Luftaufnahmen am Wilden Kaiser © Sebastian Mittermeier

Luftaufnahmen am Wilden Kaiser

Mein perfektes Motiv

Der Wilde Kaiser… ein Bergmassiv, das einen sofort in seinen Bann zieht, wenn man es das erste Mal sieht. Die steilen Felswände mit den zackigen Gipfeln wirken sehr majestätisch und bedrohlich zugleich. Für mich irgendwie ein perfektes Motiv. Das Kaisergebirge selbst ist ein Naturschutzgebiet. Will man also über die Gipfel hinaus, so kann man nicht einfach mit der Drohne abheben. Ich bin ohnehin nicht der größte Freund davon. Klar, man bekommt schöne Perspektiven und Luftaufnahmen, aber man selbst steht am Ende doch einfach nur am Boden und glotzt auf einen Bildschirm. Die Lösung dafür: Ab ins Flugzeug! Denn so hat man eine echte Erfahrung zu den Bildern.

Luftaufnahmen am Wilden Kaiser © Sebastian Mittermeier
100-400mm F5-6,3 DG DN OS | C – 222mm – 1/3.200s – F6,3 – ISO 500

Da mein Vater einen Flugschein hat und sich relativ leicht einen Motorsegler ausleihen kann, war diese erste Hürde sehr schnell überwunden. Die größere Herausforderung war das Wetter. Die Vorhersage war zum geplanten Zeitpunkt sehr durchwachsen. Die Chance, dass wir früh morgens starten und dann feststellen, dass wir keine Sicht in den Bergen haben, war sehr hoch. Aber versuchen wollten wir es dennoch.

Also 4:30 Wake Up Call, kurze Fahrt zum Flugplatz, alles für den Start vorbereiten und gleichzeitig das Wetter im Auge behalten. Am Flugplatz sah es sehr danach aus, als würden wir kein Glück haben. Am Wilden Kaiser war die Vorhersage auch unverändert, aber die Chance auf ein gutes Wetterfenster war immer noch da. Ich kann euch hier die App Windy empfehlen. Damit kann man sich auch Wolkenuntergrenzen und Sichtweiten am markierten Ort anzeigen lassen. Mit den Angaben ergibt sich manchmal ein etwas genaueres Bild davon, wie die Bedingungen vor Ort sein werden.

Meine Objektivwahl für den Flug fiel recht schmal aus. Zum einen einfach aus Platzgründen, aber auch, weil ich von früheren Flügen in den Bergen bereits wusste, was ich machen möchte. Meine Wahl fiel auf das SIGMA 14-24mm F2,8 DG DN | Art und das SIGMA 100-400 mm F5-6,3 DG DN OS | Contemporary. Das Weitwinkel war vor allem dafür gedacht um auch im Cockpit fotografieren zu können. Dort drin ist es nämlich extrem eng. Für den Wilden Kaiser selbst war das Tele gedacht. Ich wollte die Kompression haben, um den imposanten Hauptkamm der Alpen im Hintergrund noch mehr in Szene zu setzen und um wirklich nahe an die schroffen Spitzen heran zu kommen.

Nachdem wir das Flugzeug durchgecheckt und betankt hatten, ging es dann auch endlich los. Noch ein letzter Blick aufs Wetter und dann ab auf die Startbahn. Schon nach den ersten paar hundert Metern über dem Boden war es klar… die Bedingungen in den Bergen werden heute passen. Als wir die erste untere Wolkendecke passiert hatten, konnten wir nämlich bereits bis ins Gebirge sehen. Mit der aufgehenden Sonne kamen wir den Gipfeln des Wilden Kaisers immer näher. Für meine Idee mit dem Teleobjektiv spielte das Licht und damit das Wetter natürlich noch eine ganz entscheidende Rolle. Damit meine ich gar nicht nur, wie viel man überhaupt von den Bergen sieht, sondern viel mehr, dass es bei schlechtem Bedingungen sehr schwer werden würde, scharfe Bilder hin zu bekommen.

Die meisten wissen sicher, wie sich Turbulenzen in einem großen Flugzeug anfühlen. Bei einem so kleinen Motorsegler sind diese noch wesentlich stärker spürbar und auch abrupter. Man braucht also nur 1 und 1 zusammen zählen, um zu verstehen, wie leicht man die Bilder verwackeln kann. Dazu kommt noch, dass man ja auch nicht still steht, wie bei einem Hubschrauber, sondern eben am Berg vorbei fliegt.

