Das Standard-Zoom bei dem nichts Standard ist
Ein kompaktes Leichtgewicht trumpft schwer auf.
Mit der Ankündigung des SIGMA 18-50mm F2,8 DC DN | Contemporary habe ich mich direkt an meine Anfänge der Fotografie erinnert gefühlt. Meine Reise begann, wie bei wahrscheinlich vielen, mit einer APS-C Sensor Kamera samt Kit Objektiv 18-55mm F3,5-5,6. Damals ein interessantes Set um die ersten Schritte zu wagen. Grade um zu verstehen welche Brennweiten man für welchen Aufnahmebereich benötigt, war solch ein Standard Zoom-Objektiv sehr hilfreich. Irgendwann merkte ich dann deutlich, dass mein Fokus in die Richtung Porträtieren von Menschen ging. Das Kit Objektiv bot mir zwar einen brauchbaren Brennweiten-Rahmen für schöne Porträts, der Wunsch nach mehr Freistellung wurde aber immer lauter. Eine deutliche Steigerung der Qualität und Freistellung sah ich damals eher in Festbrennweiten als in Zoom-Objektiven. Somit geriet das Kit Objektiv immer mehr in Vergessenheit. Man muss dabei aber auch anmerken, dass die Spiegelreflex-Objektive von damals, nicht wirklich mit den heutigen Produkten mithalten können. Zudem gab es auch schlichtweg kaum lichtstarke Alternativen zu Festbrennweiten.
Dennoch begleiten mich Zoom-Objektive im Bereich von 17-55 mm heute immer noch. Um so mehr freute mich die Ankündigung eines lichtstarken 18-50 mm von SIGMA für die spiegellosen E-Mount und L-Mount Kameras. Wer ein wenig meine Fotografie verfolgt, wird sicher mitbekommen haben, dass ich sehr gerne mit kleinen kompakten Kameras arbeite und großer Fan von den SIGMA Contemporary Serie Festbrennweiten bin. Ein kleines, leichtes, kompaktes und lichtstarkes Set mit hoher Abbildungsleistung ermöglicht mir jederzeit einhändig zu arbeiten. Dies wiederum gibt mir den Spielraum, zeitgleich mit Reflektoren oder Leuchten Akzente im Bild zu setzen.
Nun habe ich mich sehr über die Möglichkeit gefreut das SIGMA 18-50mm F2,8 DC DN | Contemporary ausgiebig am Sony E-Mount testen zu können. Als ich das Objektiv ausgepackt und in meinen Händen hielt, war mein erster Gedanke „Wow, das ist mal kompakt“. Vielleicht habe ich zu sehr die Größe der Kit Objektive von damals erwartet. Sehr zur Freude hatte ich ein Objektiv in den Händen, welches sehr kompakt und mit 290 g ein echtes Leichtgewicht ist. Das Objektiv ist sehr gradlinig gebaut und bleibt dabei durchgehend im Durchmesser des Objektiv Mount. Kamera und Objektiv wirken dadurch wie eine perfekte Design-Symbiose. Die Baulänge von 75 mm macht das Set immer noch ausreichend kompakt um in kleinen Kamera Taschen Platz zu finden.
Die Verarbeitung des SIGMA 18-50mm F2,8 DC DN | Contemporary ist wie gewohnt extrem hochwertig. Ich muss dies immer wieder erwähnen, bedenkt man, dass es sich nicht um ein Objektiv der SIGMA Art Serie handelt. Was hier geliefert wird, ist für mich Premium-Qualität. Eine Streulichtblende findet sich natürlich auch im Lieferumfang. Dies lässt mich auch direkt auf eine Besonderheit des Objektives kommen, die eine Streulichtblende wichtiger macht denn je. Die Nahgrenze. Diese ist so unglaublich gering ausgefallen, dass man Objekte auf kürzester Entfernung scharf stellen kann. So kann man bei 18 mm Brennweite Objekte scharf stellen, die sich 2,7 cm vor der Frontlinse (12,1 cm vom Sensor) befinden. Irgendwie skurril, bietet es jedoch viele neue Möglichkeiten sich kreativ auszutoben. Dabei sollte man aber immer die Streulichtblende als Schutz der Frontlinse nutzen und ggf. einen hochwertigen 55 mm Glasfilter verwenden. Für mich als Porträtfotograf, der sich eher im Brennweitenbereich von 50 mm tummelt, bietet die geringe Nahgrenze (30 cm vom Sensor) den Vorteil, dass ich in einem leichten Makrobereich arbeiten kann, um z. B. Close-Ups von Augen und Make-Up zu fotografieren. Die durchgehende Blende von F2,8 bietet natürlich diverse Vorteile im Vergleich zu einem Standard Kit Zoom Objektiv. Vom kreativen Standpunkt ist die größere Freistellung zwischen Subjekt und Hintergrund zu nennen. Mit einer gleichbleibenden Lichtstärke über den gesamten Brennweitenbereich erreicht man zudem kürzere Belichtungszeiten bzw. hat man weniger Bildrauschen durch niedrigere ISO Werte, was wiederum der Bildqualität zugutekommt. Die tolle Freistellung zeichnet sich in einem ruhigen und gleichmäßig verlaufenden Bokeh aus, welches frei von Swirls ist.
