Die Strandloper Restaurant © Leonie Hinrichs

Zu Besuch im Strandloper Restaurant 

Seit 6 Wochen bin ich mittlerweile in Kapstadt und selbst nach Jahren, in denen ich immer wieder jeden Winter hier her entfliehe, bin ich jedes Mal aufs Neue überwältigt davon, wie gut mir diese Stadt tut. Dieses Land, diese Leute. Ich versuche immer dieses Gefühl zu beschreiben für Leute, die noch nie hier waren, aber es geht nicht. Es gibt keine Worte für die Energie, dieses Gefühl das die Natur, die Stadt, dieses Fleckchen Erde bei einem auslöst.

In mir löst es immer wieder eine riesige Kreativität aus. Natürlich ist Kapstadt bekannt für seine Schönheit, sein Licht und dadurch für seine zahlreichen Foto-/ Videoproduktionen aber bei mir sind es die Gastronomen und ihre Restaurants, die mich so sehr inspirieren, dass ich kaum aufhören kann zu fotografieren. Ich sag es euch, noch nie habe ich hier wirklich schlecht gegessen oder saß in wirklich ungemütlichen oder hässlichen Restaurants. Vielleicht hilft mir meine Rosa-Rote Brille, die ich durch meine enorme Liebe für diese Stadt auf habe, sehr dabei das so zu sehen aber solange ich nicht vom Gegenteil überzeugt wurde, bleib ich bei meiner Aussage! Oder ich habe einfach einen verdammt guten Geschmack… (Achtung, Sarkasmus).
Vor 3 Jahren habe ich einen sehr besonderen Ort kennen gelernt. Ich dachte ich habe schon „alles“ gesehen in meinen Jahren als Food-/ Restaurant Fotografin aber nein, das hier war auch für mich neu. 

Selten habe ich so einen wirren aber zugleich wohl durchdachten Ort erlebt. Ein Restaurant, das auf den ersten Blick überhaupt nicht einladend wirkt, aber beim genaueren betrachten bzw. nach ein paar Minuten dort, merkt man diese geile Energie, diese geile Stimmung, die die Leute dort verbreiten. Das Restaurant Strandloper ist in Langebaan, ca. 1,5 Std. von Kapstadt entfernt und liegt direkt am Strand. Ein Restaurant unter freiem Himmel in dem alles draußen zubereitet wird. Die Restaurantbetreiber nutzen riesige Grillplätze, Feueröfen und Lagerfeuer zur Zubereitung.

Man bringt seine eigenen Getränke mit, gegessen wird von Papptellern entweder mit einer Muschel oder mit den Fingern und getrunken wird aus Campingbechern. Ich liebe es! Es ist so rustikal, so unfassbar einfach gestrickt und dabei mit so viel Liebe durchdacht. Es gibt 12 Gänge. Nur Fisch oder andere Meeresfrüchte. Die einzigen Beilagen, die nicht aus dem Ozean kommen sind Brot, diverse Marmeladen, Chutney’s und Saucen.

Das Brot wird seit Jaaaahren von der gleichen, alten Dame gebacken. Sie ist mittlerweile Mitte 80 und steht nahezu jeden Tag dort und backt das leckerste Brot in einem uralten Feuerofen. Wenn man liest, dass es 12 Gänge gibt, denken bestimmt einige, dass es von einem fancy Kellner mit weißer Serviette auf dem Unterarm zu dir gebracht wird aber nein – hier holt man sich jeden einzelnen Gang an einer der Kochstationen ab.

Alles ist so simpel gekocht, wie das Restaurant selbst. Ich habe wohl noch nie bessere Muscheln oder Fisch gegessen. Am besten geht man in einer größeren Runde dort hin und verbringt mehrere Stunden dort. Man sollte sich generell Zeit nehmen, denn man weiß nie, wie lange es dauert, bis man sich durch alle Gänge gegessen hat. Dazwischen gibt es einen älteren Mann mit Gitarre und einer Stimme wie 10 Schachteln Malboro am Tag, der an die verschiedenen Tische kommt, Gitarre spielt und durch seinen schiefen, aber fröhlichen Gesang eine lustige, fröhliche Stimmung verbreitet.