An dieser Stelle gleich ein Tipp

Wenn man so etwas zum ersten Mal macht, kann ich aus eigener Erfahrung nur empfehlen, nicht die ganze Zeit durch den Sucher zu schauen, sondern wenn möglich eher über das Display zu arbeiten. Dann wir einem nicht so schnell schlecht, wie mir bei meinem ersten Flug. Die Turbulenzen, die im Gebirge durch die aufsteigende Thermik entstehen, können einen schon ganz schon überraschen. Manchmal hat man aber keine Wahl und muss die Kamera einfach mit beiden Händen und dem Auge am Sucher stabilisieren.

Man bekommt vielleicht ein besseres Gefühl dafür, wie viel Bewegung in einem solchen Flugzeug sein kann, wenn man sich die Metadaten von folgendem Foto ansieht.

Luftaufnahmen am Wilden Kaiser © Sebastian Mittermeier
100-400mm F5-6,3 DG DN OS | C – 400mm – F6,3 – 1/6400s – ISO 500

Hier habe ich komplett auf 400mm rein gezoomt. Bei dem SIGMA 100-400mm F5-6,3 DG DN OS | Contemporary ist man dann automatisch schon bei einer Blende von 6,3. Man könnte sich jetzt sicher fragen, warum ich den ISO nicht einfach weiter runter gesetzt habe, wenn bei diesem Bild eine Belichtungszeit von 1/6400 möglich war. Die Antwort ist, dass ich aus der selben Serie auch Bilder habe, die nicht ganz scharf sind. Das ist einfach das Ergebnis der starken Thermik, den Vibrationen des Motor im Flugzeug und der Fluggeschwindigkeit, gepaart mit der langen Brennweite. Wenn man Glück hat und weniger Thermik herrscht, ist es deutlich einfacher.

Perspektiven über Google Earth abchecken

Bei dem Flug selbst entdeckt man in alle Richtungen neue Motive und Möglichkeiten für Bilder. Gefühlt sieht plötzlich alles interessant aus. Da passiert es natürlich sehr leicht, dass man das eigentliche Ziel aus den Augen verliert. Damit das bei einem ganz gezielten Flug nicht so einfach passiert, hilft es vorab ein wenig Zeit in die Vorbereitung zu stecken. Ich bin z. B. in Google Earth schon einige male um den Berg gekreist und habe mir Screenshots gemacht, damit ich vor Ort schon weiß, welche Perspektiven vielleicht gut funktionieren.

Das coole ist, dass man dabei auch gleich sehen kann, auf welcher Höhe man fliegen müsste, um das Foto machen zu können. Diese ganzen Infos kann man im Anschluss auch für seinen Piloten aufbereiten. Je besser dieser weiß, was man also Fotograf im Kopf hat desto besser. Am Ende ist es nämlich dann doch der Pilot, der einen in die richtige Position bringen muss. Das erfordert einiges an Absprache…auch noch in der Luft. Bei der ganzen Vorbereitung finde ich es persönlich aber dennoch wichtig, dass Spielraum für Veränderungen bleibt. Niemand kann die Bedingungen vor Ort ganz genau voraussehen. Und wenn doch etwas nicht so klappt wie geplant hat man im besten Fall einen Plan B oder eine andere Idee, die man versuchen kann.

Luftaufnahmen am Wilden Kaiser © Sebastian Mittermeier
14-24mm F2,8 DG DN | A – 14mm – 1/50s – F2,8 – ISO 1.250

Wichtig ist bei der Umsetzung am Ende tatsächlich nur eines. Und zwar, dass man auch sicher wieder landet. Es kann sehr leicht täuschen, weil man im Flachland sehr weit in der Luft ist. Aber im Gebirge kann man eher von bodennahem fliegen sprechen. Selbst auf 3000m Höhe. Da bleibt wenig Spielraum für Fehler. Und kein Foto der Welt ist eine Bruchlandung wert. Das alles hört sich vielleicht schlimmer an als es ist. Wenn es die Möglichkeit für einen solchen Flug gibt, kann ich nur empfehlen es zu versuchen. Es bringt einen recht schnell in Situationen, die man so mit seiner Kamera noch nicht hatte. Und das macht unheimlich Spaß. Und wie anfangs schon gesagt, man hat eine echte Erfahrung zu den Bildern, an die man sich gerne erinnert. 

Verwendete Objektive:

Der Autor

 
Sebastian Mittermeier
Freelance Fotograf

Sebastian Mittermeier ist ein Freelance Fotograf aus Süddeutschland mit einer Leidenschaft für Natur, Sport und Reisen. Das spiegelt sich auch in seiner Arbeit wieder. Mit seiner Fotografie möchte Menschen dazu inspirieren, sich selbst ins Abenteuer zu stürzen. Egal, ob vor der eigenen Haustür oder in einem fremden Land. 

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