Der Fokus- und Zoomring dreht sich butterweich. Zoomt man am Objektiv, bewegt sich der Frontbereich ca. 2-3 cm nach vorne heraus. Im Objektiv arbeitet ein Schrittmotor, welcher eine schnelle und präzise Fokussierung ermöglicht. Schalter zum manuellen Fokussieren gibt es am Objektiv nicht. Eine Ersparnis, die sicher der geringen Baugröße geschuldet ist. Da die meisten spiegellosen Kameras einen Knopf für den manuellen Fokus Modus besitzen, ist dies auch für Liebhaber von Schaltern am Objektiv sicher zu verschmerzen. Beim SIGMA 18-50mm F2,8 DC DN | Contemporary kommt, wie bei den meisten spiegellosen Kameraobjektiven, der Fokus by Wire System zum Einsatz. Hier gibt es keine mechanische Übertragung zum Fokussystem, sondern eine rein elektronische Ansteuerung über die Kamera zum Fokusmotor. Dies ist vermutlich mit ein Grund, warum moderne Objektive immer kleiner gebaut werden können. Einen spürbaren Unterschied zum mechanischen Fokussieren gibt es hierbei nicht.
Die Abbildungsleitung ist für ein Zoom-Objektiv sehr gut und überragt bei weitem alles, was ich an Standard-Zooms in Vergangenheit testen konnte. Einige Tests zu Verzeichnungen und Vignettierung habe ich natürlich auch gemacht. Die Kamera korrigiert dies i.d.R. sehr gut, wobei ich die Korrektur der Vignette in meiner Kamera bewusst ausgestellt habe. Ich mag eine natürliche Vignette sehr gerne und bevorzuge dabei, wenn diese auf dem optischen Weg als auf dem digitalen Weg der RAW-Entwicklung entsteht. Anders sieht es bei den Verzeichnungen aus. Diese fallen ohne Korrektur doch deutlich auf. Ich kann es aber immer wieder nur so sagen: Wenn Objektive für spiellose Systeme, digital korrigiert besser ausschauen als Objektive, welche aufwendig über den „Glas Weg“ korrigiert werden müssen, dann hey…macht es weiter so. Die Schärfe im Randbereich ist bereits bei offener Blende sehr gut und steigert sich noch bei leichtem Abblenden.
Sucht man im Bereich der lichtstarken APS-C Standard-Zooms, füllt das SIGMA 18-50mm F2,8 DC DN | Contemporary sicher eine Lücke im E-Mount und L-Mount Segment. Aber auch am Vollformat ist das Objektiv gut nutzbar. Insbesondere mit hochauflösenden Kameras wie der SIGMA fp L oder Sony a7RIV bleiben im Crop Modus ausreichend große Auflösungen nutzbar. Natürlich könnte der Zoombereich noch größer sein. Er könnte doch immer größer sein, oder? Wenn es dann aber Abstriche in der Abbildungsleistung nach sich zieht, zoome ich den Rest lieber mit den Füßen. Mit dem SIGMA 18-50mm F2,8 DC DN | Contemporary bekommt man ein kleines, leistungsstarkes Objektiv welches mit 499 € UVP eine gutes Preis-Leistungsverhältnis bietet.
Model: Louisa
Make-Up Artist: Visagie Sara
Frank Jurisch ist ein Studiofotograf und Workshopleiter aus Oberhausen. In seinem Studio arbeitet er ausschließlich mit LED Dauerlichtern und hat den Fokus auf Lichtsprache gesetzt. Zudem hat er eine Leidenschaft für die Beautyretusche und kann sich darin stundenlang verlieren.