Darß im Herbst © Robert Sommer

Darß im Herbst

Hallo zusammen,

ich bin zwar prinzipiell das ganze Jahr gerne an der Ostsee aber gerade im Herbst zieht es mich besonders oft an einen ganz bestimmten Ort, und zwar nach Fischland-Darß-Zingst. Die Halbinsel ist generell bei Naturliebhabern beliebt, aber vor allem bei Naturfotografen ganz hoch im Kurs. Gerade für die Vogelfotografie ist dieser Ort eigentlich perfekt.

Wenn ich dorthin fahre, habe ich immer das SIGMA 24-105mm F4 DG OS HSM | Art für Landschaftsaufnahmen dabei, die ich dann dort natürlich auch noch mache. Für die Tieraufnahmen brauche ich hingegen lange Brennweiten und so sind dann das SIGMA 60-600mm F4,5-6,3 DG OS HSM | Sports und das SIGMA 500mm F4 DG OS HSM | Sports mit im Rucksack.

Darß im Herbst © Robert Sommer

Wie gesagt ist der Herbst ist für mich persönlich die beste Zeit, um auf dem Darß Fotos machen zu können. Denn jetzt zum Vogelzug hat man gefühlt unzählige Motive zur Auswahl und damit meine ich nicht nur die Anzahl der Vögel. Denn jedes Jahr machen hier mehrere zehntausend Kraniche Rast auf ihrem Weg in den Süden. Jeden Abend und jeden Morgen kann man sie beobachten, wie sie zu ihren Schlafplätzen fliegen bzw. sie verlassen.

Man hat dabei verschiedene Möglichkeiten dieses Spektakel zu beobachten. Sei es von der Meiningenbrücke aus, oder auf einem der vielen Schiffe, die dafür extra abends Touren anbieten.

Ein ganz besonderes Highlight ist es jedoch das Erwachen der Kraniche am Pramort ganz im Osten der Halbinsel zu beobachten. Dort kommt man zum Sonnenaufgang nur mit einem Ranger oder mit einer Sondergenehmigung hin, eine genaue Vorbereitung ist also notwendig. Man wird jedoch mit einer unglaublichen Kulisse belohnt. Unzählige Kraniche stehen in dem seichten Wasser und starten nach und nach in den Himmel. Wenn dann noch ein Rothirsch durchs Bild läuft, ist der Morgen perfekt und das frühe Aufstehen wird mehr als belohnt.

Vom Osten der Insel geht es zur Westküste, die einen ganz eigenen Charakter hat. Es handelt sich um eine Abtragungsküste, das heißt dass jedes Jahr bis zu 50cm der Küste dem Meer zum Opfer fallen und somit auch immer die dort wachsenden Bäume. Solange sie noch stehen sehen sie aber dank des stetigen Westwindes wirklich schön aus. Diese Windflüchter nehmen dann ungewöhnliche Formen an und sind definitiv ein lohnendes Motiv. Bei meinem Besuch zum Sonnenuntergang stand eigentlich nur etwas entspannte Landschaftsfotografie auf dem Plan, aber als ich plötzlich die typischen Rufe der Brandseeschwalben hörte und mitbekam, wie etwa zehn Stück direkt vor mir immer wieder ins Wasser stürzten, um sich ihr Abendessen zu organisieren, war ich durchaus froh mal wieder alles mitgeschleppt zu haben. Also habe ich schnell auf das SIGMA 500mm F4 DG OS HSM | Sports gewechselt und die Speicherkarte glühen lassen.

Ich finde Seeschwalben generell faszinierend und ich liebe es sie im Sturzflug zu fotografieren. Dabei kommt es vor allem darauf an, eine möglichst kurze Verschlusszeit zu benutzen. Hier war es 1/8000 Sekunde und gefühlt hätte es ruhig noch kürzer sein können. Dann heißt es noch den kontinuierlichen Autofokus einzustellen, irgendwie zu versuchen den Vogel im Sucher zu behalten und dann drauf zu halten. Egal wie hoch der Ausschuss ist, so manches Mal ist doch etwas Verwertbares dabei, was das Fotografenherz höher schlagen lässt.

Wer zur Westküste möchte, sollte das auf jeden Fall mit dem Fahrrad machen, denn Autos sind in dem Teil des Nationalparks Vorpommersche Boddenlandschaft nicht erlaubt und vom nächstgelegenen Parkplatz sind es doch einige Kilometer.