Und während man ihm zuhört geht man sich den nächsten Gang, bei der nächsten älteren Dame abholen, die dir mit einer Muschel den frischen Fisch aufschneiden und mit derselben Muschel die Gräten in einem Zug rauszieht und essfertig zurück in die Hand drückt. Unglaublich. Das geht so schnell, dass du gar nicht hinterher kommst, denn du wirst auch im seeehr direkten Ton gebeten schnell weiterzugehen, um nicht unnötige Staus zu provozieren.

Ich hatte natürlich meine Kamera mitgenommen und das SIGMA 24-70mm F2,8 DG OS HSM | Art um das gesamte Spektakel einzufangen. Ich arbeite ja, wie ich schon in meinen anderen Beiträgen erwähnt habe, sehr gerne mit Weitwinkel Objektiven um die Dynamik, die gesamte Stimmung des Geschehens festzuhalten. Gerade an einem Ort wie diesen, wo so vieles gleichzeitig passiert und nicht das Essen an sich, denn sind wir mal ehrlich es gibt schöneres als Essen auf einem Pappteller, sondern die gesamte Stimmung das entscheidende ist, brauche ich Platz, um das widerzuspiegeln.

Auf den meisten meiner Bilder habe ich auf 24mm geschossen. Ich liebe es meine Linse direkt ins Geschehen zu halten, selbst wenn das bedeutet Leuten ganz unangenehm auf die Pelle zu rücken. 😉
Zum Glück kann ich durch meine gute Laune und meine laute Lache viele solcher Situationen gut überspielen.

Natürlich muss man bei einer solchen Brennweite auf seine Perspektive achten, da Hände und Menschen gerne mal unvorteilhaft dadurch wirken. Aber wenn man im richtigen Moment, aus der richtigen Perspektive auslöst, kommen geile, dynamische Bilder raus.
Dazu nutze ich für meinen Bildstil sehr gerne die Unschärfe, die durch eine weit geöffnete Blende entsteht. Meistens bin ich auf F2,8 was bedeutet, dass ich Zeiten von 1/1600s bis 1/3200s, je nach Lichtsituation einstellen muss. In geschlossenen bzw. dunkleren Räume liebe ich es eigentlich auch noch zusätzlich mit Bewegungsunschärfe zu arbeiten aber durch die helle Sonne, war das hier leider nicht gegeben. Nach mehreren Stunden, vielen witzigen Momenten und Begegnungen, einem eigentlich schon vollen Magen, habe ich schon so viele Bilder gemacht, dass ich damit ein ganzes Buch füllen könnte.

Meine Freunde mussten mich immer wieder zurück in die Gegenwart und zu sich rufen, weil ich immer, wenn mich ein Ort so catched, in meine eigene, kleine Welt verfalle. Aber genau das ist es, warum ich die Fotografie so liebe. Warum ich diesen Job gewählt habe und warum ich jeden Tag aufs Neue unfassbar stolz und glücklich bin, dass meinen Job, mein Leben nennen zu dürfen.

Verwendetes Objektiv:

 
Leonie Hinrichs
Restaurant- & Food Fotografin

Zwischen klirrenden Gläsern, flackerndem Licht und dem Geruch leckeren Essens wird meine Kreativität am lautesten. Ich liebe es im Getümmel zu sitzen, Leute zu beobachten und mich von Licht und Schatten inspirieren zu lassen. Ich will Momente einfangen, Emotionen übermitteln und die Schönheit jedes Restaurants, jedes Gerichts oder Drinks zeigen.


Für mich ist Essen keine reine Nahrungsaufnahme. Es verbindet Leute, es erzählt Geschichten verschiedener Kulturen und Traditionen. Es ist ein Moment, wo nur das jetzt zählt, die Menschen um dich herum und die Gespräche die man führt.


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