Portraitshooting unter neuen Bedingungen © Stefan Beutler

Portraitshooting unter neuen Bedingungen

Hallo ihr Schnuckies.
Vielleicht weiß der ein oder andere, dass ich gerne mit dem SIGMA 85mm F1,4 DG DN | Art arbeite und diese Brennweite schon seit Jahren favorisiere.
Nun habe ich mir vor ein paar Jahren eine „Immerdabeikamera“ gekauft. Gar nicht groß mit der Absicht, diese gezielt für Portraitshootings einzusetzen, sondern eher für Schnappschüsse und Urlaubsfotos. Es wurde eine Sony Alpha 6300 mit dem 16-50mm Objektiv. Da mir das Kitobjektiv nicht ausgereicht hat, kam schnell noch ein günstiges, manuell zu fokussierendes 50mm Objektiv mit Blendenöffnung F1,2 hinzu. In dieser Kombination habe ich die Kamera immer mal wieder, aufgrund des APS C Formates, bei Shootings genutzt, weil ich dadurch die Möglichkeit hatte, sehr nahe Portraits zu machen. Zudem ist das leichte Gewicht für „Schnappschüsse“ während eines Spaziergangs hervorragend geeigenet, wenn die große Vollformat zu schwer und zu unhandlich ist.

Trotz der digitalen Hilfen der Kamera gestaltete sich das manuelle Fokussieren immer als ein gewisses Glücksspiel und so habe ich Mitte des Jahres nach einer Alternative zum 50mm Objektiv gesucht. Diesmal mit Autofokus. Gerne wieder leicht und kompakt. Ich hatte bereits durch andere Fotografen immer mal wieder von SIGMAs Contemporary Objektiv Reihe gehört und mich jetzt etwas genauer damit beschäftigt.

Es geht fast kein Weg am SIGMA 56mm F1,4 DC DN | Contemporary vorbei. Umgerechnet wären es 84mm und somit fast identisch zum SIGMA 85mm F1,4 DG DN | Art. Dank SIGMA hatte ich kurze Zeit später die Möglichkeit dieses Objektiv testen zu dürfen.

Der erste Eindruck war bemerkenswert. Es ist extremst leicht und passt sich hervorragend der kompakten Größe der Kamera an. Insgesamt wiegt die Kombination um die 800 Gramm. Sehr sauber und hochwertig verarbeitet und zudem noch sehr leise, fast lautlos beim Fokussieren. Was ebenfalls auffällt sind die fehlenden Bedienelemente, die ich vom SIGMA 85mm F1,4 DG DN | Art gewohnt bin. Aber durch die entsprechenden Einstellungen und Aktivierungen in der Kamera stellt auch dies kein Hürde dar. Also wurde sich erstmal intensiv mit den AF Einstellungen der Kamera beschäftigt, (diese war, aufgrund des MF Objektives, bisher nicht nötig), entsprechende Tasten belegt und soweit vorbereitet, dass die Kombination einsatzbereit war.

Anfang August kam Ina zu mir und ich konnte erstmalig die Kombination testen. Wir haben, nach einem ausgiebigen Frühstück, bei mir in der Balkontür begonnen. Klassische Portraits bei Tageslicht. Gestartet habe ich mit der Vollformatigen und dem SIGMA 85mm F1,4 DG DN | Art. Kurze Zeit später wollte ich aber bereits Close Ups machen und dachte mir, das 56mm Objektiv wäre jetzt ganz geeignet dafür. Die ersten Testbilder wurden gemacht. Gewohnt Offenblendig bei F1,4. Der Autofokus arbeitet sehr schnell, zuverlässig und die erzielte Schärfe steht den „großen“ Objektiven in nichts nach. Ganz im Gegenteil. Der erste Eindruck war beeindruckend. Ich schließe ein Shooting immer mit Fotos unter einem weißen, leicht transparenten Tuch ab und weiß um die Probleme beim Fokussieren. Also habe ich auch hier die neue Kombination getestet und ich wurde überrascht, denn hier hat der Fokus besser funktioniert als bei der „großen“ Kombination.
Zwischenzeitlich hatte ich weitere Shootings bei mir daheim und ich habe es mir angewöhnt, beide Kameras in Griffweite zu haben und zu nutzen. Aber bislang wurde das SIGMA 56mm F1,4 DC DN | Contemporary nur im nahen Einsatz, bei Close Ups, verwendet.

Ich wollte wissen, wie sich das Objektiv bei weiter entfernten Objekten verhält und wie sich das Bokeh gestaltet. Welche Unschärfe habe ich aufgrund des APS C Formates? Wie arbeitet das Objektiv, wenn die Bedingungen nicht so eindeutig sind?

Anfang Oktober durfte ich mit Viktoria in Köln Outdoor Fotos machen und im Zuge dessen die Kombination A6300 + SIGMA 56mm F1,4 DC DN | Contemporary unter neuen Bedingungen testen. Wir haben uns in unmittelbarer Nähe des Belgischen Viertels in Köln getroffen und einen „Lost Place Hinterhof“ gefunden, den wir als geeignet empfanden. Viel altes Mauerwerk, viel Unrat. Das Licht wechselte zwischen wolkig und sonnig. Ich hatte meinen alten Stuhl und meinen Mantel mit, den ich sehr gerne auf Fotos einsetze. Als professionelle Ballerina war der Stuhl für Viktoria keine Herausforderung und sie zeigte Posen, Verrenkungen, teilweise Knoten, die schon beim Betrachten weh taten. Jetzt galt es, diese Situationen mit der „kleinen“ Kombination einzufangen. Und ich wurde nicht enttäuscht. Der Fokus saß und es machte richtig Spaß zu fotografieren. Das sehr leichte Gewicht war noch einmal ein Bonus in schwierigen Positionen. Ihr kennt das, wenn ihr einhändig arbeitet kann die Kamera schnell sehr schwer werden.

Es stimmte alles und ich konnte mich noch einfacher auf das Motiv konzentrieren. So wünsche ich mir mein „Werkzeug“.

Ich habe häufig probiert mit Schärfe-Unschärfe zu arbeiten. Verläufe im Vordergrund, Unschärfe im Hintergrund. Fokussierung in der Bewegung. Fokussierung bei ruhender Situation aber mit einem gewissen Abstand. Fokussierung bei punktueller Schärfe. Alles probiert und ich wurde nicht enttäuscht. Der Fokus saß zu 95% (immer Offenblendig) und hat in allen Bereichen den zu fokussierenden Punkt gefunden. (Ich finde 95% für meine teilweise extremen Schnitte einen guten Wert). Am Rechner dann die Bestätigung. Abbildung, Bokeh, Schärfe sind, für ein APS C Format, exzellent.

Im Vergleich zu einer vollformatigen Kamera gibt es ganz leichte Defizite im Bokeh, aber diese bin ich sehr gerne bereit in Kauf zu nehmen. Denn für das Bild und die Aussage spielt das eine marginale Rolle. Somit für mich eine echte Alternative zur „großen“ Schwester. Fazit: Ich werde mein manuelles Objektiv verkaufen und das SIGMA 56mm F1,4 DC DN | Contemporary fest mit meiner „kleinen“ Kamera verschweißen. 

 
Stefan Beutler
Peoplefotograf

Fotograf seit 2004 und der Schwerpunkt ist die Menschenfotografie. Für mich zählt der Moment. Jeder hat etwas zu erzählen. Jeder hat seine Geschichte und ich möchte Fotos machen, worin sich der Mensch wiederfindet. Meist bei verfügbarem Tageslicht, immer Offenblendig. Sehr reduziert, sehr natürlich gehalten.

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