Alle Jahre wieder … was anderes … © Mark James Ford

Alle Jahre wieder … was anderes …

Wenn der Sommer sich dem Ende zuneigt; die Tage werden kürzer; die Abende kühler, dann ist es manchmal da, dieses Gefühl von Verlust, eine bekannte und immer wiederkehrende Veränderung im Zyklus der Jahreszeiten, aber in dem Moment scheinbar etwas Verlorenes. Es endet die schönste Zeit! Dann ist die Erinnerung präsent, wie man in einer sommerlichen Wiese frühmorgens gesessen hat, nachdem das beste fotografische Licht vorbei war und wie man einfach zugeschaut hat, wie die Natur erwacht und die Hitze der Sommersonne spürbar wird. Es wird eine lange Zeit vergehen, bevor man das wieder tut, aber es wird so viele schöne fotografische Ereignisse geben, die dazwischen auf einen warten. Winter ist nicht eine Zeit dazwischen, es ist keine Wartezeit, es ist etwas anderes – und für mich – auch jedes Mal wieder anders unterwegs zu sein in einer sehr kalten Welt; einer kargen, vereisten Landschaft unter einer brillanten, aber kalten Sonne; wo jeder Atemzug eine Erfrischung ist, das kann auch wunderschön sein. Und tatsächlich, in diesen Zeiten, da habe ich auch einige meiner Lieblingsbilder gemacht. Aber egal wie sehr ich von einer großartigen Winterlandschaft berührt bin, fotografisch gesehen, interessiere ich mich doch etwas mehr für die kleineren, feineren Details dieser kalten Zeit. Es mag demzufolge hoffentlich nicht überraschend sein, wenn auch möglicherweise doch auf dem ersten Blick etwas ungewöhnlich, wenn ich, mittendrin in einer majestätischen, fast unendlichen winterlichen Berglandschaft, unter dem letzten und besten Licht des Tages, das angestrahlte Eis auf einem kleinen Bach im Feld unter meinen Füssen fotografiert habe. So ist beispielsweise das Bild „Gold Dust“ zustande gekommen! 

Die Übergänge zwischen Eis und Wasser, zwischen Herbst und Winter, zu erforschen und zu fotografieren macht mir immer wieder Freude. Bewegung gegen Festigkeit, Dynamik gegen Starre, organisch gegen anorganisch, das sind Motive und Strukturen, die ich immer sehr spannend finde. Da man für das Eis an sich, als statisches Element, relativ frei ist, welche Belichtungszeit man wählt, gibt es auch viele verschiedene Möglichkeiten die Bewegung im Wasser aufzunehmen.

Durchsichtig und manchmal auch spiegelnd, die Wechselwirkung zwischen Licht und Eis ergibt eine unendliche Breite von kreativen und abstrakten Motiven. Wenn die untergehende (oder aufgehende) Sonne das Eis durchleuchtet, kann es ein absolutes Feuerwerk geben – eine echte Explosion von Farben und Strukturen.

Um sich auf solche Motive konzentrieren zu können, ist es aber wichtig, dass man sich vorher ein paar Gedanken macht hinsichtlich Ausrüstung und Kleidung. Man wird wahrscheinlich relativ lang am gleichen Ort stehen, zumindest trifft das auf mich zu, wenn ich in meine Fotografie vertieft bin und auf alle Fälle, wenn ich die Entwicklung des Lichtes mitberücksichtigen will. Daher ist sehr warme Kleidung angesagt – zu warm fürs Hinfahren mit dem Auto ist immer meine Messlatte. Die besten Wintersocken und Winterstiefel sind unerlässlich und am Ende eine echte Investition in ein besseres Bild. Ich will mich auf das Eis konzentrieren und nicht auf meine Füße. Ein heißes Getränk vermisst man auch gerne dann, wenn man vor Ort ist und das erste, gute Bild auf der Karte hat. Handschuhe sind natürlich ein großes Thema – Kameragehäuse und Objektive saugen die Wärme direkt aus einer ungeschützten Hand, aber man will auch mit der Kamera feinmotorisch arbeiten können. Welchen Kompromiss man hier machen will, muss man selbst entscheiden, aber unter 0°C ohne Handschuhe, das ist zumindest für meine Kreativität nicht besonders förderlich.

Zur Ausrüstung und Fotografie selbst gibt es auch noch ein paar wertvolle Tipps. Die Kälte saugt Akkuleistung einfach weg, daher bewahre ich die Akkus nicht in der Kamera(!) oder im Gepäck auf, sondern in einer inneren Tasche neben meinem Körper, bis ich sie brauche. Ich kann aus Erfahrung berichten, dass bei -20°C viele Akkus nur wenige Minuten halten.  Bei solchen Grenzbedingungen kann die Qualität der Akkus eine entscheidende Rolle spielen. Nach so einer Session bei -20°C, waren von fünf Akkus zwei nicht wieder aufladbar und damit verloren für mich. Diese zwei waren „billig“ Akkus von Dritt-Anbietern – sicherlich an der falschen Ecke gespart!

Alle Jahre wieder … was anderes … © Mark James FordAm wichtigsten für das Motiv selbst ist, dass all das im Fokus ist, was auch im Fokus sein soll. Hier nutze ich gern das „Fokus-Peaking“ um sicher zu stellen, dass die Kamera, bzw. der Sensor und das Eis absolut parallel zueinander sind. Bei leichten Bewegungen des Fokuspunkts im Manual-Fokus-Mode stelle ich sicher, dass das „Fokus-Peaking“ gleichmäßig erscheint / verschwindet und sich nicht über das Motiv hin und her bewegt. Ich nutze es dann auch, um den Bereich des Eises zu identifizieren, welcher sich am nächsten zur Kamera befindet, falls das Eis nicht völlig glatt ist. Danach schalte ich das „Fokus-Peaking“ aus, um im Manual-Fokus-Mode auf diesen Punkt zu fokussieren. Egal welche Blende ich für das Motiv als optimal beurteile, mache ich am Ende auch immer ein paar Bilder mit völlig geschlossener Blende, um sozusagen sicher zu gehen.

Im Sommer, auch wenn die Temperaturen weit über 30°C liegen und ich kein kaltes Getränk in der Hand habe, kann ich nicht so richtig sagen, dass ich den Winter vermisse. Aber wenn ich während eines echten kalten Wintertags unterwegs bin, dann spüre ich, dass ich lebe und wie sehr ich unsere Welt liebe und dass es eben etwas Besonderes ist!

 
Mark James Ford
Naturfotograf

Mark James Ford ist überwiegend im Bereich der Naturfotografie tätig und seine Touren rund um die Welt führt ihn an Orte, welche ihm fotografisch spannend erscheinen, wobei insbesondere Farben und Strukturen sein Interesse wecken. Seine Schwerpunkte sind außerdem die Makrofotografie und ein Stück weit die Landschaftsfotografie. Mark nähert sich seinen Motiven künstlerisch und seine Bilder tragen häufig einen abstrakten Charakter.

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