Mein Lieblingsbereich ist aber ganz klar Prerowstrand, der sich von Prerow bis hin zum Nothafen zieht. Wir haben mit unserem Wohnwagen auf dem Campingplatz inmitten der Dünen gecampt. Selbst im September war es noch so warm, dass ich ganz bequem morgens zum Sonnenaufgang in kurzen Hosen und Barfuß aus dem Wohnwagen stolpern und mit meiner Kamera den Strand entlang spazieren konnte. Auf dem ganzen Strandabschnitt sieht man dank des Vogelzugs allerlei verschiedene Arten. Da ich in meinen Fotos sehr gerne Bokeh verwende, waren die Bedingungen für mich dort ideal, denn die Sonne war mir ein ums andere Mal gnädig. Eine Art Bokeh zu erzeugen ist es nämlich, die sich im Wasser reflektierende Sonne zu nutzen. Gegenlicht und eine tiefe Kameraposition sind dafür also ein Muss, wenn die Sonne noch tief steht. Und so konnte ich die ganzen Durchzügler ganz einfach in Szene setzen. Seien es ein paar Goldammern auf den Dünengräsern, oder einfach nur ein Star, der in den Algen sein Frühstück sucht. Selbst eine gewöhnliche Bachstelze macht im richtigen Licht etwas her.

Nicht immer war es möglich sich so zu positionieren, dass die Vögel sich im Gegenlicht befanden, so wie bei einem Sandregenpfeifer im weißen Strandsand, oder dem Gänsesäger vor dem orangen gefärbten Morgenhimmel. Aber dank der ebenfalls sehr tiefen Kameraposition verschwimmt sowohl der Vorder- als auch der Hintergrund und das Motiv sticht wunderbar heraus. Dank des weißen Strandsandes, sah es fast so aus, als würde der kleine Sandregenpfeifer durch den Schnee laufen.

Die kleinen Stars der Watvögel sind für mich allerdings die Sanderlinge. Die Burschen sind meist in kleineren Trupps unterwegs und können absolut nicht still stehen. Immer gibt es was zu entdecken und so wuselt es ständig um einen herum. Mehrere Tage habe ich mich auf sie konzentriert und mich meistens so positioniert, dass sie früher oder später zwischen mir und der Sonne sind, so dass ich wieder die Möglichkeit habe, Fotos im Gegenlicht zu machen.

Hin und wieder sehe ich andere Naturfotografen, die den Vögeln hinterherlaufen, um irgendwann ein Foto machen zu können, was allerdings nur selten von Erfolg gekrönt ist. Gerade bei den Watvögeln ist die beste Taktik die Vögel schon von weitem zu beobachten und sich eine Stelle herauszusuchen, an der sie immer wieder mal vorbei kommen. Dort muss man sich dann einfach gemütlich an den Strand setzen und warten. Meistens dauert es gar nicht lange und man ist umzingelt von den Tieren. Man wird dann kaum von ihnen wahr genommen und kann so ganz entspannt mit viel Ruhe und Geduld seine Fotos machen. Und das Beste ist, dass die Tiere dann ebenfalls entspannt sind und man so das ganz natürliche Verhalten beobachten und fotografieren kann. Den Tieren geht es dadurch wesentlich besser und außerdem möchte niemand Fotos von gestressten und flüchtenden Tieren sehen.

Wenn man dann den Sanderlingen stundenlang beim Frühstück zugesehen hat und die Sonne so weit oben ist, dass das Licht kaum noch zu gebrauchen ist, dann heißt es zurück zum Wohnwagen. Es gibt kaum was schöneres, als solch einen Morgen mit frischen Brötchen und einem Kaffee abzuschließen. Der Herbst ist nun fast wieder vorbei, doch der nächste Herbst kommt bestimmt und dann bin nicht nur ich wieder auf dem Darß!

 
Robert Sommer
Landschafts- und Tierfotograf

Robert Sommer ist geboren und aufgewachsen in Röbel / Müritz, ist ein Softwareentwickler aus Hamburg und ein international ausgezeichneter Naturfotograf. Fotografiert hat er schon immer gerne, doch erst mit dem Kauf der ersten Spiegelreflexkamera ging die Leidenschaft so richtig los. Während die ersten Jahre alles geknipst wurde, was vor die Linse kam, konzentriert sich Robert Sommer mittlerweile ausschließlich die Naturfotografie. Dabei macht es keinen Unterschied, ob es sich um Landschaften, Pflanzen oder Tiere handelt. Doch es gibt ganz klar einen Favoriten – die Vogelfotografie.

Portfolio | Webseite | Instagram | Mail: robert@sommerblende.de

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