mit meinen 2 Spitzenköchen an der Seite hatte ich hier aber keine Sorgen.
Wenn Ihr mal die Möglichkeit habt einem motivierten Koch beim Anrichten zuzuschauen, dann empfehle ich, dies dringend zu tun. Es ist wie Malerei. Wie Musik. Jeder Handgriff in Perfektion und Schönheit ausgeführt. Am Ende steht ein kleines Kunstwerk vor uns. Begeisterung macht sich breit. Immer gut, um ansprechende Fotos zu machen.
Hat man dann noch fantastische Technik in der Hand, kann eigentlich nichts mehr schiefgehen. Ich muss gestehen, ich hatte meine Schwierigkeiten mit der fp L. Das lag aber hauptsächlich daran, dass ich, wie sicherlich viele andere auch, ein Gewohnheitstier bin und ungern von Bewährtem abweiche. Seit jeher fotografiere ich mit Spiegel. Aktuell ist meine Kamera die Canon 5D MarkIV. Groß. Schwer, mit entsprechendem Objektiv. Griffig. Macht, was ich sage. Funktioniert und hat mich nie enttäuscht. Und dann kommt diese kleine, schlanke Kamera daher, mit ihren neugierig machenden 61 Megapixeln. Leicht. Filigran. Schick. Das Handling war zu Beginn wie zu erwarten ungewohnt. Ich hatte Sorge, dass mir die Kamera aus der Hand rutscht. Auch die Bedienung über das Display, der fehlende Sucher und das ungewohnte Menü trübten meine Laune zuerst. Ich sage ja: Gewohnheitstier. Aber mit dem entsprechenden Zubehör wird die Umstellung erleichtert.
SIGMA legte mir noch den langen Handgriff und den elektronischen Sucher mit ins Paket und ab da war es eine wahre Freude. In die Bedienung fuchst man sich schnell ein und durch das Zubehör lag die Kamera gut in der Hand. Durch den Sucher blieben die eigenen Bewegungsabläufe gleich und alles war im Lot. Die kompakte Systemkamera erwies sich als sehr intuitiv und nutzerfreundlich, da man mit wenigen Handgriffen wirklich immer gute Ergebnisse erzielen konnte. Lediglich die Akku-Laufzeit wäre hier als Kritikpunkt zu nennen. Nach ein paar Stunden musste ich neu laden. Ein zweiter Akku schafft hier aber Abhilfe.
Unterm Strich finde ich die Kamera sehr gelungen. Die Bilder sind kristallklar, haben eine fantastische Auflösung und auch die Farben strahlen wie sie es sollen. Würde ich sie empfehlen? Ja. Bin ich zufrieden mit den Ergebnissen? Absolut.
Verwendete Produkte
- SIGMA fp L
- Zubehör zur SIGMA fp L: langer Handgriff HG-21 und elektronischer Sucher EVF-11
- SIGMA 28-70 F2,8 DG DN | Contemporary
Der Autor
Ich bin Genussmensch an allen Ecken und fotografiere seit mehreren Jahren für verschiedenste Unternehmen alles rund um Food, Produzenten und Menschen. Als pragmatischer Autodidakt fotografiere ich viel nach Gefühl und als Geschäftsführer einer Social Media Agentur habe ich beim fotografieren auch immer gleich die Marketingbrille mit auf. Der Fotografie verdanke ich alles! Sie ist Türöffner, Begeisterungsstifter und Glücksspender. Ich bin sehr froh, mich hier beruflich kreativ betätigen- und die Geschichten meiner Motive erzählen zu dürfen.