Auf der Suche nach der Schönheit im Detail in der Normandie © Magdalena Gruber

Auf Fotoreise durch die Normandie

Ganz bestimmt ist eine 105mm Brennweite nicht die erste, an die man denkt, wenn man ans Fotografieren auf Reisen und die spontanen Motive unterwegs denkt. Zugegeben, die Größe und das Gewicht von 1,6kg waren für mich auch erst mal eine Herausforderung und trotzdem wollte ich das Objektiv unbedingt testen, abseits der Portraitfotografie. Also durfte sich das SIGMA 105mm F1,4 DG HSM | Art zusammen mit meinen anderen SIGMA-Objektiven in den Fotorucksack einreihen und einmal mit quer über Holland, Belgien und Frankreich in die Normandie fahren. Obwohl Ende September, wurden wir von schönstem Sonnenschein empfangen. Wie gut das tut!

Nach einem kurzen Abstecher ans Meer ging es aber direkt an die Arbeit bzw. an das Ausprobieren des 105mm Objektiv – und zwar in unserer Unterkunft. Als Interior Fotografin hat mich natürlich besonders interessiert, wie sich so eine lange Brennweite auf engem Raum schlägt und unsere kleine Ferienwohnung wurde zum Versuchsobjekt. Klar, dass das Objektiv sich eher weniger für gesamte Raumaufnahmen eignet, sollte sich von selbst verstehen, aber für Details gibt es definitiv eine Menge her! Mit dem SIGMA 105mm F1,4 DG HSM | Art gelingt es, ein Objekt oder Möbelstück so in den Fokus zu nehmen, dass der Hintergrund in der Unschärfe verschwindet und dadurch an Bedeutung verliert. Diese extrem lichtstarke Linse schafft es außerdem, dass auch mal aus der Hand geschossen werden kann, auch wenn das Licht nicht ganz optimal ist und man gerade kein Stativ zur Hand hat. Natürlich hab ich mir die Gelegenheit nicht nehmen lassen und auch mit meinem SIGMA 20mm F1,4 DG HSM | Art und SIGMA 35mm F1,4 DG HSM | Art noch ein paar schöne Aufnahmen unseres Apartments gemacht.

Nachdem ein paar schöne Motive entstanden sind, war ich mehr als zufrieden – Innenraumtest also mit Bravour bestanden.

Die nächsten Tage wollte ich das Objektiv unbedingt draußen im Einsatz testen. Mein Plan war es, das Objektiv trotz der Größe im Einsatz in der Streetfotografie zu testen und es dabei immer griffbereit mit mir zu tragen. Aufgrund des hohen Gewichts des Objektives habe ich mich dazu entschlossen, meinen Tragegurt direkt am Gewinde der Objektivschelle festzumachen, statt wie gewöhnlich an dem meiner Kamera. So konnte ich für eine ausgewogene Balance an meinem Gurt sorgen.

Unsere Unterkunft lag nur wenige Meter vom Meer entfernt, in einem kleinen Küstenort, also nutze ich die Abendstimmung, um einen kleinen Spaziergang entlang der Promenade zu machen.

Mission: Die Schönheit im Detail suchen. Denn ich bin der festen Überzeugung, dass sich an jeder Ecke etwas Interessantes zu fotografieren findet, auch wenn es nicht auf den ersten Blick das pittoreskeste Motiv ist. Vielmehr erzählen solche Ecken oft eine Geschichte, transportieren Emotionen und haben dadurch ihren ganz individuellen Reiz.

Schnell merkte ich: Die Spiegelungen und Fenster haben es mir heute sehr angetan. Das Meer durch die Fensterspiegelung der Promenadenhäuser zu fotografieren, ermöglichte es mir, sowohl das landschaftliche Szenario im Hintergrund als auch den Kontext der alten Gebäude mit ins Bild zu nehmen. Den Blick aus dem Fenster also im Fenster eingefangen!

Auch hier draußen muss ich mich erst mal an das Objektiv gewöhnen, normalerweise bin ich auf Reisen mit einer super kompakten Systemkamera inklusive fester 35mm Brennweite unterwegs – jetzt mit meiner Spiegelreflex + 105mm Objektiv! Spätestens jetzt bin ich froh, dass hier sowieso nicht viel los ist, denn unauffällig ist man mit der Kombination ganz bestimmt nicht unterwegs.

Neben der schönen Promenaden-Architektur fotografiere ich auch die ein oder andere Struktur: Die sanfte Wellenbewegung im Sand, das Meer, die großen Steinbrocken, die zum Ufer hin aufgeschüttet wurden, um das teils wilde Meer zu stoppen. In meinem Kopf entsteht schon eine Geschichte des heutigen Spaziergangs voller Details. Immer noch ist es hell genug, dass ich die vorhandene Lichtstärke des Objektives noch gar nicht ganz ausnutzen muss, sondern mit einer Blende 4 unterwegs bin und meine Motive eine schöne Schärfentiefe abbekommen.

Am Ende der Promenade bin ich dann noch mal abgebogen und durch die schönen, kleinen Sträßchen des Ortes gezogen. Die untergehende Sonne hat auch hier das ein oder andere Haus und die Flora drumherum in ein sanftes Licht getaucht und so musste ich natürlich auch hier noch ein paar Details einfangen.

Was ich an diesem Tag noch mal verinnerlicht habe: Manchmal muss man nicht das ganze Szenario im Bild haben, um die Stimmung und Eindrücke vor Ort transportieren zu können. Details lassen auch dem Betrachter noch Spielraum für eigene Interpretationen, die eigene Geschichte, das eigene Sehen. Schlussendlich ist es genau das, was mich an der Fotografie schon seit Jahren fasziniert: Geschichten erzählen, Kontexte schaffen, Geschichten sehen lassen.

Mein Fazit: Das SIGMA 105mm F1,4 DG HSM | Art ist ein wahnsinnig tolles Objektiv, das Ergebnisse mit hoher Qualität und einer tollen Schärfe liefert und Spaß macht. Für den Innenbereich kann ich mir durchaus vorstellen mit einer so langen Brennweite ab und an zu arbeiten, zumal ich hier meist eh vom Stativ agiere und das hohe Gewicht dann kaum eine Rolle mehr spielt. Für diejenigen, die gerne draußen unterwegs sind und dabei nicht unbedingt den nächsten Berg besteigen möchten, sondern sich vielleicht eher auf eine Location einlassen bietet das Objektiv auch bei schwindendem Licht durch die hohe Lichtstärke eine tolle Flexibilität.

 
Magdalena Gruber
Interieur Fotodesignerin

Magdalena ist freiberufliche Fotodesignerin in Dortmund. Während ihres Fotografiestudiums hat sie ihre Faszination für den Raum entdeckt und fotografiert seither am liebsten Innenräume. Ob Menschen im Bild sind spielt eine untergeordnete Rolle, denn auch der leere Raum zeichnet ein ausdrucksstarkes Bild seiner Bewohner:innen und deren Geschichte. Klare Linien, natürliches Licht und ein dokumentarisch minimalistischer Blick sind ihr Mittel durch Räume Geschichten zu erzählen. 

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